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Bissverletzung
Inhalt
Bissverletzungen bei Hunden und Katzen stellen eine der häufigsten traumatischen Verletzungsarten in der Kleintiermedizin dar. Diese Verletzungen entstehen durch das Eindringen der Zähne eines Tieres in die Haut und das darunterliegende Gewebe eines anderen Tieres. Charakteristisch für Bissverletzungen ist ihre komplexe Natur: Während an der Hautoberfläche oft nur kleine Punktionswunden sichtbar sind, kann sich darunter ein erheblicher Gewebeschaden verbergen. Die Zähne von Hunden und Katzen wirken wie Injektionsnadeln, die BakterienBakterien sind mikroskopisch kleine, einzellige Organismen, die in fast allen Umgebungen auf der Erde vorkommen. Einige Bakterienarten sind nützlich oder sogar lebensnotwendig, andere können Krankheiten verursachen. tief ins Gewebe transportieren. Bei Hunden führt die Kombination aus Quetschung und Punktion zu ausgedehnteren Gewebeschäden, während bei Katzen die nadelartigen Zähne tiefe, aber schmale Wunden verursachen. Diese Unterschiede sind entscheidend für die Beurteilung und Behandlung von Bissverletzungen. Besonders gefährlich sind Bissverletzungen in der Nähe von Gelenken, im Brustkorb- oder Bauchbereich sowie im Bereich des Kopfes und Halses, da hier lebenswichtige Strukturen betroffen sein können.
Ursachen
Die Ursachen für Bissverletzungen sind vielfältig und hängen stark vom sozialen Kontext und der Umgebung der Tiere ab. Bei Hunden entstehen Bissverletzungen häufig durch Rangordnungskämpfe, territoriale Auseinandersetzungen oder Ressourcenkonflikte um Futter, Spielzeug oder Aufmerksamkeit. Die möglichen Bissverletzungen sind abhängig von der Gesamtsituation, wie der Autorität des Besitzers, Hunde sind angeleint usw. Weiterhin von der Anzahl der beteiligten Hunde, der Größe des beißenden Hundes, seiner Aggressivität und der Beißkraft eines Hundes.
Die Beißkraft wird in PSI (pounds per square inch, engl. Pfund/Quadratzoll) gemessen. Sie liegt bei großen Hunden zwischen 195 (Malinois) und 740 (Kangal) PSI. Für den Deutschen Schäferhund wird beispielsweise eine Beißkraft von 220 PSI genannt.
Demgegenüber weist ein Mensch eine Beißkraft von 120 bis 130 PSI auf.
Die Aggressivität, d.h. wie lange ein Hund, wenn er gereizt wird, nur droht und ab wann er zubeißt, wurde von der American Temperament Test Society untersucht und auf deren Webseite https://atts.org aufgelistet. Dabei wiesen der Bearded Collie die höchste und der French Bulldog die niedrigste Reizschwelle auf.
Die Reizschwelle bei Hunden unterliegt jedoch nicht nur rassebedingten, sondern in hohem Maße auch individuellen Unterschieden.
Bei Katzen treten Bissverletzungen vorwiegend bei Revierkämpfen auf, besonders bei unkastrierten Katern. Auch mangelnde Sozialisierung, Angst oder Schmerz können bei beiden Tierarten zu Beißvorfällen führen. In Mehrtierhaushalten können plötzliche Spannungen zwischen zuvor verträglichen Tieren entstehen, oft ausgelöst durch Krankheit eines Tieres oder Veränderungen in der Gruppendynamik. Nicht zu unterschätzen sind auch Bissverletzungen durch Wildtiere wie Füchse oder Marder, die zusätzliche Infektionsrisiken mit sich bringen können.
Symptome
Bissverletzungen können banal oder aber auch lebensgefährlich für Ihr Tier sein.
Sie sind gekennzeichnet von Quetschungen und Zerreißungen und bluten oft sehr stark (Abb.).
Sie sind immer mit dem Eintrag von Keimen, manchmal auch von Haaren und anderen Fremdkörpern in die Wunde verbunden.
Sie reichen oft sehr tief, ohne dass man das immer von außen wahrnehmen kann.
Bisse von Katzen können unscheinbar aussehen, aber ebenfalls sehr tief eindringen. Sie weisen ein sehr hohes Infektionsrisiko auf.
Auch Quetschungen und Zerreißungen des Gewebes in der Tiefe können gefährlich sein, auch wenn von außen kaum etwas sichtbar ist.
Bisse können in den Brustkorb, die Bauchhöhle, in Gelenke, in einen Knochen oder andere sensible Strukturen, wie beispielsweise die Augen, Nasennebenhöhlen usw. eindringen und dort zu eitrigen Entzündungen führen.
Bissverletzungen sollten daher immer tierärztlich versorgt werden.
Erste Hilfe
- Schneiden Sie die Haare um die Wunde herum ab.
- Waschen Sie o b e r f l ä c h l i c h e Wunden gründlich mit frischem Leitungswasser und Seife aus und entfernen Sie sichtbare Fremdkörper. Dazu gibt es unterschiedliche Empfehlungen, doch Leitungswasser ist nahezu steril.
- Sind Sie sich nicht sicher, ob der Brustkorb, die Bauchhöhle, Gelenke oder ähnlich sensible Strukturen verletzt wurden, waschen Sie die Wunde nicht aus.
- Decken Sie die Wunde mit einem möglichst sterilen, leichten Verband ab. Schnüren Sie ihn nicht zu fest und lockern Sie ihn nach einer gewissen Zeit wieder.
- Tragen Sie keine Salben auf.
- Denken Sie möglichst noch vor Ort an rechtliche Konsequenzen und registrieren Sie ggf. die Kontaktdaten des Halters des beteiligten Hundes.
Weitere tieräztliche Maßnahmen
Suchen Sie noch am gleichen Tag einen Tierarzt auf.
Zähne und Speichel sind nicht steril. Es besteht ein hohes Infektionsrisiko.
Der Tierarzt kann die Art der Verletzung einschätzen. Manchmal sind es relativ triviale Verletzungen, bei denen eine lokale Behandlung und antibiotische Versorgung sowie eine Schmerzmedikation ausreichend sind.
Ein großer Teil von Bissverletzungen bedarf jedoch einer chirurgischen Versorgung in Vollnarkose, da es durch Quetschungen zu abgestorbenem Gewebe in der Tiefe oder zu Verletzungen an Gelenken, Sehnen und Bändern gekommen ist.
Neben einer angemessenen Versorgung, wird der Tierarzt auch die Tetanusgefahr im Blick haben.
Bedenken Sie auch, dass in manchen Ländern Tollwut unter Tieren noch weit verbreitet ist.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
- Wie gefährlich sind Bissverletzungen bei Hunden und Katzen?
Sie können sehr gefährlich sein, da das Infektionsrisiko hoch ist. Auch kleine, oberflächlich wirkende Wunden können tiefer liegende Gewebeanteile betreffen. - Welche Symptome deuten auf eine InfektionEine Infektion ist die Besiedlung und Vermehrung von Krankheitserregern wie Bakterien, Viren, Pilzen oder Parasiten in einem Organismus, die oft, aber nicht immer, zu einer Krankheit führen. nach einem Biss hin?
Schwellung, Rötung, lokale Überwärmung, Eiteraustritt und Schmerzen. Allgemeines Unwohlsein, Fieber oder Appetitlosigkeit sind Warnzeichen für eine systemische InfektionEine Infektion ist die Besiedlung und Vermehrung von Krankheitserregern wie Bakterien, Viren, Pilzen oder Parasiten in einem Organismus, die oft, aber nicht immer, zu einer Krankheit führen.. - Sollte ich die Wunde sofort säubern?
Leichte Spülungen mit sauberem Wasser oder Kochsalzlösung sind hilfreich. Größere oder tiefergehende Wunden sollte ein Tierarzt*in abschließend versorgen. - Wie behandelt der Tierarzt eine Bissverletzung?
Häufig werden die Wunden gereinigt, gegebenenfalls chirurgisch versorgt und Antibiotika verabreicht. Bei größeren oder entzündeten Wunden ist meist eine DrainageDrainage bezeichnet das Ableiten von Flüssigkeit aus Körperhöhlen, Wunden oder entzündeten Bereichen, oft mittels eines Röhrchens oder einer anderen Vorrichtung. Sie wird eingesetzt, um Infektionen zu verhindern und die Heilung zu fördern. für den Abfluss von Wundsekret notwendig. - Wie kann man Bissverletzungen vermeiden?
Situationen mit hohem Aggressionspotenzial (z. B. unkastrierte Rüden in der Nähe von läufigen Hündinnen) sollte man möglichst vermeiden. Tiere sollten im Umgang miteinander möglichst gut sozialisiert und unter Aufsicht gehalten werden. Das gilt insbesondere bei Kontakt zu fremden Tieren.
Literatur
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- Pratesi A, Grieco G, Morabito S, et al. Prevalence of methicillin-resistant staphylococci isolated from the oral cavity of dogs and cats and genetic characterization of methicillin-resistant Staphylococcus pseudintermedius strains. Journal of Veterinary Diagnostic Investigation. 2021;33(5):910-917.