Abort (Fehlgeburt) bei Hunden

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Ein Abort (Fehlgeburt) bei einer Hündin ist der Verlust der Welpen vor dem Erreichen deren Lebensfähigkeit. Die Trächtigkeit wird vorzeitig unterbrochen. Ein vorzeitiges Ende der Trächtigkeit kann zu jeder Zeit während der Trächtigkeit auftreten. Bei einem Ende der Trächtigkeit in der Frühphase kommt es meist zur Fruchtresorption. Endet die Trächtigkeit nach dem 30. Tag der Trächtigkeit, spricht man von einem Abort. Die Welpen werden tot geboren oder in der späten Trächtigkeit teilweise lebend, sterben aber kurz nach der Geburt. Insgesamt ist ein Abort bei der Hündin eher selten.

Ursachen

  • Bakterielle oder virale Infektionen
  • Hormonelle Imbalancen
  • Genetische Defekte der Föten
  • Toxische Exposition
  • Ernährungsmängel

 

Ergänzungen zu den Ursachen

  1. Infektiöse Ursachen
    • Bakterien:
      • Brucella canis (bakterielle Brucellose) ist eine der bekanntesten Ursachen für Aborte. Sie ist zudem eine Zoonose (kann auf den Menschen übertragbar sein).
      • Escherichia coli, Streptococcus-Spezies, Staphylococcus-Spezies oder andere Erreger können ebenfalls beteiligt sein.
    • Virale Erreger:
      • Canines Herpesvirus (CHV-1): Häufig bei Welpen für neonatale Todesfälle verantwortlich, kann aber auch zu Spätaborten führen.
      • Weitere Viren wie Parvovirus (allerdings seltener als bei ungeimpften Hündinnen) können eine Rolle spielen.
    • Protozoen & Parasiten:
      • Seltener, z. B. Neospora caninum oder Toxoplasmose (eher bei Katzen, aber in seltenen Fällen auch beim Hund möglich).
  1. Hormonelle und endokrine Störungen
    • Progesteronmangel: Progesteron ist essenziell für den Erhalt der Trächtigkeit.
    • Schilddrüsenfunktionsstörungen (Hypothyreose) werden als potenzielle Mitursache diskutiert.
  1. Genetische und anatomische Ursachen
    • Angeborene Fehlbildungen der Gebärmutter, z. B. Deformitäten im Inneren der Gebärmutter (Septen, Divertikel), können das Abortrisiko erhöhen.
    • Erblich bedingte Anomalien der Embryonen oder chromosomale Defekte bei Elterntieren.
  1. Umwelt- und Managementfaktoren
    • Stress, traumatische Ereignisse (Unfall, Sturz), toxische Substanzen (Pestizide, Medikamente).
    • Unzureichende Ernährung, Mangelzustände (z. B. Kalzium, Vitamine) können allgemein die Stabilität der Trächtigkeit beeinträchtigen.
  1. Immunsystem und Autoimmunprozesse
    • In seltenen Fällen können Autoimmunerkrankungen eine Rolle spielen.

Symptome

Diagnose

  • Klinische Untersuchung und Anamnese
  • Ultraschalluntersuchung zur Überprüfung des Zustands der Trächtigkeit
  • Bluttests zur Identifizierung von Infektionen oder hormonellen Störungen
  • Untersuchung des Abortmaterials, sofern verfügbar, zur Feststellung der Ursache

 

Ergänzungen zur Diagnose

    • PCR-Tests (Polymerase-Kettenreaktion) erlauben eine schnelle und präzise Identifikation von Infektionserregern wie Brucella canis oder Canines Herpesvirus.
    • Serologische Tests (z. B. Antikörpernachweise) sind nach wie vor Standard, um Infektionen zu bestätigen.
    • Hochauflösende Ultraschalluntersuchungen ermöglichen eine frühe Erkennung von Entwicklungsstörungen beim Fötus und können Hinweise auf drohende Aborte liefern (z. B. fehlender Herzschlag, Abnahme der Fruchtwassermenge).

Therapie

  • Behandlung zugrunde liegender infektiöser Ursachen mit Antibiotika oder antiviralen Medikamenten
  • Hormonelle Therapie bei festgestellten Imbalancen
  • Unterstützende Pflege für die Hündin, einschließlich Flüssigkeitstherapie und Ernährungsunterstützung
  • Bei toxischer Exposition Entgiftungsmaßnahmen

 

Ergänzungen zur Therapie

  1. Hormonmanagement
    • In aktuellen Studien werden Ansätze evaluiert, bei Progesteronmangel externes Progesteron zuzuführen. Hierbei muss jedoch das Risiko von Nebenwirkungen (z. B. Gallenstase, Gebärmutterentzündung) abgewogen werden.
    • Engmaschige Überwachung des Progesteronspiegels kann drohende Aborte rechtzeitig aufdecken.
  1. Zuchthygiene und Zuchtmanagement
    • Strikte Zuchtauswahl und Testungen auf genetische Erkrankungen in entsprechenden Rassen.
    • Der Trend zur engeren Zusammenarbeit zwischen Laboren, Tierärzt:innen und Züchter:innen führt zu einer Früherkennung von Risikofaktoren.
  1. Multimodale Behandlung
    • Falls ein Abort droht, setzen Tierärzt:innen je nach Ursache Medikamente (Antibiotika, Progesteronpräparate, Immunmodulatoren) ein.
    • Es gibt neue Studien zur Unterstützung der Trächtigkeit durch Kombination von Mikronährstoffen (z. B. Antioxidantien, Omega-3-Fettsäuren) – allerdings ist die Wirksamkeit teils noch Gegenstand der Forschung.

4. Präventionsstrategien

    • Vakzinierung gegen Canines Herpesvirus wird teils im Zuchtbereich diskutiert, wobei in Deutschland noch keine flächendeckende Standardimpfung etabliert ist.
    • Strenge Hygiene und Kontrolle bei Zuchthunden: Regelmäßige Untersuchungen auf Brucella canis.
    • Genaue Deckplanung mit vorheriger Untersuchung der Progesteronwerte sowie Gesundheitschecks beider Elterntiere minimiert das Risiko von hormonbedingten Aborten und vermeidbaren Infektionen.

Prognose und Nachsorge

  • Die Prognose hängt von der Ursache des Aborts und dem allgemeinen Gesundheitszustand der Hündin ab. Sie ist im Allgemeinen gut. Die Hündin erholt sich oft ohne weitere Komplikationen. Auch bei einem pathologischen Hintergrund können viele Hündinnen mit angemessener Behandlung und Pflege eine normale Trächtigkeit in der Zukunft haben.
  • Bei wiederholten Aborten (v. a. wenn sie in später Trächtigkeit auftreten) sollte intensiv nach Grunderkrankungen oder genetischen Faktoren gesucht werden.
  • Nach einem Abort ist es wichtig, die Gebärmutter und das Allgemeinbefinden zu kontrollieren, um Folgeschäden (z. B. Endometritis) zu verhindern.

Zusammenfassung

Eine Fehlgeburt bei der Hündin kann viele Ursachen haben, darunter Infektionen (z. B. Brucella canis), hormonelle Dysbalancen (Progesteronmangel) oder anatomische/erblich bedingte Faktoren. Neuere Forschung legt den Fokus auf verbesserte Diagnostik mittels PCR, engmaschige Hormonüberwachung und Prävention (etwa durch Hygienemaßnahmen und Gesundheitschecks beider Elterntiere vor dem Decken). Bei Anzeichen eines drohenden Aborts ist eine schnelle tierärztliche Abklärung entscheidend. Ein Online-Symptom-Checker wie petsvetcheck.de kann erste Hinweise geben, ersetzt jedoch keine klinische Diagnostik. Mit einer zeitnahen und zielgerichteten Therapie kann die Hündin vielfach erfolgreich weiter fortpflanzungsfähig bleiben.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

Woran erkenne ich, dass meine Hündin einen Abort hat?

Antwort: Häufige Anzeichen sind Blutungen oder Ausfluss aus der Vagina, plötzliches Aufhören der Trächtigkeitsanzeichen (z. B. Rückgang des Gesäuges), Apathie, Fieber oder Inappetenz. Im Zweifel sollte immer eine tierärztliche Untersuchung (z. B. Ultraschall) erfolgen, um einen drohenden oder bereits eingetretenen Abort festzustellen.

Wie wird ein Abort bei der Hündin tierärztlich diagnostiziert?

Antwort: Meist durch eine Kombination aus Ultraschall (Kontrolle der Vitalität der Föten), Blutuntersuchungen (Hormonstatus, Infektionsmarker) und Abstrichen aus der Vagina zur Erregerbestimmung. Bei Bedarf kann auch eine Röntgenuntersuchung in später Trächtigkeit erfolgen, um die Welpen zu beurteilen.

Was sind die häufigsten Ursachen für eine Fehlgeburt beim Hund?

Antwort: Infektionserreger (z. B. Brucella canis, Canines Herpesvirus), Hormonstörungen (Progesteronmangel), Stress, mangelnde Deckhygiene, genetische Defekte oder anatomische Anomalien der Gebärmutter.

Kann ich einer Fehlgeburt bei meiner Hündin vorbeugen?

Antwort: Ja. Regelmäßige tierärztliche Kontrollen vor und während der Trächtigkeit (inkl. Progesteronmessung, Brucella canis-Tests etc.), gute Hygiene beim Decken, ausgewogene Fütterung, Vermeidung von Stress und Impfungen (nach tierärztlicher Empfehlung) können das Risiko eines Aborts senken.

Ist eine Hündin nach einer Fehlgeburt dauerhaft unfruchtbar?

Antwort: nicht unbedingt. Viele Hündinnen werden nach einer Fehlgeburt bei der nächsten Läufigkeit erneut erfolgreich gedeckt und tragen die Welpen aus. Treten jedoch wiederkehrende Aborte auf, sollte eine umfassende Diagnostik (z. B. Hormoncheck, Untersuchung auf Gebärmutteranomalien) erfolgen.

Was kann ich tun, wenn ich bei meiner tragenden Hündin ungewöhnlichen Ausfluss oder Unruhe bemerke?

Antwort: Sofort eine tierärztliche Untersuchung veranlassen. Ein Symptom-Checker (wie petsvetcheck.de) kann erste Hinweise liefern, ersetzt jedoch nicht die klinische Diagnostik vor Ort. Schnelle Abklärung ist entscheidend, um ggf. rechtzeitig gegen drohenden Abort vorzugehen.

Können Infektionserreger, die einen Abort verursachen, auf den Menschen übertragen werden?

Antwort: Bei Brucella canis besteht ein Zoonose-Risiko (Übertragung auf den Menschen ist möglich, wenn auch selten). Andere Erreger (z. B. bakterielle Infektionen) sind weniger häufig übertragbar, dennoch ist konsequente Hygiene (Handschuhe tragen, Flächen desinfizieren) immer ratsam.

Welche Rolle spielt der Progesteronspiegel für den Erhalt der Trächtigkeit?

Antwort: Progesteron ist das wesentliche Hormon, das die Uterusschleimhaut stabilisiert und die Trächtigkeit aufrechterhält. Ein zu niedriger Spiegel (Progesteronmangel) kann Aborte auslösen. Deshalb wird häufig der Hormonstatus überwacht und bei Bedarf künstlich unterstützt.

Ist eine Behandlung bei drohendem Abort immer möglich?

Antwort: Das hängt von der Ursache und dem Zeitpunkt ab. Bei Infektionen kann eine entsprechende medikamentöse Behandlung (Antibiotika) helfen. Bei Hormonstörungen gibt es Ansätze zur Progesteronergänzung. Jedoch ist nicht jeder drohende Abort vermeidbar – je später man den Prozess erkennt, desto ungünstiger die Prognose.

Wie geht man nach einem Abort bei der Hündin weiter vor?

Antwort: Wichtig ist eine gründliche, tierärztliche Nachsorge. Dazu gehören Ultraschallkontrollen zur Überprüfung, ob alle Fruchtbestandteile ausgeschieden sind. Zudem sollte geklärt werden, ob eine Grunderkrankung (Infektion, Gebärmutterproblem etc.) vorliegt. In manchen Fällen kann eine Spätfolge eine Gebärmutterentzündung (Pyometra) sein, weshalb eine engmaschige Kontrolle sinnvoll ist.

Literatur

  1. Douglas, Jamie M., and Aime K. Johnson. „Causes of Abortion. Feline Reproduction. GB: CABI, 2022. 74-84.
  2. Fontbonne, Alain. Causes of pregnancy arrest in the canine species. Reproduction in Domestic Animals 58 (2023): 72-83.

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