Stichwunde

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Ursachen

Eine Stichwunde entsteht durch einen spitzen Gegenstand, der unter Krafteinwirkung mehr oder weniger tief in den Körper eindringt. Es entsteht ein Stichkanal. Je nach Eindringtiefe kann es neben der Verletzung der Haut zu Verletzungen an Muskeln, Organen, Sehnen und Bändern und auch Knochen kommen.
Auch tiefe Stichwunden bluten meist wenig und können oft harmlos erscheinen. Da sie besonders infektionsgefährdet sind, sollten sie nicht unterschätzt werden.

Symptome

  • Schmerzen
  • Bei Verletzung mit spitzen Gegenständen glatte, tiefe Wunden
  • Oft kaum blutend
  • Gefahr innerer Blutungen
  • Bei Pfählungsverletzungen auch ausgefranste Wunden möglich
  • Teilweise verbleiben Teile des eingedrungenen Gegenstandes in der Tiefe
  • Hohe Infektionsgefahr

Erste Hilfe

  • Waschen Sie sich die Hände. Spülen Sie die Wunde für ca. 10 Minuten mit Leitungswasser.
  • Versuchen Sie, Schmutz und Fremdkörper zu entfernen, ohne in den Stichkanal zu greifen.
  • Decken Sie die Wunde mit einem Verband ab.
  • Bei einer deutlichen Blutung üben Sie leichten Druck aus, bis die Blutung steht.
  • Entfernen Sie einen Druckverband nach 20 Minuten.
  • Legen Sie einen leichten Schutzverband an.
  • Bei übersichtlichen Verhältnissen können Sie eine antiseptisch wirkende Salbe in dünner Schicht auftragen und den Heilungsverlauf in den nächsten Tagen selbst kontrollieren.
  • Waschen Sie die Wunde täglich und decken Sie sie mit einem frischen Verband ab.
  • Bei tiefen, unübersichtlichen Stichwunden und solchen, die sich in kritischen Regionen (Brustkorb, Hals, Bauchdecke, Gelenknähe) befinden oder, wo Sie die Blutung nicht stoppen können, tragen Sie nichts auf, sondern stellen Sie Ihr Tier einem Tierarzt vor.
  • Sollte sich eine anfangs harmlos erschienene Wunde verschlechtern, indem die Entzündung, Schwellung oder Schmerzhaftigkeit zunimmt, sich Eiter bildet oder Ihr Tier Fieber bekommt, stellen Sie Ihr Tier ebenfalls einem Tierarzt vor.
  • Bei Bissverletzungen klären Sie, ob bei dem Tier, das gebissen hat, eine Tollwutschutzimpfung nachweisbar ist. Das ist insbesondere im Ausland wichtig, da in einigen Ländern Tollwut noch weit verbreitet ist.

Weitere tieräztliche Maßnahmen

Bei tiefen Stichverletzungen an den Beinen werden die Durchblutung, die Motorik und die Sensibilität überprüft.
Bei einer kritischen Lage der Stichverletzung (Brustkorb, Bauchhöhle) können Röntgenaufnahmen und / oder Ultraschalluntersuchungen notwendig sein. Bei dem Verdacht der Verletzung der Bauchhöhle ist unter Umständen eine chirurgische Eröffnung und Kontrolle der Bauchhöhle (Probelaparotomie) angezeigt.
Unter Umständen ist eine Tetanusprophylaxe angezeigt.
Ansonsten erfolgen Wundversorgung und Nachsorge nach den üblichen chirurgischen Prinzipien.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

  1. Was unterscheidet eine Stichwunde von anderen Wunden?
    Stichwunden dringen oft tiefer ins Gewebe ein, ohne dass die äußere Wunde sehr groß erscheint. Dadurch besteht ein höheres Infektionsrisiko, weil Bakterien oder Fremdkörper tief eingeschleust werden können.
  2. Wie erkenne ich, ob eine Stichwunde gefährlich ist?
    Schwellung, starke Schmerzen, eventueller Blut- oder Eiteraustritt, Fieber oder Apathie sind Warnzeichen. Wenn der Stich tief ist oder Organe verletzt sein könnten, muss rasch ein Tierarzt kontaktiert werden.
  3. Was ist bei einer Stichwunde zu tun?
    Größere, blutende Wunden mit einem sterilen Druckverband versorgen. Bei tiefer oder unbekannter Wundtiefe sowie anhaltender Blutung sofort tierärztliche Hilfe aufsuchen. Keine Fremdkörper (z. B. Messerfragmente) selbst entfernen, um weitere Verletzungen zu vermeiden.
  4. Wie versorgt der Tierarzt eine Stichwunde?
    Nach der gründlichen Reinigung und Desinfektion prüft der Tierarzt, ob Sehnen, Nerven oder Organe verletzt sind. Ggf. ist eine chirurgische Exploration nötig. Antibiotika und ein Drainageverfahren können Infektionen verhindern.
  5. Wie kann man Stichwunden vorbeugen?
    Gefahrenquellen im Haushalt und Garten (spitze Gegenstände) entfernen oder absichern. Draußen Leine verwenden, um Kämpfe mit anderen Tieren zu vermeiden, die Stichverletzungen verursachen können (z. B. durch Zäune, Stöcke, Metallzäune).

Literatur

  • Puncture wounds. American College of Emergency Physicians. http://www.emergencycareforyou.org/emergency-101/puncture-wounds/. Accessed July 10, 2019.
  • Wülker, N,T Kluba, B Roetman, M Rudert: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. 3. überarbeitete und aktualisierte Auflage 2015, 472 S. Thieme
  • Löwe, G. und Löwe, O. (2021). Notfälle bei Hund und Katze – Ein tierärztlicher Ratgeber. Kynos-Verlag. 208 S.