Polyneuropathie (Nervenstörung mehrerer motorischer Nerven) bei Hunden

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Polyneuropathie bei Hunden ist eine neurologische Erkrankung, die durch die gleichzeitige Funktionsstörung mehrerer peripherer Nerven gekennzeichnet ist, die für Bewegung und Empfindung verantwortlich sind.

Das Wichtigste auf einen Blick

Polyneuropathie bei Hunden betrifft die peripheren Nerven, die Signale zwischen dem Zentralnervensystem und dem Rest des Körpers übertragen. Diese Erkrankung kann sowohl genetische als auch erworbene Ursachen haben. Genetische Polyneuropathien sind oft rassespezifisch und können durch Mutationen in wichtigen Genen verursacht werden. Erworbenen Ursachen umfassen Infektionen wie Lyme-Borreliose, Toxine, Stoffwechselstörungen wie Diabetes und Autoimmunerkrankungen. Symptome sind unter anderem Muskelschwäche, Zittern, unkoordinierter Gang und Schluckstörungen.

Die Diagnose erfordert eine gründliche Untersuchung durch den Tierarzt, inklusive neurologischer Tests und möglicherweise Elektromyographie sowie Blutuntersuchungen. Die Behandlung hängt von der Ursache ab: Infektionen und Toxine werden behandelt oder gemieden, während bei Autoimmunerkrankungen immunsuppressive Medikamente eingesetzt werden. Bei genetischen Formen gibt es oft keine Heilung, aber unterstützende Maßnahmen wie Physiotherapie können helfen. Schmerzmanagement und eine ausgewogene Ernährung sind ebenfalls wichtig.

Die Prognose variiert je nach Ursache und Schwere der Erkrankung. Frühe Diagnose und Behandlung können bei erworbenen Formen zu einer besseren Prognose führen. Prävention ist bei genetischen Formen schwierig, aber selektive Zucht kann Risiken reduzieren. Für erworbene Polyneuropathien können Vorsichtsmaßnahmen wie Zeckenprophylaxe und ausgewogene Ernährung hilfreich sein. Aufklärung der Hundebesitzer über Symptome und Risikofaktoren ist wichtig, um eine frühzeitige Erkennung und Behandlung zu ermöglichen.

Ursachen

Polyneuropathien gehören zu einer Gruppe von Erkrankungen, die die peripheren Nerven betreffen, also jene Nerven, die außerhalb des Gehirns und Rückenmarks liegen. Diese Nerven sind verantwortlich für die Übertragung von Signalen zwischen dem Zentralnervensystem und dem Rest des Körpers. Sie können sowohl motorische als auch sensorische Funktionen haben. Motorische Nerven steuern die Bewegung der Muskeln, während sensorische Nerven für die Wahrnehmung von Berührungen, Schmerzen und Temperatur verantwortlich sind.

Die Ursachen für Polyneuropathien bei Hunden können sehr vielfältig sein und reichen von genetischen Faktoren bis hin zu erworbenen Erkrankungen. Genetische Polyneuropathien sind häufig rassespezifisch und können bei bestimmten Hunderassen häufiger auftreten. Zu den erworbenen Ursachen zählen Infektionen, Toxine, Stoffwechselstörungen und Autoimmunerkrankungen.

Eine der häufigsten genetischen Ursachen ist die degenerative Myelopathie, eine fortschreitende Erkrankung des Rückenmarks, die bei älteren Hunden auftritt. Andere genetische Ursachen können spezifische Mutationen in den Genen sein, die für die Nervenzellfunktion wichtig sind. Erworbenen Ursachen umfassen Infektionen wie Lyme-Borreliose, die durch Zecken übertragen wird, oder Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, die zu Nervenschäden führen können.

Toxische Ursachen umfassen die Exposition gegenüber Schwermetallen oder bestimmten Chemikalien. Auch eine Überdosierung von bestimmten Medikamenten kann zu neurologischen Schäden führen. Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem des Körpers die eigenen Nervenzellen angreift, können ebenfalls eine Polyneuropathie verursachen.

Symptome

Die Symptome einer Polyneuropathie bei Hunden können je nach Schweregrad und betroffenen Nerven stark variieren. Zu den häufigsten Symptomen gehören Schwäche, insbesondere in den Hinterbeinen, Unsicherheit beim Gehen und Muskelzittern. Betroffene Hunde können Schwierigkeiten beim Aufstehen haben und neigen dazu, beim Laufen zu stolpern oder zu schwanken.

In einigen Fällen können auch sensorische Nerven betroffen sein, was zu einem Verlust der Empfindung in den Pfoten führen kann. Dies kann dazu führen, dass der Hund auf Berührungen oder Schmerzen nicht richtig reagiert. In schweren Fällen kann eine vollständige Lähmung der betroffenen Gliedmaßen auftreten.

Weitere mögliche Symptome sind Muskelatrophie, also das Schrumpfen der Muskeln aufgrund von Inaktivität oder mangelnder Nervenstimulation, sowie Reflexverlust. Hunde können auch Verhaltensänderungen zeigen, zum Beispiel eine erhöhte Reizbarkeit oder Apathie aufgrund von Unwohlsein oder Schmerzen.

Diagnose

Die Diagnose einer Polyneuropathie bei Hunden erfordert eine gründliche klinische Untersuchung, die vom Tierarzt durchgeführt wird. Zunächst wird der Tierarzt die Krankengeschichte des Hundes erheben, um mögliche genetische Prädispositionen oder frühere Expositionen gegenüber Toxinen oder Infektionen zu identifizieren.

Eine neurologische Untersuchung ist unerlässlich, um festzustellen, welche Nerven betroffen sind und wie schwer die Schädigung ist. Hierbei wird die Muskelkraft, der Gang, die Reflexe und die Empfindung des Hundes geprüft. Der Tierarzt kann auch spezielle Tests durchführen, wie zum Beispiel Elektromyographie (EMG) und Nervenleitgeschwindigkeitstests, um die Funktion der Nerven zu bewerten.

Blutuntersuchungen können helfen, systemische Erkrankungen wie Diabetes oder Infektionen auszuschließen. In einigen Fällen kann eine Biopsie eines peripheren Nervs erforderlich sein, um eine genaue Diagnose zu stellen. Bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder MRT können ebenfalls eingesetzt werden, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen.

Therapie

Die Behandlung der Polyneuropathie bei Hunden hängt von der zugrundeliegenden Ursache ab. Wenn eine spezifische Ursache identifiziert werden kann, wie zum Beispiel eine Infektion oder ein Toxin, wird die Behandlung darauf abzielen, diese Ursache zu beseitigen oder zu kontrollieren.

In Fällen von Autoimmunerkrankungen können immunsuppressive Medikamente eingesetzt werden, um die Entzündung zu reduzieren und das Immunsystem davon abzuhalten, die Nervenzellen anzugreifen. Bei genetischen Polyneuropathien ist die Behandlung oft unterstützend, da es keine Heilung gibt. Physiotherapie und gezielte Übungen können helfen, die Muskelfunktion zu erhalten und die Lebensqualität des Hundes zu verbessern.

Schmerzmanagement spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in der Behandlung, insbesondere wenn sensorische Nerven betroffen sind. Medikamente zur Schmerzbekämpfung und zur Unterstützung der Nervenfunktion können eingesetzt werden. Eine ausgewogene Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel, die Vitamine und Omega-3-Fettsäuren enthalten, können ebenfalls zur Unterstützung der Nervengesundheit beitragen.

Prognose und Nachsorge

Die Prognose für Hunde mit Polyneuropathie variiert je nach Ursache und Schwere der Erkrankung. Bei genetischen Formen ist die Prognose oft vorsichtig bis schlecht, da die Erkrankung progressiv ist und keine Heilung existiert. Die Lebensqualität kann jedoch durch unterstützende Maßnahmen verbessert werden.

Bei erworbenen Polyneuropathien, die durch Infektionen oder Toxine verursacht werden, kann die Prognose bei frühzeitiger Diagnose und Behandlung günstiger sein. Die vollständige Erholung ist möglich, wenn die zugrundeliegende Ursache erfolgreich behandelt wird.

Insgesamt hängt die Prognose auch von der Reaktion auf die Behandlung und der Fähigkeit des Hundes ab, sich an die Einschränkungen anzupassen. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Tierarzt und eine kontinuierliche Betreuung sind entscheidend, um den Verlauf der Erkrankung positiv zu beeinflussen.

Prävention

Die Prävention von Polyneuropathie bei Hunden ist herausfordernd, insbesondere bei genetischen Formen. Für rassespezifische genetische Erkrankungen kann die selektive Zucht helfen, das Risiko zu reduzieren. Züchter sollten genetische Tests in Betracht ziehen, um Träger von bekannten Mutationen zu identifizieren und die Zucht entsprechend zu steuern.

Für erworbene Polyneuropathien kann die Prävention durch Minimierung der Exposition gegenüber bekannten Toxinen und durch die Vermeidung von Infektionen erfolgen. Regelmäßige Zeckenprophylaxe und Impfungen können helfen, Infektionskrankheiten wie Borreliose zu verhindern. Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige tierärztliche Untersuchungen können ebenfalls dazu beitragen, das Risiko von Stoffwechselerkrankungen zu verringern.

Die Aufklärung von Hundebesitzern über die Symptome und Risikofaktoren der Polyneuropathie kann ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, um eine frühzeitige Erkennung und Behandlung der Erkrankung zu ermöglichen. Ein aufmerksamer Umgang mit dem Gesundheitszustand des Hundes und eine schnelle Reaktion auf Veränderungen können entscheidend sein, um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen oder zu verhindern.

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