Kongenitales Vestibularsyndrom (Angeborene Funktionsstörung der Gleichgewichtsorgane im Ohr) bei Hunden

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Kongenitales Vestibularsyndrom ist eine angeborene Erkrankung, die die Gleichgewichtsorgane im Innenohr von Hunden betrifft und zu Problemen mit dem Gleichgewicht und der Koordination führt.

Das Wichtigste auf einen Blick

Das kongenitale Vestibularsyndrom bei Hunden ist eine genetisch bedingte Störung des Vestibularsystems im Innenohr, das für Gleichgewicht und Orientierung verantwortlich ist. Hunde mit dieser Erkrankung haben von Geburt an Entwicklungsfehler in diesem System. Häufig betrifft es bestimmte Rassen wie Dobermänner, Beagles, Akitas und Deutsche Schäferhunde, was auf erbliche Faktoren hinweist. Zusätzlich können Entwicklungsstörungen des Innenohrs während der Trächtigkeit durch Umweltfaktoren wie Infektionen oder toxische Expositionen der Mutter beeinflusst werden. Zu den typischen Symptomen gehören Kopfschiefhaltung, Gleichgewichtsstörungen, unkoordinierter Gang, Kreisbewegungen, erhöhter Speichelfluss und Nystagmus. Seltener treten Erbrechen und Taubheit auf. Die Diagnose erfolgt durch eine klinische Untersuchung und kann durch bildgebende Verfahren oder genetische Tests ergänzt werden. Eine Heilung gibt es nicht, daher konzentriert sich die Behandlung auf die Linderung der Symptome und Verbesserung der Lebensqualität. Medikamente und Physiotherapie können helfen, die Symptome zu kontrollieren und die motorischen Fähigkeiten zu verbessern. Die Prognose variiert, viele Hunde können jedoch ein normales Leben führen, wenn sie frühzeitig behandelt werden. Präventivmaßnahmen umfassen die Vermeidung der Zucht von betroffenen Tieren und die Sicherstellung einer gesunden Umgebung für trächtige Hündinnen, um das Risiko zu minimieren.

Ursachen

Das Vestibularsyndrom betrifft das Vestibularsystem, das Teil des Innenohrs ist und eine wesentliche Rolle bei der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts und der Orientierung im Raum spielt. Dieses System besteht aus den Vestibularorganen, die Informationen über Bewegung und Position des Kopfes an das Gehirn weiterleiten. Bei Hunden, die an einem kongenitalen Vestibularsyndrom leiden, ist dieses System von Geburt an fehlerhaft entwickelt.

Die genauen Ursachen für das kongenitale Vestibularsyndrom können variieren. In vielen Fällen ist die Erkrankung genetisch bedingt. Bestimmte Hunderassen scheinen prädisponiert zu sein, was darauf hindeutet, dass erbliche Faktoren eine große Rolle spielen. Rassen wie der Dobermann, Beagle, Akita und Deutscher Schäferhund sind häufiger betroffen.

Zusätzlich zu genetischen Faktoren können intrauterine Entwicklungsstörungen des Innenohrs während der Trächtigkeit eine Rolle spielen. Solche Entwicklungsstörungen können durch verschiedene Umweltfaktoren beeinflusst werden, darunter Infektionen oder toxische Expositionen, die die Mutter während der Trächtigkeit erfahren hat.

Symptome

Die Symptome des kongenitalen Vestibularsyndroms treten in der Regel schon in einem sehr jungen Alter auf, oft bereits bei Welpen. Ein häufiges Symptom ist ein abnormales Kopfschiefhalten, bei dem der Hund seinen Kopf zur Seite neigt. Dies geschieht, weil das Gehirn versucht, die fehlerhafte Information des Vestibularsystems zu kompensieren.

Andere Anzeichen können unkoordiniertes Gehen oder Stolpern sein. Die Hunde wirken oft desorientiert und haben Schwierigkeiten, sich normal zu bewegen, was als Ataxie bezeichnet wird. Nystagmus, eine unwillkürliche, rhythmische Bewegung der Augen, ist ebenfalls ein häufiges Symptom.

In einigen Fällen können auch Erbrechen oder Übelkeit auftreten, da das Gleichgewichtsgefühl gestört ist. Manche Hunde zeigen eine gewisse Abneigung gegen Bewegung oder Aktivität, da diese Symptome durch Bewegungen ausgelöst oder verstärkt werden können.

Diagnose

Die Diagnose des kongenitalen Vestibularsyndroms beginnt in der Regel mit einer gründlichen klinischen Untersuchung durch einen Tierarzt. Der Tierarzt wird die neurologischen Funktionen untersuchen, einschließlich der Beobachtung von Augenbewegungen, der Kopfhaltung und des Gangbildes des Hundes.

Um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen, können weiterführende diagnostische Tests erforderlich sein. Dazu gehören bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen oder Magnetresonanztomographie (MRT), um strukturelle Anomalien im Innenohr oder Gehirn zu identifizieren.

In einigen Fällen kann eine genetische Untersuchung erwogen werden, insbesondere wenn bestimmte Rassenmerkmale vorhanden sind. Diese Tests können helfen, genetische Marker zu identifizieren, die mit der Erkrankung in Verbindung gebracht werden.

Therapie

Da das kongenitale Vestibularsyndrom genetisch bedingt ist, gibt es keine Heilung für die Erkrankung. Die Behandlung konzentriert sich daher auf die Linderung der Symptome und die Verbesserung der Lebensqualität des betroffenen Hundes.

Medikamente können eingesetzt werden, um Symptome wie Übelkeit und Erbrechen zu kontrollieren. In einigen Fällen können auch Medikamente zur Unterstützung der vestibulären Funktion und zur Verbesserung der neuronalen Kommunikation im Gehirn hilfreich sein.

Physiotherapie kann ebenfalls von Vorteil sein, um die motorischen Fähigkeiten zu verbessern und dem Hund zu helfen, besser mit den Gleichgewichtsstörungen umzugehen. Dazu gehören Übungen zur Verbesserung der Koordination und des Gleichgewichts.

Prognose und Nachsorge

Die Prognose für Hunde mit kongenitalem Vestibularsyndrom variiert je nach Schweregrad der Symptome und der betroffenen Rasse. Viele Hunde lernen, mit ihren Symptomen zu leben, und können ein relativ normales Leben führen, insbesondere wenn sie frühzeitig behandelt werden.

In einigen Fällen können die Symptome im Laufe der Zeit abklingen oder sich verbessern, während sie bei anderen Hunden bestehen bleiben. Die Lebensqualität kann durch gezielte Maßnahmen und Anpassungen im Alltag erheblich verbessert werden.

Prävention

Da es sich um eine genetische Erkrankung handelt, ist die Prävention des kongenitalen Vestibularsyndroms eine Herausforderung. Eine Möglichkeit, das Risiko zu verringern, besteht darin, die Zucht von Hunden, die bekannte Träger der Erkrankung sind, zu vermeiden.

Wenn bei einer bestimmten Rasse eine genetische Prädisposition bekannt ist, kann die genetische Untersuchung von Zuchttieren helfen, Träger zu identifizieren und so die Weitergabe des Gens an nachfolgende Generationen zu verhindern.

Eine weitere präventive Maßnahme besteht darin, trächtige Hündinnen vor potenziellen Umweltfaktoren, die die Entwicklung des Innenohrs beeinträchtigen könnten, zu schützen. Dazu gehört die Vermeidung von toxischen Substanzen und die Sicherstellung einer gesunden Umgebung während der Trächtigkeit.

Literatur

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