Anaplasmose (Parasitäre Infektionskrankheit durch Anaplasmen) bei Hunden

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Die Anaplasmose ist eine vektorübertragene, systemische Infektionskrankheit beim Hund, die durch intrazelluläre Bakterien der Gattung Anaplasma verursacht wird. Beim Hund sind insbesondere zwei Erregerarten von Bedeutung: Anaplasma phagocytophilum, der Auslöser der kaninen granulozytären Anaplasmose, und Anaplasma platys, der Erreger der zyklischen Thrombozytopenie. Beide Erreger werden durch Zecken übertragen, wobei A. phagocytophilum insbesondere durch Ixodes ricinus (gemeiner Holzbock) in Europa verbreitet ist. Die Infektion kann asymptomatisch verlaufen oder unspezifische bis schwerwiegende systemische Erkrankungen verursachen.

Ursachen

  • Biss durch infizierte Zecken, insbesondere Ixodes-Zecken.
  • Symptome:
  • Hohes Fieber
  • Starke Lethargie und Appetitlosigkeit
  • Gelenkschmerzen und Steifheit
  • In schweren Fällen können Anzeichen von Blutungen oder neurologische Symptome auftreten.

Ursache der Anaplasmose ist die Übertragung von Anaplasma-Erregern durch den Biss infizierter Zecken. A. phagocytophilum infiziert neutrophile Granulozyten, während A. platys bevorzugt Thrombozyten befällt. Nach einer Inkubationszeit von 1 bis 2 Wochen beginnt die systemische Ausbreitung. Die Bakterien entziehen sich der Immunabwehr durch intrazelluläre Persistenz und verursachen entzündliche Gewebereaktionen. Risikofaktoren für die Infektion sind Aufenthalte in zeckenreichen Regionen, insbesondere in den wärmeren Monaten, unzureichende Zeckenprophylaxe sowie Jagd- oder Arbeitseinsätze im Freien. Co-Infektionen mit anderen Zeckenpathogenen (z. B. Borrelia burgdorferi, Babesia canis) sind möglich und erschweren die klinische Einordnung.

Symptome

Die klinischen Symptome der Anaplasmose sind oft unspezifisch und können akut oder chronisch auftreten. Häufige Symptome umfassen: Fieber, Lethargie, Inappetenz, Lahmheit durch polyarthritische Veränderungen, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Lymphadenopathie. Zudem treten häufig gastrointestinale Beschwerden wie Erbrechen oder Durchfall auf. Bei A. platys kann es durch zyklische Thrombozytopenie zu Petechien, Ekchymosen und Nasenbluten kommen. In schweren Fällen sind neurologische Ausfälle, Ataxie und Krampfanfälle möglich. Manche Hunde zeigen auch Ödeme, Splenomegalie oder intermittierende Erschöpfung, was auf eine immunvermittelte Beteiligung hindeuten kann. Chronisch infizierte Tiere bleiben teils symptomlos, können jedoch als Reservoir für Zecken fungieren.

Diagnose

  • Serologische Tests zum Nachweis von Antikörpern gegen Anaplasma.
  • PCR-Tests zur direkten Identifizierung des Erregers in Blutproben.
  • Blutuntersuchungen zur Feststellung von Anomalien wie Thrombozytopenie oder Anämie.

Die Diagnose der Anaplasmose stützt sich auf eine Kombination aus klinischen Hinweisen, Blutuntersuchung und spezifischer Labordiagnostik. Im Blutbild zeigen sich häufig Thrombozytopenie, milde Anämie und Leukopenie oder -zytose. Die klinisch-chemische Analyse kann erhöhte Leberenzyme, Hyperglobulinämie oder Hyperbilirubinämie aufdecken. Direktnachweis gelingt mittels mikroskopischem Erregernachweis in Giemsa-gefärbten Blutausstrichen, wobei Anaplasma-Morulae intrazellulär zu erkennen sind. Sensitiver und spezifischer sind serologische Verfahren wie der indirekte Immunfluoreszenztest (IFT) und ELISA zum Nachweis spezifischer Antikörper. Der PCR-Nachweis erlaubt eine direkte Bestätigung der Erreger-DNA im Blut, auch bei niedriger Erregermenge, und ist besonders in der Frühphase der Erkrankung entscheidend. Differenzialdiagnostisch müssen Ehrlichiose, Borreliose und Babesiose berücksichtigt werden.

Therapie

  • Antibiotische Therapie, typischerweise mit Doxycyclin, über einen Zeitraum von mehreren Wochen.
  • Unterstützende Behandlungen, einschließlich Schmerzmanagement und Flüssigkeitstherapie.

Die Therapie der Wahl ist die systemische antibiotische Behandlung mit Doxycyclin (10 mg/kg, 1× täglich über 21–28 Tage), die bei frühzeitiger Anwendung meist zu einer raschen klinischen Besserung führt. In Einzelfällen sind Rückfälle möglich, insbesondere bei nicht vollständiger Eradikation. Bei gastrointestinaler Unverträglichkeit kann die Dosis angepasst oder auf Minocyclin ausgewichen werden. Begleitend erfolgt eine symptomatische Therapie mit Schmerzmitteln (nicht-steroidale Antiphlogistika), Antiemetika, Flüssigkeitssubstitution und ggf. Immunsuppressiva bei immunvermittelten Komplikationen. Bei schwerer Thrombozytopenie oder Anämie kann eine Transfusion notwendig werden. Eine Hospitalisierung ist in akuten Fällen mit Multiorganbeteiligung indiziert.

 

Prognose und Nachsorge

  • Mit angemessener und frühzeitiger Behandlung ist die Prognose für die meisten Hunde gut.
  • Langfristige Gesundheitsprobleme sind selten, aber möglich, insbesondere wenn die Diagnose verzögert wurde.
  • Präventive Maßnahmen gegen Zeckenbefall sind entscheidend, um das Risiko einer Anaplasmose zu minimieren.

Die Prognose ist bei frühzeitiger Diagnose und konsequenter Therapie gut. In den meisten Fällen kommt es zu einer vollständigen klinischen Erholung. Spätfolgen wie chronische Lahmheit, Immunreaktionen oder persistierende Erregernachweise ohne Symptome (Subkliniker) sind möglich. In solchen Fällen wird eine erneute PCR und ggf. Verlängerung der Therapie empfohlen. Die Nachsorge umfasst Kontrolluntersuchungen des Blutbildes sowie PCR- und Serologietests 4–6 Wochen nach Therapieende. Wichtig ist auch die Aufklärung des Tierhalters über eine konsequente Zeckenprophylaxe (Spot-ons, Halsbänder, orale Akarizide).

Zusammenfassung

Die Anaplasmose beim Hund ist eine zeckenübertragene Infektionskrankheit, die v. a. durch A. phagocytophilum ausgelöst wird und zu systemischen, teils schweren Krankheitsverläufen führen kann. Die Symptome reichen von Fieber über Lahmheiten bis zu hämorrhagischen Veränderungen. Die Diagnose erfolgt durch PCR und Serologie, die Therapie mit Doxycyclin ist effektiv. Bei frühzeitiger Behandlung ist die Prognose günstig. Die wichtigste Präventionsmaßnahme ist eine zuverlässige Zeckenkontrolle, insbesondere in Endemiegebieten.

Ausblick auf aktuelle Forschung

Aktuelle Forschungsprojekte befassen sich mit der Entwicklung von Impfstoffen gegen A. phagocytophilum, der Identifikation neuer Oberflächenproteine als therapeutische Zielstrukturen sowie der Aufklärung immunologischer Mechanismen bei chronischer Persistenz. Auch die Rolle von Co-Infektionen und deren Einfluss auf die Krankheitsausprägung wird intensiv untersucht. Fortschritte in der molekularen Epidemiologie tragen zur verbesserten Erkennung von Subtypen bei, was therapeutische Entscheidungen künftig weiter individualisieren könnte.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

  1. Ist Anaplasmose für Menschen gefährlich?
    Ja, A. phagocytophilum ist zoonotisch. Hunde stellen jedoch keine direkte Infektionsquelle für Menschen dar – die Übertragung erfolgt ausschließlich über Zecken.
  2. Wie schnell wirkt Doxycyclin?
    Eine klinische Besserung tritt meist innerhalb von 24–48 Stunden ein.
  3. Kann ein Hund erneut an Anaplasmose erkranken?
    Ja, Reinfektionen sind möglich, insbesondere ohne konsequente Zeckenprophylaxe.
  4. Wie lange bleiben Antikörper nachweisbar?
    Monate bis Jahre – ein positiver Serologietest weist nicht zwingend auf eine aktive Infektion hin.

Literatur

  1. Greene, C. E. (Hrsg.) (2012): Infectious Diseases of the Dog and Cat. 4. Auflage. Elsevier Saunders.
  2. Kohn, B.; Silaghi, C. (2019): Vektorübertragene Erkrankungen beim Hund. Tierärztliche Praxis Kleintiere, 47(2), 91–104.
  3. Sainz, Á. et al. (2015): Clinical and laboratory findings in naturally infected dogs with Anaplasma phagocytophilum. Veterinary Record, 176(19), 476.

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