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Anakusis (Angeborene Taubheit) bei Hunden
- Synonyme: Kongenitale Gehörlosigkeit, Hereditäre Taubheit
- Vorkommen: seltener
- Krankheitsort: Kopf/Hals
Angeborene Taubheit bezeichnet den Zustand, bei dem Hunde von Geburt an nicht hören können. Dieser Zustand kann ein oder beide Ohren betreffen und ist oft mit genetischen Faktoren, insbesondere bei Hunden mit weißem Fell oder Merle-Färbung, verbunden. Während eine einseitige Taubheit vom Tier gut kompensiert werden kann, führt die beidseitige Anakusis zu einer massiven Einschränkung der Umweltwahrnehmung, Kommunikation und Reaktionsfähigkeit.
In der Tiermedizin ist sie nicht nur ein klinisch relevantes Thema, sondern auch ein tierschutzethisch bedeutendes Merkmal, speziell im Zusammenhang mit bestimmten Zuchtlinien.
Das Wichtigste auf einen Blick
Anakusis, der vollständige Gehörverlust, kann beim Hund angeboren oder erworben sein und stellt insbesondere bei beidseitigem Auftreten eine erhebliche sensorische Einschränkung dar. Die häufigste Ursache ist eine hereditäre, sensorineurale Innenohrschädigung bei genetisch prädisponierten Rassen. Diagnostisch ist der BAER-Test unerlässlich. Die TherapieTherapie bezieht sich auf die Behandlung von Krankheiten oder Störungen mit dem Ziel, Symptome zu lindern, Heilung zu fördern oder die Lebensqualität zu verbessern. Therapien können medikamentös, chirurgisch oder durch andere medizinische Interventionen erfolgen. richtet sich nach der Ursache, ist jedoch bei den meisten kongenitalen oder toxischToxisch bedeutet „giftig“ und bezieht sich auf Substanzen, die schädliche Auswirkungen auf den Körper haben können, einschließlich Schädigung von Organen, Zellen oder Störung von Stoffwechselprozessen. bedingten Fällen nicht möglich. Durch Training, visuelle Kommunikation und eine sichere Umgebung lässt sich dennoch eine gute Lebensqualität erhalten.
Ursachen
Die Ursachen für eine Taubheit beim Hund lassen sich in drei Hauptkategorien einteilen:
- Kongenitale (angeborene) Ursachen:
Hierbei handelt es sich meist um eine genetisch bedingte, irreversible sensorineurale Taubheit. Besonders betroffen sind Hunderassen mit pigmentverändernden Genen wie Dalmatiner, Bullterrier, Australian Cattle Dog, English Setter und Border Collie. Der Mechanismus basiert auf einem Funktionsverlust der Haarzellen in der Cochlea, infolge gestörter Melanozytenentwicklung. Diese Form tritt häufig beidseitig auf und manifestiert sich in den ersten Lebenswochen. - Erworbene Ursachen:
- Infektionen: Chronische Otitis media/interna, bakterielle oder mykotische Labyrinthitis
- ToxischToxisch bedeutet „giftig“ und bezieht sich auf Substanzen, die schädliche Auswirkungen auf den Körper haben können, einschließlich Schädigung von Organen, Zellen oder Störung von Stoffwechselprozessen.: Ototoxische Medikamente wie Aminoglykoside (z. B. Gentamicin), DiuretikaDiuretika sind Medikamente, die die Urinproduktion in den Nieren erhöhen, um den Körper von überschüssigem Salz und Wasser zu befreien. Sie werden häufig zur Behandlung von hohem Blutdruck, Herzinsuffizienz und bestimmten Arten von Ödemen eingesetzt., ZytostatikaZytostatika sind Medikamente, die das Zellwachstum oder die Zellteilung hemmen und in der Behandlung von Krebserkrankungen eingesetzt werden, um die Vermehrung von Krebszellen zu verlangsamen oder zu stoppen.
- Traumatisch: Schädel-Hirn-Trauma, Barotrauma
- Altersbedingte Degeneration: Presbyakusis bei geriatrischen Tieren
- Neoplastisch: Tumoren im Bereich des Innenohrs oder des Nervus vestibulocochlearis
- AutoimmunerkrankungenAutoimmunerkrankungen sind Erkrankungen, bei denen das Immunsystem fälschlicherweise körpereigene Zellen oder Gewebe angreift, als wären sie fremde Substanzen. Beispiele bei Hunden und Katzen sind die Autoimmunhämolytische Anämie und der Systemische Lupus Erythematodes. wie vaskulitische Labyrinthopathien
- Funktionelle bzw. zentrale Ursachen:
Hierbei liegt die Schädigung nicht im Ohr selbst, sondern im Bereich der zentralen Hörbahn, z. B. durch EnzephalitisEnzephalitis ist eine Entzündung des Gehirns, oft verursacht durch virale Infektionen, die zu Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen, Verwirrtheit und in schweren Fällen zu Krampfanfällen oder Bewusstseinsstörungen führen kann., Neoplasien oder HypoxieHypoxie bezeichnet einen Zustand, in dem der Körper oder ein Teil des Körpers nicht mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird. Dies kann zu verschiedenen Symptomen führen, darunter Atemnot, Verwirrtheit und in schweren Fällen zu Organversagen..
Symptome
Die klinischen Symptome einer Taubheit sind vor allem bei Welpen subtil und können leicht übersehen werden. Häufige Anzeichen sind:
- Ausbleiben von Reaktionen auf akustische Reize
- Schwer erziehbar, reagiert nicht auf Namensruf
- Überreaktionen bei Berührung oder plötzlichen Bewegungen
- Einseitige Taubheit: häufiges Schiefhalten des Kopfes, Orientierung zu einer Seite
- Bei erworbener Taubheit ggf. zusätzlich: Gleichgewichtsstörungen, Kopfschiefhaltung, Ataxie (bei Beteiligung des Vestibularorgans)
Ein plötzlicher Hörverlust beim erwachsenen Hund äußert sich oft durch Verunsicherung, Lautäußerungen oder gesteigerte Aufmerksamkeit auf visuelle Reize.
Diagnose
Die Diagnostik erfolgt in mehreren Schritten:
- AnamneseDie Anamnese ist die systematische Erhebung der medizinischen Vorgeschichte eines Patienten durch Befragung. Sie umfasst Informationen über frühere Erkrankungen, Behandlungen, Allergien und Lebensgewohnheiten. und klinische Untersuchung, inklusive otoskopischer Kontrolle zur Beurteilung des äußeren Gehörgangs
- Audiometrie mittels BAER-Test (Brainstem Auditory Evoked Response): Goldstandard zur objektiven Erfassung der Hörfunktion. Hierbei werden Hirnstammaudiogramme zur Bestimmung der Reizweiterleitung vom Innenohr zum Gehirn aufgezeichnet. Besonders wichtig bei der Welpentestung vor Zuchtverwendung.
- Bildgebung (CT, MRT): Darstellung von Mittelohr, Innenohr, Gehirnstrukturen, hilfreich bei Verdacht auf Tumoren, Otitis media/interna oder zentrale Ursachen
- Labordiagnostik bei Verdacht auf Infektionen oder Toxine (z. B. Gentamicinspiegel)
- Genetische Tests: In Entwicklung für bestimmte Rassen, jedoch bisher nur für wenige Linien verfügbar
Therapie
Kongenitale und irreversible Formen: Diese sind nicht behandelbar, aber Anpassung der Umwelt und Training mit nonverbalen Signalen sind hilfreich.
Eine Hörprothese wie beim Menschen existiert in der Veterinärmedizin nicht. Studien zu Cochlea-Implantaten beim Hund befinden sich in experimentellem Stadium. Training und Kommunikation durch visuelle Zeichen oder Vibrationstraining können helfen, taube Hunde zu führen und mit ihnen zu kommunizieren.
Infektiöse Otitiden: Systemische und topische Antibiose bzw. Antimykotika, ggf. chirurgische Sanierung (z. B. Bullaosteotomie)
Ototoxische Medikamentenexposition: Sofortiges Absetzen des auslösenden Wirkstoffs, symptomatische TherapieTherapie bezieht sich auf die Behandlung von Krankheiten oder Störungen mit dem Ziel, Symptome zu lindern, Heilung zu fördern oder die Lebensqualität zu verbessern. Therapien können medikamentös, chirurgisch oder durch andere medizinische Interventionen erfolgen., PrognoseDie Prognose ist die Vorhersage des wahrscheinlichen Verlaufs und Ausgangs einer Krankheit basierend auf dem allgemeinen Gesundheitszustand, der Art der Krankheit und der Reaktion auf die Behandlung. Sie kann Auskunft darüber geben, wie sich eine Erkrankung voraussichtlich entwickeln wird. meist ungünstig bei Innenohrbeteiligung
Zentrale Ursachen: TherapieTherapie bezieht sich auf die Behandlung von Krankheiten oder Störungen mit dem Ziel, Symptome zu lindern, Heilung zu fördern oder die Lebensqualität zu verbessern. Therapien können medikamentös, chirurgisch oder durch andere medizinische Interventionen erfolgen. der Grunderkrankung (z. B. EnzephalitisEnzephalitis ist eine Entzündung des Gehirns, oft verursacht durch virale Infektionen, die zu Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen, Verwirrtheit und in schweren Fällen zu Krampfanfällen oder Bewusstseinsstörungen führen kann., NeoplasieNeoplasie bezeichnet das unkontrollierte, abnorme Wachstum von Zellen oder Geweben, das zur Bildung eines Neoplasmas oder Tumors führt. Neoplasien können gutartig (benigne) oder bösartig (maligne) sein und erfordern eine genaue diagnostische Abklärung und Behandlung.), symptomatische Unterstützung
Prognose und Nachsorge
Hunde mit angeborener Taubheit können ein vollständig normales und erfülltes Leben führen, vorausgesetzt, sie erhalten ein angemessenes Training und Anpassungen an ihre Umgebung. Wichtig ist die Vermeidung von Stresssituationen, plötzlichem Annähern ohne Sichtkontakt und potenziellen Gefahren (z. B. Straßenverkehr).
Insgesamt hängt die Prognose stark von der Ursache ab. Bei reversiblen, infektiösen oder entzündlichen Ursachen ist eine vollständige Wiederherstellung der Hörfunktion möglich. Kongenitale oder toxischToxisch bedeutet „giftig“ und bezieht sich auf Substanzen, die schädliche Auswirkungen auf den Körper haben können, einschließlich Schädigung von Organen, Zellen oder Störung von Stoffwechselprozessen. bedingte Innenohrschäden sind irreversibel.
Nachsorgeuntersuchungen sind vor allem bei erworbenen Formen relevant, um das Fortschreiten oder eine beidseitige Ausbreitung frühzeitig zu erkennen.
Prävention
Angeborene Taubheit kann nicht geheilt werden, daher liegt die PräventionPrävention umfasst Maßnahmen, die ergriffen werden, um Krankheiten oder Verletzungen zu verhindern. In der Veterinärmedizin schließt dies Impfungen, Parasitenkontrolle und gesundheitliche Überwachung ein. in der verantwortungsvollen Zucht. Träger betroffener Gene, oft mit bestimmten Fellfarben wie Merle oder extremem Weißanteil, sollten von der Zucht ausgeschlossen werden. Gentests und BAER-Hörtests bei Welpen ermöglichen eine frühe Erkennung. Zuchtverbände empfehlen gezielte Verpaarungen, um das Risiko zu senken. Für Halter ist Aufklärung wichtig: keine Verpaarung tauber Tiere, auch wenn sie sonst gesund wirken. Durch konsequente Zuchtselektion lässt sich die Häufigkeit dieser Erbkrankheit langfristig deutlich reduzieren.
Ausblick auf aktuelle Forschung
Forschungsschwerpunkte liegen in der genetischen Charakterisierung tauber Hunderassen, der Entwicklung prädiktiver Gentests sowie der Erforschung regenerativer Innenohrtherapien. Auch Cochlea-Implantate werden experimentell getestet, insbesondere bei Arbeits- und Assistenzhunden. In der Neurobiologie wird die Plastizität des Gehirns bei kongenitaler Anakusis untersucht, um therapeutische Rehabilitationsstrategien zu optimieren. Weitere Ansätze zielen auf schützende Maßnahmen gegen Ototoxizität, insbesondere bei medizinisch notwendigen Behandlungen mit Risikomedikamenten.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
- Kann mein tauber Hund ein normales Leben führen?
Ja, mit angepasster Erziehung und sicherer Umgebung ist ein normales Leben gut möglich. - Ist Taubheit erblich?
Ja, besonders bei Rassen mit Pigmentdefekten wie Dalmatinern – deshalb wichtig: BAER-Test vor der Zuchtzulassung. - Wie erkenne ich Taubheit bei einem Welpen?
Fehlende Reaktion auf Geräusche, kein Aufwecken bei Lärm, Überreaktionen bei Berührungen. - Gibt es eine TherapieTherapie bezieht sich auf die Behandlung von Krankheiten oder Störungen mit dem Ziel, Symptome zu lindern, Heilung zu fördern oder die Lebensqualität zu verbessern. Therapien können medikamentös, chirurgisch oder durch andere medizinische Interventionen erfolgen. für angeborene Taubheit?
Nein, aber eine gute Lebensqualität kann durch Verhaltenstraining und Umweltanpassung erreicht werden.