Erstickungsanfall

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Ein Erstickungsanfall, medizinisch auch als Asphyxie bezeichnet, stellt eine akute und lebensbedrohliche Notfallsituation dar, bei der die Sauerstoffversorgung des Organismus durch eine Blockade der Atemwege unterbrochen wird. Bei Hunden und Katzen handelt es sich um einen Zustand, der unmittelbares Handeln erfordert, da bereits nach wenigen Minuten ohne Sauerstoffzufuhr irreversible Hirnschäden oder der Tod eintreten können. Die Pathophysiologie eines Erstickungsanfalls beruht auf der Unterbrechung des Gasaustauschs in der Lunge, wodurch es zu einem Sauerstoffmangel (Hypoxie) im Blut und folglich in allen Geweben kommt. Gleichzeitig steigt die Kohlendioxidkonzentration (Hyperkapnie) im Blut an, was zu einer respiratorischen Azidose führt. Die anatomischen Besonderheiten der oberen Atemwege bei Hunden und Katzen, insbesondere der relativ enge Kehlkopfbereich und die unterschiedliche Konfiguration des Rachens im Vergleich zum Menschen, machen diese Tiere für bestimmte Arten von Atemwegsblockaden besonders anfällig.

Das Wichtigste auf einen Blick

Der Erstickungsanfall bei Hund und Katze stellt eine akute, lebensbedrohliche Notfallsituation dar, die sofortiges Handeln erfordert. Die häufigsten Ursachen sind Fremdkörper in den Atemwegen, anatomische Besonderheiten bei bestimmten Rassen, allergische Reaktionen und traumatische Verletzungen. Die Symptome entwickeln sich typischerweise rasch und umfassen Atemnot, Würgen, Husten, Zyanose und im fortgeschrittenen Stadium Bewusstlosigkeit.

Die Diagnose erfolgt primär klinisch, wobei in der Notfallsituation die sofortige Intervention zur Wiederherstellung der Atmung im Vordergrund steht. Nach Stabilisierung des Patienten können weiterführende diagnostische Maßnahmen wie Bronchoskopie oder bildgebende Verfahren durchgeführt werden, um die genaue Ursache zu identifizieren.

Die Therapie umfasst Erste-Hilfe-Maßnahmen wie das Heimlich-Manöver, die Entfernung sichtbarer Fremdkörper und ggf. Wiederbelebungsmaßnahmen. In der tierärztlichen Versorgung kommen Sauerstofftherapie, Bronchoskopie zur Fremdkörperentfernung und in schweren Fällen Intubation oder Tracheotomie zum Einsatz.

Die Prognose ist bei schneller Intervention gut, wobei das Risiko für bleibende neurologische Schäden mit der Dauer der Sauerstoffunterversorgung steigt. Die Nachsorge umfasst die Überwachung auf Komplikationen und die Adressierung der Grundursache, um zukünftige Anfälle zu vermeiden.

Ursachen

Die Ursachen für Erstickungsanfälle bei Hunden und Katzen sind vielfältig und können in verschiedene Kategorien eingeteilt werden. Fremdkörper stellen dabei die häufigste Ursache dar. Hunde, insbesondere gierige Fresser, verschlucken sich oft an Knochen, Spielzeugteilen, Bällen oder Stöcken, die dann im Rachenraum stecken bleiben oder in die Luftröhre gelangen können. Bei Katzen sind es häufig kleine Spielzeugteile, Fäden oder Grashalme, die zu einer Obstruktion führen können.

Anatomische Besonderheiten bestimmter Rassen erhöhen das Risiko für Erstickungsanfälle erheblich. Brachyzephale (kurzköpfige) Rassen wie Möpse, Französische Bulldoggen oder Perserkatzen leiden unter dem Brachyzephalen Atemnotsyndrom, das durch verengte Nasenlöcher, einen verlängerten weichen Gaumen und einen kollabierten Kehlkopf gekennzeichnet ist. Diese anatomischen Anomalien führen zu einer chronischen Beeinträchtigung der Atmung und erhöhen das Risiko für akute Erstickungsanfälle, besonders bei Stress, körperlicher Anstrengung oder hohen Umgebungstemperaturen.

Allergische Reaktionen können ebenfalls zu einer lebensbedrohlichen Schwellung der Atemwege führen. Insektenstiche, bestimmte Medikamente oder Nahrungsmittel können eine anaphylaktische Reaktion auslösen, die mit einem Angioödem einhergeht und die Atemwege verengt. Traumatische Verletzungen im Hals- oder Brustbereich, etwa durch Unfälle oder Bissverletzungen, können die Atemwege komprimieren oder beschädigen und so zu einer Atemwegsverlegung führen.

Seltener können auch Tumore im Bereich der Atemwege, Kehlkopflähmungen oder neurologische Erkrankungen, die die Atemmuskulatur beeinträchtigen, zu Erstickungsanfällen führen. Bei älteren Tieren ist auch eine Larynxparalyse (Kehlkopflähmung) als Ursache in Betracht zu ziehen, die besonders bei größeren Hunderassen wie Labrador Retrievern oder Deutschen Schäferhunden auftritt.

Symptome

  • Erregung des Tieres
  • Streichen der Pfoten über das Maul, um den Fremdkörper zu entfernen
  • Nicht normale Atemgeräusche
  • Husten
  • Zunehmende Blässe oder bläuliche Verfärbung insbesondere der Maulschleimhaut
  • Bewusstlosigkeit
  • Ohne ständige Sauerstoffzufuhr kann der Körper nur wenige Minuten überleben.

Die Symptome eines Erstickungsanfalls entwickeln sich in der Regel kurzfristig und sind dramatisch. Das betroffene Tier zeigt zunächst Anzeichen von Atemnot und Panik. Es öffnet das Maul weit, um nach Luft zu schnappen, und nimmt häufig eine gestreckte Kopf-Hals-Haltung ein, um die Atemwege zu öffnen. Die Atmung ist erschwert, geräuschvoll und kann von Würgen, Husten oder Röcheln begleitet sein. Viele Tiere zeigen eine charakteristische Geste, bei der sie mit den Vorderpfoten über das Maul streichen, als wollten sie einen Fremdkörper entfernen.

Mit fortschreitender Sauerstoffunterversorgung kommt es zu einer Zyanose, einer bläulichen Verfärbung der Schleimhäute, besonders im Bereich des Zahnfleisches und der Zunge. Diese Verfärbung ist ein Zeichen für einen kritisch niedrigen Sauerstoffgehalt im Blut. Die Atmung wird zunehmend angestrengter, wobei die Tiere die Atemhilfsmuskulatur einsetzen, was sich in einer deutlichen Bewegung der Flanken und einer Erweiterung der Nasenöffnungen zeigt.

Das Tier wird zunehmend unruhiger und ängstlicher. Bei fortschreitender Hypoxie können Koordinationsstörungen, Schwäche und schließlich Bewusstlosigkeit auftreten. Ohne schnelle Intervention folgt der Atemstillstand, der innerhalb weniger Minuten zum Herzstillstand und Tod führt. Die Zeit bis zum Eintritt irreversibler Hirnschäden ist bei Haustieren sehr kurz und beträgt etwa 3–5 Minuten nach Beginn eines vollständigen Sauerstoffmangels.

Bei teilweisen Atemwegsverlegungen können die Symptome weniger dramatisch sein und sich über einen längeren Zeitraum entwickeln. Hier zeigen die Tiere möglicherweise nur intermittierende Atembeschwerden, chronischen Husten oder eine verminderte Belastbarkeit. Diese Symptome sollten jedoch ebenso ernst genommen werden, da sie sich jederzeit zu einem akuten Erstickungsanfall entwickeln können.

Erste Hilfe

  • Sofern Sie den Fremdkörper sehen können, versuchen Sie, ihn herauszuziehen. Greifen Sie beherzt in die Maulhöhle, es ist unwahrscheinlich, dass Ihr Tier Sie beißt, wenn sich Ihre Finger deutlich innerhalb der Maulhöhle befinden. Achten Sie darauf, dass Sie den Fremdkörper nicht tiefer in die Atemwege schieben.
  • Wenn Sie keinen Fremdkörper sehen, unterlassen Sie ein Hantieren in der Maulhöhle.
  • Versuchen Sie, ob durch einen heftigen Ausatmungsstoß der Fremdkörper ausgeatmet werden kann, indem Sie mehrfach kurzen, deutlichen Druck auf die seitliche Brustwand ausüben. Auch kurze, mit der flachen Hand ausgeführte Druckimpulse auf den Bauch können diese Wirkung auf die Atmung erzielen.
  • Kontrollieren Sie wiederholt die Maulhöhle daraufhin, ob sich der Fremdkörper verlagert hat und nun eventuell sichtbar ist und entfernt werden kann.
  • Gelingt es auf diese Weise nicht, den Fremdkörper zu entfernen, umarmen oder umfassen (Katze) Sie Ihr Tier von hinten unmittelbar hinter den Rippen und heben Sie mit einem kurzen, schnellen Ruck den Bauch nach vorn-oben an (—> Heimlich-Manöver).
  • Wiederholen Sie das Manöver 5 – 6 Mal.
  • Auch das Legen des Tieres über eine Stuhl- oder Sessellehne unmittelbar hinter den Rippen baut Druck zum Ausatmen auf und kann hilfreich sein.
  • Achten Sie darauf, dass Sie nicht zu viel Kraft anwenden, um keine Verletzungen an den Rippen oder den inneren Organen des Bauches (Leber!) zu verursachen.
  • Befinden sich noch kleinere Fremdkörper oder Futterreste in den Atemwegen, legen Sie Ihr Tier so auf den Bauch, dass vom Bauch über den Brustkorb bis zum Maul eine schräge Ebene entsteht. Bauch und Becken sind der höchste Punkt, und die Maulöffnung ist der tiefste Punkt. Die Schräge muss deutlich ausgeprägt sein. Die Luftröhre soll schräg nach unten gerichtet sein.
  • Klopfen Sie leicht auf den Rücken. Kleine Tiere können Sie auch auf den Schoß nehmen und den Oberkörper des Tieres etwas nach vorn beugen.
  • Die Maulöffnung soll immer der tiefste Punkt sein. Üben Sie jedoch zu starken Druck auf den Bauch aus, damit kein Mageninhalt herausgedrückt wird.
  • Wenn Ihr Tier bewusstlos wird, beginnen Sie mit Wiederbelebungsmaßnahmen (—> Wiederbelebung).

Sind Sie nicht erfolgreich, fahren Sie sofort zu einem Tierarzt. Bei einem Atemstillstand tritt nach etwa 5 min auch der Herzstillstand ein.
Auch wenn Sie erfolgreich waren, stellen Sie Ihr Tier dennoch unmittelbar einem Tierarzt vor.

Diagnose

Die Diagnose eines Erstickungsanfalls erfolgt primär klinisch anhand der charakteristischen Symptome und des akuten Verlaufs. In der Notfallsituation steht die sofortige Intervention zur Wiederherstellung der Atmung im Vordergrund, nicht die diagnostische Aufarbeitung. Sobald das Tier stabilisiert ist, wird der Tierarzt eine gründliche Anamnese erheben, um mögliche Ursachen zu identifizieren. Dabei sind Informationen über vorausgegangene Aktivitäten, Zugang zu Fremdkörpern oder bekannte Grunderkrankungen besonders wichtig.

Die klinische Untersuchung umfasst eine sorgfältige Inspektion der Maulhöhle und des Rachenraums, wobei bei bewusstlosen Tieren ein Laryngoskop zur besseren Sicht eingesetzt werden kann. Bei wachen Tieren ist diese Untersuchung aufgrund der Stresssituation oft schwierig und sollte unter Sedierung erfolgen, sobald das Tier stabilisiert ist.

Bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen des Thorax und des Halsbereichs können helfen, Fremdkörper zu lokalisieren oder andere Ursachen wie Tumore oder Flüssigkeitsansammlungen zu identifizieren. Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) bieten eine detailliertere Darstellung und können bei komplexen Fällen indiziert sein.

Die Bronchoskopie stellt sowohl ein diagnostisches als auch therapeutisches Verfahren dar. Mit einem flexiblen Endoskop können die Atemwege direkt eingesehen werden, was die präzise Lokalisation und oft auch die Entfernung von Fremdkörpern ermöglicht. Gleichzeitig können Gewebeproben für histologische Untersuchungen entnommen werden, falls Tumore oder entzündliche Erkrankungen vermutet werden.

Laboruntersuchungen wie Blutgasanalysen können das Ausmaß der respiratorischen Beeinträchtigung quantifizieren und sind wichtig für die Überwachung des Therapieerfolgs. Bei Verdacht auf allergische Reaktionen können spezifische serologische Tests durchgeführt werden, um die auslösenden Allergene zu identifizieren.

Weitere tieräztliche Maßnahmen

Die Therapie eines Erstickungsanfalls erfordert schnelles und entschlossenes Handeln. In der akuten Notfallsituation steht die Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Atemwege an erster Stelle. Bei sichtbaren Fremdkörpern im Maul- oder Rachenraum sollte vorsichtig versucht werden, diese zu entfernen, wobei darauf zu achten ist, den Fremdkörper nicht tiefer in die Atemwege zu schieben.

Das Heimlich-Manöver, angepasst an die Anatomie von Hunden und Katzen, kann bei Fremdkörpern in den Atemwegen lebensrettend sein. Dabei wird das Tier je nach Größe entweder mit dem Rücken gegen die Brust des Helfers gehalten oder auf die Seite gelegt. Durch kurze, kräftige Druckstöße auf den Bauch unmittelbar hinter dem Rippenbogen wird versucht, den Fremdkörper durch den erzeugten Luftdruck aus den Atemwegen zu befördern. Bei kleinen Tieren muss die Kraft entsprechend dosiert werden, um innere Verletzungen zu vermeiden.

Ist das Tier bereits bewusstlos, können modifizierte Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet werden. Nach Überprüfung und Freimachen der Atemwege kann eine vorsichtige Mund-zu-Nase-Beatmung durchgeführt werden, wobei das Maul des Tieres geschlossen gehalten und durch die Nase beatmet wird. Bei fehlendem Herzschlag ist zusätzlich eine Herzdruckmassage erforderlich.

In der tierärztlichen Praxis oder Klinik stehen erweiterte Maßnahmen zur Verfügung. Die Sauerstofftherapie ist eine wichtige Unterstützungsmaßnahme, die über verschiedene Systeme wie Sauerstoffkäfige, Masken oder nasale Sauerstoffsonden durchgeführt werden kann. Bei schwerer Atemnot kann eine Sedierung notwendig sein, um den Stress des Tieres zu reduzieren und weitere diagnostische oder therapeutische Maßnahmen zu ermöglichen.

In kritischen Fällen kann eine Intubation und maschinelle Beatmung erforderlich sein. Ist die Intubation aufgrund einer Obstruktion im oberen Atemwegsbereich nicht möglich, kann eine Notfall-Tracheotomie durchgeführt werden, bei der ein temporärer Zugang zur Luftröhre unterhalb der Blockade geschaffen wird.

Die Bronchoskopie ermöglicht nicht nur die Diagnose, sondern auch die Entfernung von Fremdkörpern unter Sichtkontrolle. Mit speziellen Instrumenten können Fremdkörper gefasst und entfernt werden, wobei gleichzeitig eine Beurteilung möglicher Schleimhautschäden erfolgt.

Nach der akuten Intervention ist eine sorgfältige Überwachung notwendig, da Komplikationen wie ein Larynxödem, eine Aspirationspneumonie oder ein Reperfusionsschaden auftreten können. Antibiotika können prophylaktisch eingesetzt werden, um Sekundärinfektionen zu verhindern, besonders wenn Verletzungen der Atemwegsschleimhaut vorliegen.

Prognose und Nachsorge

Die Prognose nach einem Erstickungsanfall hängt maßgeblich von der Dauer der Sauerstoffunterversorgung, der Grundursache und der Schnelligkeit der Intervention ab. Bei frühzeitiger und erfolgreicher Beseitigung der Atemwegsblockade ohne längere Hypoxiephase ist die Prognose in der Regel gut. Tiere, die länger als 3–5 Minuten ohne ausreichende Sauerstoffversorgung waren, können jedoch bleibende neurologische Schäden davontragen.

Die Nachsorge umfasst eine sorgfältige Überwachung der Atemfunktion und des Allgemeinbefindens. In den ersten 24–48 Stunden nach dem Vorfall besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Larynxödems oder einer Aspirationspneumonie. Regelmäßige klinische Kontrollen, ggf. unterstützt durch Röntgenaufnahmen des Thorax, sind wichtig, um Komplikationen frühzeitig zu erkennen.

Bei Tieren, die eine Tracheotomie erhalten haben, ist eine besonders intensive Nachsorge erforderlich. Die Tracheostomastelle muss regelmäßig gereinigt und auf Anzeichen von Infektionen überwacht werden. Die Entfernung des Tracheostomietubus erfolgt, sobald die normale Atmung durch die oberen Atemwege wieder möglich ist.

Langfristig ist es wichtig, die Grundursache des Erstickungsanfalls zu adressieren. Bei brachyzephalen Rassen kann eine chirurgische Korrektur anatomischer Anomalien erwogen werden, um das Risiko zukünftiger Anfälle zu reduzieren. Bei Fremdkörperaspiration sollten präventive Maßnahmen ergriffen werden, wie die Vermeidung ungeeigneter Spielzeuge oder Futtermittel.

Die psychologischen Auswirkungen eines Erstickungsanfalls dürfen nicht unterschätzt werden. Sowohl das Tier als auch der Besitzer können traumatisiert sein. Manche Tiere entwickeln Angst vor bestimmten Situationen oder Objekten, die mit dem Vorfall assoziiert werden. Eine behutsame Reintegration in den normalen Alltag und ggf. verhaltenstherapeutische Maßnahmen können hilfreich sein.

Ausblick auf aktuelle Forschung

Die Forschung im Bereich der Erstickungsanfälle bei Haustieren konzentriert sich auf mehrere Schwerpunkte. Ein wichtiger Fokus liegt auf der Verbesserung der Notfallversorgung durch innovative Techniken und Geräte. Miniaturisierte Bronchoskope und spezielle Greifwerkzeuge ermöglichen eine schonendere und präzisere Entfernung von Fremdkörpern aus den Atemwegen. Tragbare Sauerstoffkonzentratoren für den Heimgebrauch könnten in Zukunft die Erstversorgung von Risikopatienten verbessern.

Im Bereich der genetischen Forschung werden die Ursachen für anatomische Anomalien bei brachyzephalen Rassen untersucht. Ziel ist es, durch selektive Zuchtprogramme die extremen Ausprägungen zu reduzieren und gesündere Atemwegsstrukturen zu fördern. Parallel dazu werden minimalinvasive chirurgische Techniken entwickelt, um bestehende anatomische Probleme effektiver zu korrigieren.

Die Telemedizin gewinnt auch in der Veterinärmedizin an Bedeutung. Spezielle Apps und Onlineplattformen können Tierbesitzern helfen, Notfallsituationen schneller zu erkennen und korrekte Erste-Hilfe-Maßnahmen durchzuführen. Virtuelle Schulungen mit Simulationen von Notfallsituationen verbessern die Vorbereitung von Tierbesitzern auf solche Ereignisse.

Neue Materialien und Designs für Tierspielzeug und Futtermittel werden entwickelt, um das Risiko von Fremdkörperaspirationen zu reduzieren. Diese Produkte berücksichtigen das spezifische Kau- und Spielverhalten verschiedener Tierarten und -rassen.

Die Erforschung von Biomarkern für Gewebeschäden nach Hypoxie könnte in Zukunft eine präzisere Prognosestellung ermöglichen. Durch die frühzeitige Identifikation von Tieren mit erhöhtem Risiko für neurologische Folgeschäden könnten gezieltere neuroprotektive Therapien eingeleitet werden.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

  1. Wie erkenne ich einen Erstickungsanfall bei meinem Haustier?
    Ein Erstickungsanfall äußert sich durch plötzliche Atemnot, Würgen, Husten, weit geöffnetes Maul, Panik und das charakteristische Streichen der Pfoten über das Maul. Bei fortschreitender Sauerstoffunterversorgung werden die Schleimhäute bläulich (Zyanose).
  2. Welche Gegenstände verursachen am häufigsten Erstickungsanfälle bei Haustieren?
    Bei Hunden sind es oft Bälle, Stöcke, Knochen und Spielzeugteile. Katzen verschlucken sich häufiger an Fäden, kleinen Spielzeugteilen oder Grashalmen. Auch Futterbrocken können bei gierigem Fressen zu Blockaden führen.
  3. Ist das Heimlich-Manöver für alle Haustiere geeignet?
    Das Heimlich-Manöver kann bei Hunden und Katzen angewendet werden, muss jedoch an die Größe und Anatomie des Tieres angepasst werden. Bei sehr kleinen Tieren besteht die Gefahr innerer Verletzungen, weshalb die Kraft entsprechend dosiert werden muss.
  4. Warum sind brachyzephale Rassen besonders gefährdet für Erstickungsanfälle?
    Brachyzephale Rassen haben durch ihre Zuchtmerkmale verengte Nasenlöcher, einen verlängerten weichen Gaumen und einen verengten Kehlkopf. Diese anatomischen Besonderheiten führen zu einer chronischen Beeinträchtigung der Atmung und erhöhen das Risiko für akute Erstickungsanfälle.
  5. Kann ein Erstickungsanfall zu bleibenden Schäden führen, auch wenn das Tier überlebt?
    Ja, wenn die Sauerstoffunterversorgung länger als 3-5 Minuten andauert, können bleibende neurologische Schäden entstehen. Diese reichen von leichten kognitiven Einschränkungen bis zu schweren neurologischen Ausfällen.
  6. Wie kann ich Erstickungsanfälle bei meinem Haustier vorbeugen?
    Vermeiden Sie ungeeignete Spielzeuge und Kauartikel, die in Stücke zerbrechen können. Beaufsichtigen Sie Ihr Tier beim Spielen und Fressen. Bei gierigen Fressern können spezielle Futterschalen oder Futterspielzeuge helfen, die Nahrungsaufnahme zu verlangsamen.
  7. Sollte ich nach einem Erstickungsanfall immer einen Tierarzt aufsuchen, auch wenn sich mein Tier erholt zu haben scheint?
    Ja, auch wenn der Fremdkörper entfernt wurde und das Tier wieder normal zu atmen scheint, ist ein tierärztlicher Check wichtig. Es können Verletzungen der Atemwege vorliegen oder Restpartikel verblieben sein, die später zu Komplikationen führen können.
  8. Was ist eine Tracheotomie und wann wird sie durchgeführt?
    Eine Tracheotomie ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem ein Zugang zur Luftröhre unterhalb des Kehlkopfes geschaffen wird. Sie wird als Notfallmaßnahme durchgeführt, wenn die oberen Atemwege blockiert sind und nicht freigemacht werden können.
  9. Kann eine Aspirationspneumonie nach einem Erstickungsanfall auftreten?
    Ja, wenn während des Erstickungsanfalls Speichel oder Fremdmaterial in die Lunge gelangt, kann sich eine Aspirationspneumonie entwickeln. Diese bakterielle Infektion erfordert eine antibiotische Behandlung.
  10. Gibt es spezielle Erste-Hilfe-Kurse für Tierbesitzer?
    Ja, viele Tierkliniken, Tierärzte und Tierschutzorganisationen bieten spezielle Erste-Hilfe-Kurse für Tierbesitzer an, in denen auch das richtige Vorgehen bei Erstickungsanfällen trainiert wird.

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Golden Retriever mit einem Ball im Maul

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