Operation beim Hund – Ablauf, Risiken und Nachsorge

Inhalt

Was sind die häufigsten Operationen bei Hunden?

Statistisch betrachtet lassen sich die häufigsten Operationen beim Hund in allgemeinchirurgische Routineeingriffe und spezialisierte Eingriffe unterteilen.

Die häufigsten Operationen beim Hund sind:

  • Kastrationen (präventiv, planbar)
  • Tumor- und Wundoperationen (bedingt durch hohe Inzidenz)
  • Kreuzbandoperationen (orthopädisch am häufigsten)
  • Fremdkörperentfernungen aus dem Gastrointestinaltrakt
  • Zahnextraktionen/Zahnsanierungen
  • Notfallchirurgisch dominieren Magendrehungen und Kaiserschnitte.

1. Weichteilchirurgie (am häufigsten)

  • Kastrationen/Sterilisationen (Ovariohysterektomie, Ovariektomie, Kastration beim Rüden):
    → Mit Abstand die häufigsten planbaren Eingriffe.
  • Tumorentfernungen (Exzisionen von Hauttumoren, Mammatumoren, Lipomen):
    → Sehr häufig, da Hauttumoren bei Hunden eine der am weitesten verbreiteten Neoplasien darstellen.
  • Wundversorgung (z. B. nach Bissverletzungen, Verkehrsunfällen):
    → Zahlreich aufgrund der hohen Inzidenz von Traumata.
  • Fremdkörperentfernung aus Magen-Darm-Trakt:
    → Besonders bei jungen und neugierigen Hunden.
  1. Orthopädische Chirurgie

  • Kreuzbandriss (Cranial Cruciate Ligament Rupture, CCLR):
    → Der häufigste orthopädische Eingriff, besonders bei mittelgroßen bis großen Rassen.
  • Patellaluxation:
    → Vor allem bei kleinen Rassen (z. B. Chihuahua, Yorkshire Terrier).
  • Frakturversorgung (Osteosynthese):
    → Bedingt durch Traumata, ebenfalls sehr häufig.
  • Hüftgelenks-Operationen (Femurkopfresektion, Hüftprothese):
    → Seltener als Kreuzbandchirurgie, aber relevant bei Hüftdysplasie.
  1. Notfall- und Spezialoperationen

  • Magendrehung (Gastric Dilatation-Volvulus, GDV):
    → Akuter Notfall, typisch bei großen Hunderassen.
  • Kaiserschnitt:
    → Besonders bei brachycephalen Rassen (z. B. Bulldoggen).
  • Augenoperationen (z. B. Entropium-/Ektropiumkorrektur, Entfernung des dritten Augenlids bei Prolaps der Nickhautdrüse).
  • Zahnsanierungen und Extraktionen:
    → Statistisch ebenfalls sehr häufig, auch wenn sie oft nicht als „große Chirurgie“ wahrgenommen werden.

Eine Operation, ob Tumorentfernung, Kreuzbandrekonstruktion oder Routinekastration, ist für Tiere und Halter*innen gleichermaßen aufregend.

Wie läuft eine Operation beim Hund ab?

Die Vorbereitung auf eine geplante Operation

Voruntersuchung:

Beim Prä-OP-Termin erhebt der Tierarzt oder die Tierärztin die Krankenvorgeschichte (Anamnese). Das Herz, die Lunge, die Schleimhäute, der Flüssigkeitshaushalt (Hydratation) und die Körpertemperatur werden überprüft. Abhängig vom Alter und eventuellen Vorerkrankungen folgen Laboruntersuchungen (Blutbild, Serumchemie) sowie bei auffälligen Befunden am Herzen oder der Lunge, ein Herzultraschall und Röntgen des Brustkorbes. Alle Befunde führen zu einer Einordnung des zu operierenden Tieres in eine Risikoklasse (ASA-Risikoklasse), die den Narkoseplan bestimmt.

Nüchtern zur Operation:

Aktuelle Leitlinien empfehlen für gesunde erwachsene Hunde und Katzen eine Futterkarenz von 6 bis 8 Stunden. Wasser darf bis 2 Stunden vor dem Beginn der Operationsvorbereitungen zur Verfügung stehen. Welpen, alte Tiere und diabetische Patienten fasten kürzer, um eine Hypoglykämie zu vermeiden.

Individueller Narkose- und Analgesieplan:

Auf Basis der Befunde erstellt das Operationsteam einen Plan zur Prämedikation (z. B. Dexmedetomidin + Opioid), zur präemptiven Analgesie* (Opioid + NSAID) und zur Infusionstherapie, der schriftlich dokumentiert wird.

Eine ausführliche und dokumentierte Kosten- und Risikoaufklärung, einschließlich seltener Komplikationen wie allergischer Reaktionen oder Nachblutungen, schließen die Vorbereitungen ab.

* dem Schmerz vorbeugend, bevor er entsteht

Ablauf einer Tieroperation​

Ein klar strukturierter Ablauf senkt die Risiken und reduziert den Stress.

Check-in und Prämedikation:

In aller Regel wird das Tier morgens in der Klinik abgegeben. Nach dem Wiegen und dem Legen eines Venenzuganges erhält das Tier seine Beruhigungsspritze. Diese senkt die Angst, stabilisiert den Kreislauf und reduziert die zur Narkose-Einleitung nötige Dosis an Narkosemitteln.

Narkoseeinleitung:

Etwa 20 Minuten später wird mit Propofol oder Alfaxalon intravenös die Narkose eingeleitet. Ein Endotrachealtubus (Atemschlauch in der Luftröhre) sichert die Atemwege und dient der Zuführung des Narkosegases Iso- oder Sevofluran. Diese sind sehr gut verträglich. Die Zufuhr der Narkosegase ist sehr gut steuerbar und so kann eine stabile, angemessene Narkosetiefe sichergestellt werden.

Monitoring und Narkoserisiko bei Hund:

Während der gesamten Operation kontrollieren angeschlossene Überwachungsgeräte die wichtigsten Organfunktionen. Das Ausmaß der Überwachungsmaßnahmen in der Narkose ist abhängig von der Risikoeinstufung (ASA-Klassifikation) des Patienten. Erfasst werden mindestens die Herzfrequenz, die Atemfrequenz, die Sauerstoffsättigung des Blutes, exspiratorisches CO₂ (Kohlendioxid in der Ausatmungsluft) und die Körpertemperatur. Die Farbe der Schleimhäute und deren Durchblutung sowie die Narkosetiefe anhand von Reflexen werden ebenfalls in kurzen Abständen überwacht. Bei längeren Eingriffen werden zusätzliche Parameter, wie z. B. der Blutzuckergehalt, kontrolliert. Warmluftdecken verhindern eine Unterkühlung (Hypothermie), Infusionen sichern die Organdurchblutung. Die Narkoseüberwachung wird von einem nicht an der Operation beteiligten Tierarzt oder einer Tierärztin (Anästhesist*in) oder von einer speziell geschulten tiermedizinischen Fachangestellten übernommen. Die Überwachung der Narkose trägt wesentlich zu einem niedrigen Narkose- und Operationsrisiko bei Hunden und Katzen bei.

Chirurgische Technik: 

Wann immer möglich, greifen Kliniken auf minimalinvasive Methoden wie Arthroskopie oder Laparoskopie zurück. Kleinere Schnitte bedeuten weniger Schmerz, geringeren Blutverlust, weniger Infektionsgefahr und deutlich schnellere Erholung nach einer Operation. Die Erfahrung eines Chirurgen wirkt sich auch auf die Operationszeit aus. Möglichst kurze Operationszeiten sind insgesamt mit weniger Komplikationen während und nach einer Operation verbunden.

Aufwachphase

Nach dem letzten Hautheft wird der Zufluss von Inhalationsmitteln unterbrochen. Der Tubus bleibt, bis Schluck- und Lidschlussreflexe zuverlässig vorhanden sind. Die Beurteilung von Schmerzen anhand von Schmerzscore-Systemen (z. B. Glasgow-Skala) steuert die weitere Gabe von Schmerzmitteln (Nachanalgesie). Medikamente gegen das Erbrechen (Antiemetika) reduzieren die Übelkeit und erlauben eine frühe Flüssigkeitsaufnahme. Die Überwachung der Körpertemperatur und ein dementsprechendes kontinuierliches Wärmemanagement bleiben bestehen, bis das Tier selbstständig stehen kann.

Entlassung nach einer Operation nach Hause

Bei unkomplizierten Weichteileingriffen darf Ihr Hund / Ihre Katze bereits am selben Tag nach Hause.

Sie erhalten einen:

  • Medikationsplan: Analgetika 3–5 Tage (orthopädisch/onkologisch bis 14 Tage), ggf. ein Antibiotikum.
  • Wundschutz: Hunde und Katzen benötigen meist einen Halskragen oder Body.

Empfehlungen für:

  • Umgebung: Rutschfeste Unterlagen, gesicherte Treppen, Leinenzwang.
  • Fütterung nach einer Operation: Kleine, leicht verdauliche Portionen, sobald kein Erbrechen vorliegt.

Die Nachsorge​

Um Komplikationen nach einer Operation beim Hund oder bei einer Katze rechtzeitig zu erkennen, sollten Sie in den ersten 48 Stunden die Körpertemperatur, den Appetit, das Aussehen der Schleimhäute (rosa, glänzend oder blass oder deutlich gerötet) prüfen.

Die vollständige Heilung reicht von wenigen Tagen (Kastration) bis zu mehreren Monaten (Kreuzband-OP). Orthopädische Patienten profitieren nachweislich von strukturierten Reha-Programmen. Dazu gehören passive Mobilisation, Hydrotherapie, Massage und Laser. Eine engmaschige Schmerzbewertung, das Gewichtsmanagement und gelenkschonende Diäten beugen chronischen Beschwerden vor.

Alarmzeichen sind Fieber (>39 C), eine nässende Schwellung im Wundbereich, blasses Zahnfleisch, Apathie, plötzliche Lahmheit oder Nachblutungen. Dann sollte das Tier sofort in der Klinik vorgestellt werden. Der erste planmäßige Kontrolltermin findet in der Regel ein bis zwei Tage nach einer größeren Operation statt. Eine weitere Kontrolle ist 8 bis 10 Tage nach einer Operation notwendig. Zu diesem Termin werden auch die Nähte oder Klammern entfernt.

FAQ

  1. Wie lange muss mein Hund vor der OP nüchtern sein? Wie lange muss meine Katze vor der OP nüchtern sein?
    Gesunde erwachsene Hunde und Katzen sollten 6 – 8 h vor einer Operation fasten; Wasser darf bis 2 h vor einer OP bereitstehen.
  2. Wie hoch ist das Narkoserisiko beim Hund? Wie hoch ist das Narkoserisiko bei einer Katze?
    Bei ASA I bis ASA II Patienten liegt das Narkoserisiko < 0,1 %. Es steigt bei Herz-/Lungenerkrankungen. Ein engmaschiges Monitoring reduziert Komplikationen.
  3. Welche Voruntersuchungen benötigt mein Tier vor der Operation?
    Immer eine klinische Untersuchung sowie ein Blutbild. Je nach Befund können Röntgen, Ultraschall, EKG und weitere Voruntersuchungen notwendig sein.
  4. Wie läuft eine Tier-OP ab?
    Check-in, Prämedikation, Narkoseeinleitung, steriler Eingriff, Aufwachbox, Entlassung.
  5. Wann kann ich mein Tier nach der OP abholen?
    Bei unkomplizierten Weichteileingriffen meist am selben Tag; sonst nach Stabilisierung.
  6. Was muss ich nach der OP bei meinem Hund, bei meiner Katze beachten?
    Ruhe, Leinenzwang, Wundschutz, Temperaturkontrolle und das konsequente Geben der verordneten Medikamente sind wichtige Aspekte für eine komplikationslose Heilung nach einer Operation.
  7. Ab wann darf mein Tier nach der Narkose wieder fressen?
    Sobald es wach und stehfähig ist, der Schluckreflex funktioniert und nicht erbricht. Größtenteils ist das 4 h nach einer Operation erreicht.
  8. Wie schütze ich die Wunde meines Hundes nach der Operation?
    Halskragen oder OP-Body verhindern Lecken und Beißen. Kontrollieren Sie die Wunde 2× täglich.
  9. Was kostet eine Tier-Operation 2025 und lohnt sich eine Versicherung?
    Je nach Eingriff 300 – 3 000 €; OP-Versicherungen decken häufig 60 – 100 %.
  10. Woran erkenne ich Komplikationen nach der OP und wann muss ich zum Tierarzt?
    Fieber, nässende Schwellungen, Apathie oder blasse Schleimhäute sind Notfälle und sollten sofort in der Klinik vorgestellt werden.

Zusammenfassung

Dank moderner Anästhesie, präemptiver Schmerztherapie und strenger Überwachung während der Operation und in der Aufwachphase sind Tier-OPs heute sehr sicher. Mit einer klaren Vorbereitung und einer konsequenten Nachsorge tragen Halter*innen zur Minimierung des Risikos bei und beschleunigen die Heilung.

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