Sind Antibiotika bei Darmerkrankungen des Hundes oder der Katze immer sinnvoll und was leistet das Darmmikrobiom?
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Neue Erkenntnisse über die Billionen von Mikroben, die das Darmmikrobiom ausmachen, stellen unter anderem den Einsatz von Antibiotika zur Behandlung von Durchfallerkrankungen bei Hunden und Katzen infrage.
Stattdessen sollte das Augenmerk auf der Wiederherstellung des normalen Milieus an BakterienBakterien sind mikroskopisch kleine, einzellige Organismen, die in fast allen Umgebungen auf der Erde vorkommen. Einige Bakterienarten sind nützlich oder sogar lebensnotwendig, andere können Krankheiten verursachen. und anderen Mikroorganismen im Darm liegen.
Es hat sich gezeigt, dass das Darmmikrobiom ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheit des Wirtes ist.
Was leistet das Darmmikrobiom?
Es bildet:
- Abwehrbarrieren gegen potenziell pathogene Organismen,
- unterstützen den Nährstoffabbau und die Energiefreisetzung aus aufgenommenen Lebens- bzw. Futtermitteln,
- liefert Nährstoffe für die Darmzellen,
- hilft bei der Regulierung der Körperabwehr (ImmunitätImmunität ist die Fähigkeit des Körpers, sich gegen Infektionen, Krankheiten oder fremde Substanzen zu schützen. Sie kann natürlich sein, wie bei der angeborenen Immunität, oder erworben, wie bei der adaptiven Immunität, die nach einer Infektion oder Impfung entwickelt wird.),
- und verstoffwechselt Substanzen, die der Wirt nicht verarbeiten kann, wie z. B. Medikamente.
Was sind die Folgen des Futterentzuges (Nahrungskarenz) bei Durchfallerkrankungen?
Auch das Aussetzen der Nahrungszufuhr bei Durchfall muss kritisch hinterfragt werden. Je früher eine Ernährung (oder Teilernährung) über den Darm erfolgt, umso schneller erholen sich die Tiere und umso besser sind die Überlebenschancen bei schwer erkranken Tieren. Grund dafür ist die dadurch mögliche Ernährung der Darmzellen und die Aufrechterhaltung bzw. Wiederherstellung eines optimalen Darmmikrobioms. Viele Studien belegen das inzwischen.
Eine wachsende Zahl von Forschungsergebnissen zeigt, dass Antibiotika bei akutem Durchfall und hämorrhagischem Durchfallsyndrom wenig oder gar keine Wirkung haben. Tatsächlich gibt es Hinweise, dass Antibiotika zur Bekämpfung von Darminfektionen das Mikrobiom schädigen können, ähnlich wie eine schlechte Ernährung bei Infektionen und entzündlichen Erkrankungen den Heilungsverlauf verzögern kann.
Welche Alternativen gibt es zu Antibiotika?
- Präbiotika – sind nicht verdaubare pflanzliche Futter- bzw. Lebensmittelbestandteile, die dem Mikrobiom als Nahrungsquelle dienen und damit das Wachstum und die Aktivität dem Mikrobiom fördern. Diese sind z. B. ballaststoffreiche Haustiernahrung und Flohsamenzusätze.
- Postbiotika – sind keine lebenden BakterienBakterien sind mikroskopisch kleine, einzellige Organismen, die in fast allen Umgebungen auf der Erde vorkommen. Einige Bakterienarten sind nützlich oder sogar lebensnotwendig, andere können Krankheiten verursachen., sondern lediglich Bestandteile davon. Sie enthalten Stoffwechselbestandteile (Metaboliten), kurzkettige Fettsäuren und funktionelle Proteine. Sie sind in der Lage, schädliche BakterienBakterien sind mikroskopisch kleine, einzellige Organismen, die in fast allen Umgebungen auf der Erde vorkommen. Einige Bakterienarten sind nützlich oder sogar lebensnotwendig, andere können Krankheiten verursachen. abzubauen und wirken entzündungshemmend.
- Die fäkale Mikrobiomtransplantation ist eine weitere Option, wobei von gesunden Spendern mittels Sonden oder in Form von Kapseln Kot dem erkrankten Tier übertragen wird. Die Spendertiere müssen frei von Krankheitserregern sein und dürfen selbst nicht über längere Zeit Antibiotika erhalten haben.
Bei akutem Durchfall sind demnach eine
- hoch verdauliche Diät,
- Probiotika (lebensfähige Mikroorganismen wie bestimmte BakterienBakterien sind mikroskopisch kleine, einzellige Organismen, die in fast allen Umgebungen auf der Erde vorkommen. Einige Bakterienarten sind nützlich oder sogar lebensnotwendig, andere können Krankheiten verursachen. oder Hefen)
- eventuell Präbiotika sowie eine
- Entwurmung sinnvoll.
Bei chronischem Durchfall sind eine
- hoch verdauliche oder eine ballaststoffreiche Ernährung, ergänzt durch
- Präbiotika und
- Postbiotika sinnvoll.
Insbesondere bei chronischen Durchfällen ist die Vorgeschichte (AnamneseDie Anamnese ist die systematische Erhebung der medizinischen Vorgeschichte eines Patienten durch Befragung. Sie umfasst Informationen über frühere Erkrankungen, Behandlungen, Allergien und Lebensgewohnheiten.) besonders wichtig. Weiterhin sind eine initiale Entwurmung und labordiagnostische Untersuchungen unerlässlich. Zu klären ist, liegt bereits ein Eiweißmangel vor, ist der B12-Gehalt im Blut erniedrigt usw. Bei dem Vorliegen eines Eiweißmangels besteht der Verdacht auf eine Darmerkrankung, die mit einem Eiweißverlust (Proteinverlust-Enteropathie) verbunden ist. In einem solchen Fall wäre eine immunsuppressive Behandlung notwendig. Teilweise sind weitere Tests notwendig.
Natürlich können auch Antibiotika bei speziellen bakteriellen Infektionen notwendig sein. Ihr Tierarzt wird das entscheiden. Aber sie stehen eher nicht mehr am Beginn einer Behandlung oder sind gar die alleinige therapeutische Maßnahme bei mit Durchfall einhergehenden Erkrankungen bei Hunden und Katzen.
Quelle: Dr. Granick: A New Approach to Diarrhea in the Dog and Cat. AVMA Convention 2022, Philadelphia. Neue Erkenntnisse über die Billionen von Mikroben, die das Darmmikrobiom ausmachen, stellen unter anderem den Einsatz von Antibiotika zur Behandlung von Durchfallerkrankungen bei Hunden und Katzen infrage.