Notfälle und Erste Hilfe bei Hund und Katze. Teil I: Allgemeine Empfehlungen vom Tierarzt

Checkliste für einen Anruf beim Tierarzt bei einem Notfall

Eine unvorhergesehene Notsituation bei Ihrem Hund oder Ihrer Katze kann jeden Tierhalter unvermittelt treffen. In solchen Momenten ist rasches und strukturiertes Handeln entscheidend, um dem Vierbeiner die bestmögliche Hilfe zu bieten. Genau hier setzt eine gut vorbereitete Checkliste an, die beim telefonischen Erstkontakt mit dem Tierarzt wertvolle Orientierung bietet. Indem Sie relevante Informationen schon vorab notieren und geordnet weitergeben, unterstützen Sie den behandelnden Tierarzt*In bei der schnellen Einschätzung der Lage und erhöhen die Chancen auf eine erfolgreiche Erstversorgung.

Bei einem ernsthaften Notfall ist es hilfreich, Ihren Tierarzt/Ihre Tierärztin bereits vor Ihrem Kommen telefonisch (keine E-Mail, keine SMS) zu informieren. Dann können eventuell schon Vorbereitungen getroffen werden und Ihr Tierarzt/Ihre Tierärztin können Ihnen Hinweise geben, wie Sie sich verhalten sollten.

Diese Fragen sollten Sie möglichst beantworten können:

  • Was für ein Notfall liegt vor? Was fällt Ihnen auf?
  • Wann ist der Notfall eingetreten?
  • Ist das Tier ansprechbar und kann es noch stehen?
  • Was wurde bisher unternommen?
  • Wie sehen die Schleimhäute aus? Falls möglich, wie sind die Werte für:
  • Körpertemperatur (RT), Atemfrequenz (AF), Herzfrequenz (HF) und Kapillarfüllungszeit (KFZ)? —> siehe „Normalwerte“

 Was sind Notfälle?

  • Atem- oder Herzstillstand
  • Atemnot, Schnappatmung
  • Bewusstlosigkeit, kurzzeitig (Kollaps, Synkope) oder anhaltend (Koma). Seitenlage Blässe oder bläuliche Verfärbung der Schleimhäute (Zyanose)
  • Blutung, starke
  • Durchfall, anhaltend blutig
  • Erbrechen, blutig
  • Harnblase stark vergrößert
  • Herzrhythmus verändert (HF deutlich erhöht – Tachykardie, HF deutlich erniedrigt – Bradykardie, HF unregelmäßig – Arrhythmie)
  • Hitzschlag
  • Kapillarfüllungszeit (KFZ) über 2 Sekunden
  • Körpertemperatur erhöht/erniedrigt (über 41 °C – Hyperthermie, unter 35 °C – Hypothermie) Krämpfe (Epileptiforme Anfälle)
  • Lähmung, plötzlich
  • Schwäche, plötzlich
  • Schweres Trauma (Unfall, Sturz)
  • Vergiftung
  • Verletzung am Auge
  • Verletzungen, schwere (Bauchhöhle verletzt, Brustkorn verletzt) Verbrennungen

Table of Contents

Normalwerte bei Hunden und Katzen Körpertemperatur – Atemfrequenz – Herzfrequenz – Kapillarfüllungszeit

Um kritische Veränderungen bei Ihrem Tier zu erkennen, ist es hilfreich zu wissen, was ist “normal” bzw. “noch normal”.

Die Beobachtung von Körperfunktionen wie Körpertemperatur, Atemfrequenz, Herzfrequenz und Kapillarfüllungszeit gibt Tierhaltern einen ersten Aufschluss über den Gesundheitszustand ihres Hundes oder ihrer Katze. Diese Werte sollten deshalb in kritischen Situationen oder bei dem Verdacht einer Erkrankung kontrolliert werden.

Die meisten physiologischen Daten unterliegen Schwankungen durch:

Alter des Tieres: bei jüngeren Tieren höhere Werte als bei älteren

Körpergröße: bei kleineren Tieren höhere Werte als bei größeren

Tageszeit: am Abend höhere Werte als am Morgen

Körperliche Aktivität: höhere Werte bei körperlicher Aktivität

Umgebungstemperatur: bei höherer Umgebungstemperatur höhere Werte

Dennoch gibt es Richtwerte, die man zur Beurteilung des Gesundheitszustands heranziehen kann.

 

Körpertemperatur

Im Enddarm (Rektum) gemessen (Rektaltemperatur, RT) Norm Hund, Katze: 37,5–39,0 °C.

Erhöhte Temperatur: Erhöhung um 0,5 °C im Vergleich zur Norm Fieber: ab 40 °C Atemfrequenz

Norm Hund: 15–25 Atemzüge (AZ)/ min, Norm Katzen: 20–40 AZ/min.

Die Atmung soll leicht und ohne Nebengeräusche sein.

Herzfrequenz

Norm Hund: 60–100 Schläge/min

Kleine Rassen: 60–180 Schläge/min Welpen: 60–200 Schläge/min

Norm Katze: 140–180 Schläge/min.

Beim Hund gibt es einen von der Atmung abhängigen Rhythmus. Beim Einatmen erhöht sich die Herzfrequenz, und beim Ausatmen nimmt sie wieder ab.

Kapillarfüllungszeit (KFZ)

gemessen in Sekunden (s)

Norm Hund und Katze: 1–2 sec

Die KFZ ist ein sehr sensibler und zuverlässiger Parameter zur Beurteilung des Wasserhaushaltes des Tieres. Lediglich bei speziellen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems kann die Aussagekraft der KFZ beeinträchtigt sein.

So misst man die Herzfrequenz: (HF); gemessen in Schläge/Minute

Den Puls, er entspricht dem Herzschlag, kann man an der großen Arterie des Hinterbeines am liegenden oder am stehenden Tier an der Innenseite des Oberschenkels weit oben, nahe dem Hüftgelenk, mit Zeige-, Mittel- und Ringfinger und leichtem Druck fühlen (s. Abb.).

Die Herzfrequenz (HF) kann man an der linken Brustwand kurz hinter dem linken Ellenbogen fühlen. Bei Hunden am besten durch Auflegen der flachen Hand, bei Katzen durch Auflegen von 2 bis 3 Fingern (s. Abb.).

Zählen Sie den Puls oder die Herzschläge eine halbe Minute lang und verdoppeln Sie dann die Anzahl der gezählten Schläge. Dann haben Sie die aktuelle HF, gemessen in Schläge/Minute (Schläge/min), ermittelt.

So misst man die Kapillarfüllungszeit (KFZ), gemessen in Sekunden (s)

Übt man einen deutlichen Druck mit dem Finger auf die Schleimhaut der Lefze oder auf das Zahnfleisch im Bereich des Eckzahnes aus, entsteht für kurze Zeit eine

Blutleere, erkennbar an einem weißen Bezirk, auf dem der Fingerdruck ausgeübt wurde. Die Durchblutung kehrt bei einem nicht unter Flüssigkeitsmangel leidenden Tier innerhalb von ein bis zwei Sekunden zurück und der weiße Bezirk auf der Schleimhaut verschwindet wieder. Die Zeitspanne von der Blutleere bis zur Rückkehr der Durchblutung wird als Kapillarfüllungszeit (KFZ) bezeichnet. Die Zeit, die bis zur gleichmäßigen Durchblutung vergeht, ist die KFZ in Sekunden.

Transport eines verletzten Tieres

Nicht nur die Erste Hilfe, sondern auch ein sicherer und angemessener Transport eines verletzten Tieres zum Tierarzt ist wichtig. Ein unsachgemäßer Transport kann nicht nur unnötige Schmerzen verursachen, schwere Folgeschäden beim Tier verursachen und auch Menschen in Gefahr bringen. Der schonende Transport eines verletzten Tieres erfordert nicht nur einfühlsamen Umgang, sondern auch grundlegende Kenntnisse über Erste-Hilfe-Maßnahmen und geeignete Hilfsmittel. In einer Stresssituation kann selbst ein sonst ruhiges Tier unvorhersehbar reagieren. 

Erste Hilfe

  • Leinen Sie Ihr Tier an. Es könnte in Panik davonlaufen und nicht abrufbar sein.
  • Bewegen Sie es so wenig wie möglich.
  • Entfernen Sie möglichst einengende Utensilien.
  • Schützen Sie sich selbst. Auch sonst freundliche Tiere könnten bei starken Schmerzen beißen.
  • Legen Sie einen Maulkorb an, jedoch ohne die Atmung zu behindern. Notfalls tut es vorübergehend (!) auch eine Maulschlinge.
  • Kleine Hunde und Katzen bringen Sie am besten in einem Transportkäfig (Karton) unter.
  • Dieser sollte nach Möglichkeit von oben zu öffnen sein.
  • Legen Sie Ihr Tier möglichst auf die Seite, aber erzwingen Sie keine bestimmte Haltung, um zusätzliche Schmerzen oder Beschwerden (Atemnot) zu verhindern. Bei dem Verdacht einer Wirbelsäulenverletzung benutzen Sie zum Transport möglichst eine ebene Fläche (Brett). Notfalls benutzen Sie eine Decke und fassen an den Enden mit einer Hilfsperson an.
  • Tragen Sie Ihr Tier nicht senkrecht auf dem Arm. Das verschlimmert die Schmerzen und es können Folgeschäden aufgrund von Stauchungen entstehen.
  • Drücken Sie nicht auf den Magen, damit Sie nicht Erbrechen auslösen. Es könnte Mageninhalt in die Atemwege gelangen.
  • Winkeln Sie den Kopf nicht in Richtung Brust. Er sollte möglichst gerade in einer natürlichen Körperhaltung liegen oder so, wie es das nicht bewusstlose Tier von sich aus möchte.
  • Sollte das Tier erbrechen, heben Sie das Becken und den Bauch des Tieres an, sodass Kopf und Hals abwärts zeigen und Flüssigkeit abfließen kann und nicht in die Atemwege gelangt.
  • Wenn Sie einen kleinen Hund oder eine Katze auf dem Arm tragen, halten Sie das Tier beim Erbrechen schräg nach unten, sodass der Kopf der tiefste Punkt ist. So verhindern Sie, dass Erbrochenes in die Atemwege gelangt.
  • Decken Sie Ihr Tier mit einer Decke zu, um es zu beruhigen und warmzuhalten. Bei einem ernsthaften Notfall vergessen Sie nicht, die Tierklinik über Ihr Kommen zu informieren.

Erste-Hilfe-Set

Erste-Hilfe-Sets (zu Hause, im Auto) helfen Ihnen, in Notfällen schnell zu reagieren. Im Handel gibt es fertig zusammengestellte Sets für Hunde und Katzen. Auch Ihr Tierarzt ist Ihnen sicher bei dem Zusammenstellen eines Sets gern. Eine vorausschauende Vorbereitung spart im Ernstfall wertvolle Zeit und sorgt dafür, dass Ihr Tier sofort angemessen versorgt werden kann.

An Folgendes sollten Sie denken:

  • Antihaft-Steril-Binden und Rollgaze in verschiedenen Größen
  • Antiseptische Lösung (Chlorhexidin 0,5%ig, Ethanol-Wasser-Gemisch) oder antiseptische Salbe
  • Binden zum Zubinden des Maules oder einen dafür geeigneten Maulkorb („Knobelbecher“) Einweg-Untersuchungshandschuhe
  • Elastische Wickelbinden
  • Gummischlauch zum Abbinden (Tourniquet)
  • Großes Tuch
  • Händedesinfektionsmittel (alkoholische Lösung)
  • Handtuch
  • Klebeband
  • Kühlpackungen
  • Plastiktüten in verschiedenen Größen
  • Schere und Pinzette
  • Sekundenkleber
  • Sicherheitsnadeln in verschiedenen Größen
  • Spritzen zum Absaugen oder Spülen
  • Thermometer
  • Vaseline oder Ähnliches zum Abdecken
  • Wattebäusche, Tupfer und Wattestäbchen
  • Wundkompressen

Ergänzungen:

Bei chronischen Krankheiten Ihres Tieres und bei längeren Reisen („Reiseapotheke“) sind Medikamente wie antibiotische Salbe oder Medikament gegen Durchfall eine sinnvolle Ergänzung. Ihr Tierarzt wird Sie sicher beraten.

Ihr Erste-Hilfe-Set sollten Sie regelmäßig überprüfen, eventuell ergänzen oder Einmalartikel austauschen, deren Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Tierarzneimittel und Ihre persönlichen Medikamente sollten streng getrennt voneinander aufbewahrt werden. Viele, teilweise auch frei verkäufliche Medikamente, sind für Hunde oder Katzen in hohem Maße giftig und dürfen keinesfalls bei diesen Tieren angewandt werden. Dazu gehören insbesondere verschiedene Schmerzmittel.

Anlegen eines Verbandes

Das Anlegen eines korrekten Verbandes kann den Heilungsprozess von Verletzungen bei Hunden und Katzen entscheidend beeinflussen. Dabei kommt es nicht nur auf eine saubere und sorgfältige Wundvorbereitung an, sondern auch auf eine optimale Fixierung des Materials. So wird verhindert, dass Schmutz eindringt und die Wunde reizt, während das Tier zugleich davor geschützt wird, die Stelle durch Belecken weiter zu schädigen. Worauf Sie achten sollten:

  • Verbände immer gut polstern und nicht zu straff anlegen! Bei einem Pfotenverband ist es wichtig, alle Zwischenräume der „Finger“ zu polstern. Auch den Daumen nicht vergessen! Geschieht dieses nicht, gibt es rasch in diesen Bereichen Wunden.
  • In einem zweiten Schritt wird der gesamte Bereich, der abgedeckt werden soll, gut mit Watte oder einer Polsterbinde gepolstert. Das bedeutet, niemals eine Binde ohne Polsterung direkt auf die Pfote / das Bein zu wickeln. Das geht nur, wenn der abdeckende Verband lediglich für eine kurze Zeit, zum Beispiel auf dem Weg zum Tierarzt, angelegt werden soll.
  • Mit Polsterbinden kommen Sie sicher besser zurecht als mit Watte. Sie können sie in der Apotheke oder bei Ihrem Tierarzt kaufen und vorsorglich in Ihrem Erste-Hilfe-Set aufbewahren.
  • Abschließend genügt eine einfache Mullbinde zum Abdecken der Polsterung für kurze Zeit. Ein Feuchtigkeitsschutz über die Mullbinde gelegt, ist recht nützlich, sollte aber nicht durchgehend auf dem Verband sein. Ganz wichtig ist bei der Verwendung elastischer, leicht klebender Binden zu diesem Zweck darauf zu achten, dass sie nicht zu straff liegen. Allein das Abziehen der Binde von der Rolle führt zu einer mehr oder weniger starken Dehnung des Verbandsmaterials. Legen Sie es keinesfalls in so einem gedehnten Zustand über den Mullverband. Ein zu straffer Verband beeinträchtigt oder unterbindet die Blutversorgung in diesem Bereich und führt in kürzester Zeit zu starken Schmerzen beim Tier und sogar zum Absterben von Haut und Gewebe. Ihr Tier zeigt die Beeinträchtigung eventuell lediglich durch ein nicht Aufsetzen der Pfote und durch Beknabbern des Verbandes an.

Am besten ist, Sie benutzen gar keine elastischen Binden, auch wenn Ihr Verband dann nicht so professionell aussieht.

Wiederbelebung (Reanimation)

Die Notwendigkeit einer Reanimation stellt einen äußerst kritischen Notfall dar, in dem jede Sekunde zählt. Wenn bei Hund oder Katze das Herz nicht mehr Blut pumpt oder die Atmung ausbleibt, können schnelles und korrektes Handeln über Leben und Tod Ihres Tieres entscheiden. Die Kenntnis von Wiederbelebungsmaßnahmen sowie deren richtiger Ablauf können entscheidend sein, um dem Tier die nötige Chance auf Rettung zu geben und Folgeschäden zu minimieren. Unter einer Wiederbelebung im Sinne einer Ersten Hilfe versteht man eine durch eine Person durchgeführte Beatmung und Herzdruckmassage bei einem Patienten (Hund, Katze), der keine eigene Atmungs- und Herzfunktion mehr aufweist.

Sie erfolgt nach der sogenannten ABC-Methode.

Diese Methode findet Anwendung, wenn keinerlei Hilfsmittel oder Medikamente zur Verfügung stehen. Unter Klinikbedingen erfolgen selbstverständlich andere Maßnahmen.

  • A steht für Atemwege
  • B steht für Beatmung
  • C steht für Cardiale Reanimation (cardial – das Herz betreffend)

Es sollte eine strukturierte Vorgehensweise nach diesem ABC-Schema geübt werden.

Erste Hilfe

Prüfen Sie, bevor Sie beginnen, ob das Tier nicht doch ansprechbar ist. Dann ist keine Reanimation notwendig.

A  Kontrolle der Atemwege

Zunächst erfolgt ein einmaliger Druck auf den Brustkorb, um einen Ausatmungsstoß zu simulieren und damit nochmals zu prüfen, ob Erbrochenes oder andere Fremdkörper die Atemwege verlegen und entfernt werden müssen.

Prüfen Sie, bevor Sie beginnen, nochmals, ob Ihr Tier nicht doch ansprechbar ist. Dann ist keine Reanimation notwendig.

Bitte achten Sie auf die Atemtiefe und die AF (Atemzüge/min) Ihres Tieres. Bei krampfhaften Atemzügen, sogenannter Schnappatmung, beginnen Sie sofort mit den Brustkorbkompressionen. Die Atmungskontrolle erfolgt durch das Ansehen der Bewegungen des Brustkorbes oder durch die Kontrolle der Ausatmung, indem ein Handrücken vor die Nasenöffnungen gehalten wird.

Durchführung:

  • Hund in die rechte Seitenlage bringen
  • Öffnen der Maulhöhle
  • Kontrolle der Maulhöhle nach sichtbaren Fremdkörpern, die die Atemwege verlegen, Zunge leicht heraus und zur Seite ziehen
  • Kopf strecken
  • Unterkiefer nach Möglichkeit etwas nach vorn ziehen

B  Beatmung

Kann keine Atmung festgestellt werden, beginnen Sie mit der Beatmung

  • Die Zunge wird in die Maulhöhle zurückverlagert und die Maulhöhle geschlossen. Umfassen Sie das Maul des Tieres und biegen Sie den Kopf des Tieres leicht nach hinten, bevor Sie mit der Beatmung beginnen.
  • Wenn möglich, ziehen Sie auch den Unterkiefer etwas nach vorn.
  • Wenn Sie den Kopf Ihres Tieres nicht nach hinten biegen, könnte es sein, dass die eingeblasene Luft nicht in die Lungen, sondern in den Magen gelangt.
  • Halten Sie die Maulspalte des Tieres geschlossen.
  • Legen Sie ein sauberes Tuch über die Nasenöffnungen und blasen Sie so, dass sich der Brustkorb nur leicht anhebt.
  • Die Schnauze des Tieres wird mit einer Hand fest umfasst und es erfolgt die Mund- zu Nasenbeatmung mit zunächst 1–2 AZ/min.
  • Insgesamt sollten 20 AZ/min bei großen Hunden und 24 AZ/min bei kleinen Hunden oder Katzen erfolgen.
  • Zwischen den einzelnen Atemzügen muss man Zeit lassen zur Ausatmung.
  • Bedenken Sie, dass Ihr Atemzugvolumen höchstwahrscheinlich deutlich größer als das Ihres Tieres ist.
  • Sie dürfen also nicht einen vollen, kräftigen Atemzug in Ihr Tier hineinblasen. Das würde die Dehnbarkeit der Lunge des Tieres überfordern und die Lungenbläschen zum Platzen bringen. Der Brustkorb soll sich nur leicht anheben.
  • Wenn der Brustkorb sich während der Atemspende nicht anhebt, müssen Sie den Kopf etwas weiter in den Nacken biegen und die Beatmung erneut versuchen.
  • Bei sehr kleinen Tieren genügt es eventuell, nur das Luftvolumen Ihres Mundes mit der Kraft Ihrer Wangen langsam in das Tier zu übertragen. Auch hier soll sich der Brustkorb leicht anheben.

Sollte Ihr Tier normale Bewegungen ausführen, unterbrechen Sie die Notfallmaßnahmen und beobachten Sie es. Krämpfe sind keine normalen Bewegungen.

C   Cardiale Reanimation bei Herzstillstand

  • Unter einer kardialen Reanimation versteht man alle Maßnahmen, die der Beendigung des Herz-Kreislaufstillstandes dienen.
  • Es erfolgt zunächst einmalig ein sogenannter „präkardialer“ Faustschlag (Begriff aus der Humanmedizin, ”präkardial” bedeutet „vor dem Herzen“ gelegen). Beim Hund erfolgt dieser bei dem in rechter Seitenlage befindlichen Hund seitlich in Verlängerung des Ellenbogengelenks als kurzer, kräftiger Druckimpuls.
  • Sofern danach weiterhin kein Herzschlag fühlbar ist, sollte man mit der Herzmassage mithilfe von Brustkornkompressionen an der höchsten Stelle des Brustkorbes hinter dem Ellenbogen (siehe Abb.) beginnen.

Brustkorbkompression

  • Legen Sie Ihr Tier auf einer glatten, festen Fläche auf die rechte Körperseite und nicht wie beim Menschen auf den Rücken.
  • Knien Sie sich auf der Bauchseite des Tieres vor Ihr Tier.
  • Legen Sie die Handfläche in die Region hinter dem linken Ellenbogen. Mit der zweiten Handfläche können Sie den Druck unterstützen. Halten Sie die Arme gestreckt.
  • Bei sehr großen Hunden können Sie die Kompression des Brustkorbes auf 3 bis 4 cm ausdehnen. Benutzen Sie eventuell zusätzlich das Gewicht Ihres Oberkörpers, um die Kompression zu bewerkstelligen. Es werden 60–80 Brustkorbkompressionen/min durchgeführt.
  • Bei kleinen Hunden und bei Katzen benutzen Sie zur Kompression nur eine Hand oder sogar nur Ihre Finger. Umfassen Sie das Brustbein von unten und führen Sie die Kompressionen in der Ellenbogenregion beiderseits zwischen dem Daumen und den restlichen 4 Fingern aus. Es ist eine Frequenz von 120 bis 140 Kompressionen/min anzustreben.
  • Versuchen Sie, einen festen Rhythmus zwischen Beatmung und Herzkompression zu erreichen. Nach zweimaligem Beatmen werden 15 Herzkompressionen ausgeführt und danach wird wieder zweimal beatmet usw.
  • Dazwischen ist zu prüfen, ob Ihre Bemühungen erfolgreich waren und ein Herzschlag bzw. einen Puls zu fühlen ist.

Erlernen Sie diese Maßnahmen möglichst vor einem Notfall in einem entsprechenden Kurs. Bei Kleintieren sind die Möglichkeiten zur Wiederbelebung (Reanimation) und ihre Durchführung häufig nicht bekannt, und ungeübte Personen können unter Umständen auch zusätzlichen Schaden anrichten.

Es beginnt damit, sich sicher zu sein, dass das Tier tatsächlich nicht mehr atmet und/oder keinen Herzschlag bzw. Puls mehr hat.

Es ist dennoch oft besser, etwas zu tun, als nichts zu tun, auch wenn man unsicher ist.

Wenn kein Blut mehr zum Gehirn transportiert wird, kann es nach wenigen Minuten zu einem Hirnschaden kommen. Nach 8–10 min ohne Sauerstoffversorgung stirbt das Tier.

Wenn Sie unerfahren sind, beschränken Sie sich auf die seitliche Kompression des Brustkorbes in schneller Folge (ein- bis zweimal pro Sekunde!). Sie sichern dadurch den Blutfluss und damit den Sauerstofftransport zum Gehirn, zum Herzen und zu anderen wichtigen Organen.

Achten Sie darauf, dass Sie bei Ihrer Kraftanwendung auf die Kleinheit Ihres Tieres Rücksicht nehmen. Der Brustkorb soll leicht eingedrückt werden, die Rippen aber nicht verletzt werden. Die Atmung Ihres Tieres lassen Sie unberücksichtigt.

Suchen Sie so schnell wie möglich einen Tierarzt auf.

Setzen Sie die Wiederbelebungsmaßnahmen möglichst fort, bis Sie Ihr Tier einem Tierarzt übergeben. Ihr Tierarzt hat technische Hilfsmittel, um das Herz zur Pumpfunktion anzuregen und das Beatmungsvolumen genau auf die Lungenkapazität des Patienten abgestimmt.

Verlegte Atemwege – Heimlich-Manöver

Sind die Atemwege durch einen Fremdkörper verlegt, kann der regelmäßige Gasaustausch von Sauerstoff und Kohlendioxid über die Lungen nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt erfolgen. Die Sauerstoffversorgung des Gehirns und anderer wichtigen Organe ist eingeschränkt und innerhalb weniger Minuten kann es zum Tod durch Ersticken kommen (siehe Erstickungsanfall). 

Eine Maßnahme, die Atemwege freizulegen, ist das sogenannte Heimlich-Manöver.

Sofern Ihr Tier in der Lage ist, kräftig zu husten, ist die Anwendung des Heimlich-Manövers meist nicht notwendig. In den Fällen, in denen der Husten Ihres Tieres untypisch, leise oder gurgelnd ist, die Maulschleimhaut sich bläulich verfärbt und der vermutete Fremdkörper von der Maulhöhle aus nicht zu sehen oder zu entfernen ist, beginnen Sie mit dem Heimlich-Manöver.

Dabei wird der Druck im Bauchraum kurzzeitig durch folgende Maßnahmen erhöht:

  • Umfassen Sie Ihr Tier von hinten/oben unmittelbar unterhalb der Rippen und schließen Sie Ihre beiden Hände in der Nabelregion Ihres Tieres.
  • Üben Sie einen kurzen, schnellen Druck auf den Bauch Ihres Tieres nach oben und vorn in Richtung des Brustkorbes aus. Dadurch wird ein Druck auf das Zwerchfell ausgeübt, der zu einem Ausatmungsstoß in der Lunge führt. Der so erzeugte Luftstrom kann den Fremdkörper nach außen befördern.
  • Dieses Manöver wird kurz hintereinander wiederholt ausgeführt.
  • Kleine Hunde und Katzen kann man fest in den Arm, mit dem Gesicht des Tieres nach unten nehmen. Der Kopf sollte dabei tiefer als der Brustkorb hängen. Wiederholtes, dosiertes Klopfen auf den Rücken kann zur Lockerung und zum Hervorbringen des Fremdkörpers führen.

Teilweise wird empfohlen, synchron mit dem Klopfen auf den Rücken einen kurzen Druck mit dem Arm auf die obere Bauchregion auszuüben. Dabei besteht jedoch die Gefahr, dass Mageninhalt nach oben gedrückt wird und in die Luftröhre gelangen kann.

Wird Ihr Tier bewusstlos, beginnen Sie mit der Reanimation.

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