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Schneckengift, auch als Molluskizide bezeichnet, umfasst verschiedene chemische Substanzen, die zur Bekämpfung von Schnecken und Nacktschnecken eingesetzt werden. Die häufigsten Wirkstoffe in handelsüblichen Schneckenkornpräparaten sind Metaldehyd, Methiocarb und Eisenphosphat. Insbesondere Metaldehyd stellt eine erhebliche Gefahr für Haustiere dar. Diese organische Verbindung wird aus Acetaldehyd synthetisiert und wirkt bei Schnecken als Kontakt- und Fraßgift, indem es deren Schleimproduktion stört und zur Dehydration führt. Bei Hunden und Katzen hingegen verursacht Metaldehyd schwerwiegende neurologische Störungen, da es die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann und die Aktivität wichtiger Neurotransmitter beeinträchtigt.

Die Vergiftung durch Schneckenkorn zählt zu den häufigsten Intoxikationen bei Haustieren in der warmen Jahreszeit, wenn Gartenbesitzer vermehrt Schneckenbekämpfungsmittel einsetzen. Besonders gefährdet sind neugierige Jungtiere sowie Hunde, die dazu neigen, Fremdstoffe aufzunehmen. Die Toxizität von Metaldehyd ist beträchtlich: Die mittlere letale Dosis (LD50) liegt bei Hunden bei etwa 100 mg/kg Körpergewicht und bei Katzen bei 207 mg/kg Körpergewicht. In der Praxis bedeutet dies, dass bereits ein Esslöffel Schneckenkorn für einen 5 kg schweren Hund ausreichen kann, um schwere Vergiftungserscheinungen hervorzurufen.

Ursachen, Entstehung und Verlauf

Schneckengift oder Schneckenkorn enthält in der Regel Metaldehyd.
Dieses ist hochgiftig für Hunde und Katzen und kann zu tödlich verlaufenden Vergiftungen führen.
Methaldehyd wird im Magen-Darm-Trakt teilweise in Stoffe umgebaut, die über die Nieren ausgeschieden werden können. Ein Teil wird jedoch resorbiert und ist in der Lage, die normal vorhandene Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und
verursacht schwere neurologische Symptome.

Die Hauptursache für Vergiftungen mit Schneckengift bei Haustieren ist die direkte orale Aufnahme von Schneckenkornpräparaten. Diese werden häufig in Gärten, Parks oder landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht und sind für Tiere aufgrund ihrer Geruchs- und Geschmackseigenschaften attraktiv. Einige Präparate werden mit Lockstoffen versehen, die auch für Haustiere anziehend wirken können.

Der Wirkungsmechanismus von Metaldehyd beruht auf einer Störung des Neurotransmittersystems im zentralen Nervensystem. Es hemmt insbesondere die Aktivität von GABA (Gamma-Aminobuttersäure), einem inhibitorischen Neurotransmitter, der normalerweise die neuronale Erregbarkeit reguliert. Durch die verminderte GABA-Aktivität kommt es zu einer übermäßigen neuronalen Erregung, die sich in Muskelzittern, Krämpfen und anderen neurologischen Symptomen äußert. Zusätzlich werden auch die Neurotransmitter Norephedrin und Serotonin in ihrer Funktion beeinträchtigt.

Die Resorption von Metaldehyd erfolgt relativ schnell über den Magen-Darm-Trakt. Ein Teil wird im Magen-Darm-Trakt in Acetaldehyd umgewandelt, welches über die Nieren ausgeschieden werden kann. Der resorbierte Anteil überwindet jedoch die Blut-Hirn-Schranke und entfaltet dort seine neurotoxische Wirkung. Der durch die Vergiftung ausgelöste Tremor führt zu einer erhöhten Muskelaktivität, was wiederum eine Hyperthermie (Erhöhung der Körpertemperatur) und eine metabolische Azidose (Übersäuerung des Körpers) verursacht – beides Faktoren, die den Zustand des vergifteten Tieres weiter verschlechtern.

Wirkungsmechanismus

Metaldehyd hat Einfluss auf die Aktivität von Neurotransmittern. Die Aktivität der Neurotransmitter GABA (Gamma-Aminobuttersäure), Norephedrin und Serotonin wird vermindert, was mit Erregungszuständen verbunden ist.
Der damit einhergehende Tremor kann zu einer kritischen Erhöhung der Körpertemperatur und Verschärfung der stoffwechselbedingten metabolischen Azidose führen.
Ein Gramm Schneckenkorn enthält 60 mg Methaldehyd.
Die akute orale LD50 für Metaldehyd beträgt 100 mg/kg Körpergewicht für Hunde und 207 mg/kg für Katzen.
Mit Zeichen einer Intoxikation ist bei einem 5 kg schweren Hund nach der Aufnahme von ca. einem Esslöffel Schneckenkorn zu rechnen.
Als mittlere letale Dosis werden 11,8 g Schneckenkorn / kg Körpermasse angegeben.

Ergänzungen

Für Hunde – und seltener auch für Katzen – stellt Schneckenkorn eine ernsthafte Vergiftungsquelle dar. Das Produkt wird in der Regel granuliert und mit Lockstoffen versehen, was es besonders für Hunde attraktiv macht. Die Toxizität hängt vom enthaltenen Wirkstoff ab. Die wichtigsten toxischen Bestandteile sind:

  • Metaldehyd (häufigster toxischer Inhaltsstoff)
  • Seltener: Eisen-III-Phosphat oder Methiocarb

Im Folgenden wird der toxikologische Wirkmechanismus von Metaldehyd, dem häufigsten toxischen Bestandteil, detailliert beschrieben, da er für die meisten Vergiftungsfälle bei Hund und Katze verantwortlich ist.

1. Toxikologie von Metaldehyd

Metaldehyd ist ein Polymer von Acetaldehyd, das sich im Körper wieder in freie Acetaldehydmoleküle aufspalten kann. Die toxische Wirkung betrifft vor allem das Zentrale Nervensystem (ZNS) und das Stoffwechselsystem, führt zu Krämpfen, Hyperthermie und Organversagen.

2. Wirkmechanismus von Metaldehyd

a) Neurotoxische Wirkung auf das ZNS

  • Nach oraler Aufnahme wird Metaldehyd schnell resorbiert und passiert die Blut-Hirn-Schranke.
  • Es beeinflusst die GABAerge Neurotransmission:
    • GABA (Gamma-Aminobuttersäure) ist ein hemmender Neurotransmitter im Gehirn.
    • Metaldehyd senkt die GABA-Konzentration im ZNS, was zu einer ungehemmten neuronalen Erregbarkeit führt.
    • Folge: Muskelzittern, Ataxie, Krampfanfälle, Hyperreflexie

b) Acetaldehyd-Freisetzung

  • Im Magen-Darm-Trakt und im Gewebe wird Metaldehyd teilweise zu Acetaldehyd
  • Acetaldehyd wirkt:
    • Zytotoxisch
    • ZNS-aktivierend
    • Leber- und nierenschädigend
    • Führt zu Störungen der Zellatmung und metabolischem Stress

c) Hyperthermie und metabolische Azidose

  • Die anhaltende muskuläre Aktivität durch Krämpfe verursacht eine massive Wärmeproduktion.
  • Zusätzlich entsteht durch Laktatazidose ein saurer pH-Wert im Blut, der Organschäden verstärkt.
  • Die Hyperthermie kann Temperaturen >42 °C erreichen → thermische Zellschäden, Koagulopathie, Multiorganversagen

3. Weitere Wirkungen

  • Hepatotoxizität: Enzymerhöhung (ALT, AST), Ikterus möglich
  • Nephrotoxizität: durch Azidose, Dehydratation und Myoglobinurie infolge Muskelzerfall
  • Gastrointestinale Reizung: durch direkten Kontakt → Erbrechen, Speicheln, Durchfall

4. Speziesunterschiede

Hund: sehr empfindlich

  • Frisst gerne Schneckenkorn, oft in erheblichen Mengen
  • Symptome innerhalb von 30 Minuten bis 3 Stunden
  • Letale Dosis von Metaldehyd: 100–200 mg/kg KG

Katze: selten betroffen, aber empfindlich

  • Nimmt selten gezielt Schneckenkorn auf (kein Interesse an Lockstoffen)
  • Aufnahme meist durch Belecken kontaminierter Pfoten oder Beutetiere
  • Symptome vergleichbar, treten aber meist bei kleineren Mengen auf

5. Zusammenfassung des toxischen Mechanismus

Zielstruktur Toxischer Mechanismus Klinische Folge
ZNS (v. a. GABAerge Bahnen) Hemmung der GABA-Synthese und -Freisetzung Krämpfe, Zittern, neurologische Übererregung
Muskulatur Dauerhafte Reizung durch ZNS-Stimulation Hyperthermie, Muskelzerfall (Rhabdomyolyse)
Stoffwechsel Laktatazidose, Elektrolytstörungen Organversagen, Herzrhythmusstörungen
Leber und Niere Sekundäre Organschädigung durch Azidose und Hyperthermie Hepatopathie, akutes Nierenversagen

 

Fazit

Die Schneckenkornvergiftung – vorwiegend durch Metaldehyd – stellt bei Hunden einen veterinärmedizinischen Notfall mit hoher Letalität dar. Der Wirkmechanismus basiert auf zentralnervöser Überstimulation durch GABA-Hemmung, begleitet von massiver Muskelaktivität, Hyperthermie und metabolischer Azidose. Katzen sind seltener betroffen, reagieren jedoch bereits auf kleine Mengen empfindlich. Ohne sofortige symptomatische Intensivtherapie kann die Vergiftung innerhalb von 24 Stunden tödlich verlaufen.

Symptome einer Intoxikation

Zwischen der Aufnahme von Schneckenkorn und dem Auftreten von Symptomen vergehen durchschnittlich 3 h.
Als Symptome treten auf:

  • Reizung der Schleimhäute des Magen-Darm-Traktes
  • Erregungszustände
  • Angstzustände
  • Koordinationsstörungen
  • Muskelzittern
  • Krämpfe
  • Ataxie
  • Hyperthermie (Erhöhung der Körpertemperatur) infolge des Tremors
  • Metabolische Azidose
  • Erhöhung der Atemfrequenz
  • Tod durch Atemversagen

Bereits 2 Stunden nach Aufnahme kann der Tod eintreten.

Ergänzungen

Die klinischen Anzeichen einer Schneckengiftvergiftung treten in der Regel innerhalb von 1–3 Stunden nach der Aufnahme auf, können sich aber in schweren Fällen bereits nach 30 Minuten manifestieren. Der Vergiftungsverlauf ist oft dramatisch und kann ohne schnelle tierärztliche Intervention innerhalb von 4–24 Stunden zum Tod führen.

Zu den charakteristischen Symptomen einer Metaldehyd-Vergiftung gehören zunächst gastrointestinale Beschwerden wie Erbrechen, vermehrter Speichelfluss und Bauchschmerzen, die auf die direkte Reizwirkung des Giftes auf die Schleimhäute des Magen-Darm-Traktes zurückzuführen sind. Rasch folgen neurologische Symptome, die das klinische Bild dominieren: Unruhe und Angstzustände, Koordinationsstörungen (Ataxie), feines bis grobes Muskelzittern (Tremor), das sich zu generalisierten Krampfanfällen steigern kann. Die Tiere zeigen oft eine erhöhte Atemfrequenz (Tachypnoe) und Herzfrequenz (Tachykardie) sowie eine deutliche Hyperthermie mit Körpertemperaturen bis über 41 °C, bedingt durch die erhöhte Muskelaktivität.

In fortgeschrittenen Stadien kann es zu Bewusstseinsstörungen kommen, die von Benommenheit bis zum Koma reichen. Die anhaltenden Krämpfe und die Hyperthermie führen zu einer metabolischen Azidose, die zusammen mit Dehydratation und Elektrolytverschiebungen zu einem Kreislaufversagen und schließlich zum Tod durch Atemlähmung führen kann. Besonders besorgniserregend ist, dass auch nach einer scheinbaren Erholung Rückfälle auftreten können, da Metaldehyd im Körper gespeichert und verzögert freigesetzt werden kann.

Diagnose

Die Diagnose einer Schneckengiftvergiftung basiert primär auf der Anamnese und dem klinischen Erscheinungsbild. Entscheidend ist dabei die Erhebung einer gründlichen Vorgeschichte, bei der der Tierbesitzer nach möglichem Kontakt mit Schneckenkorn oder anderen Molluskiziden befragt wird. Besonders wichtig sind Informationen über Spaziergänge in Gärten oder Parks, in denen kürzlich Schneckenbekämpfungsmittel ausgebracht wurden, sowie über die Zugänglichkeit solcher Produkte im eigenen Haushalt.

Die klinische Untersuchung konzentriert sich auf die Beurteilung des neurologischen Status und der Vitalparameter. Typische Befunde umfassen erhöhte Körpertemperatur, beschleunigte Atem- und Herzfrequenz sowie neurologische Auffälligkeiten wie Muskelzittern, Ataxie und Krampfanfälle. Diese Symptome sind jedoch nicht pathognomonisch für eine Metaldehyd-Vergiftung und können auch bei anderen Intoxikationen oder neurologischen Erkrankungen auftreten.

Labordiagnostische Untersuchungen dienen vorwiegend dem Ausschluss von Differenzialdiagnosen und der Beurteilung von Sekundärschäden. Ein Blutbild kann Hinweise auf Dehydratation (erhöhter Hämatokrit) geben, während die Blutchemie Aufschluss über Leber- und Nierenfunktion sowie den Säure-Basen-Haushalt liefert. Typische Veränderungen bei einer Metaldehyd-Vergiftung umfassen eine metabolische Azidose, Elektrolytverschiebungen und gegebenenfalls erhöhte Leberenzymwerte.

Der definitive Nachweis von Metaldehyd ist mittels toxikologischer Analyse von Mageninhalt, Erbrochenem oder verdächtigem Material möglich, wird in der Praxis jedoch selten durchgeführt, da die Therapie in der Regel bereits auf Basis der klinischen Symptome und Anamnese eingeleitet werden muss. In unklaren Fällen kann eine Differenzialdiagnose zu anderen Vergiftungen (z. B. Organophosphate, Strychnin, Ethylenglykol) oder zu primären neurologischen Erkrankungen (z. B. Epilepsie, Meningitis) notwendig sein.

Therapeutische Prinzipien

Ein direktes Antidot gibt es nicht.
Die Dekontamination betrifft den Magen-Darm-Trakt.
Sofern zu beurteilen, sollte eine Dekontamination bei einer Aufnahme von Metaldehyd ab 2 mg/kg Körpermasse erfolgen, bei unklaren Verhältnissen jedoch auch vorsorglich.
Erbrechen kann ausgelöst werden, wenn die Aufnahme von Schneckenkorn erst 30 min zurückliegt und vor allem noch keine Krämpfe auftreten.
Sind vermutlich große Mengen Schneckenkorn aufgenommen worden, ist unter Allgemeinanästhesie eine wiederholte Magenspülung sinnvoll.
Die symptomatische Therapie betrifft in erster Linie die Kontrolle des Tremors und der Krämpfe und in diesem Zusammenhang die Überwachung der Körpertemperatur.
Bei den Vitalfunktionen ist insbesondere der Wasser-, Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalt von Bedeutung.
Initial sind demnach angezeigt:

  • Beruhigungsmitteln
  • Antikonvulsiva
  • Anästhetika
  • Intravenöse Flüssigkeitssubstitution
  • Korrektur der metabolischen Azidose

Die weitere Therapie richtet sich nach den sonstigen Symptomen wie Erbrechen.

Ergänzungen

Die Behandlung einer Schneckengiftvergiftung erfordert ein rasches und umfassendes therapeutisches Vorgehen. Da kein spezifisches Antidot für Metaldehyd existiert, konzentriert sich die Therapie auf drei Hauptaspekte: Dekontamination, symptomatische Behandlung und unterstützende Maßnahmen.

Die Dekontamination zielt darauf ab, die weitere Aufnahme des Giftes zu verhindern. Wenn die Aufnahme weniger als 30 Minuten zurückliegt und das Tier noch keine Krampfanfälle zeigt, kann unter tierärztlicher Aufsicht Erbrechen ausgelöst werden, typischerweise durch die Gabe von Apomorphin bei Hunden oder Xylazin bei Katzen. Bei größeren vermuteten Giftmengen oder wenn die Aufnahme länger zurückliegt, kann eine Magenspülung unter Allgemeinanästhesie erwogen werden. Die anschließende Verabreichung von Aktivkohle (1-4 g/kg Körpergewicht) kann die Resorption noch nicht aufgenommenen Giftes reduzieren, wobei mehrfache Gaben aufgrund der enterohepatischen Rezirkulation von Metaldehyd sinnvoll sein können.

Die symptomatische Therapie richtet sich vorrangig gegen die neurologischen Manifestationen. Zur Kontrolle von Muskelzittern und Krampfanfällen werden Antikonvulsiva wie Diazepam (0,5-2 mg/kg i.v.), Phenobarbital (2-6 mg/kg i.v.) oder Propofol (1-6 mg/kg i.v. zur Einleitung, dann 0,1-0,4 mg/kg/min als Dauertropfinfusion) eingesetzt. Bei therapieresistenten Krämpfen kann eine tiefe Sedierung oder sogar eine kontrollierte Allgemeinanästhesie mit Intubation und mechanischer Beatmung notwendig sein.

Unterstützende Maßnahmen umfassen die intravenöse Flüssigkeitstherapie zur Korrektur von Dehydratation, Elektrolytverschiebungen und metabolischer Azidose. Natriumbicarbonat kann bei schwerer Azidose indiziert sein. Die aktive Kühlung durch feuchte Tücher oder Ventilatoren ist bei Hyperthermie essentiell, wobei die Körpertemperatur engmaschig überwacht werden sollte. Zusätzlich können je nach klinischem Bild Antiemetika gegen Erbrechen, Gastroprotektiva zum Schutz der Magenschleimhaut und gegebenenfalls Antibiotika bei Verdacht auf Aspirationspneumonie zum Einsatz kommen.

Prognose

In einer Auswertung zu 772 gemeldeten Fällen, bei denen Hunde Schneckenkorn gefressen hatten, zeigten 21,7 % keine Symptome, 61,7 % der Hunde erholten sich und 16,6 % der Hunde starben oder wurden eingeschläfert.
Die Prognose ist demnach als vorsichtig einzuschätzen.

Die Prognose bei Vergiftungen durch Schneckengift ist vorsichtig zu stellen und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Entscheidend sind die aufgenommene Giftmenge, die Zeitspanne zwischen Giftaufnahme und Behandlungsbeginn sowie das Ansprechen auf die initiale Therapie. Auswertungen klinischer Fälle zeigen, dass etwa 60–65 % der betroffenen Hunde sich vollständig erholen, während die Mortalitätsrate bei 15–20 % liegt. Die übrigen Tiere können langfristige neurologische Defizite oder Organschäden davontragen.

Tiere, die innerhalb der ersten 12–24 Stunden auf die Therapie ansprechen und deren Krampfanfälle kontrollierbar sind, haben generell eine günstigere Prognose. Hingegen ist das Auftreten von anhaltendem Status epilepticus, schwerer metabolischer Azidose, Nierenversagen oder Disseminierter intravasaler Gerinnung (DIC) mit einer schlechteren Prognose verbunden.

Die Nachsorge spielt eine wichtige Rolle für die vollständige Genesung. Nach der Stabilisierung sollten die Tiere für mindestens 24–48 Stunden stationär überwacht werden, da Rückfälle auftreten können. Regelmäßige Kontrollen der Körpertemperatur, Herz- und Atemfrequenz sowie neurologischer Parameter sind essentiell. Laboruntersuchungen zur Überwachung von Nieren- und Leberfunktion sowie des Säure-Basen-Haushalts sollten in angemessenen Intervallen wiederholt werden.

Nach der Entlassung ist eine ruhige Umgebung für das Tier wichtig, um weitere Stressreize zu vermeiden. Die Futter- und Wasseraufnahme sollte schrittweise normalisiert werden. Bei Tieren, die anhaltende neurologische Symptome zeigen, kann eine längerfristige antikonvulsive Therapie notwendig sein, die dann schrittweise reduziert wird. Nachfolgeuntersuchungen nach 1–2 Wochen und gegebenenfalls nach einem Monat dienen der Beurteilung der vollständigen Erholung und dem Ausschluss von Spätfolgen.

Zusammenfassung

Die Vergiftung durch Schneckengift stellt eine ernsthafte und potenziell lebensbedrohliche Notfallsituation für Hunde und Katzen dar. Der Hauptwirkstoff Metaldehyd verursacht durch seine neurotoxische Wirkung schwere neurologische Symptome, die ohne adäquate Behandlung rasch zum Tod führen können. Die klinischen Anzeichen entwickeln sich typischerweise innerhalb weniger Stunden nach der Giftaufnahme und umfassen gastrointestinale Beschwerden, Erregungszustände, Muskelzittern, Krampfanfälle und Hyperthermie.

Die Diagnose basiert vorwiegend auf der Anamnese und dem charakteristischen klinischen Bild. Die Therapie muss umgehend eingeleitet werden und besteht aus Dekontamination, symptomatischer Behandlung der neurologischen Symptome und unterstützenden Maßnahmen zur Stabilisierung der Vitalfunktionen. Obwohl kein spezifisches Gegenmittel existiert, kann eine frühzeitige und intensive Behandlung die Überlebenschancen deutlich verbessern.

Präventive Maßnahmen sind von großer Bedeutung, um Vergiftungsfälle zu vermeiden. Tierhalter sollten auf den Einsatz von metaldehydhaltigen Schneckenkornpräparaten verzichten und stattdessen auf tiersichere Alternativen wie eisenphosphatbasierte Produkte zurückgreifen oder biologische Bekämpfungsmethoden anwenden. Bei Verdacht auf eine Schneckengiftvergiftung ist sofortiges Handeln erforderlich – je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Aussichten auf eine vollständige Genesung.

Ausblick auf Forschung

Die Forschung im Bereich der Molluskizidvergiftungen bei Haustieren konzentriert sich aktuell auf mehrere vielversprechende Bereiche. Zum einen werden neue Biomarker untersucht, die eine frühzeitige und spezifischere Diagnose ermöglichen sollen. Studien zu metabolischen Signaturen im Blut vergifteter Tiere könnten zukünftig schnellere und präzisere diagnostische Tests hervorbringen, die auch eine bessere Abgrenzung zu anderen Intoxikationen erlauben.

Ein weiterer Forschungsschwerpunkt liegt auf der Entwicklung effektiverer Behandlungsprotokolle. Neuere Antikonvulsiva wie Levetiracetam zeigen in ersten Studien vielversprechende Ergebnisse bei der Kontrolle von Krampfanfällen, die durch Metaldehyd ausgelöst werden, und könnten konventionelle Therapien ergänzen oder teilweise ersetzen. Auch innovative Entgiftungsverfahren wie spezifische Lipid-Emulsionstherapien werden auf ihre Wirksamkeit bei lipophilen Toxinen wie Metaldehyd untersucht.

Parallel dazu arbeiten Wissenschaftler an der Entwicklung sichererer Schneckenbekämpfungsmittel. Neben den bereits verfügbaren eisenphosphatbasierten Produkten werden neue Formulierungen erforscht, die für Schnecken toxisch, für Säugetiere jedoch unbedenklich sind. Biologische Kontrollmethoden, wie der Einsatz nematodischer Parasiten oder natürlicher Fressfeinde, gewinnen ebenfalls an Bedeutung als umweltfreundliche und haustierverträgliche Alternativen.

Nicht zuletzt widmet sich die Forschung der Verbesserung von Präventionsstrategien. Epidemiologische Studien analysieren Risikofaktoren und saisonale Muster von Vergiftungsfällen, um gezieltere Aufklärungskampagnen zu ermöglichen. Innovative Produktdesigns mit verbesserten Warnhinweisen, kindersicheren Verpackungen und für Haustiere unattraktiven Formulierungen könnten zukünftig das Vergiftungsrisiko weiter reduzieren.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

  1. Wie schnell treten die Symptome einer Schneckengiftvergiftung auf?
    Die ersten Symptome zeigen sich typischerweise innerhalb von 1–3 Stunden nach der Aufnahme des Giftes. In schweren Fällen können bereits nach 30 Minuten erste Anzeichen wie Speicheln oder Unruhe auftreten.
  2. Welche Schneckenmittel sind für meine Haustiere sicher?
    Eisenphosphatbasierte Schneckenmittel gelten als deutlich sicherer für Haustiere als metaldehyd- oder methiocarbhaltige Produkte. Dennoch sollten auch diese außerhalb der Reichweite von Tieren aufbewahrt werden, da sie bei übermäßiger Aufnahme Magen-Darm-Beschwerden verursachen können.
  3. Was soll ich tun, wenn ich vermute, dass mein Tier Schneckengift aufgenommen hat?
    Kontaktieren Sie umgehend Ihren Tierarzt oder eine tierärztliche Notfallklinik. Versuchen Sie nicht, selbstständig Erbrechen auszulösen, da dies bei bereits vorhandenen neurologischen Symptomen gefährlich sein kann. Wenn möglich, nehmen Sie die Verpackung des Schneckenmittels mit zur Tierarztpraxis.
  4. Kann mein Tier vollständig von einer Schneckengiftvergiftung genesen?
    Bei frühzeitiger und adäquater Behandlung ist eine vollständige Genesung in etwa 60–65 % der Fälle möglich. Die Prognose hängt von der aufgenommenen Giftmenge, der Zeitspanne bis zur Behandlung und dem individuellen Ansprechen auf die Therapie ab.
  5. Wie lange muss mein Tier nach einer Schneckengiftvergiftung in der Tierklinik bleiben?
    Die stationäre Überwachung dauert in der Regel 24–48 Stunden, kann aber je nach Schweregrad der Vergiftung und dem Auftreten von Komplikationen variieren. Eine engmaschige Überwachung ist wichtig, da Rückfälle auftreten können.
  6. Gibt es Langzeitfolgen nach einer überstandenen Vergiftung?
    Die meisten Tiere erholen sich ohne bleibende Schäden. In einigen Fällen können jedoch anhaltende neurologische Defizite, Leber- oder Nierenschäden auftreten, die eine längerfristige Behandlung erfordern.
  7. Wie kann ich mein Tier vor Schneckengiftvergiftungen schützen?
    Verzichten Sie auf metaldehyd- oder methiocarbhaltige Schneckenmittel in Bereichen, zu denen Ihre Haustiere Zugang haben. Bewahren Sie Gartenmittel sicher auf und halten Sie Ihre Tiere von frisch behandelten Flächen fern. Erwägen Sie alternative Schneckenbekämpfungsmethoden wie Kaffeesatz, Bierfallen oder den Einsatz natürlicher Fressfeinde.
  8. Sind bestimmte Tierarten oder -rassen anfälliger für Schneckengiftvergiftungen?
    Hunde sind aufgrund ihres Erkundungsverhaltens generell häufiger betroffen als Katzen. Besonders gefährdet sind junge, neugierige Tiere sowie Rassen mit ausgeprägtem Jagd- oder Spieltrieb. Kleine Rassen können bereits durch geringere absolute Giftmengen schwerer beeinträchtigt werden.
  9. Wie wirksam sind biologische Alternativen zur Schneckenbekämpfung?
    Biologische Methoden wie der Einsatz von Nematoden, das Anlegen von Bierfallen oder die Förderung natürlicher Fressfeinde können bei konsequenter Anwendung wirksam sein, erfordern jedoch meist mehr Zeit und Geduld als chemische Mittel. Ihre Wirksamkeit kann je nach Witterungsbedingungen und Schneckenart variieren.
  10. Kann eine Schneckengiftvergiftung auch Menschen gefährden?
    Ja, Metaldehyd ist auch für Menschen toxisch, besonders für Kinder. Symptome einer Vergiftung ähneln denen bei Tieren. Daher sollten Schneckenmittel stets außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt und bei der Anwendung Schutzhandschuhe getragen werden.

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