Trauben, Sultaninen und Rosinen

Inhalt

Trauben sind Früchte der Weinrebe (Vitis) und sind für Hunde und Katzen stark giftig ++.

Vergiftungen durch Trauben, Sultaninen und Rosinen stellen ein ernst zu nehmendes toxikologisches Problem für Haustiere, insbesondere für Hunde und in selteneren Fällen auch für Katzen dar. Bei dieser Form der Intoxikation handelt es sich um eine akute Vergiftung, die durch den Verzehr von Früchten der Weinrebe (Vitis vinifera) oder deren getrockneten Produkten verursacht wird. Die Toxizität dieser Früchte für Hunde wurde erstmals 1999 wissenschaftlich dokumentiert, wobei die genaue toxische Substanz bis heute nicht vollständig identifiziert werden konnte. Bemerkenswert ist die individuelle Empfindlichkeit der Tiere – während manche Hunde nach dem Verzehr nur weniger Trauben oder Rosinen schwerwiegende Symptome entwickeln, zeigen andere selbst nach dem Konsum größerer Mengen keine offensichtlichen Anzeichen einer Vergiftung. Diese Variabilität erschwert die Risikobewertung und macht präventive Maßnahmen umso wichtiger. Unabhängig von der Traubensorte (rot, grün, kernlos) oder der Verarbeitungsform (frisch, getrocknet, in Backwaren) besteht ein Vergiftungsrisiko, weshalb diese Lebensmittel grundsätzlich als hochgradig toxisch für Hunde und Katzen eingestuft werden.

Ursachen, Entstehung und Verlauf

Weintrauben und deren getrocknete Produkte können bei Hunden bereits bei dem Verzehr relativ geringer Mengen zu Vergiftungserscheinungen führen.
Nicht alle Hunde sind gleichermaßen empfindlich.
Katzen fressen Weintrauben eher nicht, sodass sie nicht so gefährdet sind.

Der exakte Wirkungsmechanismus der Traubenvergiftung ist trotz intensiver Forschungsbemühungen bisher nicht vollständig aufgeklärt. Als Hauptursache für die Intoxikation wird eine substanzinduzierte Nephrotoxizität identifiziert, die zu akutem Nierenversagen führen kann. Wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass möglicherweise Tannine, Flavonoide oder bestimmte Mykotoxine für die toxische Wirkung verantwortlich sein könnten. Neuere Studien haben auch Tartarsäure als potenziellen Auslöser in Betracht gezogen. Die Toxizität scheint unabhängig von der Anbaumethode, dem Herkunftsland oder der Verarbeitung der Trauben zu sein. Bereits geringe Mengen können bei empfindlichen Tieren zu schwerwiegenden Vergiftungserscheinungen führen. Als kritische Dosis werden etwa 10-12 g Trauben oder 2,8 g Rosinen pro Kilogramm Körpergewicht des Tieres angesehen, wobei in Einzelfällen auch deutlich geringere Mengen zu Vergiftungssymptomen führen können. Die individuelle Empfindlichkeit variiert erheblich, was die Vorhersage des Vergiftungsrisikos erschwert. Katzen scheinen generell weniger gefährdet, da sie Trauben und Trockenfrüchte seltener freiwillig aufnehmen, jedoch ist auch bei ihnen im Falle einer Aufnahme mit ähnlichen toxischen Wirkungen zu rechnen.

Wirkungsmechanismus

Als Ursache der Intoxikationen durch Weintrauben oder durch ihre getrockneten Produkte wird eine Niereninsuffizienz oder ein Nierenversagen verantwortlich gemacht.
Wodurch die Nieren jedoch im Einzelnen geschädigt werden, ist nicht bekannt.
Bei manchen Tieren können jedoch bereits 10–12 g/kg Körpermasse aufgenommene Weintrauben oder 2,8 g Rosinen/kg Körpermasse zu Vergiftungserscheinungen führen. Bereits innerhalb von 3 Tagen kann es zu einem Nierenversagen kommen.

Wirkprinzip einer Vergiftung durch Trauben, Rosinen und Sultaninen bei Hunden und Katzen

Die Vergiftung durch Weintrauben, Rosinen und Sultaninen zählt bei Hunden zu den bedeutendsten lebensmittelbedingten Intoxikationen mit potenziell tödlichem Ausgang. Bei Katzen ist die Datenlage deutlich dünner, und Vergiftungsfälle sind selten dokumentiert – vermutlich aufgrund geringerer Akzeptanz dieser Nahrungsmittel. Das toxische Prinzip ist noch nicht abschließend geklärt, doch es steht fest, dass bereits kleine Mengen insbesondere bei Hunden zu akutem Nierenversagen führen können.

1. Betroffene Substanzen und Aufnahmewege

  • Trauben (Vitis vinifera) – frisch, gekocht, getrocknet (z. B. im Kuchen)
  • Rosinen und Sultaninen – getrocknete Weintrauben
  • Saft, Backwaren, Müsliriegel – enthalten häufig versteckt toxische Mengen

Aufnahmewege:

  • Direkte orale Aufnahme (z. B. aus der Küche, vom Tisch, Müll)
  • Indirekt über zubereitete Speisen, Tierhalter geben sie häufig unwissentlich als „gesunde Leckerli.“

2. Aktuelle Erkenntnisse zum toxischen Wirkmechanismus

a) Bisher nicht identifizierter Wirkstoff

  • Trotz intensiver toxikologischer Forschung konnte der genaue Wirkstoff bislang nicht eindeutig identifiziert
  • Hypothesen beinhalten:
    • Phenolische Verbindungen oder Tannine
    • Mykotoxine auf den Früchten
    • Oxalsäure-Derivate
    • Wechselwirkungen mit Darmflora oder Metabolismus

b) Schädigung der proximalen Tubuli der Niere

  • Bei empfindlichen Hunden kommt es zu einer direkten tubulären Schädigung der Nieren, v. a. der proximalen Tubuli.
  • Dies geschieht wahrscheinlich durch:
    • oxidativen Stress
    • Störung mitochondrialer Funktionen
    • Calcium-Homöostase-Störungen
  • Folge ist ein plötzlich einsetzendes, oft irreversibles akutes Nierenversagen (ARF)

c) Hyperkalzämie als mögliche Folge

  • In einigen Fällen wird eine erhöhte Kalziumkonzentration im Blut
  • Mögliche Ursache: tubuläre Rückresorptionsstörung oder Schädigung des Kalziumstoffwechsels
  • Die Hyperkalzämie selbst trägt möglicherweise zusätzlich zur Tubulusschädigung bei

3. Speziesunterschiede

Hund: Hochgradig empfindlich

  • Hunde zeigen individuell sehr variable Reaktionen
  • Bei einigen Tieren reichen bereits wenige Rosinen (5–10 Stück) aus, um lebensbedrohliche Symptome zu verursachen
  • Kein klarer Zusammenhang zwischen Dosis und Schweregrad – idiosynkratische Reaktion wird vermutet

Katze: Kaum dokumentierte Fälle

  • Katzen nehmen Trauben und Rosinen selten freiwillig auf
  • Fallberichte existieren, jedoch keine systematischen Vergiftungsdaten
  • Toxizität grundsätzlich nicht ausgeschlossen, aber offenbar deutlich geringer

4. Pathophysiologische Veränderungen

Zielstruktur Mechanismus der Schädigung Folge
Nierentubuli (proximal) Zellschädigung durch oxidativen Stress und mitochondriale Dysfunktion Akutes Nierenversagen (Anurie, Azotämie)
Tubuläre Rückresorption Kalziumretention oder -freisetzung Hyperkalzämie, sekundäre Toxizität
GI-Schleimhaut Unspezifische Irritation oder Entzündung Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen

5. Klinische Symptome

Die Symptome beginnen meist innerhalb von 6–24 Stunden nach Aufnahme, können sich aber auch verzögert zeigen:

Frühphase (0–24 h):

  • Erbrechen (meist mehrfach)
  • Hypersalivation
  • Apathie, Inappetenz
  • Abdominalschmerzen
  • Durchfall

Spätphase (24–72 h):

  • Azotämie (↑ Harnstoff, Kreatinin)
  • Oligurie bis Anurie
  • Dehydratation
  • Elektrolytstörungen
  • Lethargie, Zittern, ggf. Krampfanfälle
  • Uremisches Koma

6. Zusammenfassung des toxischen Wirkprinzips

Toxisches Prinzip Folgen beim Hund
Noch nicht identifizierte nephrotoxische Substanz Direkte Schädigung der proximalen Tubuli
Oxidativer Stress, Mitochondrienschädigung Zelluntergang, Tubulusnekrose
Hyperkalzämie Verstärkung der Nierenschädigung, Herzrhythmusstörungen
Idiosynkratische Reaktion Keine sichere Dosis-Wirkungsbeziehung

Fazit

Die Vergiftung durch Trauben, Rosinen und Sultaninen stellt bei Hunden ein akutes, potenziell tödliches Nierenversagen dar, das selbst bei kleinen Mengen auftreten kann. Der exakte Wirkstoff ist bis heute unbekannt, jedoch führen die toxischen Prozesse zu irreversibler tubulärer Nierenschädigung. Katzen sind seltener betroffen, könnten jedoch ebenfalls empfindlich reagieren. Aus tiermedizinischer Sicht gilt: Bereits kleine Mengen gelten als gefährlich, und jeder Verdacht auf Aufnahme erfordert umgehende tierärztliche Intervention.

 

Symptome einer Intoxikation

Meist kommt es 6 -12 Stunden nach der Aufnahme von Rosinen zu den ersten Symptomen.

  • Erbrechen
  • Bauchschmerzen
  • Schwäche
  • Anorexie
  • Durchfall
  • Dehydratation
  • vermehrter Durst
  • Lethargie
  • schmerzhaftes Abdomen
  • Tremor

Die labordiagnostischen Blutbefunde weisen auf das zunehmende Nierenversagen hin.
Bei vollständigem Nierenversagen wird nahezu kein Harn mehr gebildet.
Größtenteils erfolgt dann die Euthanasie der Tiere.

Die klinischen Anzeichen einer Vergiftung durch Trauben oder deren getrocknete Produkte entwickeln sich typischerweise innerhalb von 6-12 Stunden nach der Aufnahme. Die ersten Symptome sind häufig unspezifisch und umfassen gastrointestinale Beschwerden wie wiederholtes Erbrechen, das oft Teile der aufgenommenen Trauben oder Rosinen enthalten kann. Bauchschmerzen äußern sich durch eine angespannte Bauchdecke und Schmerzreaktionen bei Palpation des Abdomens. Betroffene Tiere zeigen zudem Lethargie, Schwäche und Anorexie. Mit fortschreitender Vergiftung entwickeln sich Anzeichen einer Dehydratation und eines beginnenden Nierenversagens. Hierzu zählen vermehrter Durst (Polydipsie) bei gleichzeitig verminderter oder vollständig eingestellter Harnproduktion (Oligurie bis Anurie). In schweren Fällen kann es zu Tremor, Ataxie und neurologischen Ausfallserscheinungen kommen. Die Symptomatik spiegelt den progressiven Verlauf der Nierenschädigung wider, die innerhalb von 24-72 Stunden nach Aufnahme der toxischen Substanzen zu einem vollständigen Nierenversagen führen kann. Bei Katzen ist die Symptomatik ähnlich, wobei aufgrund der selteneren Aufnahme weniger klinische Fälle dokumentiert sind. Die Schwere der Symptome korreliert nicht immer mit der aufgenommenen Menge, was die besondere Gefährlichkeit dieser Vergiftung unterstreicht.

Diagnose

Die Diagnose einer Trauben- oder Rosinenvergiftung basiert primär auf der Anamnese und dem klinischen Erscheinungsbild. Entscheidend ist der Nachweis oder begründete Verdacht auf die Aufnahme von Trauben, Rosinen oder Sultaninen, idealerweise mit einer Einschätzung der konsumierten Menge. Die labordiagnostische Untersuchung umfasst ein vollständiges Blutbild, Serum-Biochemie mit besonderem Fokus auf Nierenparameter sowie eine Urinanalyse. Charakteristische Veränderungen im Blutbild sind erhöhte Harnstoff- (BUN) und Kreatininwerte als Indikatoren einer eingeschränkten Nierenfunktion. Die Elektrolytbestimmung kann Störungen im Kalium-, Phosphat- und Kalziumhaushalt aufzeigen. In der Urinanalyse können eine verminderte Urinkonzentration (Isosthenurie), Proteinurie, Glukosurie und das Vorhandensein von Zylindern als Hinweise auf eine tubuläre Nierenschädigung dienen. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall können vergrößerte, ödematöse Nieren mit erhöhter Echogenität des Nierenparenchyms zeigen. In unklaren Fällen kann eine Nierenbiopsie histopathologische Veränderungen wie akute tubuläre Nekrose nachweisen. Da kein spezifischer Toxinnachweis für Traubenvergiftungen existiert, bleibt die Diagnose oft eine Verdachtsdiagnose, die auf der Kombination aus Anamnese, klinischem Bild und labordiagnostischen Befunden basiert.

Therapeutische Prinzipien

Ein Antidot gibt es nicht.
Unabhängig von der (vermuteten) Menge an aufgenommenen Weintrauben und Traubenprodukten empfiehlt sich bei Hunden aufgrund der sehr unterschiedlichen Empfindlichkeit und der sehr hohen Toxizität für einige Tiere eine sofortige konsequente Dekontamination mithilfe von Emetika (Medikamente zum Auslösen von Erbrechen) und einer wiederholten Gabe von Aktivkohle.
Als symptomatische Therapie erfolgt für 2 bis 3 Tage eine intensive intravenöse Infusionstherapie. Die Nierenfunktion sollte mehrfach in Abständen überwacht werden.
Bei einem Nachlassen der Harnproduktion sollte eine Erhöhung der Durchblutung der Nieren mittels Dopamininfusionen versucht werden.

Die Behandlung einer Vergiftung durch Trauben oder Trockenfrüchte erfordert ein schnelles und konsequentes therapeutisches Vorgehen. Die Dekontamination steht im Vordergrund, sofern die Aufnahme weniger als 4-6 Stunden zurückliegt. Hierzu wird unter tierärztlicher Aufsicht Erbrechen induziert, typischerweise durch die Gabe von Apomorphin bei Hunden oder Xylazin bei Katzen. Anschließend erfolgt die mehrfache Verabreichung von Aktivkohle (1-4 g/kg Körpergewicht alle 4-6 Stunden über 24 Stunden), um die Absorption verbleibender Toxine im Magen-Darm-Trakt zu reduzieren. Die Flüssigkeitstherapie bildet das Rückgrat der Behandlung und sollte unverzüglich eingeleitet werden. Eine aggressive intravenöse Infusionstherapie mit kristalloiden Lösungen (60-90 ml/kg/Tag) dient der Aufrechterhaltung der Nierenperfusion und der Förderung der Diurese. Die Flüssigkeitszufuhr wird anhand des Hydrationsstatus, der Urinproduktion und der Nierenparameter kontinuierlich angepasst. Bei Oligurie oder Anurie können Diuretika wie Furosemid oder Mannitol eingesetzt werden, um die Harnproduktion zu stimulieren. In schweren Fällen kann eine Dopamin-Infusion in niedriger Dosierung (1-3 μg/kg/min) zur Verbesserung der renalen Durchblutung beitragen. Die symptomatische Therapie umfasst Antiemetika wie Maropitant oder Ondansetron gegen Erbrechen, Magenschutzmedikamente wie Omeprazol bei Magenreizung und Analgetika bei Schmerzen. Bei fortgeschrittenem Nierenversagen kann eine Hämodialyse oder Peritonealdialyse lebensrettend sein, ist jedoch nicht überall verfügbar. Die Überwachung der Nierenfunktion durch regelmäßige Kontrolle von Harnstoff, Kreatinin, Elektrolyten und Urinproduktion ist essentiell für die Therapiesteuerung.

Prognose

Die Prognose bei Vergiftungen durch Trauben oder Trockenfrüchte hängt maßgeblich vom Zeitpunkt des Therapiebeginns, der aufgenommenen Menge und der individuellen Empfindlichkeit des Tieres ab. Bei frühzeitiger Intervention innerhalb der ersten 4-6 Stunden nach Aufnahme und erfolgreicher Dekontamination ist die Prognose in der Regel gut. Tiere, die bereits Anzeichen eines akuten Nierenversagens entwickelt haben, weisen eine deutlich schlechtere Prognose auf. Studien zeigen, dass die Mortalitätsrate bei manifestiertem Nierenversagen trotz intensiver Therapie bei 50-75% liegen kann. Die Nachsorge umfasst regelmäßige Kontrollen der Nierenfunktion über mehrere Wochen bis Monate. Initial sollten die Nierenparameter alle 24-48 Stunden kontrolliert werden, später können die Intervalle bei positiver Entwicklung verlängert werden. Eine nierenunterstützende Diät mit reduziertem Protein- und Phosphorgehalt kann in der Erholungsphase hilfreich sein. Tiere, die eine Traubenvergiftung überstanden haben, sollten lebenslang regelmäßig auf Anzeichen einer chronischen Niereninsuffizienz überwacht werden, da auch nach klinischer Erholung subklinische Nierenschäden bestehen können. Die Besitzer müssen umfassend über die Notwendigkeit der strikten Vermeidung erneuter Exposition aufgeklärt werden, da bereits überstandene Vergiftungen das Risiko für schwerwiegendere Folgen bei erneuter Aufnahme erhöhen können.

Zusammenfassung

Vergiftungen durch Trauben, Rosinen und Sultaninen stellen eine ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit von Hunden und in selteneren Fällen auch von Katzen dar. Trotz intensiver Forschung konnte die exakte toxische Substanz bisher nicht identifiziert werden. Die Toxizität ist unabhängig von der Traubensorte oder Verarbeitungsform und kann bereits bei geringen Mengen zu schwerwiegenden Vergiftungserscheinungen führen. Die individuelle Empfindlichkeit variiert erheblich, was die Risikobewertung erschwert. Die Vergiftung manifestiert sich primär als akute Nephrotoxizität, die innerhalb weniger Tage zu einem lebensbedrohlichen Nierenversagen führen kann. Charakteristische Symptome umfassen gastrointestinale Beschwerden wie Erbrechen und Durchfall, gefolgt von Anzeichen einer Nierenfunktionsstörung wie Oligurie bis Anurie. Die Diagnose basiert auf der Anamnese, dem klinischen Bild und labordiagnostischen Befunden, die auf eine Nierenschädigung hindeuten. Die Therapie muss unverzüglich eingeleitet werden und umfasst Dekontamination, aggressive Flüssigkeitstherapie und symptomatische Behandlung. Die Prognose ist bei frühzeitiger Intervention günstig, verschlechtert sich jedoch drastisch bei manifestiertem Nierenversagen. Die Nachsorge erfordert eine langfristige Überwachung der Nierenfunktion. Prävention durch strikte Vermeidung des Zugangs zu Trauben und Traubenprodukten bleibt die wichtigste Maßnahme zum Schutz der Haustiere.

Ausblick auf Forschung

Die Forschung zur Traubentoxizität bei Haustieren konzentriert sich aktuell auf mehrere vielversprechende Bereiche. Ein Hauptfokus liegt auf der Identifizierung der spezifischen toxischen Verbindung in Trauben und Rosinen. Neuere Studien untersuchen verschiedene Hypothesen, darunter die mögliche Rolle von Tartarsäure, bestimmten Flavonoiden oder Mykotoxinen als Auslöser der Nephrotoxizität. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt betrifft die genetischen Faktoren, die die unterschiedliche Empfindlichkeit verschiedener Tiere erklären könnten. Wissenschaftler arbeiten an der Entwicklung genetischer Screeningverfahren, um besonders gefährdete Tiere zu identifizieren. Parallel dazu werden innovative Therapieansätze erforscht, darunter spezifische Antidote oder Adsorptionsmittel, die die toxischen Substanzen gezielter neutralisieren könnten als herkömmliche Aktivkohle. Fortschritte in der Nierenersatztherapie, wie portable Dialysegeräte für den veterinärmedizinischen Einsatz, könnten die Behandlungsmöglichkeiten bei schwerem Nierenversagen verbessern. Epidemiologische Studien untersuchen zudem mögliche Zusammenhänge zwischen Anbauregionen, Pestizideinsatz und Toxizität der Trauben. Durch internationale Forschungskooperationen und den Einsatz moderner analytischer Methoden wie Massenspektrometrie und Metabolomics erhofft man sich, in naher Zukunft den toxischen Mechanismus vollständig aufzuklären und damit gezieltere Präventions- und Behandlungsstrategien entwickeln zu können.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

  1. Wie viele Trauben oder Rosinen sind für meinen Hund gefährlich?
    Die toxische Dosis variiert stark zwischen individuellen Tieren. Als Richtwert gelten etwa 10–12 g Trauben oder 2,8 g Rosinen pro Kilogramm Körpergewicht. Bei manchen Hunden können jedoch bereits deutlich geringere Mengen zu Vergiftungserscheinungen führen. Daher gilt: Jede Aufnahme von Trauben oder Rosinen sollte als potenziell gefährlich betrachtet werden.
  2. Sind bestimmte Hunderassen anfälliger für Traubenvergiftungen?
    Bisher konnte keine eindeutige Rassenprädisposition nachgewiesen werden. Die individuelle Empfindlichkeit scheint nicht rassespezifisch zu sein, sondern variiert von Tier zu Tier, unabhängig von der Rasse. Allerdings können kleinere Hunde aufgrund ihres geringeren Körpergewichts bereits durch kleinere absolute Mengen gefährdet sein.
  3. Sind Katzen genauso gefährdet wie Hunde?
    Katzen scheinen grundsätzlich ähnlich empfindlich auf die toxischen Substanzen zu reagieren, nehmen jedoch aufgrund ihrer selektiven Fressgewohnheiten seltener Trauben oder Rosinen auf. Daher sind Vergiftungsfälle bei Katzen deutlich seltener dokumentiert, sollten aber mit gleicher Ernsthaftigkeit behandelt werden.
  4. Sind Traubenkerne oder -schalen besonders giftig?
    Nach aktuellem Kenntnisstand sind alle Bestandteile der Traube potenziell toxisch. Es gibt keine Hinweise darauf, dass kernlose oder geschälte Trauben weniger gefährlich wären. Auch Traubensaft und in Backwaren verarbeitete Rosinen stellen ein Risiko dar.
  5. Wie schnell muss ich handeln, wenn mein Tier Trauben gefressen hat?
    Eine sofortige Reaktion ist entscheidend. Kontaktieren Sie unverzüglich Ihren Tierarzt oder eine tierärztliche Notfallklinik, idealerweise innerhalb der ersten 1-2 Stunden nach Aufnahme. Je früher die Dekontamination erfolgt, desto besser sind die Chancen, schwerwiegende Nierenschäden zu verhindern.
  6. Kann ich zu Hause Erbrechen auslösen, wenn mein Tier Trauben gefressen hat?
    Von Selbstmedikation wird grundsätzlich abgeraten. Das Auslösen von Erbrechen sollte nur unter tierärztlicher Anleitung erfolgen, da bei unsachgemäßer Durchführung Komplikationen wie Aspirationspneumonie auftreten können. Fahren Sie stattdessen umgehend zum Tierarzt.
  7. Wie wird eine Traubenvergiftung diagnostiziert?
    Die Diagnose basiert auf der Anamnese (Nachweis der Traubenaufnahme), klinischen Symptomen und Laboruntersuchungen, insbesondere der Nierenwerte. Da kein spezifischer Toxinnachweis existiert, ist die Kombination dieser Faktoren entscheidend für die Diagnosestellung.
  8. Kann mein Tier eine Traubenvergiftung überleben?
    Bei frühzeitiger und intensiver Behandlung ist die Prognose gut. Wenn jedoch bereits ein akutes Nierenversagen eingetreten ist, sinken die Überlebenschancen erheblich. Die Prognose hängt maßgeblich vom Zeitpunkt des Therapiebeginns und der individuellen Reaktion des Tieres ab.
  9. Gibt es Langzeitfolgen nach einer überstandenen Traubenvergiftung?
    Tiere, die eine Traubenvergiftung überleben, können dauerhafte Nierenschäden davontragen, die zu einer chronischen Niereninsuffizienz führen können. Regelmäßige Kontrollen der Nierenfunktion sind daher auch nach scheinbarer Genesung wichtig.
  10. Welche anderen Lebensmittel sind für Hunde und Katzen ähnlich gefährlich wie Trauben?
    Neben Trauben und Rosinen gibt es weitere für Haustiere toxische Lebensmittel, darunter Schokolade, Macadamianüsse, Zwiebeln, Knoblauch, Avocados, Xylitol (in zuckerfreien Produkten) und Alkohol. Jede dieser Substanzen kann schwerwiegende Vergiftungserscheinungen verursachen.

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