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Antidepressiva enthalten verschiedene Stoffe. Sie können dementsprechend sehr unterschiedliche Vergiftungssymptome zur Folge haben.
Von besonderer Bedeutung sind die sogenannten trizyklischen Antidepressiva, die bei Hunden und Katzen zu potenziell tödlichen Intoxikationen führen können.

Antidepressiva sind Arzneimittel, die in der Humanmedizin weit verbreitet zur Behandlung von Depressionen, Angstzuständen und anderen psychischen Störungen eingesetzt werden. Sie umfassen unterschiedliche Substanzgruppen, wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI, z. B. Sertralin, Fluoxetin), trizyklische Antidepressiva (TZA, z. B. Amitriptylin), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI, z. B. Venlafaxin) und Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer). Aufgrund ihrer zunehmenden Verbreitung im Haushalt kommt es gelegentlich zur unbeabsichtigten Aufnahme durch Haustiere, was zu teils schweren Vergiftungen führen kann. Ins-besondere Hunde, aber auch neugierige Katzen sind betroffen. Besitzer sollten daher die potenziellen Gefahren dieser Medikamente für ihre Tiere kennen und vorbeugend handeln.

Ursachen, Entstehung und Verlauf

Die häufigste Ursache einer Vergiftung durch Antidepressiva bei Hunden und Katzen ist die versehentliche Aufnahme von Medikamenten, die offen liegen gelassen wurden oder heruntergefallen sind. Besonders Hunde, die Medikamente oft für Leckerlis halten, sind stark gefährdet. Katzen sind zwar seltener betroffen, reagieren aber aufgrund ihres speziellen Stoffwechsels häufig empfindlicher.
Die Aufnahme von Antidepressiva kann schon bei geringen Mengen toxisch wirken. Erste Symptome treten meist innerhalb von ein bis vier Stunden nach der Aufnahme auf und verschlechtern sich häufig rasch. Der Verlauf hängt stark von der Substanzgruppe und der aufgenommenen Menge ab. Vergiftungen mit trizyklischen Antidepressiva sind oft schwerwiegender und lebensbedrohlicher als solche mit SSRI.

Wirkungsmechanismus

Trizyklische Antidepressiva wirken wenig selektiv, d. h. sie reagieren auch mit anderen Rezeptoren, sodass vielfältige Symptome bei Intoxikationen auftreten können.
Im Vordergrund stehen ihre anticholinerge, zentralnervöse und kardiovaskuläre Wirkung.
(anticholinerg = gegen den Botenstoff Azetylcholin wirkend)
Weiterhin gibt es viele Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.
Auch die therapeutische Breite dieser Antidepressiva ist gering, sodass es bereits bei der Aufnahme geringer Mengen zu toxischen Wirkungen kommen kann.

Antidepressiva wirken über komplexe Mechanismen auf das Nervensystem. Sie erhöhen die Konzentration bestimmter Neurotransmitter wie Serotonin, Noradrenalin und Dopamin im synaptischen Spalt, indem sie deren Wiederaufnahme blockieren. Dadurch entsteht eine toxische Überstimulation des zentralen und autonomen Nervensystems.

  • Trizyklische Antidepressiva (TZA) wirken zusätzlich blockierend auf muskarinische, adrenerge und histaminerge Rezeptoren, was zu Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall und Krampfanfällen führen kann.
  • SSRI und SNRI führen primär zu einer Serotonin-Überstimulation („Serotonin-Syndrom“) mit neurologischen und autonomen Symptomen.
  • MAO-Hemmer erhöhen indirekt ebenfalls Serotonin- und Noradrenalinspiegel und können besonders in Kombination mit anderen Medikamenten dramatische Symptome verursachen.

Ergänzungen

Antidepressiva umfassen mehrere Wirkstoffklassen mit unterschiedlichen Angriffspunkten im zentralen Nervensystem. Sie können beim Tier in toxischen Dosen zu schwerwiegenden neurologischen, kardiovaskulären und metabolischen Effekten führen. Die häufigsten Wirkstoffgruppen in Intoxikationen bei Hunden und Katzen sind:


1. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)

Beispiele: Fluoxetin, Sertralin, Paroxetin

Wirkungsmechanismus:
SSRI blockieren die Wiederaufnahme von Serotonin (5-HT) aus dem synaptischen Spalt, was zu einem übermäßigen Anstieg der Serotonin-Konzentration führt.

  • In toxischen Dosen → Serotonin-Syndrom:

    • Übererregung des serotonergen Systems im ZNS und peripher

    • Symptome: Tremor, Hyperaktivität, Ataxie, Krampfanfälle, Hyperthermie, Tachykardie, Mydriasis


2. Trizyklische Antidepressiva (TZA)

Beispiele: Amitriptylin, Clomipramin

Wirkungsmechanismus:

  • Hemmung der Wiederaufnahme von Noradrenalin und Serotonin

  • Anticholinerge Effekte durch Blockade muskarinischer Acetylcholinrezeptoren

  • Antihistaminerge Wirkung

  • Membranstabilisierende Wirkung auf Herzmuskelzellen → Risiko von Herzrhythmusstörungen

Toxische Effekte:

  • Kardiotoxizität: QT-Verlängerung, ventrikuläre Arrhythmien

  • ZNS-Symptome: Krampfanfälle, Bewusstseinsstörungen

  • Anticholinerge Zeichen: Mydriasis, Tachykardie, trockene Schleimhäute, Harnverhalt


3. Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI)

Beispiele: Venlafaxin, Duloxetin

Wirkungsmechanismus:

  • Erhöhung von Serotonin und Noradrenalin im ZNS

  • In toxischen Dosen ebenfalls Serotonin-Syndrom, Hypertonie, neurologische Symptome


4. Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer)

Beispiel: Selegilin (selten)

Wirkungsmechanismus:

  • Hemmung des Enzyms Monoaminooxidase → verminderter Abbau von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin

  • In toxischen Dosen: massive Überstimulation des ZNS, Hypertonie, Krampfanfälle

Symptome einer Intoxikation

Die Zeit zwischen der Aufnahme und den ersten Anzeichen einer Intoxikation (Latenzzeit) ist gering. Bereits nach einer Stunde kann es unbehandelt zu Todesfällen bei Kleintieren kommen.
Sowohl bei Hunden als auch bei Katzen führt insbesondere das Antidepressivum Imipramin bei oraler Aufnahme bereits bei 100 mg/kg Körpergewicht zu Zeichen einer Intoxikation.
Allgemeine Symptome sind:

  • Schwindel
  • Erbrechen
  • Schläfrigkeit
  • Atemdepression
  • Lethargie
  • Angstzustände
  • aggressives Verhalten
  • Verstopfung
  • Harnabsatzprobleme
  • Hypokali- und Hyponatriämie

Schäden am zentralen Nervensystem äußern sich in

  • Koordinationsstörungen
  • Muskelzittern
  • Krämpfe
  • Bewusstlosigkeit

Am Herz-Kreislaufsystem

  • ausgeprägte Rhythmusstörungen
  • Kammerflimmern
  • Abfall des Blutdruckes bis zum
  • kardiogenen Schock

Symptome können je nach Wirkstoffgruppe variieren, zeigen aber typische Muster:

Symptome beim Hund:

Trizyklische Antidepressiva (z. B. Amitriptylin):

  • Apathie, Lethargie oder massive Unruhe
  • Erbrechen, Durchfall
  • Erweiterte Pupillen (Mydriasis)
  • Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien, Tachykardie)
  • Atemprobleme, Hyperthermie (erhöhte Körpertemperatur)
  • Zittern, Krampfanfälle, Koma

SSRI/SNRI (z. B. Fluoxetin, Sertralin, Venlafaxin):

  • Hyperaktivität, Nervosität, Unruhe
  • Starkes Speicheln, Erbrechen
  • Koordinationsstörungen (Ataxie), Muskelzittern
  • erhöhte Herzfrequenz, Blutdruckschwankungen
  • Krampfanfälle, Serotonin-Syndrom (hohes Fieber, Tremor, Unruhe, neurologische Störungen)

Symptome bei der Katze:

Katzen zeigen ähnliche Symptome, reagieren jedoch oft empfindlicher:

  • Speicheln, Erbrechen, Appetitlosigkeit
  • Apathie oder Hyperaktivität, Unruhe
  • neurologische Symptome wie Ataxie, Zittern
  • Herzrhythmusstörungen, schnelle Atemfrequenz
  • schnelle Entwicklung von Krämpfen, Serotonin-Syndrom, Hyperthermie
  • rasche Verschlechterung des Allgemeinzustandes möglich

Diagnose

Die Diagnose einer Antidepressiva-Vergiftung basiert primär auf der Anamnese und dem klinischen Erscheinungsbild des Tieres. Entscheidend ist die Information des Besitzers über einen möglichen Zugang des Tieres zu Antidepressiva sowie die Art und Menge der potenziell aufgenommenen Substanz. Bei unklarer Vorgeschichte kann das charakteristische Symptombild Hinweise geben, wobei die Kombination aus kardiovaskulären und zentralnervösen Störungen besonders auf eine TCA-Vergiftung hindeutet.

Die klinische Untersuchung umfasst die Beurteilung der Vitalparameter, neurologische Untersuchung und kardiovaskuläre Evaluation. Laboruntersuchungen wie Blutbild, Elektrolyte, Leber- und Nierenwerte können Hinweise auf Organschäden oder metabolische Störungen geben. Ein EKG ist besonders wichtig zur Beurteilung von Herzrhythmusstörungen, wobei eine Verlängerung des QRS-Komplexes und des QT-Intervalls typisch für TCA-Vergiftungen ist. In spezialisierten Laboren können toxikologische Analysen durchgeführt werden, um den spezifischen Wirkstoff im Blut oder Urin nachzuweisen, jedoch sind diese Tests in der Notfallsituation oft nicht zeitnah verfügbar.

Die Differenzialdiagnose umfasst andere Intoxikationen (z. B. mit Schokolade, Xylitol, Pestiziden), neurologische Erkrankungen, metabolische Störungen und primäre kardiale Erkrankungen. Eine gründliche Anamnese und die charakteristische Symptomkombination sind daher entscheidend für eine schnelle und korrekte Diagnose, die eine zeitnahe Einleitung der spezifischen Therapie ermöglicht.

Therapeutische Prinzipien

Bei der Dekontamination sind die speziellen Intoxikationssymptome zu berücksichtigen.
Erbrechen sollte aufgrund möglicher Krämpfe und eines gestörten Schluckreflexes nicht ausgelöst werden.
Aktivkohle und die Darmreinigung mittels Glaubersalz sind indiziert. Aktivkohle kann auch noch einige Stunden nach der Aufnahme und mehrmals in Abständen eingegeben werden.
Ebenso kann eine Magenspülung noch nach 3–4 Stunden hilfreich sein, da die Intoxikation mit einer Verlangsamung der Magen-Darm-Passage verbunden ist.
Bei der (vermuteten) Aufnahme größerer Mengen oder Retardformen kann auch ein endoskopisches Entfernen von Tabletten möglich sein.
Ein spezielles Antidot gibt es nicht, jedoch kann mit Physostigmin die anticholinerge Komponente sowohl bei Hunden als auch bei Katzen therapiert werden. Natriumbikarbonat ist über den Azidoseausgleich sehr hilfreich bei der Therapie der Herzrhythmusstörungen.
Auch Lipid-Infusionen sind angezeigt.
Ansonsten ist die Therapie symptomatisch. Wie bei allen Intoxikationen steht die Stabilisierung der Vitalfunktionen im Vordergrund.
Die Vitalfunktionen, insbesondere die Herz-Kreislauf-Funktion, sind intensiv zu überwachen und die Rhythmusstörungen zu therapieren.
Die Nierenfunktion (Diurese) wird angeregt und der gesicherte Harnabsatz kontrolliert.
Gleichzeitig mit der Infusionstherapie zur Kontrolle der Nierenfunktion kann die Störung im Säure-Basen-Haushalt, gekennzeichnet durch eine Azidose, mittels Natriumbicarbonat therapiert werden.
Krämpfe müssen medikamentös durchbrochen werden.
Eine Überwachung der Körpertemperatur ist ebenfalls notwendig.

Ergänzung

Bei einer Antidepressiva-Vergiftung ist schnelles Handeln notwendig:

Sofortmaßnahmen:

  • Erbrechen auslösen (nur innerhalb der ersten Stunde und nur nach Rücksprache mit dem Tierarzt)
  • Gabe von Aktivkohle zur Reduktion der Giftaufnahme aus dem Darm (sehr effektiv bei Antidepressiva)

Unterstützende Therapie:

  • Infusionstherapie (intravenös) zur Kreislaufstabilisierung und beschleunigten Ausscheidung der Toxine
  • Kontrolle neurologischer Symptome (Benzodiazepine, z.B. Diazepam gegen Krämpfe und starke Unruhe)
  • Herz-Kreislauf-Stabilisierung: EKG-Monitoring, Gabe von Antiarrhythmika (z.B. Lidocain bei schweren Arrhythmien)
  • Temperaturkontrolle (Kühlung bei Hyperthermie)
  • Sedierung zur Kontrolle starker Unruhe oder neurologischer Symptome
  • Intensive Überwachung der Vitalparameter erforderlich

Schwere Vergiftungen erfordern häufig eine stationäre intensivmedizinische Betreuung.

Prognose

Die Prognose ist sehr gut.

Die Prognose bei Vergiftungen mit Antidepressiva hängt maßgeblich von verschiedenen Faktoren ab: der aufgenommenen Wirkstoffklasse und -menge, der Zeitspanne zwischen Aufnahme und Behandlungsbeginn sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand des Tieres vor der Vergiftung. Bei frühzeitiger und adäquater Behandlung ist die Prognose in den meisten Fällen gut bis sehr gut. Kritisch sind die ersten 24–48 Stunden, in denen lebensbedrohliche Komplikationen wie schwere Herzrhythmusstörungen, Krampfanfälle oder Atemlähmung auftreten können.

Nach überstandener akuter Vergiftungsphase ist eine sorgfältige Nachsorge wichtig. Diese umfasst Kontrolluntersuchungen zur Beurteilung der Organfunktionen, insbesondere von Herz, Leber und Nieren. Ein Kontroll-EKG sollte durchgeführt werden, um mögliche persistierende Herzrhythmusstörungen zu erkennen. Bei Tieren, die schwere neurologische Symptome zeigten, ist eine neurologische Nachuntersuchung sinnvoll, um mögliche Residualschäden zu identifizieren.

Besitzern sollten detaillierte Anweisungen zur Überwachung ihres Tieres zu Hause gegeben werden. Hierzu gehören das Erkennen von Warnsignalen wie erneute Lethargie, Koordinationsstörungen, Appetitlosigkeit oder Verhaltensänderungen, die auf verzögerte Komplikationen hindeuten können. Präventive Maßnahmen zur Vermeidung erneuter Vergiftungsfälle müssen besprochen werden, einschließlich der sicheren Aufbewahrung von Medikamenten in verschlossenen Schränken und der sofortigen Entsorgung von verschütteten Tabletten.

Zusammenfassung

Vergiftungen durch Antidepressiva stellen bei Hunden und Katzen einen medizinischen Notfall dar, der schnelles Handeln erfordert. Die verschiedenen Klassen von Antidepressiva – trizyklische Antidepressiva (TCAs), selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs) und Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) – können unterschiedliche, aber potenziell lebensbedrohliche Vergiftungssymptome verursachen. TCAs gelten dabei als besonders gefährlich aufgrund ihrer geringen therapeutischen Breite und der Wirkung auf multiple Neurotransmittersysteme.

Die Symptome einer Antidepressiva-Vergiftung betreffen hauptsächlich das zentrale Nervensystem und das Herz-Kreislauf-System. Die Diagnose basiert auf der Anamnese, dem klinischen Bild und unterstützenden Untersuchungen wie EKG und Laboranalysen. Die Therapie umfasst Dekontaminationsmaßnahmen, symptomatische Behandlung und intensivmedizinische Überwachung. Bei frühzeitiger und adäquater Behandlung ist die Prognose in den meisten Fällen gut. Präventionsmaßnahmen wie die sichere Aufbewahrung von Medikamenten sind entscheidend, um Vergiftungsfälle zu vermeiden.

Ausblick auf Forschung

Die Forschung im Bereich der Toxikologie von Antidepressiva bei Kleintieren entwickelt sich kontinuierlich weiter. Aktuelle Studien konzentrieren sich auf die Optimierung von Behandlungsprotokollen, insbesondere für neuere Antidepressiva-Klassen. Die Lipidinfusionstherapie, ursprünglich zur Behandlung von Lokalanästhetika-Vergiftungen entwickelt, zeigt vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung von Vergiftungen mit lipophilen Antidepressiva und wird zunehmend in veterinärmedizinischen Notfallprotokollen integriert.

Molekularbiologische Forschungsansätze untersuchen genetische Faktoren, die die Empfindlichkeit gegenüber Antidepressiva beeinflussen. Vornehmlich der MDR1-Gendefekt, der bei bestimmten Hunderassen wie Collies vorkommt, steht im Fokus der Forschung, da er die Blut-Hirn-Schranke beeinträchtigt und zu einer erhöhten Toxizität bestimmter Medikamente führen kann. Genetische Tests könnten zukünftig helfen, besonders gefährdete Tiere zu identifizieren.

Neue Antidote und spezifische Behandlungsansätze werden erforscht, um die Therapie von Antidepressiva-Vergiftungen zu verbessern. Beispielsweise werden spezifische Serotonin-Antagonisten zur Behandlung des Serotonin-Syndroms bei SSRI-Vergiftungen untersucht. Auch die Entwicklung von schnelleren und präziseren Nachweismethoden für Antidepressiva in biologischen Proben könnte die Diagnose und Behandlung zukünftig verbessern.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

  1. Welche Antidepressiva sind für Haustiere am gefährlichsten?
    Trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin und Imipramin gelten als besonders toxisch für Hunde und Katzen, da sie bereits in geringen Dosen schwerwiegende Herz-Kreislauf- und neurologische Symptome verursachen können.
  2. Wie schnell treten Vergiftungssymptome nach Aufnahme von Antidepressiva auf?
    Die ersten Symptome können bereits 30 Minuten bis 3 Stunden nach der Aufnahme auftreten. Bei Retardpräparaten kann der Beginn der Symptome jedoch verzögert sein.
  3. Kann mein Tier von einer Antidepressiva-Vergiftung dauerhafte Schäden davontragen?
    Bei frühzeitiger und adäquater Behandlung ist das Risiko für bleibende Schäden gering. Schwere Vergiftungen können jedoch zu dauerhaften neurologischen oder kardialen Schäden führen.
  4. Darf ich meinem Tier Erbrechen auslösen, wenn es Antidepressiva aufgenommen hat?
    Das Auslösen von Erbrechen sollte nur nach Rücksprache mit einem Tierarzt erfolgen, da bei Antidepressiva-Vergiftungen die Gefahr von Krampfanfällen und Aspirationspneumonie besteht.
  5. Werden Antidepressiva auch in der Tiermedizin eingesetzt?
    Ja, bestimmte Antidepressiva wie Clomipramin und Fluoxetin werden in der Tiermedizin zur Behandlung von Verhaltensstörungen eingesetzt, jedoch in speziell angepassten Dosierungen.
  6. Sind bestimmte Tierrassen oder -arten anfälliger für Antidepressiva-Vergiftungen?
    Hunderassen mit MDR1-Gendefekt (z. B. Collies) können empfindlicher auf bestimmte Medikamente reagieren. Generell sind kleinere Tiere aufgrund ihres geringeren Körpergewichts bei gleicher aufgenommener Menge stärker gefährdet.
  7. Was sollte ich tun, wenn ich vermute, dass mein Tier Antidepressiva aufgenommen hat?
    Kontaktieren Sie sofort einen Tierarzt oder eine tierärztliche Notfallklinik. Notieren Sie, wenn möglich, den Namen des Medikaments, die Dosierung und die Anzahl der möglicherweise aufgenommenen Tabletten.
  8. Wie lange muss mein Tier nach einer Antidepressiva-Vergiftung überwacht werden?
    Eine intensive tierärztliche Überwachung ist für mindestens 24–48 Stunden erforderlich, da verzögerte Komplikationen auftreten können.
  9. Können auch rezeptfreie pflanzliche Antidepressiva wie Johanniskraut für Tiere gefährlich sein?
    Ja, auch pflanzliche Präparate wie Johanniskraut können bei Tieren unerwünschte Wirkungen hervorrufen, darunter erhöhte Lichtempfindlichkeit und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.
  10. Wie kann ich Antidepressiva-Vergiftungen bei meinem Haustier vorbeugen?
    Bewahren Sie alle Medikamente in verschlossenen Schränken außerhalb der Reichweite von Haustieren auf. Achten Sie darauf, dass keine Tabletten auf den Boden fallen, und entsorgen Sie nicht mehr benötigte Medikamente sachgerecht.

Literatur

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