Magen-Darm-Probleme beim Hund

Heilung beginnt mit der Diagnose – Unsere Expertise hilft Ihnen dabei

Inhalt

Ursachen und Symptome

Magen-Darm-Störungen bei Hunden können durch verschiedene Faktoren verursacht werden. Zu den häufigsten Ursachen gehören:

  • Falsche Ernährung: Plötzlicher Futterwechsel, minderwertiges Futter, Unverträglichkeiten oder das Fressen von verdorbenen Lebensmitteln können Verdauungsprobleme auslösen.
  • Infektionen und Parasiten: Bakterien (z. B. Salmonellen), Viren (z. B. Parvovirose) oder Parasiten wie Würmer und Giardien können den Magen-Darm-Trakt schädigen.
  • Chronische Erkrankungen: Krankheiten wie das inflammatorische Darmsyndrom (IBD), Pankreasinsuffizienz oder Stoffwechselstörungen können zu lang anhaltenden Verdauungsproblemen führen.
  • Stress und Umweltfaktoren: Veränderungen im Umfeld, Trennungsangst oder laute Geräusche können die Darmgesundheit negativ beeinflussen.
  • Toxine und Medikamente: Der Verzehr giftiger Substanzen (z. B. Schokolade, Zwiebeln) oder Nebenwirkungen bestimmter Medikamente können Magen-Darm-Beschwerden hervorrufen.

Wir haben Ihnen die wesentlichen Ursachen für Magen-Darm Erkrankungen und Störungen der Verdauung hier aufgelistet: (https://petsvetcheck.de/krankheiten-und-stoerungen/).

Alle aufgeführten Krankheiten, Störungen und Beschwerden im Magen-Darm-Bereich können direkt aufgerufen werden, um Einzelheiten zu erfahren.

Die typischen Symptome für Erkrankungen im Bereich des Magen-Darm-Traktes sind:

• Durchfall
• Erbrechen
• Bauchschmerzen
• Bauchkrämpfe
• Blähungen
• Appetitlosigkeit
• Lethargie 
• Fieber

Hund in eine Decke eingehüllt

Eine Zusammenstellung der meisten Ursachen für Probleme im Bereich des Magens und des Darms bei Hunden können Sie hier finden:

(https://petsvetcheck.de/krankheiten-und-stoerungen/). 

Diagnostik

Die Diagnostik ist abhängig von der betroffenen Region des Magen-Darm-Traktes.
Sind die Speiseröhre oder der Magen betroffen, bietet sich in erster Linie eine endoskopische Untersuchung (Magenspiegelung) an. Mit diesem bildgebenden Verfahren ist eine sehr gute Beurteilung der Schleimhaut möglich. Es können Proben für verschiedene Labortests und auch Gewebeproben für eine Zell- und Gewebeuntersuchung gewonnen werden.
Bei Erkrankungen und Störungen im Bereich des Dünndarmes und des Dickdarmes kommen ebenfalls vorrangig bildgebende Verfahren wie Röntgen und Computertomografie mit und ohne Kontrastmittel in Betracht. 
Bei Durchfallerkrankungen sind verschiedenen labordiagnostische Tests von Kotproben und im Blut üblich. Je nach Verdacht, können sich weitere Untersuchungen anschließen.
Bei akutem Durchfall kann man häufig von einem infektiösen oder allergischen Geschehen ausgehen. Auch Vergiftungen sind nicht ausgeschlossen. Bei chronischen Durchfällen können ebenfalls ein allergisches Geschehen oder funktionelle Störungen wie ein Reizdarmsyndrom vorliegen. In diesen Fällen muss auch an eine Krebserkrankung gedacht werden.

Therapie

Viele Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes können sehr gut medikamentös behandelt werden. Manchmal ist auch eine stationäre Aufnahme sinnvoll, insbesondere dann, wenn es schon zu einem Flüssigkeitsmangel gekommen ist und durch wiederholtes Erbrechen keine Ernährung über eine Fütterung möglich ist. Jungtiere sind besonders gefährdet. Bei einem allergischen Hintergrund der Beschwerden genügt eventuell auch eine Fütterungsberatung.
Bei dem Verdacht von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren ist eine längerfristige, säurehemmende Behandlung angezeigt. Der Nachweis möglicher Ursachen, einschließlich des Bakteriums Helicobacter pylori, sollte angestrebt werden. Dann ist eine dem entsprechende, gezielte Therapie notwendig.

Welche Bedeutung hat der Darm über die Verdauung von Nährstoffen hinaus?

Die Summe aller Bakterien, die sich im Darm befinden, bezeichnet man als Mikrobiom des Darmes. Nicht allgemein bekannt ist, dass sich etwa 70 Prozent aller Immunzellen im Darm befinden und der überwiegende Anteil aller Abwehrreaktionen auch dort stattfindet.

Insgesamt ist das Darmmikrobiom von Bedeutung bei:

  • der Unterstützung des Immunsystems
  • der Vermeidung von Allergien
  • der Regulierung des Stoffwechsels
  • dem allgemeinen Wohlbefinden
  • der Förderung der Gesundheit der Haut und der Fellqualität
  • der Aufnahme von Vitaminen
  • der Vitalität älterer Tiere 

Die Zusammensetzung des Mikrobioms ist für jedes Individuum individuell. Die Schleimschicht der Magen- und Darmschleimhaut ist der Nährboden für diese Bakterien. Gemeinsam bilden sie eine Schutzbarriere gegenüber Erregern. Die Integrität und optimale Zusammensetzung dieser Schutzbarriere sind damit, wie beim Menschen auch, eine wichtige Basis für die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Hunde und Katzen. 

Stress, falsche Ernährung oder die Gabe von Medikamenten können diese Schicht schädigen und den Anteil nützlicher Bakterien reduzieren und unerwünschte, krank machende Bakterien oder Fäulnisbakterien können sich überproportional vermehren. Eine solche Störung in der Zusammensetzung des Mikrobioms wird als Dysbiose bezeichnet.

Diese aus der Humanmedizin bekannten Zusammenhänge sollten wir auch bei unseren Hunden und Katzen beachten und sensibel mit dem Einsatz von Antibiotika umgehen.

Für eine Darmsanierung können Probiotika hilfreich sein. Zwei wesentliche Kriterien für ihre Nützlichkeit müssen jedoch erfüllt sein. Diese sind: Die Anzahl der enthaltenen Stämme sollte dem Mikrobiom bei Hunden und Katzen möglichst nahekommen und die Dosierung, d. h. die Menge an Mikrokulturen im Präparat sollte möglichst hoch sein. Eine hohe Dosierung setzt einen genügend großen Impuls, damit die Sanierung des Darmmilieus überhaupt in Gang kommt.

Nicht zuletzt muss die Verpackung so sein, dass die enthaltenen Bakterien lebensfähig bleiben. Infrage kommen eigentlich nur sogenannte Alu-Alu-Blister, bei denen jede Kapsel einzeln von einer Aluminiumkammer umhüllt ist.

Die Vorstellung, mit natürlichem Joghurt das Darmmilieu nach einer längerfristigen Eingabe von Antibiotika zu sanieren, ist fragwürdig, wenn man sich vorstellt, dass gute Mikrokulturenpräparate der Humanmedizin mindestens 20 Mrd. koloniebildende Einheiten (KBE) enthalten. Um diesen Wert zu erreichen, müssten etwa 25 Kilogramm (!) Joghurt aufgenommen werden.

Wann sind Probiotika für Hunde sinnvoll?

  • bei akuten und chronischen Magen-Darm-Problemen (Durchfall, Blähungen)
  • nach einer Antibiotika-Therapie zur Unterstützung des Aufbaus der nützlichen Darmflora
  • bei mit starkem Stress verbundenen Situationen
  • bei allgemeiner Immunschwäche
  • bei Allergien und Futter-Unverträglichkeiten

Was ist eine Kottransplantation?

Die Kottransplantation – in der Fachsprache meist als fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT) bezeichnet – ist ein Verfahren, bei dem aufbereiteter Kot  eines gesunden Spenders in den Darm eines erkrankten Tieres übertragen wird. Beim Hund wird diese Methode bei schweren oder chronischen Durchfallerkrankungen eingesetzt, insbesondere wenn herkömmliche Therapien keinen ausreichenden Erfolg zeigen. Die Behandlungsmethode ist in der Humanmedizin seit Langem etabliert. In der Tiermedizin, obwohl sehr erfolgreich, noch wenig verbreitet.

Ziel ist es, ein gesundes Darmmikrobiom im Empfängertier aufzubauen, sodass „gute“ Bakterien Entzündungsprozesse im Darm reduzieren und die Verdauung normalisieren können. Die Spenderkot-Probe wird in einem speziellen Verfahren aufbereitet (filtriert, gegebenenfalls tiefgefroren und auf Keimbelastung untersucht), bevor sie dem betroffenen Hund – meist über den Enddarm (Rektal-Katheter) oder den Dünndarm (per Endoskop oder Magensonde) – verabreicht wird.

In ersten Studien zeigten Hunde mit therapieresistenten Magen-Darm-Problemen (z. B. chronische Diarrhoe) nach einer FMT häufig eine deutliche Besserung der Kotkonsistenz und des Allgemeinbefindens. Dennoch ist das Verfahren noch relativ jung in der Veterinärmedizin; es wird bis jetzt nicht von allen Tierärzten durchgeführt und benötigt sorgfältig ausgewählte Spender, um das Risiko unerwünschter Keime zu minimieren.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

1. Warum sollte ich bei meinem Hund auf eine gesunde Darmflora achten?

Eine gesunde Darmflora (oder fachsprachlich: Ein ausgeglichenes Darmmikrobiom) ist bei Hunden deshalb so wichtig, weil sie entscheidend dazu beiträgt, den gesamten Organismus zu unterstützen. Konkret sorgt eine ausgewogene Bakterienbesiedlung im Darm dafür, dass:

  • Nährstoffaufnahme optimal stattfinden kann.
    Die Darmbakterien helfen bei der Aufspaltung und Verwertung von Nahrungsbestandteilen, sodass der Hund wichtige Vitamine, Mineralstoffe und andere Nährstoffe gut aufnehmen kann.
  • Schadstoffe und Krankheitserreger in Schach gehalten werden.
    Eine intakte Darmflora wirkt wie ein Schutzschild: „Gute“ Bakterien verhindern, dass sich potenziell krank machende Keime unkontrolliert vermehren und stärken somit das Immunsystem.
  • Das Immunsystem langfristig gestärkt wird.
    Ein Großteil der Immunzellen sitzt im Darm. Eine ausgeglichene Mikrobiota fördert die Reifung dieser Immunzellen und sorgt für ein stabiles Gleichgewicht zwischen Abwehr und Toleranz.
  • Verdauungsbeschwerden wie Durchfall oder Verstopfung vermieden oder gemildert werden.
    Bei einem stabilen Darmmilieu ist die Kotkonsistenz meist gut, und die Verdauung läuft störungsfrei ab.
  • Stress und allgemeines Wohlbefinden positiv beeinflusst werden können.
    Ein gesundes Mikrobiom trägt nachweislich auch dazu bei, dass weniger Stresshormone ausgeschüttet werden. Das hilft dem Hund, in belastenden Situationen ruhiger zu bleiben.

Zusammengefasst ist eine ausgewogene Darmflora eine Grundvoraussetzung für das körperliche und seelische Wohlbefinden des Hundes. Achten Sie daher auf eine hochwertige Ernährung, regelmäßige Vorsorge (z. B. Entwurmungen und tierärztliche Check-ups) und mögliche Unterstützung des Darmmikrobioms (z. B. durch Probiotika), damit Ihr Hund rundum gesund und munter bleibt.

 

2. Was könnte auf eine gestörte Darmflora hinweisen?

Eine gestörte Darmflora macht sich häufig durch verschiedene Verdauungs- und Allgemeinbeschwerden bemerkbar. Typische Anzeichen dafür können sein:

  • Durchfall oder breiiger Kot
    Treten Verdauungsprobleme vermehrt und wiederholt auf, kann das ein Hinweis auf ein Ungleichgewicht im Darm sein.
  • Blähungen und Bauchgeräusche
    Häufige Blähungen oder deutlich hörbare Darmgeräusche deuten oft darauf hin, dass Fäulnisprozesse oder Fehlgärungen im Darm stattfinden.
  • Appetitveränderungen und Gewichtsverlust
    Bei einer gestörten Darmflora werden Nährstoffe weniger effizient aufgenommen, sodass der Hund trotz ausreichend Futter an Gewicht verlieren oder generell „unrund“ wirken kann.
  • Mattigkeit oder verminderte Leistungsfähigkeit
    Ein anhaltendes Ungleichgewicht im Darm kann sich auf das allgemeine Wohlbefinden auswirken: Der Hund wirkt abgeschlagen und hat weniger Energie.
  • Häufige Infekte und schwächelndes Immunsystem
    Da ein großer Teil des Immunsystems im Darm sitzt, sind Hunde mit Dysbiose (ungesundem Mikrobiom) manchmal anfälliger für Infektionen oder andere Erkrankungen.
  • Haut- und Fellprobleme
    Eine schlechte Darmgesundheit äußert sich bei manchen Hunden über Hautausschläge, Juckreiz oder stumpfes Fell.

Treten mehrere dieser Symptome verstärkt oder über längere Zeit auf, lohnt es sich, tierärztlichen Rat einzuholen. Nach einer Untersuchung (z. B. Kot- und Bluttests) lässt sich oft ermitteln, ob eine gestörte Darmflora die Ursache ist und wie sie wieder ins Gleichgewicht gebracht werden kann.

 

3. Wann sollte ich meinem Hund Probiotika geben?

Die Fütterung von Probiotika kann in verschiedenen Situationen sinnvoll sein, um die Darmflora deines Hundes zu unterstützen oder wieder ins Gleichgewicht zu bringen:

  • Nach Antibiotika-Behandlungen
    Antibiotika wirken nicht nur gegen unerwünschte, sondern auch gegen viele nützliche Bakterien im Darm. Probiotika helfen dabei, die Darmflora rascher wieder aufzubauen.
  • Bei wiederkehrendem Durchfall oder sensibler Verdauung
    Hunde mit empfindlichem Magen-Darm-Trakt oder häufigen Verdauungsbeschwerden können von Probiotika profitieren, indem sie eine stabilere und widerstandsfähigere Mikrobiota aufbauen.
  • Nach schweren Durchfallerkrankungen
    Wenn ein Hund an akutem Durchfall oder einer Gastroenteritis litt, beschleunigen Probiotika oft die Regeneration und verbessern die Stuhlkonsistenz.
  • Unterstützend bei Stresssituationen
    In Phasen, die den Hund stark belasten (z. B. Umzug, längere Reisen, Wettbewerbe), kann das Mikrobiom leiden. Probiotika können helfen, in solchen Stressphasen das Gleichgewicht im Darm zu erhalten.
  • Bei Futterumstellungen
    Wenn du das Hundefutter (z. B. Sorte, Marke oder Darreichungsform) wechselst, kann eine zusätzliche Gabe von Probiotika die Anpassung im Darm erleichtern und Verdauungsprobleme vorbeugen.
  • Langfristige Immununterstützung
    In manchen Fällen empfiehlt sich eine kurweise oder dauerhafte Gabe von Probiotika – insbesondere bei chronisch sensiblen Tieren – um die Darmgesundheit zu stabilisieren und das Immunsystem zu stärken.

Ob eine Probiotikafütterung sinnvoll ist und welches Präparat am besten passt, hängt immer vom individuellen Gesundheitszustand des Hundes ab. Tierärzte oder spezialisierte Ernährungsberater für Hunde können dich dazu beraten und passende Empfehlungen aussprechen.

 

4. Was ist bei der Fütterung von Probiotika zu beachten?

Wenn du deinem Hund Probiotika geben möchtest, solltest du auf folgende Punkte achten:

  • Hochwertiges Präparat wählen
    Achte darauf, dass du ein Produkt wählst, das speziell für Hunde entwickelt wurde. Es sollte ausreichend lebende Keime enthalten und nach Möglichkeit auf Sicherheit und Wirksamkeit geprüft sein.
  • Auf die richtige Dosierung achten
    Halte dich an die Herstellerangaben oder die Empfehlung deines Tierarztes. Eine Über- oder Unterdosierung kann den gewünschten Effekt abschwächen oder zu leichten Verdauungsbeschwerden führen.
  • Kein Erhitzen oder heißes Futter
    Lebende Bakterienkulturen sind empfindlich gegenüber hohen Temperaturen. Vermische Probiotika daher nur mit Futter in Zimmertemperatur, damit die nützlichen Mikroorganismen nicht absterben.
  • Langsam starten und beobachten
    Beginne am besten mit der empfohlenen Mindestmenge und beobachte, ob dein Hund gut darauf anspricht. Sofern keine Probleme auftreten, kannst du gegebenenfalls die Dosierung anpassen.
  • Bei anhaltenden Beschwerden zum Tierarzt
    Probiotika helfen häufig bei leichten Verdauungsproblemen, ersetzen jedoch keine tierärztliche Diagnose und Therapie, wenn etwa schwerwiegende Erkrankungen oder Parasitenbefall vorliegen. Konsultiere bei hartnäckigen Symptomen immer einen Fachmann.
  • Auf Frische und sachgemäße Lagerung achten
    Manche Probiotika sind kühlungspflichtig oder sollten nicht im direkten Sonnenlicht aufbewahrt werden. Informiere dich in der Packungsbeilage oder beim Hersteller, damit die Keime lebendig bleiben.

Werden diese Punkte beachtet, können Probiotika eine wertvolle Unterstützung für die Darmgesundheit deines Hundes sein und zu einem stabileren Verdauungstrakt beitragen.

5. Welche Probiotika für Hunde gibt es?

Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Probiotika auf dem Markt, die speziell für Hunde entwickelt wurden. Häufig enthalten sie Bakterienstämme wie Enterococcus faecium, Lactobacillus acidophilus, Bifidobacterium-Arten oder auch Saccharomyces boulardii (eine Hefe). Hier ein kurzer Überblick über einige gängige Varianten:

  • Produkte mit Enterococcus faecium (z. B. SF68)
    • FortiFlora (Purina): Enthält den Stamm Enterococcus faecium SF68, ist als Pulver erhältlich und wird häufig bei Durchfall oder nach Antibiotikagaben eingesetzt.
    • Entero*-Ergänzungsprodukte verschiedener Hersteller: Oft ähnliche Bakterienstämme, teils kombiniert mit Vitaminen und Elektrolyten. Sie haben sich bei Welpendurchfall bewährt oder auch begleitend zu einer Antibiotika-Gabe.
       
  • Lactobacillus- und Bifidobacterium-Präparate
    • Pro-Kolin-Sorten (Protexin): Enthalten verschiedene Stämme wie Lactobacillus acidophilus und Bifidobacterium sowie Kaolin-Pektin zum Festigen des Kots.
    • Spezielle Kapseln oder Pulver mit mehreren Bakterienkulturen: Sie kombinieren oft mehrere Lactobacillus- und Bifido-Stämme, um ein breites Spektrum abzudecken.
  • Hefebasierte Probiotika
    • Saccharomyces boulardii: Wird insbesondere dann eingesetzt, wenn Antibiotika oder andere Mittel unerwünschte Bakterien verdrängen sollen, da Hefen im Gegensatz zu Bakterien nicht durch Antibiotika abgetötet werden.
    • Einige Kombinationspräparate enthalten sowohl Hefen als auch Bakterienkulturen, um akuten Durchfallphasen gegenzusteuern.
  • Kombinierte Präparate mit Präbiotika
    • Manche Probiotika sind zusätzlich mit Präbiotika (z. B. Fructooligosaccharide/Inulin) angereichert. Diese unverdaulichen Ballaststoffe dienen den nützlichen Bakterien als „Futter“ und unterstützen deren Ansiedlung im Darm.
  • Therapeutische Diäten mit Probiotika
    • Einige Tierfutterhersteller (z. B. Royal Canin, Hill’s, Purina) bieten Spezialfutter für sensible Hunde an, das bereits probiotische Stämme oder präbiotische Fasern enthält.

Beim Kauf oder Einsatz von Probiotika sollte man stets auf die Qualität und die Art der Bakterienstämme achten sowie auf eine ausreichende Dosierung (Koloniebildende Einheiten, KBE). Nicht jedes Produkt eignet sich gleichermaßen für jeden Hund. In der EU sind nur wenige probiotische Bakterienstämme für Hunde zugelassen. Bei diesen ist erwiesen, dass sie das Mikrobiom des Hundes positiv beeinflussen und  gesundheitlich unbedenklich sind. 

6. Wie lange und wie oft sollte ich meinem Hund Probiotika geben? 

Die Gabe von Probiotika bei Hunden richtet sich nach dem jeweiligen Gesundheitszustand, der Art des Probiotikums und den Empfehlungen des Tierarztes. Im Allgemeinen haben sich folgende Punkte bewährt:

Dauer der Anwendung

  • Akute Beschwerden: Bei kurzzeitigen Verdauungsproblemen (z. B. Durchfall, nach Antibiotika-Gabe oder Futterumstellung) werden Probiotika in der Regel 2–4 Wochen verabreicht, um die Darmflora wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
  • Chronische Beschwerden: Bei längerfristigen oder immer wiederkehrenden Verdauungsstörungen, Futtermittelunverträglichkeiten oder Allergien kann eine längere oder sogar dauerhafte Gabe sinnvoll sein. Hier empfiehlt es sich, den Behandlungsverlauf in regelmäßigen Abständen mit dem Tierarzt zu besprechen und gegebenenfalls anzupassen.

Häufigkeit der Verabreichung

Üblicherweise wird ein Probiotikum einmal täglich zusammen mit dem Futter verabreicht. Manchmal können auch zwei Gaben pro Tag sinnvoll sein. Die genaue Dosis und Häufigkeit hängen von der Konzentration der enthaltenen Bakterienkulturen und von der Empfehlung des Herstellers ab. Eine Rücksprache mit dem Tierarzt gibt Sicherheit und hilft, die korrekte Menge zu ermitteln.

Dosierung und Produktauswahl

  • Achten Sie auf hochwertige, speziell für Hunde entwickelte Probiotika. Produkte für den Menschen können andere Bakterienstämme in für den Hund nicht optimaler Konzentration enthalten.
  • Falsche Dosierungen führen unter Umständen zu unerwünschten Effekten wie Blähungen oder Durchfall; daher ist die Beachtung der Anwendungshinweise wichtig.

Wirkung und Kontrolle

  • Veränderungen in der Kotkonsistenz, im Appetit oder in der Gesamtverfassung können Hinweise auf die Wirksamkeit oder Verträglichkeit sein. Bei anhaltenden oder sich verschlimmernden Symptomen (z. B. häufiger Durchfall, Erbrechen) ist ein erneuter Tierarztbesuch ratsam.
  • Auch eine Kotuntersuchung kann helfen, den Erfolg der Probiotika-Gabe zu beurteilen, indem sie das mikrobiologische Gleichgewicht im Darm überprüft.

Besondere Situationen

  • Antibiotika-Behandlung: Eine gleichzeitige Gabe von Probiotika kann ratsam sein, um das Absterben gesunder Darmbakterien zu reduzieren; manchmal wird empfohlen, Probiotika während und zwei bis vier Wochen nach Ende der Antibiotika-Behandlung zu verabreichen.
  • Operationen oder Stresssituationen: Bei erhöhtem Stress, nach Operationen oder Impfungen kann eine unterstützende Probiotika-Gabe helfen, das Immunsystem zu stärken und Verdauungsprobleme zu mindern.

Fazit:

  • Wie lange? In den meisten Fällen mind. 2–4 Wochen, bei Bedarf auch länger oder dauerhaft.
  • Wie oft? Üblicherweise einmal pro Tag gemäß Herstellerangabe oder tierärztlicher Empfehlung.
 

7. Ist es sinnvoll, neben Probiotika auch Präbiotika zu verabreichen?

Die gleichzeitige Verabreichung von Probiotika und Präbiotika ist bei Hunden in vielen Fällen sinnvoll, da sich beide in ihrer Wirkung unterstützen und ergänzen. Hier ein Überblick:

  • Was sind Präbiotika?
    • Präbiotika sind unverdauliche Nahrungsbestandteile (häufig spezielle Ballaststoffe wie Inulin, FOS (Fructooligosaccharide) oder MOS (Mannan-Oligosaccharide)), die das Wachstum gesunder Darmbakterien fördern.
    • Sie dienen als „Futter“ für die erwünschten Bakterienstämme im Darm und tragen so zu einem ausgewogenen Darmmilieu bei.
  • Synergie von Probiotika und Präbiotika
    • Probiotika (lebende Bakterienstämme) können sich im Darm leichter ansiedeln, wenn sie über Präbiotika verfügen, die ihnen als Nährstoffquelle dienen.
    • Durch die Kombination beider Stoffe wird die Darmflora auf zweifache Weise unterstützt: Zum einen gelangen nützliche Bakterien in den Darm, zum anderen erhalten die schon vorhandenen oder zugefütterten Bakterien eine optimale Ernährungsgrundlage.
  • Vorteile für den Hund
    • Unterstützung der Verdauung: Die besseren Bedingungen für nützliche Bakterien können dazu beitragen, Durchfall, Blähungen oder andere Verdauungsstörungen zu mindern.
    • Stärkung des Immunsystems: Ein gesunder Darm trägt maßgeblich zur Abwehr von Krankheitserregern bei.
    • Bessere Verwertung von Nährstoffen: Ein gut funktionierender Darm kann wichtige Nährstoffe optimal aufnehmen.
  • Empfehlenswerte Situationen
    • Nach Antibiotikagaben zur schnelleren und nachhaltigeren Wiederherstellung einer gesunden Darmflora.
    • Bei chronischen oder immer wieder auftretenden Verdauungsproblemen (z. B. weicher Kot, sensible Magen-Darm-Bereiche, Futterumstellungen).
    • Bei Stress, Operationen oder generell, wenn das Immunsystem oder die Verdauung zusätzlichen Support benötigen.
  • Anwendungshinweise
    • In vielen Fällen ist eine Kombination von Pro- und Präbiotika möglich und wird oft schon in Kombinationspräparaten angeboten.
    • Bei der Dosierung sollten die Herstellerangaben beachtet und eventuell tierärztlicher Rat eingeholt werden. Zu hohe Mengen an Präbiotika können, vor allem bei empfindlichen Hunden, zu vermehrten Blähungen oder Durchfall führen.

Fazit

  • Ja, es kann sehr sinnvoll sein, neben Probiotika auch Präbiotika zu geben, da beide zusammenspielen und sich in ihrer Wirkung ergänzen.
  • Die genaue Dosierung und Auswahl geeigneter Präparate sollte am besten in Rücksprache mit dem Tierarzt erfolgen, um eine optimale Verträglichkeit und Wirksamkeit zu gewährleisten.

8. Kann ich meinem Hund Probiotika auch ohne offensichtlichen Grund geben?

Die Gabe von Probiotika „einfach so“ ohne konkreten Anlass ist im Prinzip möglich und für die meisten Hunde nicht schädlich. Allerdings gibt es einige Punkte zu berücksichtigen:

  • Unterstützung der Darmflora
    • Probiotika können den Darm mit nützlichen Bakterienstämmen versorgen und so zur Stabilisierung der Darmflora beitragen. Ein gesunder Darm ist wichtig für eine gute Verdauung und ein starkes Immunsystem.
    • Hunde, die keine Verdauungsprobleme haben und allgemein gesund sind, profitieren jedoch nicht immer spürbar von einer routinemäßigen Probiotikagabe.
  • Vorbeugung bei Stress oder Veränderung
    • Leichte Stresssituationen (z. B. Umzug, Reise, Futterumstellung) oder kleinere Alltagsbelastungen können eine kurzfristige Gabe von Probiotika rechtfertigen, um das Verdauungssystem zu unterstützen.
    • In diesen Fällen kann die vorbeugende Einnahme sinnvoll sein, damit der Darm in einer ungewohnten Situation stabil bleibt.
  • Langfristige Anwendung
    • Wer seinem Hund dauerhaft Probiotika geben möchte, sollte stets das Kosten-Nutzen-Verhältnis abwägen.
    • Eine gesunde Darmflora braucht zwar regelmäßige „Pflege“, wird aber in der Regel auch durch eine hochwertige, ausgewogene Ernährung und einen stressarmen Alltag ausreichend unterstützt.
  • Individuelle Verträglichkeit
    • In der Regel sind hochwertige Probiotika gut verträglich. Dennoch können selten Blähungen oder Durchfall auftreten, wenn das Produkt nicht optimal auf den Hund abgestimmt ist oder die Dosierung zu hoch gewählt wird.
  • Tierärztlicher Rat
    • Bei gesunden Hunden ohne Beschwerden ist eine regelmäßige Gabe von Probiotika oft nicht zwingend erforderlich.
    • Wer jedoch vorbeugend Probiotika einsetzen möchte oder unsicher ist, ob sich eine bestimmte Kombination aus Pro- und Präbiotika eignet, sollte tierärztlichen Rat einholen und die individuelle Situation des Hundes besprechen.

Fazit:

  • Es ist grundsätzlich möglich, gesunden Hunden Probiotika ohne konkreten Anlass zu geben, beispielsweise zur Vorbeugung in Stresssituationen.
  • Eine dauerhafte Routineanwendung ist bei beschwerdefreien Hunden meist nicht notwendig, kann aber in Rücksprache mit dem Tierarzt sinnvoll sein, etwa wenn man präventiv bei besonderen Belastungen unterstützen möchte.
  • Achten Sie stets auf hochwertige Präparate und beobachten Sie, ob Ihr Hund sie gut verträgt.
 

9. Mein Hund hat eine Futtermittelallergie. Worauf muss ich achten, wenn ich Probiotika verwenden möchte? 

Wenn Ihr Hund eine Futtermittelallergie hat und Sie Probiotika geben möchten, gibt es einige wichtige Aspekte zu beachten:

  • Zusammensetzung des Probiotikums überprüfen
    • Achten Sie darauf, dass das Präparat keine Allergene enthält, auf die Ihr Hund empfindlich reagiert (z. B. bestimmte Eiweiße aus Kuhmilch, Soja oder Getreide).
    • Lesen Sie die Liste der Inhaltsstoffe genau durch und wählen Sie im Zweifelsfall ein Produkt, das speziell für Allergiker-Hunde entwickelt wurde.
  • Spezielle Bakterienstämme
    • Manche Probiotika enthalten verschiedene Bakterienkulturen (z. B. Lactobacillus, Bifidobacterium). Diese gelten in der Regel als gut verträglich und können sogar helfen, eine gestörte Darmbarriere zu stabilisieren.
    • Eine Zielsetzung kann sein, das Immunsystem des Darms zu unterstützen, damit es weniger überschießend auf Allergene reagiert.
  • Eliminationsdiät oder Spezialfutter
    • Oft wird Hunden mit Futtermittelallergie eine Eliminationsdiät oder ein hypoallergenes Futter verordnet. Prüfen Sie, ob sich die Probiotika problemlos in diese Fütterung integrieren lassen.
    • Achten Sie darauf, dass die Probiotika frei von unerwünschten Zusatzstoffen sind, die die Diättherapie beeinträchtigen könnten.
  • Dosierung und Verträglichkeit
    • Beginnen Sie mit einer niedrigen Dosierung und beobachten Sie Ihren Hund auf mögliche unerwünschte Reaktionen (z. B. Durchfall, Erbrechen, Juckreiz).
    • Steigern Sie die Menge erst nach und nach, wenn Ihr Hund das Produkt gut verträgt.
  • Kontrolle und Erfolgskontrolle
    • Eine Besserung von Allergie-Symptomen kann sich häufig erst nach mehreren Wochen einstellen, da sich der Darm zunächst regenerieren und die Immunantwort des Körpers sich stabilisieren muss.
    • Tritt hingegen innerhalb weniger Tage eine Verschlechterung auf, sollte das Probiotikum abgesetzt und tierärztlicher Rat eingeholt werden.

Fazit:

  • Wählen Sie für Ihren allergischen Hund Probiotika ohne bekannte Allergieauslöser und besprechen Sie die Anwendung vorab mit Ihrem Tierarzt.
  • Achten Sie besonders auf Zusammensetzung, Dosierung und Verträglichkeit, um eine optimale Unterstützung der Darmgesundheit zu gewährleisten und allergische Reaktionen zu vermeiden.

Literatur

  1. SCHMITZ, Sabrina und SUCHODOLSKI, Jan S.
    Understanding the canine intestinal microbiome and its modification by pro-, pre- and synbiotics. Journal of Veterinary Internal Medicine, 2016, 30(1), S. 11–22.

2. XIA, Junliang, et al. The function of probiotics and prebiotics on canine intestinal health and their evaluation criteria. Microorganisms, 2024, 12. Jg., Nr. 6, S. 1248.

3. BAILLON, Marie-Louise A.; MARSHALL-JONES, Zoe V.; BUTTERWICK, Richard F. Effects of probiotic Lactobacillus acidophilus strain DSM13241 in healthy adult dogs. American journal of veterinary research, 2004, 65. Jg., Nr. 3, S. 338-343.

4. Ziese AL (2020) Probiotika-Therapie bei Hunden mit Akutem hämorrhagischem Diarrhoesyndrom. Dissertation, Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München