Amöbiasis (Parasitäre Infektion mit Amöbenarten) bei Hunden
- Synonyme: Amöbenruhr
- Englisch: Amoebiasis
- Vorkommen: seltener
- Krankheitsort: Bauch/Becken
Inhalt
Amöbiasis bei Hunden ist eine seltene parasitäre InfektionEine Infektion ist die Besiedlung und Vermehrung von Krankheitserregern wie Bakterien, Viren, Pilzen oder Parasiten in einem Organismus, die oft, aber nicht immer, zu einer Krankheit führen., die durch die Aufnahme von Amöben, speziell Entamoeba histolytica, verursacht wird. Diese Amöben leben im Dickdarm und können schwere Darmentzündungen, Geschwüre und in schweren Fällen systemische Krankheiten verursachen.
Beim Hund ist insbesondere Entamoeba histolytica von klinischer Bedeutung, eine pathogene Amöbenart, die auch beim Menschen schwere Erkrankungen hervorrufen kann. Neben der intestinalen Form (den Darm betreffend) existieren auch extraintestinale Manifestationen, wie Leberabszesse, die beim Hund jedoch selten sind. Die Erkrankung tritt vorwiegend in tropischen und subtropischen Regionen auf, ist aber auch durch importierte Hunde relevant.
Ursachen
Ursache der Amöbiasis ist die orale Aufnahme infektiöser Zysten von Entamoeba histolytica, meist über kontaminiertes Wasser, Futter oder direkten Kontakt mit infiziertem Kot. Die Zysten sind in der Umwelt relativ widerstandsfähig und können über längere Zeit infektiösInfektiös beschreibt die Fähigkeit eines Erregers, von einem Individuum auf ein anderes übertragen zu werden und eine Infektion auszulösen. Es bezieht sich auch auf Krankheiten, die durch solche Erreger verursacht werden. bleiben. Nach der Aufnahme encystieren sie im Dünndarm, wobei die freigesetzten Trophozoiten in den Dickdarm wandern und sich dort vermehren. Pathogene Stämme dringen in die Darmwand ein und verursachen ulzerative Entzündungen. Nicht-pathogene Amöben wie Entamoeba coli können ebenfalls im Hundedarm vorkommen, sind jedoch nicht krankheitsauslösend.
Symptome
Die Symptome variieren je nach Infektionsgrad und Immunstatus des Hundes. Viele Hunde bleiben asymptomatische Träger. Bei klinisch manifesten Fällen sind die häufigsten Symptome:
- Chronischer oder intermittierender blutiger Durchfall, häufig mit Schleimbeimengungen
- Tenesmus (Pressdrang), besonders bei Dickdarmbeteiligung
- Abdominale Schmerzen und gelegentlich Fieber
- AnorexieAnorexie beschreibt den Verlust des Appetits oder das fehlende Verlangen zu essen. Obwohl es oft mit der Anorexia nervosa, einer Essstörung, assoziiert wird, kann Anorexie auch durch andere medizinische und psychologische Faktoren verursacht werden., Gewichtsverlust und allgemeine Leistungsschwäche
- Bei extraintestinaler Amöbiasis (z. B. Leberabszess) zusätzlich: Hepatomegalie, Fieber, Erbrechen, IkterusIkterus, auch Gelbsucht genannt, ist die Gelbfärbung der Haut, Schleimhäute und der weißen Augenteile. Sie ist ein Symptom erhöhter Bilirubinwerte im Blut, was auf Lebererkrankungen oder Gallenwegsprobleme bei Hunden und Katzen hinweisen kann.
Schwere Verläufe können durch Sekundärinfektionen oder systemische Entzündungsreaktionen zu septischen Zuständen führen. Welpen, immunsupprimierte Tiere oder Tiere unter schlechten hygienischen Bedingungen sind besonders gefährdet.
Diagnose
Die DiagnoseEine Diagnose ist die Identifizierung einer Krankheit oder eines Zustandes durch ihre Symptome und/oder Ergebnisse aus diagnostischen Tests. Es ist der erste Schritt im Management und der Behandlung von Patienten. der Amöbiasis ist anspruchsvoll und erfordert eine gezielte parasitologische und molekulare Diagnostik:
- Direkte mikroskopische Untersuchung von frischem Kot: Nachweis von Trophozoiten (beweglich, mit eingelagerten ErythrozytenErythrozyten, auch rote Blutkörperchen genannt, sind die häufigsten Blutzellen im menschlichen Körper. Ihre Hauptaufgabe ist der Transport von Sauerstoff von der Lunge zu den Geweben und von Kohlendioxid zurück zur Lunge.) oder Zysten – sensitiv nur bei mehrfacher Wiederholung und rascher Untersuchung
- Konzentrierungsverfahren und Dauerpräparate zur Zystenerkennung
- PCR-Untersuchung aus Kot zur spezifischen Identifizierung von E. histolytica und Abgrenzung zu nicht-pathogenen Amöben
- ELISA-basierte Antigennachweise aus Stuhlproben sind beim Hund wenig etabliert, können aber ergänzend eingesetzt werden
- SerologieSerologie ist der Studienbereich, der sich mit der Analyse von Serum und anderen Körperflüssigkeiten beschäftigt, insbesondere in Bezug auf die Reaktion des Immunsystems auf Pathogene oder andere Antigene. (Antikörpernachweis) ist bei extraintestinaler Amöbiasis hilfreich, jedoch nicht zwischen früherer und aktiver InfektionEine Infektion ist die Besiedlung und Vermehrung von Krankheitserregern wie Bakterien, Viren, Pilzen oder Parasiten in einem Organismus, die oft, aber nicht immer, zu einer Krankheit führen. differenzierend
- Bei Leberabszessen: Sonographie, FeinnadelaspirationFeinnadelaspiration ist eine minimal-invasive diagnostische Technik, bei der eine dünne Nadel verwendet wird, um Zellen oder Flüssigkeit aus einem Tumor, einer Läsion oder einem Organ zu entnehmen. Diese Probe wird dann mikroskopisch untersucht, um eine Diagnose zu stellen. mit ZytologieZytologie ist das Studium der Zellen, ihrer Struktur, Funktion und Chemie. In der Medizin bezieht es sich oft auf die Untersuchung von Zellen unter dem Mikroskop zur Diagnose von Krankheiten., evtl. PCR aus Punktatmaterial
Therapie
Die Behandlung richtet sich nach der klinischen Ausprägung und erfolgt in der Regel medikamentös mit antiprotozoischen Wirkstoffen:
- Metronidazol (15–25 mg/kg BID über 7–10 Tage) ist das Mittel der Wahl, da es sowohl trophozoitäre Formen bekämpft als auch entzündungshemmend wirkt
- Bei schweren Verläufen kann eine Kombination mit einem luminal wirksamen Mittel wie Paromomycin sinnvoll sein, um Zystenträgerstatus zu eliminieren
- Supportivmaßnahmen: Flüssigkeitstherapie, elektrolytische Stabilisierung, leicht verdauliche Diät
- Bei extraintestinalen Manifestationen wie Leberabszessen kann eine chirurgische DrainageDrainage bezeichnet das Ableiten von Flüssigkeit aus Körperhöhlen, Wunden oder entzündeten Bereichen, oft mittels eines Röhrchens oder einer anderen Vorrichtung. Sie wird eingesetzt, um Infektionen zu verhindern und die Heilung zu fördern. oder längerfristige antibiotische Kombinationstherapie erforderlich sein
Eine hygienische Begleitbehandlung (Reinigung von Umgebung, Desinfektion von Kotplätzen, Schutz anderer Tiere) ist unbedingt notwendig, um ReinfektionReinfektion bezeichnet das erneute Auftreten einer Infektion bei einem Individuum, das zuvor von derselben Krankheit geheilt wurde. Dies kann durch dasselbe oder ein ähnliches Pathogen verursacht werden. und Ausbreitung zu verhindern.
Prognose und Nachsorge
Die Prognose ist bei frühzeitiger DiagnoseEine Diagnose ist die Identifizierung einer Krankheit oder eines Zustandes durch ihre Symptome und/oder Ergebnisse aus diagnostischen Tests. Es ist der erste Schritt im Management und der Behandlung von Patienten. und adäquater TherapieTherapie bezieht sich auf die Behandlung von Krankheiten oder Störungen mit dem Ziel, Symptome zu lindern, Heilung zu fördern oder die Lebensqualität zu verbessern. Therapien können medikamentös, chirurgisch oder durch andere medizinische Interventionen erfolgen. in der Regel günstig. Unbehandelt oder bei schweren Verläufen (insbesondere bei extraintestinaler Ausbreitung) kann die Erkrankung jedoch lebensbedrohlich verlaufen. Rezidive sind möglich, insbesondere wenn asymptomatische Zystenträger nicht vollständig behandelt werden. Nachsorgeuntersuchungen mit wiederholter Kotanalyse (3–4 Wochen nach Therapieende) sind notwendig, um Therapieerfolg und Eliminierung der Zystenausscheidung zu überprüfen. In Beständen mit mehreren Tieren ist ein systematisches Screening zu empfehlen.
Zusammenfassung
Die Amöbiasis beim Hund ist eine parasitäre Darminfektion, die durch Entamoeba histolytica verursacht wird und sich vor allem in Form einer ulzerativen KolitisKolitis ist eine Entzündung des Dickdarms (Kolons). Symptome können Durchfall, Bauchschmerzen und Blut im Stuhl umfassen. Kolitis kann durch Infektionen, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn, oder andere Ursachen bedingt sein. äußert. Die InfektionEine Infektion ist die Besiedlung und Vermehrung von Krankheitserregern wie Bakterien, Viren, Pilzen oder Parasiten in einem Organismus, die oft, aber nicht immer, zu einer Krankheit führen. erfolgt über fäkal-oral kontaminierte Umwelt oder Zwischenwirte. Während viele Tiere asymptomatischAsymptomatisch bedeutet, dass keine erkennbaren Symptome einer Krankheit vorhanden sind. Ein Tier kann eine Krankheit oder Infektion haben, ohne sichtbare Anzeichen zu zeigen, was die Diagnose und Behandlung erschweren kann. bleiben, kann es bei bestimmten Risikogruppen zu schweren, auch extraintestinalen Verläufen kommen. Die Diagnostik erfordert gezielte parasitologische Verfahren, die TherapieTherapie bezieht sich auf die Behandlung von Krankheiten oder Störungen mit dem Ziel, Symptome zu lindern, Heilung zu fördern oder die Lebensqualität zu verbessern. Therapien können medikamentös, chirurgisch oder durch andere medizinische Interventionen erfolgen. erfolgt vorrangig mit Metronidazol. Konsequente Hygiene und Nachsorge sind entscheidend für einen nachhaltigen Behandlungserfolg.
Ausblick auf aktuelle Forschung
Forschungsschwerpunkte liegen auf der Entwicklung neuer Diagnostika zur Unterscheidung pathogener und apathogener Entamoeba-Arten, auf der Optimierung antiprotozoischer Therapien mit geringeren Nebenwirkungen sowie auf der molekularbiologischen Charakterisierung von Pathogenitätsfaktoren. In der One-Health-Perspektive wird auch die Rolle von Haushunden als potenzielle Vektoren für humane Infektionen untersucht. Die Impfstoffentwicklung ist im experimentellen Stadium, vorrangig in endemischen Regionen mit hoher zoonotischer Belastung.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
- Ist die Amöbiasis auf Menschen übertragbar?
Theoretisch ja – Hunde können infektiöse Zysten ausscheiden, allerdings ist die Bedeutung als Zoonoseträger unklar. - Wie lange dauert die Behandlung?
In der Regel 7–10 Tage, bei schwereren Fällen länger. - Können Hunde nach der InfektionEine Infektion ist die Besiedlung und Vermehrung von Krankheitserregern wie Bakterien, Viren, Pilzen oder Parasiten in einem Organismus, die oft, aber nicht immer, zu einer Krankheit führen. Träger bleiben?
Ja, ohne Symptome können sie weiter Zysten ausscheiden. - Wie kann ich meinen Hund schützen?
Durch gute Hygiene, sauberes Trinkwasser, Vermeidung von Kotaufnahme und regelmäßige tierärztliche Kontrollen.
Literatur
- Mundt, H. C.; Bangoura, B. (2012): Protozoeninfektionen bei Hund und Katze – neue diagnostische Methoden. Tierärztliche Praxis Kleintiere, 40(3), 169–176.
- Bogitsh, B. J.; Carter, C. E.; Oeltmann, T. N. (2013): Human Parasitology. 4. Auflage. Academic Press.
- Clark, C. G. et al. (2006): The epidemiology of Entamoeba infections: insights from molecular biology. Trends in Parasitology, 22(3), 132–138.
Inhalt
Einen interessanten Überblick zu Magen-Darm-Problemen bei Hunden, ergänzt durch Informationen zum Darm-Mikrobiom und der Bedeutung von Probiotika, können Sie hier finden: https://petsvetcheck.de/fachbeitrag/magen-darm-probleme-beim-hund/