Anaplasmose (Parasitäre Infektionskrankheit durch Anaplasmen) bei Hunden
- Synonyme: Granulozytäre Ehrlichiose, canine Anaplasmose
- Englisch: Anaplasmosis
- Vorkommen: häufig
- Krankheitsort: Allgemein/Ganzer Körper
Inhalt
Die Anaplasmose ist eine vektorübertragene, systemische Infektionskrankheit beim Hund, die durch intrazelluläre BakterienBakterien sind mikroskopisch kleine, einzellige Organismen, die in fast allen Umgebungen auf der Erde vorkommen. Einige Bakterienarten sind nützlich oder sogar lebensnotwendig, andere können Krankheiten verursachen. der Gattung Anaplasma verursacht wird. Beim Hund sind insbesondere zwei Erregerarten von Bedeutung: Anaplasma phagocytophilum, der Auslöser der kaninen granulozytären Anaplasmose, und Anaplasma platys, der Erreger der zyklischen ThrombozytopenieThrombozytopenie ist ein Zustand, bei dem die Anzahl der Thrombozyten im Blut niedriger als normal ist, was das Risiko für leichte bis schwere Blutungen erhöht.. Beide Erreger werden durch Zecken übertragen, wobei A. phagocytophilum insbesondere durch Ixodes ricinus (gemeiner Holzbock) in Europa verbreitet ist. Die InfektionEine Infektion ist die Besiedlung und Vermehrung von Krankheitserregern wie Bakterien, Viren, Pilzen oder Parasiten in einem Organismus, die oft, aber nicht immer, zu einer Krankheit führen. kann asymptomatischAsymptomatisch bedeutet, dass keine erkennbaren Symptome einer Krankheit vorhanden sind. Ein Tier kann eine Krankheit oder Infektion haben, ohne sichtbare Anzeichen zu zeigen, was die Diagnose und Behandlung erschweren kann. verlaufen oder unspezifische bis schwerwiegende systemische Erkrankungen verursachen.
Ursachen
- Biss durch infizierte Zecken, insbesondere Ixodes-Zecken.
- Symptome:
- Hohes Fieber
- Starke Lethargie und Appetitlosigkeit
- Gelenkschmerzen und Steifheit
- In schweren Fällen können Anzeichen von Blutungen oder neurologische Symptome auftreten.
Ursache der Anaplasmose ist die Übertragung von Anaplasma-Erregern durch den Biss infizierter Zecken. A. phagocytophilum infiziert neutrophileNeutrophile sind eine Art von weißen Blutkörperchen, die eine wichtige Rolle in der Immunantwort spielen, insbesondere bei der Bekämpfung von bakteriellen Infektionen. Sie sind Teil der ersten Verteidigungslinie des Körpers gegen Krankheitserreger. Granulozyten, während A. platys bevorzugt Thrombozyten befällt. Nach einer InkubationszeitDie Inkubationszeit ist der Zeitraum zwischen der Infektion mit einem Krankheitserreger und dem Auftreten der ersten Symptome. Diese Zeitspanne kann je nach Erreger und individueller Immunantwort variieren. von 1 bis 2 Wochen beginnt die systemische Ausbreitung. Die BakterienBakterien sind mikroskopisch kleine, einzellige Organismen, die in fast allen Umgebungen auf der Erde vorkommen. Einige Bakterienarten sind nützlich oder sogar lebensnotwendig, andere können Krankheiten verursachen. entziehen sich der Immunabwehr durch intrazelluläre Persistenz und verursachen entzündliche Gewebereaktionen. Risikofaktoren für die InfektionEine Infektion ist die Besiedlung und Vermehrung von Krankheitserregern wie Bakterien, Viren, Pilzen oder Parasiten in einem Organismus, die oft, aber nicht immer, zu einer Krankheit führen. sind Aufenthalte in zeckenreichen Regionen, insbesondere in den wärmeren Monaten, unzureichende Zeckenprophylaxe sowie Jagd- oder Arbeitseinsätze im Freien. Co-Infektionen mit anderen Zeckenpathogenen (z. B. Borrelia burgdorferi, Babesia canis) sind möglich und erschweren die klinische Einordnung.
Symptome
- Fieber
- Allgemeinbefinden gestört
- Bewegungsunlust
- Blutungsneigung, Blutgerinnungsstörung (Koagulopathie)
- Gelenkschmerzen
- Erbrechen
- Durchfall
- Gewichtsverlust
- Allgemeinbefinden gestört
- Bewegungsunlust
- Blutung aus der Nase
- Blutungen an den Schleimhäuten
- Blutungsneigung, Blutgerinnungsstörung (Koagulopathie)
- Durchfall
- Fieber
- Gelenkschmerzen
- Gewichtsverlust
- Gleichgewichtsstörungen
- Krämpfe
- Erbrechen
- Zahnfleischbluten
Die klinischen Symptome der Anaplasmose sind oft unspezifisch und können akutAkut bezeichnet einen Zustand, der plötzlich auftritt und meist von kurzer Dauer ist. Im medizinischen Kontext werden damit Symptome oder Erkrankungen beschrieben, die schnell ernst werden können und sofortige Aufmerksamkeit erfordern. oder chronischAls chronisch wird ein Zustand oder eine Krankheit bezeichnet, die lang andauernd oder dauerhaft ist. Chronische Krankheiten entwickeln sich oft langsam und können im Laufe der Zeit zu anhaltenden oder wiederkehrenden Gesundheitsproblemen führen. auftreten. Häufige Symptome umfassen: Fieber, Lethargie, Inappetenz, Lahmheit durch polyarthritische Veränderungen, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Lymphadenopathie. Zudem treten häufig gastrointestinale Beschwerden wie Erbrechen oder Durchfall auf. Bei A. platys kann es durch zyklische ThrombozytopenieThrombozytopenie ist ein Zustand, bei dem die Anzahl der Thrombozyten im Blut niedriger als normal ist, was das Risiko für leichte bis schwere Blutungen erhöht. zu PetechienPetechien sind kleine, punktförmige Hautblutungen, die durch das Austreten von Blut aus den Kapillaren entstehen. Sie können auf eine Vielzahl von Zuständen hinweisen, einschließlich Infektionen, allergischen Reaktionen und Blutgerinnungsstörungen., EkchymosenEkchymosen sind flächige Blutungen unter der Haut oder Schleimhaut, die durch den Austritt von Blut aus den Gefäßen entstehen. Sie sind oft als blaue oder lila Flecken sichtbar und können nach Verletzungen oder bei bestimmten medizinischen Zuständen auftreten. und Nasenbluten kommen. In schweren Fällen sind neurologische Ausfälle, Ataxie und Krampfanfälle möglich. Manche Hunde zeigen auch Ödeme, Splenomegalie oder intermittierende Erschöpfung, was auf eine immunvermittelte Beteiligung hindeuten kann. ChronischAls chronisch wird ein Zustand oder eine Krankheit bezeichnet, die lang andauernd oder dauerhaft ist. Chronische Krankheiten entwickeln sich oft langsam und können im Laufe der Zeit zu anhaltenden oder wiederkehrenden Gesundheitsproblemen führen. infizierte Tiere bleiben teils symptomlos, können jedoch als Reservoir für Zecken fungieren.
Diagnose
- Serologische Tests zum Nachweis von Antikörpern gegen Anaplasma.
- PCR-Tests zur direkten Identifizierung des Erregers in Blutproben.
- Blutuntersuchungen zur Feststellung von Anomalien wie ThrombozytopenieThrombozytopenie ist ein Zustand, bei dem die Anzahl der Thrombozyten im Blut niedriger als normal ist, was das Risiko für leichte bis schwere Blutungen erhöht. oder Anämie.
Die DiagnoseEine Diagnose ist die Identifizierung einer Krankheit oder eines Zustandes durch ihre Symptome und/oder Ergebnisse aus diagnostischen Tests. Es ist der erste Schritt im Management und der Behandlung von Patienten. der Anaplasmose stützt sich auf eine Kombination aus klinischen Hinweisen, BlutuntersuchungEine Blutuntersuchung ist ein Laborverfahren, bei dem Blut entnommen und analysiert wird, um Informationen über den Gesundheitszustand des Körpers zu erhalten. Sie kann verschiedene Parameter wie Blutzucker, Blutbild, Leber- und Nierenwerte umfassen. und spezifischer Labordiagnostik. Im Blutbild zeigen sich häufig ThrombozytopenieThrombozytopenie ist ein Zustand, bei dem die Anzahl der Thrombozyten im Blut niedriger als normal ist, was das Risiko für leichte bis schwere Blutungen erhöht., milde Anämie und Leukopenie oder -zytose. Die klinisch-chemische Analyse kann erhöhte Leberenzyme, Hyperglobulinämie oder Hyperbilirubinämie aufdecken. Direktnachweis gelingt mittels mikroskopischem Erregernachweis in Giemsa-gefärbten Blutausstrichen, wobei Anaplasma-Morulae intrazellulär zu erkennen sind. Sensitiver und spezifischer sind serologische Verfahren wie der indirekte Immunfluoreszenztest (IFT) und ELISA zum Nachweis spezifischer AntikörperEin Antikörper ist ein Protein, das vom Immunsystem produziert wird, um spezifische Antigene zu erkennen und zu binden. Durch die Bindung an das Antigen können Antikörper die Zerstörung oder Neutralisierung des Antigens unterstützen.. Der PCR-Nachweis erlaubt eine direkte Bestätigung der Erreger-DNA im Blut, auch bei niedriger Erregermenge, und ist besonders in der Frühphase der Erkrankung entscheidend. Differenzialdiagnostisch müssen Ehrlichiose, Borreliose und Babesiose berücksichtigt werden.
Therapie
- Antibiotische TherapieTherapie bezieht sich auf die Behandlung von Krankheiten oder Störungen mit dem Ziel, Symptome zu lindern, Heilung zu fördern oder die Lebensqualität zu verbessern. Therapien können medikamentös, chirurgisch oder durch andere medizinische Interventionen erfolgen., typischerweise mit Doxycyclin, über einen Zeitraum von mehreren Wochen.
- Unterstützende Behandlungen, einschließlich Schmerzmanagement und Flüssigkeitstherapie.
Die TherapieTherapie bezieht sich auf die Behandlung von Krankheiten oder Störungen mit dem Ziel, Symptome zu lindern, Heilung zu fördern oder die Lebensqualität zu verbessern. Therapien können medikamentös, chirurgisch oder durch andere medizinische Interventionen erfolgen. der Wahl ist die systemische antibiotische Behandlung mit Doxycyclin (10 mg/kg, 1× täglich über 21–28 Tage), die bei frühzeitiger Anwendung meist zu einer raschen klinischen Besserung führt. In Einzelfällen sind Rückfälle möglich, insbesondere bei nicht vollständiger Eradikation. Bei gastrointestinaler Unverträglichkeit kann die Dosis angepasst oder auf Minocyclin ausgewichen werden. Begleitend erfolgt eine symptomatische TherapieTherapie bezieht sich auf die Behandlung von Krankheiten oder Störungen mit dem Ziel, Symptome zu lindern, Heilung zu fördern oder die Lebensqualität zu verbessern. Therapien können medikamentös, chirurgisch oder durch andere medizinische Interventionen erfolgen. mit Schmerzmitteln (nicht-steroidale AntiphlogistikaAntiphlogistika sind entzündungshemmende Medikamente. Sie können in nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAIDs) und Kortikosteroide unterteilt werden und werden bei Hunden und Katzen zur Reduzierung von Entzündungen und Schmerzen eingesetzt.), AntiemetikaAntiemetika sind Medikamente, die verwendet werden, um Übelkeit und Erbrechen zu verhindern oder zu behandeln. Bei Hunden und Katzen werden sie in verschiedenen Situationen eingesetzt, einschließlich nach Operationen, bei Reisekrankheit oder bei bestimmten Erkrankungen, die Übelkeit verursachen., Flüssigkeitssubstitution und ggf. Immunsuppressiva bei immunvermittelten Komplikationen. Bei schwerer ThrombozytopenieThrombozytopenie ist ein Zustand, bei dem die Anzahl der Thrombozyten im Blut niedriger als normal ist, was das Risiko für leichte bis schwere Blutungen erhöht. oder Anämie kann eine Transfusion notwendig werden. Eine Hospitalisierung ist in akuten Fällen mit Multiorganbeteiligung indiziert.
Prognose und Nachsorge
- Mit angemessener und frühzeitiger Behandlung ist die PrognoseDie Prognose ist die Vorhersage des wahrscheinlichen Verlaufs und Ausgangs einer Krankheit basierend auf dem allgemeinen Gesundheitszustand, der Art der Krankheit und der Reaktion auf die Behandlung. Sie kann Auskunft darüber geben, wie sich eine Erkrankung voraussichtlich entwickeln wird. für die meisten Hunde gut.
- Langfristige Gesundheitsprobleme sind selten, aber möglich, insbesondere wenn die DiagnoseEine Diagnose ist die Identifizierung einer Krankheit oder eines Zustandes durch ihre Symptome und/oder Ergebnisse aus diagnostischen Tests. Es ist der erste Schritt im Management und der Behandlung von Patienten. verzögert wurde.
- Präventive Maßnahmen gegen Zeckenbefall sind entscheidend, um das Risiko einer Anaplasmose zu minimieren.
Die Prognose ist bei frühzeitiger Diagnose und konsequenter TherapieTherapie bezieht sich auf die Behandlung von Krankheiten oder Störungen mit dem Ziel, Symptome zu lindern, Heilung zu fördern oder die Lebensqualität zu verbessern. Therapien können medikamentös, chirurgisch oder durch andere medizinische Interventionen erfolgen. gut. In den meisten Fällen kommt es zu einer vollständigen klinischen Erholung. Spätfolgen wie chronische Lahmheit, Immunreaktionen oder persistierende Erregernachweise ohne Symptome (Subkliniker) sind möglich. In solchen Fällen wird eine erneute PCR und ggf. Verlängerung der TherapieTherapie bezieht sich auf die Behandlung von Krankheiten oder Störungen mit dem Ziel, Symptome zu lindern, Heilung zu fördern oder die Lebensqualität zu verbessern. Therapien können medikamentös, chirurgisch oder durch andere medizinische Interventionen erfolgen. empfohlen. Die Nachsorge umfasst Kontrolluntersuchungen des Blutbildes sowie PCR- und Serologietests 4–6 Wochen nach Therapieende. Wichtig ist auch die Aufklärung des Tierhalters über eine konsequente Zeckenprophylaxe (Spot-ons, Halsbänder, orale Akarizide).
Zusammenfassung
Die Anaplasmose beim Hund ist eine zeckenübertragene Infektionskrankheit, die v. a. durch A. phagocytophilum ausgelöst wird und zu systemischen, teils schweren Krankheitsverläufen führen kann. Die Symptome reichen von Fieber über Lahmheiten bis zu hämorrhagischen Veränderungen. Die DiagnoseEine Diagnose ist die Identifizierung einer Krankheit oder eines Zustandes durch ihre Symptome und/oder Ergebnisse aus diagnostischen Tests. Es ist der erste Schritt im Management und der Behandlung von Patienten. erfolgt durch PCR und SerologieSerologie ist der Studienbereich, der sich mit der Analyse von Serum und anderen Körperflüssigkeiten beschäftigt, insbesondere in Bezug auf die Reaktion des Immunsystems auf Pathogene oder andere Antigene., die Therapie mit Doxycyclin ist effektiv. Bei frühzeitiger Behandlung ist die PrognoseDie Prognose ist die Vorhersage des wahrscheinlichen Verlaufs und Ausgangs einer Krankheit basierend auf dem allgemeinen Gesundheitszustand, der Art der Krankheit und der Reaktion auf die Behandlung. Sie kann Auskunft darüber geben, wie sich eine Erkrankung voraussichtlich entwickeln wird. günstig. Die wichtigste Präventionsmaßnahme ist eine zuverlässige Zeckenkontrolle, insbesondere in Endemiegebieten.
Ausblick auf aktuelle Forschung
Aktuelle Forschungsprojekte befassen sich mit der Entwicklung von Impfstoffen gegen A. phagocytophilum, der Identifikation neuer Oberflächenproteine als therapeutische Zielstrukturen sowie der Aufklärung immunologischer Mechanismen bei chronischer Persistenz. Auch die Rolle von Co-Infektionen und deren Einfluss auf die Krankheitsausprägung wird intensiv untersucht. Fortschritte in der molekularen Epidemiologie tragen zur verbesserten Erkennung von Subtypen bei, was therapeutische Entscheidungen künftig weiter individualisieren könnte.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
- Ist Anaplasmose für Menschen gefährlich?
Ja, A. phagocytophilum ist zoonotisch. Hunde stellen jedoch keine direkte Infektionsquelle für Menschen dar – die Übertragung erfolgt ausschließlich über Zecken. - Wie schnell wirkt Doxycyclin?
Eine klinische Besserung tritt meist innerhalb von 24–48 Stunden ein. - Kann ein Hund erneut an Anaplasmose erkranken?
Ja, Reinfektionen sind möglich, insbesondere ohne konsequente Zeckenprophylaxe. - Wie lange bleiben AntikörperEin Antikörper ist ein Protein, das vom Immunsystem produziert wird, um spezifische Antigene zu erkennen und zu binden. Durch die Bindung an das Antigen können Antikörper die Zerstörung oder Neutralisierung des Antigens unterstützen. nachweisbar?
Monate bis Jahre – ein positiver Serologietest weist nicht zwingend auf eine aktive InfektionEine Infektion ist die Besiedlung und Vermehrung von Krankheitserregern wie Bakterien, Viren, Pilzen oder Parasiten in einem Organismus, die oft, aber nicht immer, zu einer Krankheit führen. hin.
Literatur
- Greene, C. E. (Hrsg.) (2012): Infectious Diseases of the Dog and Cat. 4. Auflage. Elsevier Saunders.
- Kohn, B.; Silaghi, C. (2019): Vektorübertragene Erkrankungen beim Hund. Tierärztliche Praxis Kleintiere, 47(2), 91–104.
- Sainz, Á. et al. (2015): Clinical and laboratory findings in naturally infected dogs with Anaplasma phagocytophilum. Veterinary Record, 176(19), 476.