Blutungen am Augapfel und um das Auge herum

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Ein blutiges Auge bei Haustieren bezeichnet verschiedene Formen von Blutungen, die am Auge oder in dessen Umgebung auftreten können. Diese Blutungen können unterschiedliche Strukturen des Auges betreffen und variieren in ihrer Schwere und klinischen Bedeutung. Die anatomischen Besonderheiten des Auges bei Hunden und Katzen spielen dabei eine wichtige Rolle für das Verständnis dieser Erkrankungen.

Das Auge unserer Haustiere besteht aus verschiedenen Strukturen, die von Blutungen betroffen sein können: die Bindehaut (Konjunktiva), die vordere Augenkammer, der Glaskörper, die Netzhaut und die Strukturen um das Auge herum, einschließlich der Augenlider und der Orbita (Augenhöhle). Je nach betroffener Struktur unterscheiden wir verschiedene Arten von Augenblutungen, die unterschiedliche Ursachen, Symptome und Behandlungsansätze haben.

Bei Hunden und Katzen gibt es anatomische Unterschiede im Aufbau des Auges, die das Auftreten und den Verlauf von Augenblutungen beeinflussen können. Katzen besitzen beispielsweise das Tapetum lucidum, eine reflektierende Schicht hinter der Netzhaut, die bei Blutungen anders betroffen sein kann als bei Hunden. Zudem haben brachyzephale (kurzköpfige) Hunde- und Katzenrassen wie Mops, Französische Bulldogge oder Perserkatzen durch ihren Schädelaufbau ein erhöhtes Risiko für bestimmte Augenprobleme, da ihre Augen oft stärker hervorstehen (Exophthalmus) und somit anfälliger für Verletzungen sind.

Ursachen

Die Ursachen für Augenblutungen bei Haustieren sind vielfältig und lassen sich in traumatische Ursachen, systemische Erkrankungen und primäre Augenerkrankungen unterteilen.

Traumatische Ursachen sind besonders häufig und umfassen stumpfe Traumata durch Zusammenstöße, Stürze oder Schläge, die zu Blutungen unter der Bindehaut (subkonjunktivale Blutungen) oder in der Augenkammer (Hyphäma) führen können. Fremdkörper im Auge, Kratzerverletzungen durch andere Tiere oder Pflanzenteile sowie Bissverletzungen können ebenfalls Blutungen verursachen. Bei Katzen sind Kratzerverletzungen durch Artgenossen eine häufige Ursache für Augenblutungen.
Blutungen unter der Bindehaut des Auges, auch wenn sie den gesamten Augapfel betreffen, sind schmerzlos und nicht behandlungsbedürftig. Sie beeinträchtigen die Sehfähigkeit nicht. Auch sie entstehen durch Verletzungen kleiner Blutgefäße in der Bindehaut.
Andererseits kann durchaus eine schwerwiegende Verletzung vorliegen, insbesondere dann, wenn gleichzeitig im Inneren des Auges Blutungen aufgetreten sind.
Auch ein Knochenbruch in der Nähe des Auges oder sogar ein Schädelbruch kann zu starken, unter der Haut liegenden Blutungen in der Augenregion führen. Bei einem Schädelbruch können gleichzeitig beide Augenregionen betroffen sein. Es entsteht eine „Brillenbildung“ um die Augen herum (Monokelblutung oder Waschbärenaugen). Dann tritt auch häufig Blut aus der Nase aus.
Blutungen im Inneren der knöchernen Augenhöhle hinter dem Augapfel können zu starken Schwellungen führen, sodass der Augapfel nach vorn gedrückt wird und die Augenlider eventuell nicht geschlossen werden können.

Bei systemischen Erkrankungen steht besonders der Bluthochdruck im Vordergrund, der vor allem bei älteren Katzen mit Nierenerkrankungen häufig auftritt und zu Netzhautblutungen führen kann. Blutgerinnungsstörungen, sei es durch genetische Faktoren wie die von-Willebrand-Erkrankung bei Hunden oder erworben durch Vergiftungen (z.B. mit Rattengift), können ebenfalls Augenblutungen begünstigen. Infektionskrankheiten wie Leptospirose beim Hund oder das Feline Leukämievirus (FeLV) bei Katzen können mit Augenblutungen einhergehen. Autoimmunerkrankungen wie der systemische Lupus erythematodes können zu Entzündungen der Gefäße (Vaskulitis) führen, die Blutungen zur Folge haben können.

Primäre Augenerkrankungen wie das Glaukom (erhöhter Augeninnendruck) können durch den erhöhten Druck zu Gefäßrupturen und Blutungen führen. Eine Uveitis (Entzündung der mittleren Augenhaut) kann mit Blutungen in der vorderen Augenkammer einhergehen. Netzhautablösungen sind oft mit Blutungen verbunden, und Tumore im oder am Auge können durch ihre abnorme Gefäßbildung oder Gewebszerstörung zu Blutungen führen.

Die Ursachen unterscheiden sich teilweise zwischen Hunden und Katzen. Bei Katzen sind hypertensive Retinopathien aufgrund von Bluthochdruck besonders häufig, während bei Hunden traumatische Ursachen und Gerinnungsstörungen im Vordergrund stehen.

Symptome

Die Symptome eines blutigen Auges variieren je nach Art, Lokalisation und Schweregrad der Blutung. Eine genaue Beobachtung dieser Symptome ist für Tierbesitzer wichtig, um die Dringlichkeit eines Tierarztbesuchs einschätzen zu können.

Bei subkonjunktivalen Blutungen erscheint die Bindehaut hellrot bis dunkelrot, wobei die Blutung flächig oder punktförmig sein kann. Diese Blutungen sind in der Regel schmerzlos und beeinträchtigen die Sehfähigkeit nicht. Das Tier zeigt normalerweise keine Verhaltensänderungen, und die Blutung kann den gesamten sichtbaren Teil des Augapfels betreffen oder nur einen Teil davon.

Ein Hyphäma, also Blut in der vorderen Augenkammer, zeigt sich als rötliche Verfärbung hinter der Hornhaut, die je nach Schweregrad die Iris teilweise oder vollständig verdecken kann. Betroffene Tiere zeigen oft Anzeichen von Schmerzen wie vermehrtes Blinzeln, Tränenfluss oder Lichtempfindlichkeit. Die Sehfähigkeit kann beeinträchtigt sein, was sich durch vorsichtigere Bewegungen oder Anstoßen an Gegenstände äußern kann.

Blutungen im Glaskörper oder in der Netzhaut sind von außen oft nicht direkt sichtbar, können aber zu plötzlichen Sehstörungen führen. Betroffene Tiere können desorientiert wirken, gegen Gegenstände laufen oder Schwierigkeiten beim Springen haben. Bei ausgedehnten Netzhautblutungen kann es zu einer Pupillenerweiterung kommen, die nicht auf Licht reagiert.

Blutungen in der Augenhöhle (orbitale Blutungen) führen zu einem Hervortreten des Augapfels (Exophthalmus) und können mit Schwellungen der umliegenden Gewebe einhergehen. Die Augenlider können geschwollen sein und sich möglicherweise nicht mehr vollständig schließen lassen. Diese Blutungen sind oft schmerzhaft und können zu Fieber und allgemeinem Unwohlsein führen.

Bei traumatischen Verletzungen können zusätzlich Symptome wie Prellungen oder Blutergüsse um das Auge herum („blaues Auge“), Schwellungen der Augenlider oder Verletzungen der Hornhaut auftreten. Bei schweren Traumata kann es zu einer „Brillenbildung“ um beide Augen kommen (Monokelblutung oder Waschbärenaugen), besonders wenn ein Schädelbruch vorliegt. In solchen Fällen tritt häufig auch Blut aus der Nase aus.

Erste Hilfe

  • Kühlung mittels kalter Kompressen hilft, die Blutung unter die Haut zu stoppen und Schwellungen einzudämmen.
  • Eine Kühlung sollte möglichst unmittelbar nach der Verletzung einsetzen. Dabei sollte keinesfalls Druck auf die Augäpfel selbst ausgeübt werden.
  • Wiederholte Kühlung ist für die nächsten 24 Stunden sinnvoll.
  • Nach zwei Tagen hilft eine lokale Wärmeanwendung (Kompressen), den Bluterguss abzubauen.

Weitere tieräztliche Maßnahmen

Die Behandlung von Augenblutungen richtet sich nach der Ursache, dem Ausmaß der Blutung und den betroffenen Strukturen des Auges. Sie umfasst sowohl Erste-Hilfe-Maßnahmen als auch spezifische tierärztliche Behandlungen.

Als Erste-Hilfe-Maßnahme bei traumatisch bedingten Augenblutungen ist die Kühlung mittels kalter Kompressen hilfreich, um die Blutung zu stoppen und Schwellungen einzudämmen. Diese sollte möglichst unmittelbar nach der Verletzung beginnen, wobei niemals Druck auf den Augapfel selbst ausgeübt werden darf. Die Kühlung kann für die ersten 24 Stunden in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Nach etwa zwei Tagen kann eine lokale Wärmeanwendung den Abbau des Blutergusses fördern.

Bei subkonjunktivalen Blutungen, die keine weiteren Komplikationen aufweisen, ist oft keine spezifische Behandlung erforderlich, da sie in der Regel innerhalb von 1-2 Wochen von selbst resorbiert werden. Der Tierarzt kann jedoch künstliche Tränen verschreiben, um das Auge zu befeuchten und vor Reizungen zu schützen.

Ein Hyphäma erfordert eine intensivere Behandlung. Medikamentöse Therapien umfassen entzündungshemmende Augentropfen (Kortikosteroide oder nicht-steroidale Antiphlogistika), um Entzündungen zu reduzieren, sowie pupillenerweiternde Mittel (Mydriatika), um Verklebungen zwischen Iris und Linse zu verhindern. Bei erhöhtem Augeninnendruck werden drucksenkende Medikamente eingesetzt.

Bei schweren Blutungen, insbesondere wenn sie mit einem Trauma oder einem Glaukom verbunden sind, kann eine stationäre Behandlung mit intravenösen Medikamenten notwendig sein. In einigen Fällen kann eine chirurgische Intervention erforderlich sein, um Blut aus der vorderen Augenkammer zu entfernen (Parazentese) oder andere Strukturen zu reparieren.

Die Behandlung systemischer Grunderkrankungen ist entscheidend für den langfristigen Erfolg. Bei Katzen mit Bluthochdruck werden blutdrucksenkende Medikamente wie Kalziumkanalblocker (z.B. Amlodipin) oder ACE-Hemmer eingesetzt. Bei Gerinnungsstörungen kann eine Substitutionstherapie mit Gerinnungsfaktoren oder Vitamin K erforderlich sein.

Bei schweren Augenverletzungen mit ausgedehnten Blutungen, die zu irreversiblen Schäden geführt haben, kann in manchen Fällen die Entfernung des Auges (Enukleation) die beste Option sein, um dem Tier Schmerzen zu ersparen und eine Ausbreitung von Infektionen zu verhindern.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

Kann eine leichte Rötung im Auge von selbst abklingen?
Ja, kleine geplatzte Äderchen oder minimale Verletzungen können von allein heilen. Wenn jedoch starke Rötungen oder Blutungen auftreten oder der Hund Schmerzen zeigt, sollte ein Tierarzt aufgesucht werden.

Kann ich meinem Hund Hausmittel gegen Augenblutungen verabreichen?
Von Eigenbehandlungen ohne tierärztlichen Rat wird dringend abgeraten. Das Auge ist ein empfindliches Organ, und ungeeignete „Hausmittel“ können die Situation verschlimmern.

Was sind Warnsignale dafür, dass die Augenblutung ein Notfall ist?
Starke Rötungen, sichtbares Blut innerhalb und außerhalb des Augapfels, starkes Tränen, Schmerzäußerungen oder eine deutliche Einschränkung des Sehvermögens sind absolute Warnsignale. Bei diesen Anzeichen sollte man umgehend zum Tierarzt gehen.

Können Stress oder Aufregung eine Augenblutung begünstigen?
Stress kann den Blutdruck erhöhen, was bei vorhandenen Risikofaktoren (z. B. Bluthochdruck) Blutungen begünstigen kann. Eine alleinige stressbedingte Augenblutung ist jedoch selten.

Wie kann ich Augenverletzungen bei meinem Hund vorbeugen?
Regelmäßige Checks beim Tierarzt, kontrollierte Gassigeh-Routen (Vermeidung von Dornen oder gefährlichen Hindernissen) und Vorsicht bei heftigen, spielerischen Raufereien mit Artgenossen oder bei Spielen mit Katzen können das Risiko vermindern. Erkrankungen (z. B. Hypertonie, Nierenprobleme) sollten frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Literatur

  1. Roat, M. I.: Subkonjunktivale Blutungen. https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/augenkrankheiten/krankheiten-der-binde-und-lederhaut/subkonjunktivale-blutungen
  2. Suter, P.F., Niemand, H. G. u. Arnold-Gloor, S.: Praktikum der Hundeklinik. Georg Thieme Verlag 2006.
  3. Burk, A. u. R. Burk: Checkliste Augenheilkunde (E-Book EPUB), 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2018 632 S., 343 Abb., ePub ISBN: 9783132420588
  4. Gould D, McLellan GJ. BSAVA Manual of Canine and Feline Ophthalmology. 3rd ed. Gloucester: British Small Animal Veterinary Association; 2019.
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Untersuchung des Auges einer Katze mit einem Augenspiegel