Eibe (Taxus baccata)

Inhalt

Die Eibe ist sehr stark giftig +++.
Giftige Bestandteile sind verschiedene alkaloidähnliche Stoffe. Die hauptsächlich toxisch wirkenden Inhaltsstoffe in der Eibe sind Taxine und cyanogene Glykoside.
Die gesamte Pflanze enthält Gifte mit der höchsten Konzentration im Herbst und im Winter. Lediglich die rote, fleischige Samenhülle enthält kein Alkaloid.
Die Gifte werden auch über die Milch der Tiere ausgeschieden, die Eibenteile gefressen haben. Auf diesem Weg können die Toxine auch in Hunde und Katzen gelangen und Vergiftungssymptome auslösen.

Die Eibe (Taxus baccata) ist eine weitverbreitete Zierpflanze in Gärten und auf Friedhöfen – doch was viele Tierhalter nicht wissen: Die Eibe ist extrem giftig für Hunde und Katzen. Bereits kleinste Mengen von Nadeln oder Samen können bei Haustieren zu lebensbedrohlichen Symptomen führen. In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige zur Eibenvergiftung bei Hund und Katze – von den Ursachen über den Wirkmechanismus bis hin zur Notfall-Therapie und Prognose. Wir zeigen, wie Sie eine Vergiftung erkennen, welche Maßnahmen zu ergreifen sind und warum es sinnvoll ist, auf diese gefährliche Pflanze im Tierhaushalt zu verzichten.

Ursachen, Entstehung und Verlauf

Typische Ursachen für die Eibenvergiftung bei Haustieren:

  • Aufnahme heruntergefallener Nadeln beim Spaziergang
  • Fressen von Zweigen oder Früchten im Garten
  • Zugang zu Eibenschnitt oder Adventsschmuck
  • Spielverhalten bei jungen Hunden mit Pflanzenteilen
  • Vergiftung durch abgeleckte Hände, Kleidung oder Futternäpfe mit Eibenresten

Die rote Beere (Arillus) ist nicht giftig, aber der Samenkern darin hochtoxisch!

Geschädigt werden insbesondere das Herz, das gesamte Nervensystem, die Muskulatur sowie die Schleimhaut des Magen-Darm-Traktes.

Wirkungsmechanismus

Nach der oralen Aufnahme von Eibenbestandteilen beginnt die Resorption bereits über die Magenschleimhaut. Nach 30 min bis 1 h nach der Aufnahme können erste allgemeine Symptome auftreten, die insbesondere den Magen-Darm-Trakt betreffen.
Danach treten die kardiotoxischen Wirkungen zutage, mit anfangs deutlich erhöhter Herzfrequenz, danach jedoch deutlich erniedrigter Herzfrequenz infolge zunehmend gestörter Reizleitung am Herzen und Abnahme der Kontraktilität des Myokards (Herzmuskel).
Die letale Dosis bei oraler Aufnahme beträgt beim Menschen 0,6-1,3 g Eibennadeln pro kg Körpermasse. Geht man davon aus, dass 1 g Eibennadeln 5 mg Taxin enthalten, entspricht das 3,0-6,5 mg Taxin pro kg Körpermasse.
Die minimale LD50 beim Hund liegt bei 2,3 Nadeln/kg Körpergewicht.
Taxin kann im Blut, Urin und in Gewebeproben nachgewiesen werden.

Ergänzung

Die gefährlichen Wirkstoffe heißen Taxin A und Taxin B. Diese Substanzen blockieren in den Körperzellen:

  • Natrium- und Kalziumkanäle in Herzmuskelzellen
  • Signalübertragung im Nervensystem

Folgen der Eibenvergiftung:

  • Massive Verlangsamung des Herzschlags (Bradykardie)
  • Kammerflimmern, AV-Block, Herzstillstand
  • Zentrale Symptome wie Muskelzittern, Bewusstlosigkeit, Atemstillstand

Das Tückische: Erste Anzeichen treten oft erst 30 Minuten bis 2 Stunden nach Aufnahme auf. Der Tod kann innerhalb weniger Stunden eintreten – ohne Vorwarnung.

Symptome einer Intoxikation

Zunächst ist mit unspezifischen Allgemeinsymptomen zu rechnen.

  • Erbrechen
  • Durchfall, teils blutig
  • Bauchschmerzen
  • Muskelschwäche
  • Krämpfe
  • Abfall der Körpertemperatur

Die typischen kardiotoxischen Auswirkungen auf die Erregungsleitung am Herzen (atrioventrikulären Blockbilder) und die Abnahme der Kontraktilität des Herzmuskels schließen sich an.

  • Tachykardie (Erhöhung der Herzfrequenz), initial
  • Bradykardie (Abfall der Herzfrequenz)
  • Hypotonie (Abfall des Blutdruckes)
  • Kammerflimmern

Auswirkungen auf das Nervensystem zeigen sich durch

  • Mydriasis
  • Nervosität
  • Benommenheit
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Benommenheit

Im Endstadium dominieren

  • Atemnot
  • Muskeltremor
  • Seitenlage
  • Krämpfe
  • Koma.

Der Tod tritt infolge eines Herzstillstandes oder infolge einer Atemlähmung ein.
Der Verlauf einer Intoxikation mit Taxin kann perakut (rasch) sein.

Diagnose

Die Diagnose basiert auf:

  • Anamnese: Aufenthalt im Garten, Park oder Friedhof mit Eibenbestand
  • Symptome: Typische Herzrhythmusstörungen, neurologische Ausfälle
  • Untersuchung: EKG zeigt Bradykardie, Arrhythmien, AV-Block
  • Labor: Hinweis auf metabolische Azidose, Laktaterhöhung
  • Mageninhalt/Kot: Mikroskopisch erkennbare Pflanzenreste
  • Toxikologische Spezialdiagnostik: Nachweis von Taxinen im Labor

Therapeutische Prinzipien

Ein Antidot gibt es nicht.
In der Humanmedizin wird bei schweren Digitalisglykosid-Intoxikationen Digitalis-Antitoxin vom Schaf eingesetzt. Das Präparat wird aus den USA nur für spezielle Fälle in der Humanmedizin importiert. Es ist für Tiere nicht erhältlich.
Die Dekontamination ist auch noch einige Stunden nach der Aufnahme sinnvoll, da die Eibennadeln sehr lange im Magen-Darm-Trakt vorhanden sind.
Auslösen von Erbrechen, Magenspülung und die Gabe von Aktivkohle sind indiziert. Aktivkohle sollte mehrfach in Abständen von 4 h gegeben werden.
Die Therapie ist symptomatisch.
Die Überwachung und Optimierung der Vitalfunktionen sind notwendig.
Die Maßnahmen richten sich nach der individuellen Risikoabschätzung.
Im Vordergrund der therapeutischen Maßnahmen stehen die Kontrolle und Bekämpfung der kardiotoxischen Auswirkungen des Taxins.
Eine EKG-Überwachung ist dringend zu empfehlen. Je gravierender die EKG-Veränderungen (AV-Block) sind, umso höher ist auch die Sterblichkeitsrate.
An zweiter Stelle steht die Überwachung des Wasser-, Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushaltes.
Neben den Rhythmusstörungen weisen die EKG-Veränderung häufig auf Störungen im Elektrolythaushalt hin (Hyperkaliämie).

Ergänzung

Da es kein Antidot gegen Taxine gibt, zählt jede Minute. Die Therapie erfolgt symptomatisch:

Sofortmaßnahmen:

  • Induzieren von Erbrechen (nur bei stabilen Tieren und <2 h nach Aufnahme)
  • Aktivkohle in mehrfacher Dosis
  • Magenspülung unter Sedierung (bei hoher Giftaufnahme)

Intensivmedizinische Therapie:

  • Atropin gegen Bradykardie
  • Antiarrhythmika (z. B. Lidocain) bei ventrikulären Extrasystolen
  • Flüssigkeitstherapie, Sauerstoffgabe
  • Dauer-EKG, Elektrolytüberwachung

Achtung:

Einige Tiere versterben plötzlich, auch unter Therapie. Umso wichtiger ist eine frühzeitige Behandlung durch eine Tierklinik oder spezialisierte Praxis.

Die vorliegende Kaliumkonzentration im Blut steht ebenfalls in direktem Zusammenhang mit der Sterblichkeitsrate.
Eine Übersäuerung des Körpers (metabolische Azidose) erhöht die Empfindlichkeit des Herzmuskels gegenüber Digitalisglykosiden.
Einer Hypotonie wird zunächst durch die Volumensubstitution begegnet, und bei ausgeprägter Bradykardie ist Atropin indiziert.
Unter Umständen muss intubiert und beatmet werden.
Krämpfe können mit den gängigen Medikamenten (Benzodiazepine, Spasmolytika) initial behandelt werden. Ist das nicht ausreichend, sind intravenöse Kurzzeitnarkosen notwendig.

Prognose

Die Prognose ist vorsichtig zu stellen. Schwere Vergiftungen enden meist letal. Vor der Einführung des Digitalis-Antitoxin lag die Sterblichkeitsrate in der Humanmedizin bei Intoxikationen mit Digitalisglykosiden bei 20 – 30 %.

Die Prognose bei einer Eibenvergiftung ist vorsichtig bis schlecht:

Aufnahmemenge Prognose
Geringe Mengen + frühe Therapie Eher günstig
Hohe Dosis + späte Intervention Sehr ungünstig
Herzstillstand Meist tödlich

Nachsorge: Überlebende Tiere müssen mindestens 48–72 Stunden überwacht werden. Herzfrequenz, Kreislauf und neurologische Funktionen sind engmaschig zu kontrollieren.

Zusammenfassung

Die Eibe (Taxus baccata) ist für Haustiere lebensbedrohlich – und das bereits in kleinsten Mengen. Besonders Hunde nehmen Teile beim Spaziergang oder Spielen auf. Die entstehenden Herzprobleme sind akut und oft tödlich. Prävention, Aufklärung und sofortige tierärztliche Maßnahmen können Leben retten.

Ausblick auf Forschung

Die Forschung zur Eibenvergiftung bei Haustieren ist noch lückenhaft. Wichtige Ziele:

  • Entwicklung eines spezifischen Gegengifts (Antidot)
  • Studien zur Resorptionszeit und Dosis-Wirkung-Beziehung
  • Toxikologische Schnelltests zur frühen Erkennung
  • Aufklärungskampagnen zu giftigen Gartenpflanzen für Haustiere
  • Alternativen zu Eiben in Friedhöfen und Gärten

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

1. Ist die Eibe giftig für Hunde und Katzen?
Ja – alle Teile außer dem roten Fruchtfleisch sind hochtoxisch.

2. Wie schnell wirkt das Gift der Eibe?
Symptome treten meist innerhalb von 30–120 Minuten auf.

3. Was tun, wenn mein Hund Eibennadeln gefressen hat?
Sofort tierärztliche Notfallhilfe aufsuchen. Keine Hausmittel geben.

4. Welche Symptome zeigen sich zuerst?
Erbrechen, Schwäche, Zittern, verlangsamter Puls.

5. Gibt es ein Gegengift?
Nein. Nur symptomatische Therapie ist möglich.

6. Kann mein Tier ohne Symptome sterben?
Ja, plötzlicher Herztod ist möglich.

7. Wieviel Eibe ist tödlich?
Schon 1–2 g Nadeln/kg Körpergewicht können ausreichen.

8. Sind die roten Eibenfrüchte ungefährlich?
Nur das Fruchtfleisch – der Samen darin ist giftig.

9. Ist eine Genesung möglich?
Ja, bei früher Intervention und niedriger Aufnahmemenge.

10. Wie schütze ich mein Tier?
Keine Eiben im Garten anpflanzen, beim Spazierengehen aufmerksam sein.

Literatur

  • http://www.gifte.de/Giftpflanzen/taxus_baccata.htm
  • Bonjour, T., Varlet, V., Augsburger, M., Pagani, J. L., & Pantet, O. (2019, April). Die Eibe–eine mitunter tödliche Zierkonifere. In Swiss Medical Forum (Vol. 19, No. 1718, pp. 303–305). EMH Media.
  • www.http://toxdocs.de/2019/digitalis/
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  • Löwe G, Löwe O. Vergiftungen bei Hund und Katze – Ein tierärztlicher Ratgeber. 2. Auflage. Kreuztal: Kynos-Verlag. 2021; 208 S.