Erstickungsanfall

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Ursachen

Ein Erstickungsanfall tritt auf, wenn ein Fremdkörper im Hals oder in der Luftröhre feststeckt und die Atemwege für das Einströmen von Luft blockiert sind.
Bei Hunden kann es durch zu gieriges Abschlucken, etwa eines Kauknochens, zu einem Verlegen des Rachens, Eindringen des Futters in den Kehlkopf und in die Luftröhre kommen.
Auch durch Spielen mit Gegenständen (Katzen) oder Fangen eines kleinen Balles (Hunde) kann es passieren, dass der Rachenraum verlegt wird oder der Gegenstand in die Luftröhre gerät (Abb.).

Symptome

  • Erregung des Tieres
  • Streichen der Pfoten über das Maul, um den Fremdkörper zu entfernen
  • Nicht normale Atemgeräusche
  • Husten
  • Zunehmende Blässe oder bläuliche Verfärbung insbesondere der Maulschleimhaut
  • Bewusstlosigkeit
  • Ohne ständige Sauerstoffzufuhr kann der Körper nur wenige Minuten überleben.

Erste Hilfe

  • Sofern Sie den Fremdkörper sehen können, versuchen Sie, ihn herauszuziehen. Greifen Sie beherzt in die Maulhöhle, es ist unwahrscheinlich, dass Ihr Tier Sie beißt, wenn sich Ihre Finger deutlich innerhalb der Maulhöhle befinden. Achten Sie darauf, dass Sie den Fremdkörper nicht tiefer in die Atemwege schieben.
  • Wenn Sie keinen Fremdkörper sehen, unterlassen Sie ein Hantieren in der Maulhöhle.
  • Versuchen Sie, ob durch einen heftigen Ausatmungsstoß der Fremdkörper ausgeatmet werden kann, indem Sie mehrfach kurzen, deutlichen Druck auf die seitliche Brustwand ausüben. Auch kurze, mit der flachen Hand ausgeführte Druckimpulse auf den Bauch können diese Wirkung auf die Atmung erzielen.
  • Kontrollieren Sie wiederholt die Maulhöhle daraufhin, ob sich der Fremdkörper verlagert hat und nun eventuell sichtbar ist und entfernt werden kann.
  • Gelingt es auf diese Weise nicht, den Fremdkörper zu entfernen, umarmen oder umfassen (Katze) Sie Ihr Tier von hinten unmittelbar hinter den Rippen und heben Sie mit einem kurzen, schnellen Ruck den Bauch nach vorn-oben an (—> Heimlich-Manöver).
  • Wiederholen Sie das Manöver 5 – 6 mal.
  • Auch das Legen des Tieres über eine Stuhl- oder Sessellehne unmittelbar hinter den Rippen baut Druck zum Ausatmen auf und kann hilfreich sein.
  • Achten Sie darauf, dass Sie nicht zu viel Kraft anwenden, um keine Verletzungen an den Rippen oder den inneren Organen des Bauches (Leber!) zu verursachen.
  • Befinden sich noch kleinere Fremdkörper oder Futterreste in den Atemwegen, legen Sie Ihr Tier so auf den Bauch, dass vom Bauch über den Brustkorb bis zum Maul eine schräge Ebene entsteht. Bauch und Becken sind der höchste Punkt, und die Maulöffnung ist der tiefste Punkt. Die Schräge muss deutlich ausgeprägt sein. Die Luftröhre soll schräg nach unten gerichtet sein.
  • Klopfen Sie leicht auf den Rücken. Kleine Tiere können Sie auch auf den Schoß nehmen und den Oberkörper des Tieres etwas nach vorn beugen.
  • Die Maulöffnung soll immer der tiefste Punkt sein. Üben Sie jedoch zu starken Druck auf den Bauch aus, damit kein Mageninhalt heraus gedrückt wird.
  • Wenn Ihr Tier bewusstlos wird, beginnen Sie mit Wiederbelebungsmaßnahmen (—> Wiederbelebung).

Sind Sie nicht erfolgreich, fahren Sie sofort zu einem Tierarzt. Bei einem Atemstillstand tritt nach etwa 5 min auch der Herzstillstand ein.
Auch wenn Sie erfolgreich waren, stellen Sie Ihr Tier dennoch unmittelbar einem Tierarzt vor.

Weitere tieräztliche Maßnahmen

Eine Untersuchung der Atemwege mithilfe eines Laryngoskops oder einer Bronchoskopie ermöglicht das Erkennen und Entfernen des Fremdkörpers unter Sichtkontrolle. Es kann so auch kontrolliert werden, ob alle Fremdkörper entfernt wurden und ob behandlungsbedürftige Verletzungen an den Atemwegen entstanden sind.
In außerordentlich seltenen Fällen ist bei der Verlegung im Kehlkopfbereich eine Notfall-Tracheotomie notwendig. Dabei wird ein kleiner Schnitt in der Luftröhre (Trachea) unterhalb des Kehlkopfes angelegt, durch den ein Schlauch in die Luftröhre geschoben werden kann. Über diesen kann der Patient atmen oder beatmet werden, bis die Verlegung beseitigt werden konnte.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

  1. Woran erkenne ich einen Erstickungsanfall beim Tier?
    Typische Anzeichen sind panisches Verhalten, Würgen, Husten oder röchelnde Atemgeräusche. Das Tier schnappt nach Luft, Schleimhäute können sich blau (Zyanose) verfärben.
  2. Was sind die häufigsten Ursachen für einen Erstickungsanfall?
    Fremdkörper (z. B. Knochenstück, Spielzeugteil) in der Luftröhre, allergische Reaktionen oder schwere Kehlkopflähmungen. Selten können auch Tumore in den Atemwegen eine Rolle spielen.
  3. Was sollte ich bei Verdacht auf einen Fremdkörper tun?
    Vorsichtig ins Maul schauen, ohne das Tier zu fixieren, wenn es panisch ist. Bei sichtbaren Fremdkörpern entfernen Sie diese mit den Fingern oder einer Zange, wenn möglich. Gelingt das nicht oder ist nichts zu sehen, sollten Sie umgehend einen Tierarzt aufsuchen.
  4. Kann ich den Heimlich-Griff bei Hunden oder Katzen anwenden?
    Theoretisch ja, aber nur in absoluten Notfällen und mit äußerster Vorsicht, da Verletzungsgefahr besteht. Wichtig: Erst versuchen, den Fremdkörper zu lokalisieren. Ist das Tier bewusstlos, kann man es vorsichtig auf die Seite legen und den Fremdkörper entfernen.
  5. Wie kann ich Erstickungsanfällen vorbeugen?
    Geeignetes, sicheres Spielzeug wählen, Knochen oder kleine Gegenstände vermeiden, Tiere nicht unbeaufsichtigt an Gefahrenquellen lassen. Bei Allergien mögliche Auslöser meiden.

Literatur

  • Löwe, G. und Löwe, O., 2021. Notfälle bei Hund und Katze – Ein tierärztlicher Ratgeber. Kynos-Verlag. 208 S.
  • https://www.anaesthesisten-im-netz.de/notfallmedizin/notfall-was-muss-ich-tun/atemnot-durch-fremdkoerper/
  • Kahn, C. M. u. Line, S.: The Merck/Merial Manual for Pet Health, Home Edition, S. 1052, 2007
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Golden Retriever mit einem Ball im Maul