Alveoläre Echinokokkose (Darminfektion mit dem Fuchsbandwurm, Echinococcus multilocularis) bei Hunden

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Der Befall mit dem Fuchsbandwurm, die alveoläre Echinokokkose, ist eine seltene, aber vor allem für den Menschen schwerwiegende parasitäre Erkrankung, die durch den Fuchsbandwurm, Echinococcus multilocularis, verursacht wird. Die Infektion erfolgt meist über die Aufnahme von Ausscheidungen von Füchsen oder damit verunreinigtem Futter oder Wasser. Auch durch direkten Kontakt mit infizierten Füchsen (Jagdhunde) ist eine Infektion bei Hunden möglich. Zwischenwirte bei der Entwicklung des Fuchsbandwurmes sind kleine Säugetiere wie Wühlmäuse. Werden diese Tiere gefressen, können sich fortpflanzungsfähige Würmer im Darm entwickeln, die Eier in großer Zahl ausscheiden. Ähnliches gilt für Katzen, auch wenn sie nicht ganz so empfänglich wie Hunde sind. In seltenen Fällen ist ähnlich wie beim Menschen auch ein Befall der Leber möglich.

Ursachen

  • Aufnahme von Echinococcus-Eiern durch Kontakt mit Fäkalien von infizierten Füchsen, Hunden oder Katzen
  • Verzehr von kontaminierten Nahrungsmitteln wie Beeren, Gemüse oder Wasser
  • Fressen der Zwischenwirte, insbesondere von Wühlmäusen

Die alveoläre Echinokokkose ist eine durch Larvenstadien des Fuchsbandwurms (Echinococcus multilocularis) verursachte Zoonose, die beim Hund als Fehlwirt auftreten kann. Beim Menschen handelt es sich um eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung mit tumorähnlichem Verhalten. Beim Hund hingegen kommt es im Normalfall zu einer asymptomatischen intestinalen Infektion, bei der der Hund als Endwirt dient und mit seinen Faeces infektiöse Eier ausscheidet. In seltenen Fällen kann es jedoch auch beim Hund zur extraintestinalen Infektion mit larvaler Gewebsbesiedelung (v. a. Leber) kommen, was dem klinischen Bild der alveolären Echinokokkose beim Menschen entspricht.

Symptome

Die meisten infizierten Hunde zeigen keine klinischen Symptome und bleiben asymptomatische Endwirte. Sie scheiden jedoch infektiöse Eier aus und stellen somit ein erhebliches zoonotisches Risiko für den Menschen dar. In seltenen Fällen, insbesondere bei hoher Infektionsdosis oder Immunsuppression, kann es zu einer larvalen Dissemination mit Leberbefall kommen. Klinisch äußert sich dies durch unspezifische Symptome wie Abgeschlagenheit, Inappetenz, Gewichtsverlust, intermittierendes Erbrechen, Ikterus und Aszites. Bei massiver Leberinfiltration kann es zur portalen Hypertension und Leberinsuffizienz kommen. Selten sind auch andere Organe wie Lunge, Milz oder Gehirn betroffen.

Diagnose

Die Diagnose erfolgt beim asymptomatischen Hund meist durch Kotuntersuchung im Rahmen von Routinechecks oder in Risikogebieten. Hierbei stehen verschiedene diagnostische Verfahren zur Verfügung:

  • Koproskopie zur Nachweisung von Eiern (niedrige Sensitivität)
  • Antigen-ELISA im Kot, spezifisch für E. multilocularis
  • PCR-Nachweis aus Kotproben, sehr sensitiv und spezifisch
  • Serologische Tests (ELISA, Western Blot) bei Verdacht auf extraintestinale Infektion

Bei klinischen Verdachtsfällen erfolgt zusätzlich eine bildgebende Diagnostik (Sonographie, CT) zur Darstellung zystischer Leberveränderungen. Eine definitive Diagnose kann durch Feinnadelaspiration mit histologischer oder molekularbiologischer Bestätigung gestellt werden, wobei hierbei höchste Biosicherheitsvorkehrungen zu beachten sind.

Therapie

  • Langfristige medikamentöse Behandlung mit Antiparasitika wie Praziquantel-haltige Entwurmungstabletten (Milbemax, Milprazon oder Adimere). Diese Mittel wirken auch gegen die anderen Bandwurmarten.
  • Chirurgische Entfernung der Zysten in komplizierten Fällen
  • Engmaschige Überwachung und Nachsorge zur Kontrolle des Krankheitsverlaufs

Die Therapie asymptomatischer Hunde mit intestinalem Befall erfolgt mit anthelmintischen Wirkstoffen, typischerweise Praziquantel (z. B. 5 mg/kg oral). In Endemiegebieten wird eine regelmäßige Entwurmung alle 4 Wochen empfohlen, um die Ausscheidung infektiöser Eier zu unterbinden.
Bei extraintestinalem Befall ist eine kurative Therapie schwierig bis unmöglich. In Analogie zur Humanmedizin wird eine langfristige antiparasitäre Therapie mit Albendazol oder Mebendazol durchgeführt. Eine chirurgische Resektion der befallenen Areale kann in Einzelfällen erwogen werden, ist jedoch beim Hund aufgrund der infiltrativen Ausbreitung selten erfolgreich. Die Behandlung erfolgt lebenslang oder bis zur Krankheitsprogression.

Prognose und Nachsorge

Bei rein intestinaler Infektion ist die Prognose nach erfolgreicher Entwurmung exzellent. Bei extraintestinaler Infektion ist die Prognose vorsichtig bis schlecht, da eine vollständige Elimination der Parasiten kaum möglich ist. Die Nachsorge besteht aus regelmäßiger klinischer Kontrolle, wiederholten Bildgebungen (v. a. Leberultraschall) und serologischer Verlaufsdiagnostik. Bei behandelten Endwirten ist besonders auf eine strenge Hygiene und Umweltkontrolle zu achten, um eine Reinfektion und Gefährdung des Menschen zu verhindern.

Zusammenfassung

Die alveoläre Echinokokkose beim Hund ist in der Regel eine asymptomatische Darminfektion mit dem Fuchsbandwurm Echinococcus multilocularis. In seltenen Fällen kann es zur invasiven larvalen Infektion mit schwerwiegenden klinischen Folgen kommen. Die Infektion stellt insbesondere aufgrund des Zoonosepotenzials ein erhebliches Risiko für den Menschen dar. Regelmäßige Entwurmung und Hygienemaßnahmen sind zentrale Säulen der Prophylaxe. Die Therapie bei klinisch manifester Erkrankung ist langwierig und oft nicht heilend.

Ausblick auf aktuelle Forschung

Die Forschung konzentriert sich auf neue antiparasitäre Wirkstoffe mit verbesserter Bioverfügbarkeit und reduzierter Toxizität. Auch Impfstrategien gegen E. multilocularis werden erprobt, sowohl für Zwischen- als auch Endwirte. Fortschritte in der molekularen Diagnostik erlauben eine frühere und spezifischere Erkennung der Infektion. Zudem werden epidemiologische Studien zur Verbreitung in urbanen Räumen durchgeführt, um das Risiko für Mensch und Tier besser abschätzen zu können. Auch die Entwicklung resistenter Erregerstämme gegenüber Benzimidazolen ist Gegenstand intensiver Überwachung.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

  1. Ist die alveoläre Echinokokkose beim Hund ansteckend für den Menschen?
    Indirekt, ja – Hunde scheiden infektiöse Eier aus, die vom Menschen aufgenommen werden können.
  2. Wie häufig ist die Erkrankung in Deutschland?
    Regional unterschiedlich, aber in südlichen und mittleren Bundesländern ist eine Endemizität nachgewiesen.
  3. Wie kann ich meinen Hund schützen?
    Durch regelmäßige Entwurmung (alle 4 Wochen), Vermeidung von Mäusefang und gute Hygienepraxis.
  4. Wie gefährlich ist die Erkrankung für den Hund selbst?
    In den meisten Fällen harmlos. Extraintestinale Formen sind jedoch schwerwiegend und prognostisch ungünstig.

Literatur

  1. Eckert, J.; Deplazes, P. (2004): Biological, epidemiological, and clinical aspects of echinococcosis, a zoonosis of increasing concern. Clinical Microbiology Reviews, 17(1), 107–135.
  2. Reperant, L. A. et al. (2009): Echinococcus multilocularis: epidemiology and risk assessment in urban settings. Parasitology, 136(3), 329–337.
  3. Craig, P. S. et al. (2017): Prevention and control of alveolar echinococcosis: strategies, approaches and research needs. Veterinary Parasitology, 213(3–4), 132–142.

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