Aktinomykose (Strahlenpilzkrankheit) bei Hunden

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Die Aktinomykose, auch als Strahlenpilzkrankheit bezeichnet, wird beim Hund hauptsächlich durch Bakterien der Gattung Actinomyces verursacht. Trotz der Bezeichnung „Strahlenpilz“ handelt es sich nicht um einen Pilz, sondern um grampositive, fakultativ oder strikt anaerobe Bakterien, die sich unter bestimmten Bedingungen (z. B. Schleimhautverletzungen) im Gewebe vermehren und eine chronisch-entzündliche, granulomatöse Erkrankung hervorrufen können. Da Hunde vergleichsweise selten erkranken, ist Aktinomykose eine eher seltene, aber dennoch ernstzunehmende Infektion.

Ursachen

  • Bakterielle Infektion: Verursacht durch Actinomyces-Spezies (z. B. Actinomyces viscosus oder Actinomyces bovis). Diese Mikroorganismen kommen in der normalen Maulflora von Hunden vor und können über kleine Wunden oder Verletzungen der Maulschleimhaut in tiefere Gewebeschichten eindringen.
  • Prädisponierende Faktoren: Schleimhautläsionen (z. B. durch Fremdkörper, Zahnprobleme), geschwächtes Immunsystem oder vorherige Operationen im Mundbereich.

Fehlbezeichnung „Pilz“: Trotz des Namens „Strahlenpilzkrankheit“ handelt es sich um eine bakterielle Infektion. Die Bezeichnung rührt von der strahlenförmigen Anordnung der Kolonien im Gewebe her.

Symptome

Diagnose

  • Klinische Anzeichen: Chronisch-entzündliche, schmerzhafte Schwellungen im Kiefer-, Hals- oder Brustbereich, die fistulieren können. Eitriges Sekret mit schwefelartigen Granula („Sulfur Granules“) ist charakteristisch.
  • Bildgebung: Röntgen oder CT/MRT können bei ausgedehnten Infektionen Hinweis auf Knochendestruktionen geben, insbesondere im Kiefer- oder Schädelbereich.
  • Zytologie und Kultur: Die gesicherte Diagnose erfolgt über den Nachweis der Bakterien in Abstrichen oder Biopsien (mikroskopischer Nachweis von „Sulfur Granules“, bakteriologische Anzucht auf anaeroben Nährmedien).
  • Differentialdiagnosen: Andere bakterielle Abszesse, Pilzinfektionen (z. B. Blastomykose, Aspergillose), Tumoren oder Fremdkörper-induzierte Entzündungen müssen ausgeschlossen werden.

Therapie

  • Antibiotische Langzeittherapie:
    • Penicillin G (hochdosiert) gilt als Mittel der Wahl. Eine Therapie über mehrere Wochen bis Monate ist oft erforderlich.
    • Bei Penicillin-Unverträglichkeit oder Resistenzen können Cephalosporine, Tetracycline oder Makrolide in Betracht gezogen werden.
  • Chirurgische Maßnahmen:
    • In manchen Fällen ist eine chirurgische Debridement (Ausräumung von infiziertem Gewebe, Entfernung von Fistelgängen) nötig, um die bakteriell befallenen Bereiche zu reduzieren.
    • Fremdkörper (z. B. Grannen) sollten konsequent entfernt werden, falls sie als Infektionsquelle dienen.
  • Supportive Pflege:
    • Ausreichende Ernährung und Flüssigkeitsversorgung, insbesondere wenn der Hund durch Schmerz oder Fistelbildung beeinträchtigt ist.
    • Regelmäßige Wundspülungen können helfen, die Anzahl pathogener Bakterien lokal zu verringern.

Prognose und Nachsorge

Mit angemessener Behandlung können gute Heilungschancen erreicht werden. Die Erholung kann jedoch langwierig sein, insbesondere bei ausgedehnten Infektionen. Unbehandelt kann die Aktinomykose zu schwerwiegenden Komplikationen führen.

  • Behandlungsdauer entscheidend: Bei konsequenter, oft langwieriger Antibiotikatherapie und ggf. chirurgischer Sanierung sind die Heilungschancen gut. Ein vorzeitiges Abbrechen der Therapie kann jedoch zu Rückfällen führen.
  • Rezidivrisiko: Besteht, wenn Erregerreservoire (z. B. im Knochen oder in tiefen Fistelgängen) nicht vollständig beseitigt werden.

Langzeitperspektive: Bei erfolgreicher Therapie ist die Prognose in vielen Fällen günstig. Unbehandelt oder bei stark ausgedehnten Infektionen kann es jedoch zu schweren Gewebeschädigungen und Komplikationen kommen.

Nachsorge

  • Regelmäßige Kontrollen: Nach Abklingen der akuten Symptome sollten klinische Untersuchungen und evtl. erneute Bildgebung (Röntgen, Ultraschall) erfolgen, um einen Rückgang der Infektion zu bestätigen.
  • Langfristige Antibiotikagabe: Bei komplizierten Verläufen (z. B. Knochenbeteiligung) kann eine orale Antibiotikabehandlung noch über mehrere Wochen erforderlich sein. Blutuntersuchungen (Leber- und Nierenwerte) sind sinnvoll, um mögliche Nebenwirkungen zu erkennen.

Maulhygiene: Eine gute Zahnpflege (professionelle Zahnreinigung, Entfernung von Plaque) senkt das Risiko erneuter Schleimhautschäden und Infektionen.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

1. Was ist Aktinomykose (Strahlenpilzkrankheit) beim Hund?

Antwort:
Aktinomykose ist eine chronisch-bakterielle Infektion, verursacht durch Actinomyces-Spezies. Der Begriff „Strahlenpilzkrankheit“ geht auf das charakteristische, strahlenförmige Wachstum dieser Bakterienkolonien zurück. Fachliteratur wie Withrow & MacEwen’s Small Animal Clinical Oncology erwähnt diese Krankheit eher am Rande, da sie seltener ist als Tumorerkrankungen, dennoch kann sie schwerwiegende Gewebeschäden verursachen.

2. Welche Symptome deuten auf Aktinomykose hin?

Antwort:
Typisch sind hartnäckige, eitrige Schwellungen oder Fisteln im Kiefer-, Hals- oder Brustbereich. Aus den Fisteln kann sekretähnlicher Eiter mit gelblichen Bröckchen („Sulfur Granules“) abfließen. petsvetcheck.de empfiehlt bei chronischen, schlecht heilenden Wunden eine aktinomyzetische Infektion auszuschließen.

3. Wie erfolgt die Infektion?

Antwort:
Die Bakterien leben in der Maulhöhle und gelangen durch kleine Wunden (z. B. durch Zahnprobleme, Fremdkörper, Bissverletzungen) in tiefere Gewebeschichten. Dort vermehren sie sich unter anaeroben Bedingungen.

4. Wie wird die Diagnose gesichert?

Antwort:

  • Klinisches Bild: Chronische, eitrige Schwellungen, Fistelgänge.
  • Zytologie oder Biopsie: Nachweis von Bakterienkolonien (teilweise mit Gramfärbung) und „Sulfur Granules“.
  • Bakteriologische Kultur: Bestätigt die Infektion mit Actinomyces.

5. Ist Aktinomykose ansteckend für andere Hunde oder Menschen?

Antwort:
Eine direkte Ansteckung zwischen Hunden oder von Hund auf Mensch ist selten, da die Infektion in erster Linie durch körpereigene Bakterien entsteht, die über Wunden in das Gewebe eindringen. Dennoch sollte man im Umgang mit eitrigem Sekret vorsichtig sein.

6. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Antwort:

  • Langzeitantibiotikatherapie (z. B. hochdosiertes Penicillin G über mehrere Wochen).
  • Chirurgisches Debridement oder Entfernung von Fremdkörpern.
  • Supportive Maßnahmen wie Wundspülungen und Schmerzmanagement.

7. Wie lange dauert die Behandlung in der Regel?

Antwort:
Die Therapie kann sich über mehrere Wochen bis Monate erstrecken. Laut BSAVA Manual of Canine and Feline Oncology (obwohl dies eher onkologische Themen behandelt, wird auch hier vereinzelt auf langwierige Infektionen eingegangen) ist eine kurze Antibiotika-Gabe meist nicht ausreichend.

8. Kann ein Hund vollständig geheilt werden?

Antwort:
Ja, bei konsequenter und ausreichend langer Antibiotikabehandlung plus eventueller chirurgischer Intervention ist eine vollständige Heilung in den meisten Fällen möglich. Ein Abbruch der Therapie zu früh erhöht jedoch das Risiko für Rückfälle.

9. Welche Komplikationen können auftreten?

Antwort:

  • Knochenschäden (z. B. Osteomyelitis), wenn die Infektion in den Knochen übergreift.
  • Ausgedehnte Gewebezerstörungen mit Fistelbildung.
  • Rezidive durch unvollständige Behandlung.

10. Wie kann ich einer Aktinomykose beim Hund vorbeugen?

Antwort:
Eine gute Zahnpflege und Maulhygiene reduzieren Schleimhautverletzungen. Regelmäßige Tierarztkontrollen, besonders bei Zahnproblemen, und das Vermeiden von Fremdkörpern im Maul (z. B. spitze Holzstücke) verringern das Risiko für tiefe Wunden, in denen sich Actinomyces ausbreiten könnte.

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