Engelstrompete (Brugmansia suaveolens)

Inhalt

Engelstrompeten sind sehr stark giftig +++.

Sie zählen zu den Nachtschattengewächsen, deren wichtigste Toxine Tropanalkaloide (Atropin, Scopolamin, Hyoscyamin) sind.
Weitere Nachtschattengewächse sind:

  • Stechapfel (Datura)
  • Nachtschatten (Solanum)
  • Tollkirsche (Atropa)
  • Tollkraut (Scopolia)
  • Alraun (Mandragora)
  • Bilsenkraut (Hyoscamus)

Alle Tropanalkaloide werden nach oraler Aufnahme leicht und vollständig aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert, rasch im Gewebe verteilt und später, teils unverändert, über die Nieren ausgeschieden. 

Die Engelstrompete (Brugmansia suaveolens) gehört zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) und ist aufgrund ihrer hohen Konzentration an Tropanalkaloiden als stark giftig (+++) einzustufen. Diese trompetenförmigen Blüten, die häufig in Gärten als Zierpflanzen kultiviert werden, stellen eine erhebliche Gefahr für unsere Haustiere dar. Die wichtigsten toxischen Substanzen in der Engelstrompete sind Atropin, Scopolamin und Hyoscyamin, die zur Gruppe der Tropanalkaloide gehören. Diese Giftstoffe sind in allen Pflanzenteilen enthalten, wobei die höchsten Konzentrationen in Samen und Blüten zu finden sind. Bereits die Aufnahme kleiner Mengen kann bei Hunden und Katzen zu schwerwiegenden Vergiftungserscheinungen führen.

Die Engelstrompete teilt ihre toxischen Eigenschaften mit anderen Nachtschattengewächsen wie dem Stechapfel (Datura), Nachtschatten (Solanum), der Tollkirsche (Atropa), dem Tollkraut (Scopolia), dem Alraun (Mandragora) und dem Bilsenkraut (Hyoscamus). Bei all diesen Pflanzen ist der Vergiftungsmechanismus ähnlich und beruht auf der anticholinergen Wirkung der enthaltenen Tropanalkaloide.

Ursachen, Entstehung und Verlauf

Geschädigt werden insbesondere das Herz und das Nervensystem.
Es kommt zunächst zu Erregungszuständen und Krämpfen, später zu Bewegungsstörungen und Lähmungen sowie Atemnot. Lähmungen an der Muskulatur des Magen-Darm-Traktes und der Harnwege führen zu Verstopfungen und erschwertem Harnabsatz. In der Humanmedizin gilt bereits die Aufnahme weniger Blüten oder Blätter als toxisch.

Die Vergiftung durch Engelstrompete erfolgt in der Regel durch orale Aufnahme von Pflanzenteilen. Hunde und Katzen können aus Neugierde oder Langeweile an den Pflanzen kauen oder sie fressen. Die Tropanalkaloide werden nach oraler Aufnahme schnell und vollständig aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert und im gesamten Körpergewebe verteilt. Die Ausscheidung erfolgt später teilweise unverändert über die Nieren.

Die Vergiftungsgefahr ist besonders hoch während der Blütezeit der Engelstrompete von Juni bis Oktober, kann aber das ganze Jahr über bestehen, wenn die Pflanze als Zimmerpflanze gehalten wird. Während Katzen aufgrund ihrer selektiveren Fressgewohnheiten seltener betroffen sind, neigen besonders junge, unerfahrene Hunde dazu, Pflanzenteile zu erkunden und zu fressen. Auch Tiere mit bestimmten Vorerkrankungen, insbesondere des Herzens oder des Nervensystems, haben ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Komplikationen bei einer Engelstrompeten-Vergiftung.

Der Wirkungsmechanismus der Tropanalkaloide beruht auf ihrer Fähigkeit, die Wirkung des Neurotransmitters Acetylcholin zu hemmen. Atropin blockiert die muskarinischen Acetylcholinrezeptoren und führt so zu einer Hemmung des parasympathischen Nervensystems. Scopolamin wirkt ähnlich anticholinerg, hat jedoch zusätzlich eine stark dämpfende Wirkung auf das zentrale Nervensystem und kann Krämpfe auslösen. Hyoscyamin, eine Form des Atropins, wirkt ebenfalls spasmolytisch und führt zur Weitstellung der Pupillen, hat aber stärkere Auswirkungen auf das Nervensystem als Atropin.

Wirkungsmechanismus

Atropin hemmt die Wirkung des Überträgerstoffes für die Nervenerregung zwischen der Nervenzelle und anderen Zellen.
Der Name des Überträgerstoffes ist Acethylcholin. Die Wirkung wird als anticholinerg bezeichnet.
Die anticholinerge Wirkung macht sich besonders bei den Verdauungsprozessen (Speichelsekretion, Tonus im Magen-Darm-Trakt und der Gallenblase), am Herzen und am ZNS bemerkbar.
Scopolamin
Scopolamin wirkt wie Atropin anticholinerg. Am ZNS wirkt es jedoch stark dämpfend und führt zur Apathie. Teilweise werden Krämpfe ausgelöst.
Hyoscyamin
Hyoscyamin ist eine Form des Atropins. Es wirkt ebenfalls spasmolytisch und führt wie Atropin zur Weitstellung der Pupillen (Mydriatikum). Es wirkt weniger auf das Herz, führt aber zu stärkeren Auswirkungen auf das Nervensytem.
Bei der Resorption höherer Dosen wirkt es auf das ZNS zunächst erregend bis zu Krämpfen.
Bei schweren Intoxikationen kommt es zur Muskelerschlaffung, Abfall der Körpertemperatur und letztlich zum Koma.
Der Tod tritt durch eine zentrale Atemlähmung ein.
Beim Menschen liegt die LD bei 50–100 mg.

Ergänzung

Die Engelstrompete (Gattung Brugmansia) gehört zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) und enthält hochpotente Tropanalkaloide. Diese Alkaloide wirken toxisch auf das zentrale und periphere Nervensystem und führen bei Hunden und Katzen bereits in kleinen Mengen zu schweren Vergiftungen.

Die toxischen Wirkstoffe der Pflanze sind:

  • Atropin
  • Scopolamin
  • Hyoscyamin

Diese Substanzen finden sich in allen Pflanzenteilen, besonders konzentriert jedoch in den Samen und Blüten. Schon wenige Gramm der Pflanze können eine deutliche Intoxikation hervorrufen.

Pharmakologischer Wirkungsmechanismus

Die genannten Tropanalkaloide sind kompetitive Antagonisten an muskarinischen Acetylcholinrezeptoren (mAChR) im parasympathischen Nervensystem. Das bedeutet:

  • Sie blockieren die Wirkung von Acetylcholin, einem der wichtigsten Botenstoffe des vegetativen Nervensystems.
  • Dadurch kommt es zu einer Hemmung parasympathischer Reaktionen und damit zu einem Überwiegen sympathischer Effekte im Körper.

Konkret bedeutet das:

  • Erweiterung der Pupillen (Mydriasis)
  • Erhöhte Herzfrequenz (Tachykardie)
  • Hemmung der Speichel- und Magensaftsekretion → trockene Schleimhäute
  • Reduzierte Darmmotilität → Verstopfung, Blähungen
  • Harnverhalt durch Detrusorrelaxation
  • Stimulation des zentralen Nervensystems → Unruhe, Halluzinationen, Krampfanfälle

Scopolamin wirkt zusätzlich stark zentral dämpfend und kann zur Desorientierung, Bewusstseinsstörungen und Koma führen. Atropin hat primär periphere Wirkungen, aber in toxischen Dosen ebenfalls ZNS-Effekte.

Spezifische Wirkung beim Hund

  • Hunde zeigen oft eine Mischung aus zentralnervöser Stimulation und vegetativer Enthemmung:
    • Unruhe, Nervosität, Halluzinationsverhalten
    • Trockene Schleimhäute, Hecheln, übergroße Pupillen
    • Herzrasen, Kreislaufinstabilität
    • In schweren Fällen: Krämpfe, Koma, Atemlähmung

Spezifische Wirkung bei der Katze

  • Katzen reagieren besonders empfindlich auf Tropanalkaloide, sowohl peripher als auch zentral:
    • Plötzliche Verhaltensänderung, Erregungszustände oder Apathie
    • Hyperthermie durch fehlende Schweißsekretion und zentralnervöse Entkopplung der Temperaturregulation
    • Zittern, Koordinationsstörungen, Muskelzuckungen
    • Krämpfe, Kollaps, Atemdepression

Katzen zeigen zudem schneller Zeichen von zentralnervöser Überstimulation mit visuellen Halluzinationen (sog. „fliegende Insekten jagen“) und massiver Desorientierung.

Zusammenfassung des Wirkmechanismus

System Toxische Wirkung der Tropanalkaloide
Zentralnervensystem Erregung (Atropin), Dämpfung (Scopolamin), Halluzinationen, Krampfanfälle
Augen Pupillenerweiterung (Mydriasis), Lichtempfindlichkeit
Herz-Kreislauf-System Tachykardie, Blutdruckanstieg oder -abfall, Arrhythmien
Gastrointestinaltrakt Mundtrockenheit, reduzierte Magen-Darm-Motilität, Obstipation
Urogenitalsystem Harnverhalt durch Detrusorhemmung
Temperaturregulation Hyperthermie durch zentrale und periphere Hemmung cholinerger Wege

Symptome einer Intoxikation

Speichelproduktion vermindert
Darmperistaltik gehemmt (Spasmolyse, Darmträgheit)
Harnverhalten
Gallenblase, Tonus reduziert
Weitstellung der Pupillen
Tachykardie (Herzfrequenz erhöht)
Erregung
Desorientiertheit
Apathie
Krämpfe
Atemlähmung

Die klinischen Anzeichen einer Vergiftung durch Engelstrompete können bei Hunden und Katzen sehr vielfältig sein und treten in der Regel innerhalb von 30 bis 60 Minuten nach der Aufnahme auf. Die Symptome spiegeln die anticholinerge Wirkung der Tropanalkaloide wider und betreffen mehrere Organsysteme:

Im Bereich des Verdauungstraktes kommt es zu einer verminderten Speichelproduktion mit trockenen Schleimhäuten, einer gehemmten Darmperistaltik (Spasmolyse) und daraus resultierender Verstopfung. Die reduzierte Motilität des Magen-Darm-Traktes kann zu Übelkeit und Erbrechen führen, wobei letzteres meist nur zu Beginn der Vergiftung auftritt.

Am Urogenitaltrakt manifestiert sich die Vergiftung durch Harnverhalten aufgrund einer reduzierten Blasenkontraktion. Auch der Tonus der Gallenblase ist vermindert, was zu Störungen im Gallenstoffwechsel führen kann.

Besonders charakteristisch sind die Auswirkungen auf das Nervensystem und die Augen. Die betroffenen Tiere zeigen eine deutliche Mydriasis (Pupillenerweiterung), die auf beide Augen symmetrisch wirkt und nicht auf Licht reagiert. Im zentralen Nervensystem kann es zu paradoxen Reaktionen kommen: Zunächst zeigen die Tiere oft Erregungszustände, Unruhe, Desorientiertheit und Koordinationsstörungen, später können Apathie, Krämpfe und schließlich Bewusstlosigkeit folgen.

Kardiovaskuläre Symptome umfassen Tachykardie (erhöhte Herzfrequenz) und Arrhythmien. Die Schleimhäute können aufgrund der Kreislaufveränderungen blass oder zyanotisch erscheinen. In schweren Fällen kann es zur Hyperthermie (erhöhte Körpertemperatur) kommen, da die Schweißproduktion gehemmt ist und die Wärmeregulation gestört wird.

Respiratorische Probleme äußern sich in einer flachen, schnellen Atmung, die bei fortschreitender Vergiftung zu einer zentralen Atemlähmung führen kann, was letztlich die Todesursache darstellt.

Diagnose

Die Diagnose einer Engelstrompeten-Vergiftung basiert zunächst auf der Anamnese und dem klinischen Bild. Wenn der Tierbesitzer beobachtet hat, dass sein Tier Teile einer Engelstrompete gefressen hat, oder wenn typische Pflanzenreste im Erbrochenen gefunden werden, ist dies ein wichtiger diagnostischer Hinweis. Das charakteristische Symptombild mit Mydriasis, trockenen Schleimhäuten, Tachykardie und neurologischen Auffälligkeiten unterstützt die Verdachtsdiagnose.

Laboruntersuchungen können helfen, den Schweregrad der Vergiftung einzuschätzen und Komplikationen zu erkennen. Ein komplettes Blutbild und eine Blutchemie sollten durchgeführt werden, um Leber- und Nierenfunktion zu überprüfen, da diese Organe an der Metabolisierung und Ausscheidung der Toxine beteiligt sind. Elektrolytstörungen, insbesondere Kalium- und Natriumveränderungen, können auftreten und sollten überwacht werden.

Ein EKG ist bei Verdacht auf Herzrhythmusstörungen indiziert und kann Tachykardie, Extrasystolen oder andere Arrhythmien aufzeigen. In schweren Fällen kann eine Blutgasanalyse notwendig sein, um den Säure-Basen-Haushalt und die Sauerstoffversorgung zu beurteilen.

Der direkte Nachweis von Tropanalkaloiden im Blut oder Urin ist in der Routinediagnostik selten verfügbar, kann aber in spezialisierten Laboren durchgeführt werden. In der Praxis ist dieser Nachweis jedoch meist nicht notwendig, da die Therapie symptomorientiert erfolgt.

Differenzialdiagnostisch müssen andere anticholinerg wirkende Vergiftungen (z. B. durch bestimmte Medikamente wie Antihistaminika oder trizyklische Antidepressiva), aber auch neurologische Erkrankungen wie Epilepsie oder Meningoenzephalitis in Betracht gezogen werden.

Therapeutische Prinzipien

Als Antidot kann der Cholinesterasehemmer Physostigmin eingesetzt werden.
Indem Physostigmin den Abbau von Acetylcholin hemmt, hebt es die Wirkung von Atropin auf, sodass wieder mehr Acetylcholin und auch für einen längeren Zeitraum zur Verfügung steht.
Die primäre Dekontamination sollte so schnell wie möglich erfolgen und alle sinnvollen Maßnahmen konsequent beinhalten.
Diese sind Auslösen von Erbrechen, sofern das Tier ansprechbar ist und keine Krämpfe vorliegen, sowie die Magenspülung.
Im Anschluss sollte Aktivkohle wiederholt gegeben werden. Die Steigerung der Darmpassage nach der Gabe von Aktivkohle beschleunigt die Elimination.
Zur sekundären Giftelimination, das heißt die Elimination bereits resorbierter Gifte, dient eine Steigerung der Harnbildung durch Volumensubstitution und der Einsatz spezieller Medikamente (forcierte Diurese).
Die symptomatische Therapie dient der Stabilisierung der Vitalfunktionen und der Bekämpfung belastender Symptome wie Krämpfe, anhaltendes Erbrechen oder Schmerzen.

Ergänzung

Die Behandlung einer Engelstrompeten-Vergiftung erfordert ein schnelles und umfassendes therapeutisches Vorgehen. Die primäre Maßnahme besteht in der Dekontamination, um die weitere Aufnahme des Giftes zu verhindern. Wenn die Aufnahme weniger als 1–2 Stunden zurückliegt und das Tier bei Bewusstsein ist sowie keine Krampfanfälle zeigt, kann das Auslösen von Erbrechen durch die Gabe von Apomorphin (Hund) oder Xylazin (Katze) sinnvoll sein. Bei bewusstseinsgetrübten Tieren oder bei Vorliegen von Krämpfen ist das Auslösen von Erbrechen kontraindiziert.

Eine Magenspülung unter Narkose kann erwogen werden, wenn das Erbrechen nicht erfolgreich war oder kontraindiziert ist. Im Anschluss an diese Maßnahmen sollte Aktivkohle mehrfach verabreicht werden (1–4 g/kg Körpergewicht alle 4–6 Stunden), um die Resorption noch im Darm befindlicher Toxine zu reduzieren. Die Gabe von Abführmitteln wie Natriumsulfat beschleunigt die Darmpassage und damit die Ausscheidung der Toxine.

Als spezifisches Antidot bei schweren Vergiftungen kann der Cholinesterasehemmer Physostigmin eingesetzt werden, der die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann und so auch zentrale anticholinerge Effekte antagonisiert. Die Dosierung beträgt 0,02-0,06 mg/kg i.v. langsam. Die Wirkung setzt innerhalb von Minuten ein, hält jedoch nur etwa 1–2 Stunden an, sodass wiederholte Gaben notwendig sein können. Physostigmin sollte mit Vorsicht angewendet werden, da es selbst toxische Wirkungen haben kann, insbesondere bei Überdosierung oder bei Tieren mit Herzerkrankungen.

Die symptomatische Therapie umfasst die Stabilisierung der Vitalfunktionen. Bei Krämpfen werden Benzodiazepine wie Diazepam (0,5-2 mg/kg i.v.) oder Midazolam eingesetzt. Eine Flüssigkeitstherapie ist wichtig, um die Ausscheidung der Toxine über die Nieren zu fördern (forcierte Diurese) und um den Kreislauf zu stabilisieren. Bei Hyperthermie sind kühlende Maßnahmen angezeigt.

Die Überwachung der Herzfunktion mittels kontinuierlichem EKG ist bei schweren Vergiftungen empfehlenswert. Bei Arrhythmien können Antiarrhythmika wie Lidocain oder Betablocker zum Einsatz kommen. Eine Sauerstofftherapie sollte bei Atemnot oder Zyanose durchgeführt werden. In schweren Fällen kann eine mechanische Beatmung erforderlich sein.

Prognose

Die Prognose einer Engelstrompeten-Vergiftung hängt maßgeblich von der aufgenommenen Menge des Giftstoffs, der Zeit bis zum Therapiebeginn und der Intensität der therapeutischen Maßnahmen ab. Bei frühzeitiger und adäquater Behandlung ist die Prognose in den meisten Fällen günstig. Tiere, die innerhalb der ersten 24–48 Stunden nach Giftaufnahme überleben, haben gute Chancen auf vollständige Genesung ohne Folgeschäden.

Bei schweren Vergiftungen mit ausgeprägten neurologischen Symptomen, insbesondere wenn es zu Krämpfen oder Bewusstlosigkeit gekommen ist, ist die Prognose vorsichtiger zu stellen. Komplikationen wie Aspirationspneumonie durch Erbrechen, Nierenversagen durch Dehydratation oder Herzrhythmusstörungen können den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen.

Die Nachsorge nach einer überstandenen Engelstrompeten-Vergiftung umfasst regelmäßige Kontrolluntersuchungen, um mögliche Organschäden frühzeitig zu erkennen. Hauptsächlich sollte die Nieren- und Leberfunktion durch Blutuntersuchungen überwacht werden. Ein EKG kann sinnvoll sein, um latente Herzrhythmusstörungen auszuschließen.

Tierbesitzer sollten darüber aufgeklärt werden, dass die Engelstrompete und andere Nachtschattengewächse aus dem Umfeld der Tiere entfernt werden sollten, um eine erneute Vergiftung zu vermeiden. Alternativen für die Gartengestaltung sind ungiftige Zierpflanzen wie Hibiskus, Rosen oder bestimmte Arten von Hortensien.

Zusammenfassung

Die Engelstrompete (Brugmansia suaveolens) gehört zu den stark giftigen Pflanzen und stellt eine erhebliche Gefahr für Hunde und Katzen dar. Die enthaltenen Tropanalkaloide (Atropin, Scopolamin, Hyoscyamin) wirken anticholinerg und führen zu charakteristischen Vergiftungssymptomen wie Mydriasis, trockenen Schleimhäuten, Tachykardie, neurologischen Störungen und in schweren Fällen zu Krämpfen und Atemlähmung.

Die Diagnose basiert auf der Anamnese, dem klinischen Bild und unterstützenden Laboruntersuchungen. Die Therapie umfasst Dekontaminationsmaßnahmen, die Gabe von Aktivkohle, spezifische Antidottherapie mit Physostigmin bei schweren Vergiftungen sowie symptomatische Maßnahmen zur Stabilisierung der Vitalfunktionen. Bei frühzeitiger und adäquater Behandlung ist die Prognose in den meisten Fällen günstig, während schwere Vergiftungen lebensbedrohlich sein können.

Präventive Maßnahmen wie die Entfernung giftiger Pflanzen aus dem Umfeld der Tiere sind entscheidend, um Vergiftungen zu vermeiden. Tierbesitzer sollten über die Gefahren der Engelstrompete und anderer giftigen Pflanzen aufgeklärt werden und im Vergiftungsfall umgehend tierärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Ausblick auf Forschung

Die Forschung im Bereich der Vergiftung durch Pflanzen bei Haustieren entwickelt sich kontinuierlich weiter. Aktuelle Studien konzentrieren sich auf die Verbesserung diagnostischer Methoden zum schnellen und zuverlässigen Nachweis von Tropanalkaloiden in biologischen Proben. Neue analytische Verfahren wie die Hochleistungsflüssigkeitschromatografie gekoppelt mit Massenspektrometrie (HPLC-MS) ermöglichen eine präzisere Quantifizierung der Giftstoffe und könnten in Zukunft auch in der veterinärmedizinischen Routinediagnostik eingesetzt werden.

Ein weiterer Forschungsschwerpunkt liegt auf der Entwicklung spezifischerer Antidote mit geringeren Nebenwirkungen als die derzeit verwendeten Cholinesterasehemmer. Modifizierte Physostigmin-Derivate oder neuartige Anticholinergika-Antagonisten könnten in Zukunft eine sicherere und effektivere Behandlung ermöglichen.

Die Erforschung individueller Faktoren, die die Empfindlichkeit gegenüber Tropanalkaloiden beeinflussen, gewinnt ebenfalls an Bedeutung. Genetische Unterschiede im Metabolismus dieser Substanzen könnten erklären, warum manche Tiere empfindlicher reagieren als andere. Diese Erkenntnisse könnten zu personalisierten Behandlungsprotokollen führen, die auf die spezifischen Bedürfnisse des einzelnen Tieres zugeschnitten sind.

Nicht zuletzt widmet sich die Forschung verstärkt der Entwicklung von Trainingsmethoden und Abschreckungsmitteln, um Haustiere vom Fressen giftiger Pflanzen abzuhalten. Verhaltensmodifikationstechniken und natürliche Repellentien könnten in Zukunft eine wichtige Rolle in der Prävention von Pflanzenvergiftungen spielen.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

  1. Wie schnell treten die Symptome einer Engelstrompeten-Vergiftung bei meinem Haustier auf?
    Die ersten Symptome zeigen sich in der Regel innerhalb von 30–60 Minuten nach der Aufnahme der Pflanze und können bis zu 24–48 Stunden anhalten.
  2. Welche Mengen der Engelstrompete sind für mein Haustier giftig?
    Bereits kleine Mengen können toxisch wirken. Bei Hunden können wenige Blätter oder eine Blüte ausreichen, um Vergiftungssymptome hervorzurufen. Katzen sind aufgrund ihres geringeren Körpergewichts noch empfindlicher.
  3. Sind bestimmte Haustiere anfälliger für Vergiftungen durch Engelstrompete?
    Junge, neugierige Hunde sind besonders gefährdet. Katzen sind aufgrund ihrer selektiveren Fressgewohnheiten seltener betroffen, können aber ebenso vergiftet werden.
  4. Kann mein Haustier an einer Engelstrompeten-Vergiftung sterben?
    Ja, unbehandelte schwere Vergiftungen können durch Atemlähmung zum Tod führen. Bei rechtzeitiger tierärztlicher Behandlung ist die Prognose jedoch meist gut.
  5. Wie kann ich mein Haustier vor einer Vergiftung durch Engelstrompete schützen?
    Die sicherste Methode ist, Engelstrompeten und andere giftige Pflanzen nicht in Gärten zu pflanzen, zu denen Haustiere Zugang haben. Alternativ können Barrieren errichtet oder die Tiere beaufsichtigt werden.
  6. Gibt es Unterschiede in der Giftigkeit verschiedener Engelstrompeten-Arten?
    Ja, der Gehalt an Tropanalkaloiden kann zwischen verschiedenen Arten und sogar zwischen einzelnen Pflanzen variieren. Alle Arten der Gattung Brugmansia sind jedoch als stark giftig einzustufen.
  7. Können Vergiftungssymptome auch verzögert auftreten?
    In der Regel treten die Symptome rasch auf, jedoch können manche neurologische Symptome verzögert erscheinen, insbesondere wenn zunächst nur geringe Mengen aufgenommen wurden.
  8. Wie lange dauert die Genesung nach einer Engelstrompeten-Vergiftung?
    Bei leichten bis mittelschweren Vergiftungen kann die vollständige Genesung 2–3 Tage dauern. Bei schweren Vergiftungen mit Organschäden kann die Erholung mehrere Wochen in Anspruch nehmen.
  9. Gibt es Langzeitfolgen nach einer überstandenen Vergiftung?
    Bei adäquater Behandlung sind Langzeitfolgen selten. In schweren Fällen können jedoch neurologische Schäden oder Organschäden, hauptsächlich an Nieren und Leber, zurückbleiben.
  10. Ist es möglich, dass mein Haustier eine Toleranz gegenüber den Giftstoffen der Engelstrompete entwickelt?
    Nein, Tiere entwickeln keine Toleranz gegenüber Tropanalkaloiden. Jede erneute Exposition kann zu einer Vergiftung führen, die möglicherweise schwerwiegender verläuft als die vorherige.

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