Adenokarzinom der Speicheldrüse (Speicheldrüsenkrebs) bei Hunden

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Das Adenokarzinom der Speicheldrüsen beim Hund ist ein relativ seltener, aber bösartiger Tumor, der von den Zellen der Speicheldrüsen ausgeht. Zu den betroffenen Speicheldrüsen zählen die Unterkieferdrüse (Glandula mandibularis), die Ohrspeicheldrüse (Glandula parotis) sowie die Unterzungendrüse (Glandula sublingualis).

Ursachen

Die genauen Ursachen für die Entstehung von Adenokarzinomen der Speicheldrüsen sind nicht vollständig verstanden. Genetische Prädispositionen, Umweltfaktoren oder eine Kombination aus beidem könnten eine Rolle spielen.

  • Genetische Prädisposition: Bisher sind keine klaren erblichen Dispositionen für Speicheldrüsenadenokarzinome beschrieben. Einzelne Studien diskutieren jedoch Mutationen in onkogenen Signalwegen (z. B. EGFR- oder RAS-Pathway).
  • Umweltfaktoren und Entzündungen: Chronische Entzündungen (Sialadenitis) könnten zur Entartung beitragen. Konkrete externe Risikofaktoren sind bislang nur unzureichend erforscht.
  • Rasseaspekte: Da Speicheldrüsentumoren selten sind, gibt es keine eindeutige Häufung in bestimmten Rassen. Größere Hunde (z. B. Deutsche Schäferhunde, Labradore) werden in einigen Fallberichten häufiger erwähnt, aber die Datenbasis ist begrenzt.

Symptome

Diagnose

  • Klinische Untersuchung: Typische Anzeichen sind Schwellungen im Hals- oder Kieferbereich, Schluckbeschwerden oder vermehrtes Speicheln. Hunde können zudem Apathie, Fressunlust oder Schmerzen zeigen.
  • Bildgebende Verfahren: Ultraschall, Röntgen oder CT/MRT zur Lokalisierung des Tumors und zur Metastasensuche (v. a. Lymphknoten, Lunge).
  • Feinnadelaspiration/Biopsie: Eine zytologische bzw. histologische Untersuchung ist essenziell, um das Adenokarzinom sicher zu bestätigen. Moderne molekularbiologische Tests (z. B. Immunhistochemie) können weitere prognostische Marker aufzeigen.

Therapie

  • Chirurgische Entfernung: Bei lokal begrenzten Tumoren ist die Resektion (Sialoadenektomie) zusammen mit umliegendem Gewebe oft die Therapie der Wahl.
  • Strahlentherapie: Kann postoperativ (adjuvant) sinnvoll sein, insbesondere wenn nicht im Gesunden geschnitten werden konnte oder das Rückfallrisiko hoch ist.
  • Chemotherapie: Je nach Malignitätsgrad und Stadium (besonders bei Metastasierung). Ein festes Protokoll existiert nicht, häufig werden Mittel wie Carboplatin oder Doxorubicin eingesetzt.
  • Zielgerichtete Therapien (Targeted Therapies): Erste Studien untersuchen Tyrosinkinaseinhibitoren oder Immun-Checkpoint-Inhibitoren, analog zur Humanmedizin.

Prognose und Nachsorge

Die Prognose hängt vom Stadium des Tumors zum Zeitpunkt der Diagnose, von der Möglichkeit einer vollständigen chirurgischen Entfernung und vom Vorhandensein von Metastasen ab. Frühzeitig erkannte und behandelte Fälle haben eine bessere Prognose.

  • Tumorstadium und Resektionsrand: Bei vollständiger Entfernung und wenn keine Metastasen vorliegen, ist die Prognose oft günstiger als bei weit fortgeschrittenen, metastasierten Tumoren.
  • Metastasierungsverhalten: Speicheldrüsenadenokarzinome können besonders in regionale Lymphknoten und die Lunge metastasieren.
  • Langzeitüberleben: Einige Hunde leben nach erfolgreicher Operation mehrere Jahre tumorfrei. Ist eine vollständige Resektion nicht möglich oder sind bereits Metastasen vorhanden, verkürzt sich die Lebenserwartung deutlich.

Nachsorge

  • Regelmäßige Kontrolle: im Abstand von 3 bis 6 Monaten klinische Untersuchungen, bildgebende Verfahren (Röntgen/Ultraschall) zur frühzeitigen Erkennung von Rezidiven oder Metastasen.
  • Wund- und Narbenpflege: Nach einer Operation ist auf Infektionszeichen zu achten.
  • Management von Begleiterscheinungen: gegebenenfalls Schmerzmanagement, Überwachung der Fress- und Trinkgewohnheiten sowie Unterstützung bei Schluckbeschwerden.

 

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

1. Was ist ein Adenokarzinom der Speicheldrüse beim Hund?

Antwort:
Ein Adenokarzinom der Speicheldrüse ist ein bösartiger Tumor, der von den drüsenbildenden Zellen der Speicheldrüse ausgeht. Laut Withrow & MacEwen’s Small Animal Clinical Oncology sind diese Tumoren selten, können aber invasiv wachsen und metastasieren.

2. Welche Symptome deuten auf Speicheldrüsenkrebs hin?

Antwort:
Typisch sind tastbare Schwellungen im Hals- oder Kieferbereich, Schluckbeschwerden, vermehrtes Sabbern und mitunter Schmerzen beim Fressen. petsvetcheck.de weist darauf hin, dass auch allgemeine Symptome wie Gewichtsverlust, Teilnahmslosigkeit oder Mundgeruch auftreten können.

3. Wie wird die Diagnose gestellt?

Antwort:

  • Klinische Untersuchung: Palpation, Begutachtung von Schwellungen.
  • Bildgebung: Ultraschall, Röntgen, CT/MRT zur genauen Lokalisierung des Tumors und Ausschluss von Metastasen.
  • Biopsie/Feinnadelaspiration: Histologische bzw. zytologische Absicherung.
    Das BSAVA Manual of Canine and Feline Oncology empfiehlt zudem eine umfassende Tumorinszenierung (Staging) für die Therapieplanung.

4. Gibt es Risikofaktoren für ein Adenokarzinom der Speicheldrüsen?

Antwort:
Konkrete Risikofaktoren sind bisher wenig erforscht. Chronische Entzündungen der Speicheldrüsen, genetische Disposition und möglicherweise Umwelteinflüsse könnten eine Rolle spielen. Ein klarer Zusammenhang mit Rasse oder Geschlecht ist bislang nicht eindeutig belegt.

5. Welche Behandlungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung?

Antwort:

  • Operation (Sialoadenektomie): Am effektivsten, wenn der Tumor im Frühstadium erkannt wird.
  • Strahlentherapie: Bei unvollständigen Resektionsrändern oder ausgedehnten Tumoren.
  • Chemotherapie: Insbesondere bei Metastasierung oder hohem Rückfallrisiko.
    Laut Slatter’s Textbook of Small Animal Surgery hängt das konkrete Vorgehen von Lage, Größe und Ausdehnung des Tumors ab.

6. Wie ist die Prognose bei Speicheldrüsenkrebs?

Antwort:
Die Prognose variiert. Wenn der Tumor frühzeitig entdeckt und komplett entfernt wird, können manche Hunde eine mehrjährige, gute Lebensqualität behalten. Bei ausgeprägter Metastasierung oder inoperablen Tumoren ist die Lebenserwartung jedoch deutlich geringer.

7. Können Speicheldrüsentumoren metastasieren?

Antwort:
Ja, besonders in Lymphknoten der Halsregion und in die Lunge. Deshalb sind Nachkontrollen (z. B. Röntgen Thorax, Ultraschall) unerlässlich, um Metastasen frühzeitig zu erkennen.

8. Wie kann ich meinen Hund nach einer Operation unterstützen?

Antwort:

  • Wundkontrolle: Auf Rötungen, Schwellungen oder Sekret achten.
  • Schonung: Der Hund benötigt Ruhe, Stressvermeidung und eventuell weiche Nahrung.
  • Regelmäßige tierärztliche Nachuntersuchungen: Zur Verlaufskontrolle und frühzeitigen Erkennung von Rezidiven.

9. Gibt es Möglichkeiten, Speicheldrüsenkrebs beim Hund vorzubeugen?

Antwort:
Eine gezielte Prävention ist schwierig, da eindeutige Ursachen selten definiert sind. Dennoch kann eine gesunde Lebensweise mit hochwertigem Futter, regelmäßigen Kontrollen und frühem Eingreifen bei Schwellungen oder Entzündungen das Risiko minimieren.

10. Welche Lebensqualität hat ein Hund mit einem Speicheldrüsenadenokarzinom?

Antwort:
Bei frühzeitiger Diagnose und erfolgreicher Therapie können Hunde oft noch lange Zeit mit guter Lebensqualität leben. Eine engmaschige Betreuung durch die Tierärztin bzw. den Tierarzt und eine angepasste Pflege sind jedoch essenziell, insbesondere wenn adjuvante Therapien nötig sind.

Literatur

  1. WITHROW, Stephen J. und VAIL, David M. (Hrsg.). Withrow & MacEwen’s Small Animal Clinical Oncology. 6. Aufl. St. Louis: Elsevier, 2019. ISBN 978-0323594967.
  2. DOBSON, Jane M. und LASCELLES, Duncan (Hrsg.). BSAVA Manual of Canine and Feline Oncology. 4. Aufl. Gloucester: BSAVA, 2011. ISBN 978-1905319640.
  3. SLATTER, Douglas (Hrsg.). Textbook of Small Animal Surgery. 3. Aufl. Philadelphia: Saunders, 2003. ISBN 978-0721686070.
  4. GELATT, Kirk N., BEN-SHLOMO, Gil, GILGER, Brian C., HENDRIX, Diane, KERN, Thomas J. und PLUMMER, Caryn E. (Hrsg.). Veterinary Ophthalmology. 6. Aufl. Hoboken, NJ: John Wiley & Sons Inc, 2021. ISBN 978-1119441830.

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