Adenom oder Adenokarzinom (Tumor im Gehörgang) bei Hunden

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Ein Tumor im Gehörgang des Hundes kann sowohl gutartig (Adenom) als auch bösartig (Adenokarzinom) sein. Sie können von den Drüsen im äußeren oder mittleren Gehörgang ausgehen und variieren in ihrem Wachstumsverhalten und Metastasierungspotenzial. In vielen Fällen handelt es sich um Neubildungen der sogenannten Zeruminaldrüsen (ceruminous glands), die den Ohrenschmalz produzieren. Tumoren im Gehörgang sind bei Hunden relativ häufig.

Ursachen

Die Ursachen dieser Tumoren sind weitgehend unbekannt, aber chronische Entzündungen und hormonelle Faktoren könnten eine Rolle spielen.

  • Gutartig vs. bösartig: Adenome sind gutartige Wucherungen, während Adenokarzinome invasiv wachsen und metastasieren können.
  • Mögliche Entstehungsfaktoren: Chronische Otitis externa, langanhaltende Entzündungen oder Infektionen (bakteriell, pilzbedingt) können eine tumoröse Veränderung der Drüsenzellen begünstigen.
  • Rassedisposition: Bestimmte Rassen mit hängenden Ohren (z. B. Cocker Spaniel, Basset Hound) oder solche, die generell zu Ohrenentzündungen neigen, sind unter Umständen stärker gefährdet. Direkte genetische Prädispositionen sind bislang jedoch nur begrenzt untersucht.

Symptome

Diagnose

  • Klinische Anzeichen: Hunde zeigen häufig gesteigertes Kopfschütteln, Kratzen am Ohr, Ausfluss (manchmal blutig), üblen Geruch und Schmerzreaktionen beim Berühren des Ohres.
  • Otoskopie: Eine gründliche Inspektion des äußeren Gehörgangs mit einem Otoskop erlaubt einen ersten Blick auf mögliche Raumforderungen.
  • Bildgebende Verfahren: Röntgen, CT oder MRT bieten einen detaillierteren Einblick in die Ausdehnung des Tumors und mögliche Beteiligung des Mittel- oder Innenohres.
  • Biopsie/Feinnadelaspiration: Eine histopathologische Untersuchung des Gewebes ist essenziell, um zwischen Adenom und Adenokarzinom zu unterscheiden.

Therapie

  • Chirurgische Entfernung: Bei lokal begrenzten Adenomen kann eine partielle Resektion im äußeren Gehörgang ausreichen. Bei bösartigen Tumoren (Adenokarzinomen) oder ausgedehnten Befunden ist häufig eine Totale Gehörgangsresektion (TECA) mit lateraler Bullaosteotomie notwendig, um sicher im gesunden Gewebe zu operieren.
  • Strahlentherapie: Kann adjuvant (unterstützend) eingesetzt werden, insbesondere bei unvollständiger Resektion oder hochgradigen Tumoren.
  • Chemotherapie: Bei metastasierenden oder inoperablen Fällen kann eine systemische Behandlung erfolgen (z. B. mit Carboplatin oder Doxorubicin), allerdings ist die Wirksamkeit je nach Tumortyp variabel.

Palliative Maßnahmen: Schmerztherapie, lokale Pflege und regelmäßige Reinigung des Ohres können das Wohlbefinden verbessern, falls keine kurative Therapie möglich ist.

Prognose und Nachsorge

Adenokarzinome neigen zur Metastasierung und haben daher eine vorsichtigere Prognose. Die Prognose hängt von der Größe, dem Stadium bei der Diagnose und der Möglichkeit einer vollständigen chirurgischen Entfernung ab. Früh erkannte und behandelte Tumoren haben eine bessere Prognose als fortgeschrittene Fälle.

  • Adenome: Gutartige Tumoren haben eine gute Prognose, sofern sie rechtzeitig und vollständig entfernt werden. Ein Rezidiv ist möglich, jedoch bei konsequenter Nachsorge eher selten.
  • Adenokarzinome: Bei frühzeitiger Diagnose und vollständiger chirurgischer Entfernung kann die Prognose akzeptabel sein. Allerdings sind bösartige Tumoren im Gehörgang für ihr invasives Wachstum bekannt und metastasieren mitunter in regionale Lymphknoten oder die Lunge.
  • Langzeitüberleben: Stark abhängig vom Stadium bei Diagnose und vom Erfolg der Operation. Bei vollständiger Resektion im Frühstadium berichten manche Studien von einem mehrjährigen Überleben.

Nachsorge

  • Regelmäßige Kontrollen: Nach einer Operation sind tierärztliche Untersuchungen in engen Zeitabständen (z. B. alle 3–6 Monate) sinnvoll, um Rückfälle oder Komplikationen frühzeitig zu erkennen.
  • Wundpflege: Eine sorgfältige Nachversorgung im Bereich der Operationswunde ist wichtig. Bei einer TECA muss das Ohr in der Regel intensiver kontrolliert werden, um Infektionen zu vermeiden.
  • Bildgebende Nachuntersuchungen: Periodische Röntgen- oder CT-Kontrollen können helfen, lokale Rezidive oder Metastasen auszuschließen.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

1. Was ist der Unterschied zwischen einem Adenom und einem Adenokarzinom im Gehörgang?

Antwort:
Ein Adenom ist ein gutartiger Drüsentumor, der meist langsam wächst und nicht metastasiert. Ein Adenokarzinom hingegen ist bösartig, kann umliegendes Gewebe zerstören und sich auf andere Körperregionen ausbreiten. Laut Withrow & MacEwen’s Small Animal Clinical Oncology ist die Differenzierung histopathologisch entscheidend für die Therapieplanung.

2. Welche Symptome deuten auf einen Gehörgangstumor hin?

Antwort:
Anhaltende Ohrenentzündungen, starkes Kopfschütteln, Kratzen, Ohrschmerz, übler Geruch und eventuell blutiger Ohrausfluss. petsvetcheck.de empfiehlt bei chronischen Ohrproblemen stets eine Abklärung auf mögliche Tumoren, besonders wenn konventionelle Behandlungen nicht ansprechen.

3. Wie wird ein Gehörgangstumor diagnostiziert?

Antwort:

  • Otoskopie zur Sichtkontrolle
  • Bildgebung (Röntgen, CT, MRT) zur Erfassung von Ausdehnung und Knochenbeteiligung
  • Histopathologie (Biopsie) zur Unterscheidung zwischen gut- und bösartig
    Das BSAVA Manual of Canine and Feline Oncology unterstreicht die Wichtigkeit einer gründlichen Tumorinszenierung (Staging).

4. Ist eine Operation immer notwendig?

Antwort:
In den meisten Fällen ja. Bei einem großen oder bösartigen Tumor wird eine Totale Gehörgangsresektion (TECA) empfohlen, da eine Teilresektion oft zu Rückfällen führt. Bei kleinen, gutartigen Adenomen kann eine lokale Entfernung ausreichend sein.

5. Welche Rolle spielt die Strahlentherapie?

Antwort:
Sie kann postoperativ eingesetzt werden, um restliche Tumorzellen abzutöten oder bei inoperablen Fällen eine palliative Linderung zu erzielen. Die Wirksamkeit ist individuell unterschiedlich und hängt vom Tumortyp sowie der Größe des Tumors ab.

6. Können sich Gehörgangstumoren ausbreiten (Metastasieren)?

Antwort:
Bösartige Formen (Adenokarzinome) können in regionale Lymphknoten (z. B. Mandibularlymphknoten) und in die Lunge streuen. Daher sind regelmäßige Nachkontrollen notwendig, um mögliche Metastasen frühzeitig zu erkennen.

7. Wie ist die Prognose nach einer totalen Gehörgangsresektion?

Antwort:
Wird der Tumor vollständig entfernt und sind keine Metastasen vorhanden, kann die Prognose relativ gut sein. Gemäß Slatter’s Textbook of Small Animal Surgery hängt das Langzeitüberleben aber maßgeblich vom Malignitätsgrad ab.

8. Kann mein Hund nach einer TECA-Operation noch hören?

Antwort:
In den meisten Fällen führt eine TECA zu einem teilweisen bis vollständigen Hörverlust im betroffenen Ohr. Hunde kommen jedoch oftmals gut damit zurecht, besonders wenn das andere Ohr noch intakt ist.

9. Gibt es vorbeugende Maßnahmen gegen Gehörgangstumoren?

Antwort:
Eine direkte Prävention ist schwierig, da die genauen Ursachen nicht vollständig bekannt sind. Eine konsequente Behandlung von Ohrenentzündungen und regelmäßige Kontrollen können jedoch das Risiko senken oder frühe Veränderungen schneller erkennbar machen.

10. Wie kann ich meinen Hund nach der Operation am besten unterstützen?

Antwort:

  • Wundkontrolle und Beachtung tierärztlicher Anweisungen zur Pflege des Operationsgebiets
  • Schmerzkontrolle mittels verschriebener Medikamente

Stressarme Umgebung und Schonung in den ersten Wochen nach der OP

Literatur

  1. WITHROW, Stephen J. und VAIL, David M. (Hrsg.). Withrow & MacEwen’s Small Animal Clinical Oncology. 6. Aufl. St. Louis: Elsevier, 2019. ISBN 978-0323594967.
  2. DOBSON, Jane M. und LASCELLES, Duncan (Hrsg.). BSAVA Manual of Canine and Feline Oncology. 4. Aufl. Gloucester: BSAVA, 2011. ISBN 978-1905319640.
  3. SLATTER, Douglas (Hrsg.). Textbook of Small Animal Surgery. 3. Aufl. Philadelphia: Saunders, 2003. ISBN 978-0721686070.
  4. GELATT, Kirk N., BEN-SHLOMO, Gil, GILGER, Brian C., HENDRIX, Diane, KERN, Thomas J. und PLUMMER, Caryn E. (Hrsg.). Veterinary Ophthalmology. 6. Aufl. Hoboken, NJ: John Wiley & Sons Inc, 2021. ISBN 978-1119441830.

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