Allergische Reaktion (Anaphylaxie)

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Eine allergische Reaktion bei Hunden oder Katzen ist eine überschießende Immunantwort, bei der das Immunsystem auf harmlose Substanzen (Allergene) überreagiert. Bei einer Allergie identifiziert das Immunsystem diese Substanzen jedoch als Bedrohung und reagiert mit der Bildung von Abwehrstoffen, sog. Antikörpern. Die allergischen Reaktionen des Körpers sind meist lokal begrenzt oder äußerlich sichtbar, beispielsweise als Hautausschlag oder Pusteln. Auch Symptome wie Juckreiz, Schwellungen oder Durchfall sind möglich. Die Anaphylaxie (anaphylaktischer Schock) ist die schwerste Form einer allergischen Reaktion und stellt einen immunologischen Notfall dar. Hierbei werden große Mengen an Entzündungsmediatoren (z. B. Histamin) ausgeschüttet, was zu massiven Kreislaufproblemen und Organfunktionsstörungen wie einer extrem starken Gefäßweitstellung und zu einem Abfall des Blutdrucks führen kann. Gleichzeitig können Schwellungen der Atemwege entstehen, die eine lebensbedrohliche Situation darstellen. Während beim Menschen das am meisten betroffene Organ die Lunge ist, stehen beim Hund häufig Symptome des Darms im Vordergrund.

Das Wichtigste auf einen Blick

Allergische Reaktionen bei Hunden und Katzen stellen eine bedeutende Herausforderung in der Veterinärmedizin dar. Sie entstehen durch eine überschießende Immunantwort auf normalerweise harmlose Substanzen und können sich in verschiedenen Schweregraden manifestieren – von milden Hautirritationen bis zu lebensbedrohlichen anaphylaktischen Reaktionen.

Die häufigsten Auslöser umfassen Umweltallergene wie Pollen und Hausstaubmilben, Futtermittelkomponenten, Insektenstiche sowie Medikamente und Impfstoffe. Die klinischen Manifestationen sind vielfältig und können die Haut (Juckreiz, Rötungen, Quaddeln), den Respirationstrakt (Husten, Atemnot), den Gastrointestinaltrakt (Erbrechen, Durchfall) oder multiple Organsysteme betreffen.

Die Diagnose erfordert einen systematischen Ansatz, beginnend mit einer gründlichen Anamnese und klinischen Untersuchung, gefolgt von Ausschlussdiagnostik und spezifischen Allergietests wie Intradermaltests, serologischen Untersuchungen oder Eliminationsdiäten. Die Therapie basiert auf drei Säulen: Allergenvermeidung, symptomatische Behandlung mit Antihistaminika, Glukokortikoiden oder neueren Medikamenten wie Oclacitinib, sowie allergen-spezifische Immuntherapie bei Umweltallergien.

Die Prognose ist bei adäquater Behandlung meist günstig, wenngleich allergische Erkrankungen typischerweise chronisch verlaufen und eine lebenslange Therapie erfordern. Eine strukturierte Nachsorge mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen und Anpassung der Behandlungsstrategie ist essenziell für den langfristigen Erfolg.

Für Tierbesitzer ist es wichtig, die Anzeichen allergischer Reaktionen frühzeitig zu erkennen, potenzielle Auslöser zu identifizieren und bei schweren Symptomen umgehend tierärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Mit einem umfassenden Managementansatz können die meisten allergischen Tiere eine gute Lebensqualität erreichen.

Ursachen

Allergische Reaktionen bei Hunden und Katzen können durch verschiedene Auslöser verursacht werden. Die Hauptkategorien umfassen:

Umweltallergene: Pollen von Bäumen, Gräsern und Unkräutern, Hausstaubmilben, Schimmelpilzsporen und andere Umweltpartikel können saisonale oder ganzjährige allergische Reaktionen auslösen. Diese Form wird auch als atopische Dermatitis bezeichnet und ist besonders bei Hunden häufig.

Futtermittelallergene: Proteinquellen wie Rindfleisch, Hühnerfleisch, Milchprodukte, Eier, Weizen und Soja gehören zu den häufigsten Nahrungsmittelallergenen. Im Gegensatz zu der weitverbreiteten Annahme sind Getreide seltener Auslöser als tierische Proteine. Futtermittelallergien können sich in jedem Alter entwickeln, auch wenn das Tier jahrelang dasselbe Futter problemlos vertragen hat.

Insektenstiche: Bienen-, Wespen- oder Hornissenstiche können schwere allergische Reaktionen auslösen. Besonders gefährlich sind Stiche im Kopf- oder Halsbereich, da Schwellungen hier die Atemwege beeinträchtigen können.

Medikamente und Impfstoffe: Bestimmte Antibiotika, Antiparasitika und andere Arzneimittel können allergische Reaktionen hervorrufen. Auch Impfreaktionen kommen vor, sind aber im Vergleich zum Nutzen der Impfung selten.

Kontaktallergene: Chemikalien in Reinigungsmitteln, Teppichen, Kunststoffen oder Pflanzen können bei direktem Hautkontakt allergische Reaktionen verursachen.

Die Entwicklung einer Allergie erfolgt in zwei Phasen: Zunächst findet eine Sensibilisierung statt, bei der das Immunsystem Antikörper gegen das Allergen bildet. Bei erneutem Kontakt kommt es dann zur allergischen Reaktion. Genetische Faktoren, Umwelteinflüsse und die Darmflora spielen bei der Entstehung von Allergien eine wichtige Rolle.

Ein anaphylaktischer Schock ist eine der schwerwiegendsten Notfallsituationen beim Hund. Ein umgehendes Erkennen der Symptome, schnelles Handeln und eine rasche Vorstellung beim Tierarzt können über das Leben des Tieres entscheiden.

Symptome

Die Symptome allergischer Reaktionen bei Hunden und Katzen können je nach betroffenem Organsystem, Schweregrad und Art des Allergens variieren. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen lokalen und systemischen Reaktionen.

Lokale Reaktionen betreffen meist die Haut und Schleimhäute:

  • Juckreiz (Pruritus) ist das Leitsymptom vieler allergischer Erkrankungen
  • Hautrötungen (Erythem), besonders an Pfoten, Bauch, Achseln und im Gesicht
  • Quaddeln (Urtikaria) als erhabene, gerötete Hautbereiche
  • Schwellungen (Angioödem), besonders an Lippen, Augenlidern und Ohren
  • Chronische Hautveränderungen wie Verdickungen, Hyperpigmentierung und Lichenifikation
  • Sekundäre bakterielle oder Hefepilzinfektionen durch ständiges Kratzen und Lecken

Systemische Reaktionen betreffen multiple Organsysteme:

  • Respiratorische Symptome: Niesen, Husten, pfeifende Atemgeräusche, Atemnot
  • Gastrointestinale Symptome: Erbrechen, Durchfall (manchmal blutig), Bauchschmerzen
  • Okulare Symptome: Bindehautentzündung, vermehrter Tränenfluss, Augenreiben
  • Otitis externa (Ohrenentzündung), besonders bei atopischer Dermatitis

Bei einer Anaphylaxie, der schwersten Form der allergischen Reaktion, können folgende lebensbedrohliche Symptome auftreten:

  • Plötzlicher Kollaps und Schwäche
  • Blasse oder bläuliche Schleimhäute
  • Tachykardie (erhöhte Herzfrequenz) initial, später Bradykardie (verlangsamter Herzschlag)
  • Hypotension (niedriger Blutdruck)
  • Schwere Atemnot durch Larynxödem oder Bronchospasmus
  • Bewusstlosigkeit bis zum Koma

Bei Katzen können allergische Reaktionen sich auch als Asthma manifestieren, gekennzeichnet durch episodische Atemnot, Husten und pfeifende Atemgeräusche. Zudem zeigen Katzen häufig das Symptom der miliaren Dermatitis. Diese ist gekennzeichnet durch kleine krustöse Läsionen, die über den Rücken verteilt sind.

Die Symptome können innerhalb von Minuten nach Allergenkontakt auftreten (besonders bei Anaphylaxie) oder sich langsamer über Stunden bis Tage entwickeln (häufiger bei Futtermittelallergien).

Erste Hilfe

Ein schnelles, richtiges Eingreifen kann über Leben und Tod entscheiden. Folgende Maßnahmen haben sich bewährt:

  • Ruhe bewahren und sichern: Ein Hund in Panik kann unberechenbar reagieren. Sprechen Sie ihn ruhig an und verhindern Sie Verletzungsrisiken.
  • Auslöser entfernen: Falls möglich, den allergieauslösenden Faktor beseitigen (z. B. Insekt, Insektengiftstachel, verdächtiges Futter).
  • Lockern von Halsband oder Geschirr: Gerade bei Schwellungen im Halsbereich ist dies wichtig, um dem Hund das Atmen zu erleichtern.
  • Kein Futter oder Wasser geben: Es besteht Verschluckungsgefahr, besonders bei Schleimhautschwellungen.
  • Notfallmedikamente anwenden (falls vorhanden): Dazu können vom Tierarzt verordnete Antihistaminika oder Kortikosteroide gehören.
  • Sofort Tierarzt konsultieren: Ein Besuch in der Praxis oder Klinik ist unumgänglich, sobald sich der Verdacht auf eine schwere allergische Reaktion bestätigt.

Diagnose

Die Diagnose allergischer Erkrankungen bei Hunden und Katzen erfordert einen systematischen Ansatz, da die Symptome häufig unspezifisch sind und andere Erkrankungen ausgeschlossen werden müssen. Der diagnostische Prozess umfasst mehrere Schritte:

Anamnese und klinische Untersuchung: Eine detaillierte Krankengeschichte ist entscheidend und sollte Informationen über Symptombeginn, -dauer und -verlauf, mögliche Auslöser, Saisonalität, bisherige Behandlungen und Familienanamnese umfassen. Die klinische Untersuchung kann Hinweise auf betroffene Organsysteme und den Schweregrad der Reaktion geben.

Dermatologische Untersuchung: Bei Hautmanifestationen werden Verteilungsmuster der Läsionen untersucht, da diese oft charakteristisch für bestimmte Allergieformen sind. Zytologische Untersuchungen von Hautabstrichen können sekundäre bakterielle oder Hefepilzinfektionen nachweisen.

Ausschlussdiagnostik: Zunächst werden andere Ursachen für die Symptome ausgeschlossen, wie Ektoparasiten (Flöhe, Milben), Infektionen oder Autoimmunerkrankungen. Dies kann durch Hautgeschabsel, Trichogramme (Haaruntersuchungen) oder Hautbiopsien erfolgen.

Spezifische Allergietests:

  1. Intradermaltests (IDT): Kleine Mengen potenzieller Allergene werden in die Haut injiziert und die Reaktion beobachtet. Diese Tests gelten als Goldstandard für die Diagnose von Umweltallergien, erfordern jedoch Sedierung oder Narkose und spezialisierte Kenntnisse.
  2. Serologische Tests: Messung allergenspezifischer IgE-Antikörper im Blut. Diese sind weniger invasiv als IDTs, können aber falsch-positive Ergebnisse liefern und sind weniger sensitiv.
  3. Eliminationsdiäten: Der Goldstandard zur Diagnose von Futtermittelallergien. Über 8–12 Wochen wird eine neuartige Proteinquelle oder eine hydrolysierte Diät gefüttert, gefolgt von Provokationstests mit einzelnen Nahrungskomponenten.

Bildgebende Verfahren: Bei Verdacht auf respiratorische Beteiligung können Röntgenaufnahmen oder CT-Untersuchungen des Thorax hilfreich sein, besonders bei Katzen mit Verdacht auf allergisches Asthma.

Biomarker: Neuere Forschungen untersuchen spezifische Biomarker wie Zytokine oder mikroRNAs, die bei allergischen Erkrankungen verändert sein können. Diese Methoden befinden sich jedoch noch im experimentellen Stadium.

Die Diagnose allergischer Erkrankungen ist komplex und erfordert oft eine Kombination verschiedener diagnostischer Methoden. Eine genaue Diagnose ist jedoch entscheidend für die Entwicklung eines effektiven Behandlungsplans.

Weitere tieräztliche Maßnahmen

Fahren Sie sofort zu einem Tierarzt! Ist bei Ihrem Tier eine Allergie bekannt und besteht aktuell keine Möglichkeit, einen Tierarzt aufzusuchen, sollte das vermutlich im Notfallset Ihres Hundes vorhandene Antihistaminikum oder Kortikosteroid nach der vom Haustierarzt verordneten Dosierung angewandt werden.

Die Anaphylaxie ist eine der schwerwiegendsten Formen einer Allergie.
Die therapeutischen Maßnahmen betreffen in erster Linie die Gabe von Adrenalin.
Weiterhin sind in der Regel zusätzliche Maßnahmen wie Dauertropfinfusionen und die Gabe weiterer Medikamente zur Behandlung der weiteren Symptome notwendig.
Eine stationäre Überwachung für mindestens 8–12 Stunden ist anzuraten, da teilweise wiederholte Adrenalingaben notwendig sind. Die Therapie kann eine längere Zeit in Anspruch nehmen, wenn bereits Organe Mitleidenschaft gezogen wurden.

In der Tierklinik werden umgehend diagnostische und therapeutische Schritte eingeleitet. Wobei die Behandlung allergischer Reaktionen bei Hunden und Katzen auf drei Hauptsäulen basiert:

Allergenidentifikation und -vermeidung, symptomatische Therapie und spezifische Immuntherapie. Der Therapieplan wird individuell angepasst, abhängig von der Art der Allergie, dem Schweregrad der Symptome und den betroffenen Organsystemen.

Akute allergische Reaktionen und Anaphylaxie:

Bei lebensbedrohlichen, anaphylaktischen Reaktionen ist eine sofortige Notfallbehandlung erforderlich:

  • Adrenalin (Epinephrin): Das Mittel der ersten Wahl, typischerweise intramuskulär verabreicht in einer Dosierung von 0,01 mg/kg
  • Intravenöse Flüssigkeitstherapie zur Kreislaufstabilisierung
  • Sauerstoffzufuhr bei Atemnot
  • Antihistaminika (H1-Blocker) wie Diphenhydramin (1–2 mg/kg i.v., i.m. oder s.c.)
  • Glukokortikoide wie Prednisolon (1–2 mg/kg i.v.) oder Dexamethason (0,1-0,5 mg/kg i.v.)

Chronische allergische Erkrankungen:

  1. Pharmakologische Therapie:
    • Antihistaminika: Wirken bei Tieren weniger zuverlässig als beim Menschen, können aber in Kombination mit anderen Medikamenten hilfreich sein
    • Glukokortikoide: Hochwirksam bei der Kontrolle allergischer Symptome, jedoch mit potenziellen Nebenwirkungen bei Langzeitanwendung
    • Zyklosporin A: Immunmodulator, besonders wirksam bei atopischer Dermatitis
    • Oclacitinib: JAK-Inhibitor, der spezifisch den Juckreiz blockiert
    • Lokibetamol: Monoklonaler Antikörper gegen Interleukin-31, ein Schlüsselzytokin bei Juckreiz
  2. Topische Therapie:
    • Medizinische Shampoos mit antiallergischen, antimikrobiellen oder keratolytischen Eigenschaften
    • Lokale Kortikosteroidpräparate für begrenzte Hautareale
    • Feuchtigkeitsspendende und hautberuhigende Produkte zur Wiederherstellung der Hautbarriere
  3. Allergen-spezifische Immuntherapie (ASIT):
    • Einzige kausale Therapie für Umweltallergien
    • Schrittweise Desensibilisierung durch regelmäßige Injektionen oder sublinguale Applikation steigender Allergenkonzentrationen
    • Erfolgsrate von 60–80 % bei konsequenter Durchführung über mindestens 12 Monate
  4. Diätetisches Management:
    • Bei Futtermittelallergien: Langfristige Eliminationsdiät oder kommerzielle hypoallergene Diäten
    • Ergänzung mit Omega-3-Fettsäuren zur Reduktion entzündlicher Prozesse
    • Probiotika zur Modulation des Darmmikrobioms und Stärkung der Immuntoleranz
  5. Umweltmanagement:
    • Regelmäßige Reinigung von Liegeplätzen und Textilien
    • HEPA-Luftfilter zur Reduktion luftgetragener Allergene
    • Vermeidung bekannter Allergene im Umfeld des Tieres

Bei sekundären bakteriellen oder Hefepilzinfektionen ist eine zusätzliche antimikrobielle Therapie erforderlich. Die Behandlung allergischer Erkrankungen ist meist lebenslang und erfordert regelmäßige Anpassungen, basierend auf dem klinischen Ansprechen und saisonalen Schwankungen.

Es wird aktuell an spezifischen Immunglobulin-Präparaten geforscht, die eine anaphylaktische Reaktion abmildern oder gar unterbinden könnten. Auch personalisierte Impfstoffe, die das Immunsystem gezielt trainieren, sind in Arbeit.

Prognose und Nachsorge

Die Prognose für Tiere mit allergischen Erkrankungen ist variabel und hängt von mehreren Faktoren ab, darunter Art und Schwere der Allergie, Alter bei Erstmanifestation, betroffene Organsysteme und Therapietreue der Besitzer.

Prognose nach Allergietyp:

  • Anaphylaktische Reaktionen: Bei sofortiger tierärztlicher Behandlung ist die Prognose günstig. Allerdings besteht ein erhöhtes Risiko für erneute, möglicherweise schwerere Reaktionen bei wiederholtem Allergenkontakt. Die Mortalitätsrate liegt bei adäquater Behandlung unter 5 %.
  • Atopische Dermatitis: Eine vollständige Heilung ist selten möglich, aber bei etwa 80 % der Patienten kann mit multimodaler Therapie eine gute Lebensqualität erreicht werden. Die Erkrankung ist chronisch-rezidivierend, mit individuell unterschiedlichem Verlauf.
  • Futtermittelallergien: Bei konsequenter Vermeidung der auslösenden Allergene ist die Prognose ausgezeichnet. Allerdings können mit der Zeit neue Allergien gegen andere Nahrungskomponenten entstehen.
  • Allergisches Asthma bei Katzen: Mit adäquater medikamentöser Einstellung kann die Erkrankung meist gut kontrolliert werden, jedoch sind regelmäßige Anpassungen der Therapie notwendig. Die Lebenserwartung kann bei schweren, therapieresistenten Fällen reduziert sein.

Nachsorge und Monitoring: Ein strukturiertes Nachsorgeprogramm ist entscheidend für den langfristigen Behandlungserfolg und umfasst:

  1. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen: initial alle 2–4 Wochen, bei stabilem Zustand alle 3–6 Monate. Diese dienen der Beurteilung des Therapieansprechens und der frühzeitigen Erkennung von Komplikationen.
  2. Anpassung der Medikation: Dosierung und Kombination der Medikamente werden basierend auf klinischem Ansprechen und saisonalen Schwankungen angepasst, mit dem Ziel der niedrigstmöglichen wirksamen Dosis.
  3. Laborkontrollen: Bei Langzeittherapie mit Glukokortikoiden oder Zyklosporin sind regelmäßige Blutuntersuchungen zur Überwachung möglicher Nebenwirkungen erforderlich.
  4. Allergietagebuch: Besitzer sollten Symptomintensität, mögliche Auslöser und Medikamentenwirkung dokumentieren, um Muster zu erkennen und die Therapie zu optimieren.
  5. Schulung der Besitzer: Aufklärung über Krankheitsverlauf, korrekte Medikamentenanwendung und Erkennung von Notfallsituationen sind essenziell für eine erfolgreiche Langzeitbehandlung.
  6. Bei Tieren mit bekannter Anaphylaxie-Neigung sollte ein Notfallkit mit Antihistaminika und ggf. einem Adrenalin-Autoinjektor bereitgehalten werden, und die Besitzer müssen in dessen Anwendung geschult sein.

Die Lebensqualität allergischer Tiere kann durch konsequente Therapie und engmaschige Nachsorge in den meisten Fällen auf einem guten Niveau gehalten werden, auch wenn eine vollständige Heilung selten erreicht wird.

Ausblick auf aktuelle Forschung

Die Forschung im Bereich veterinärmedizinischer Allergologie entwickelt sich dynamisch weiter und eröffnet neue Perspektiven für Diagnose und Therapie allergischer Erkrankungen bei Hunden und Katzen.

Biomarker und molekulare Diagnostik: Wissenschaftler arbeiten an der Identifikation spezifischer Biomarker, die eine präzisere Diagnose und Therapieüberwachung ermöglichen könnten. Mikroarray-Technologien erlauben die gleichzeitige Testung auf hunderte von Allergenmolekülen (Komponenten-basierte Allergiediagnostik), was eine genauere Identifikation der relevanten Allergene ermöglicht. Zudem werden nicht-invasive Methoden wie die Analyse von microRNAs im Blut oder Speichel als potenzielle diagnostische Tools untersucht.

Gezielte Immuntherapien: Die Entwicklung von monoklonalen Antikörpern, die spezifisch gegen Schlüsselzytokine der allergischen Entzündungskaskade gerichtet sind, revolutioniert die Behandlung allergischer Erkrankungen. Nach Lokivetmab (anti-IL-31) sind weitere Biologika in der Entwicklung, die auf Zytokine wie IL-4, IL-13 und IL-5 abzielen. Diese versprechen eine präzisere Immunmodulation mit weniger Nebenwirkungen als traditionelle Immunsuppressiva.

Mikrobiom-basierte Ansätze: Die Erforschung des Zusammenhangs zwischen Darmmikrobiom und allergischen Erkrankungen hat zu neuen therapeutischen Konzepten geführt. Präbiotika, Probiotika und Synbiotika werden gezielt eingesetzt, um das Mikrobiom zu modulieren und die Immuntoleranz zu fördern. Studien untersuchen die Wirksamkeit von fäkalen Mikrobiomtransplantationen bei therapieresistenten allergischen Erkrankungen.

Epigenetik und personalisierte Medizin: Forschungen zeigen, dass epigenetische Faktoren die Allergieentwicklung beeinflussen können. Die Identifikation epigenetischer Marker könnte in Zukunft eine individualisierte Risikovorhersage und maßgeschneiderte Präventionsstrategien ermöglichen. Zudem arbeiten Wissenschaftler an genetischen Tests, die das Ansprechen auf bestimmte Therapien vorhersagen können.

Innovative Applikationsformen: Neue Darreichungsformen für Immuntherapien, wie sublinguale Tropfen oder Tabletten, transdermale Patches oder orale Immuntherapie-Kapseln, werden entwickelt, um die Compliance zu verbessern und den Stress für die Tiere zu reduzieren.

Prävention durch frühe Intervention: Studien untersuchen, ob eine frühe Exposition gegenüber potenziellen Allergenen im Welpen- oder Kittenalter die Entwicklung von Allergien verhindern kann. Auch der Einfluss der mütterlichen Ernährung während Trächtigkeit und Laktation auf die Allergieentwicklung beim Nachwuchs wird erforscht.

One Health-Ansatz: Die Erkenntnis, dass Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung, Klimawandel und chemische Exposition sowohl bei Menschen als auch bei Tieren zu einer Zunahme allergischer Erkrankungen führen, fördert interdisziplinäre Forschungsansätze im Sinne des One Health-Konzepts.

Diese Forschungsrichtungen versprechen in den kommenden Jahren signifikante Fortschritte im Verständnis, der Diagnose und der Behandlung allergischer Erkrankungen bei Haustieren, mit dem Ziel einer verbesserten Lebensqualität für betroffene Tiere und ihre Besitzer.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

  1. Woran erkenne ich eine allergische Reaktion bei meinem Tier?
    Häufige Anzeichen sind Juckreiz, gerötete Haut, Schwellungen (besonders im Gesichtsbereich), Atembeschwerden oder Erbrechen. Die Symptome können rasch auftreten und variieren in ihrer Intensität.
  2. Was ist der Unterschied zwischen einer leichten allergischen Reaktion und einer Anaphylaxie?
    Eine leichte Reaktion zeigt oft lokale Symptome (z. B. an Haut oder Schleimhäuten), während eine Anaphylaxie eine schwere, lebensbedrohliche Form der allergischen Reaktion darstellt und mit Kreislaufversagen einhergehen kann.
  3. Welche Auslöser sind am häufigsten?
    Häufige Auslöser sind Insektenstiche, bestimmte Medikamente, Nahrungsmittel oder Impfungen. Bei einigen Tieren kann jedoch keine eindeutige Ursache festgestellt werden.
  4. Können Hunde auch auf mehrere Allergene gleichzeitig reagieren?
    Ja, das ist häufig der Fall. Ein Hund kann beispielsweise auf Futterbestandteile und Pollen reagieren. In diesem Fall erhöht sich das Risiko für anaphylaktische Reaktionen, wenn mehrere Allergene gleichzeitig auftreten.
  5. Wie schnell tritt eine Anaphylaxie beim Hund nach Kontakt mit dem Allergen auf?
    In den meisten Fällen innerhalb von Minuten bis zu einer Stunde. Es kann aber auch zu verzögerten Reaktionen kommen, daher ist eine längere Beobachtung wichtig, wenn ein Verdacht auf allergische Reaktionen besteht.
  6. Was kann ich im Notfall selbst tun?
    Bei Verdacht auf eine allergische Reaktion, sollte man umgehend einen Tierarzt aufsuchen. Bis zur tierärztlichen Versorgung kann man das Tier ruhig halten, kühlen (bei Schwellungen) und darauf achten, dass die Atemwege frei bleiben.
  7. Helfen Antihistaminika immer in einer akuten Notfallsituation?
    Antihistaminika können milde bis moderate allergische Reaktionen abmildern. Bei einer schweren Anaphylaxie allein reichen sie aber meist nicht aus, weil oft eine Kombinationstherapie (z. B. mit Kortison und Adrenalin) erforderlich ist.
  8. Wie kann man einer allergischen Reaktion vorbeugen?
    Bekannte Allergieauslöser möglichst vermeiden, regelmäßige Gesundheitskontrollen durchführen lassen und im Zweifelsfall immer Rücksprache mit dem Tierarzt halten. Bei bekannten schweren Allergien können ein Notfallplan und eventuell Notfallmedikamente sinnvoll sein.
  9. Kann eine anaphylaktische Reaktion beim Hund auch ohne sichtbare Hautsymptome auftreten?
    Ja, das ist möglich. Manche Hunde zeigen vorwiegend Magen-Darm-Symptome oder Kreislaufprobleme, ohne dass sich Quaddeln oder Rötungen auf der Haut bilden.

Literatur

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  • Löwe, G., & Löwe, O. (2021). Notfälle bei Hund und Katze – Ein tierärztlicher Ratgeber. Kynos-Verlag.
  • Merck & Co. (2020). Merck veterinary manual (11. Aufl.). Merck Publishing.
  • Nelson, R. W., & Couto, C. G. (2019). Small animal internal medicine (6. Aufl.). Elsevier.
  • Reusch, C. E., & Suter, P. F. (2013). Krankheiten bei Hund und Katze – Lehrbuch und Atlas der Kleintiermedizin (5. Aufl.). Enke Verlag.
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