Adenom oder Adenokarzinom (Tumor im Gehörgang) bei Hunden

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Adenome und Adenokarzinome im Gehörgang des Hundes sind Neubildungen, die von den Drüsengeweben des Ohres ausgehen. Diese Tumoren entwickeln sich primär aus den Zeruminaldrüsen (ceruminous glands), die für die Produktion des Ohrenschmalzes verantwortlich sind. Während Adenome gutartige (benigne) Wucherungen darstellen, handelt es sich bei Adenokarzinomen um bösartige (maligne) Tumoren mit invasivem Wachstumspotenzial und der Fähigkeit zur Metastasierung.

 

Das Wichtigste auf einen Blick

Adenome und Adenokarzinome im Gehörgang des Hundes stellen eine bedeutsame klinische Herausforderung in der Veterinärmedizin dar. Diese Tumoren entwickeln sich aus den Zeruminaldrüsen und manifestieren sich klinisch durch persistierende Otitis-Symptome wie Kopfschütteln, Ohrausfluss und Schmerzen. Während Adenome gutartige Wucherungen darstellen, zeigen Adenokarzinome ein invasives Wachstum mit Metastasierungspotenzial.

Die Ätiologie ist multifaktoriell, wobei chronische Entzündungsprozesse, genetische Prädispositionen und anatomische Besonderheiten als Hauptrisikofaktoren gelten. Bestimmte Rassen wie Cocker Spaniel und Basset Hound sind überproportional häufig betroffen.

Die Diagnosestellung erfordert einen multimodalen Ansatz, der klinische Untersuchung, Bildgebung (CT, MRT) und histopathologische Analyse kombiniert. Das komplette Staging ist besonders bei Adenokarzinomen wichtig, um das Ausmaß der Erkrankung zu erfassen.

Therapeutisch steht die chirurgische Intervention im Vordergrund, wobei die TECA-LBO bei den meisten Tumoren die Methode der Wahl darstellt. Adjuvante Strahlentherapie kann bei inkompletter Resektion oder hochgradig malignen Tumoren indiziert sein. Die Chemotherapie spielt eine untergeordnete Rolle.

Die Prognose ist bei gutartigen Adenomen nach vollständiger Resektion exzellent, während sie bei Adenokarzinomen vom Stadium bei Diagnosestellung und der Möglichkeit einer kompletten Tumorentfernung abhängt. Eine konsequente Nachsorge ist entscheidend für die frühzeitige Erkennung von Rezidiven oder Metastasen.

Die Forschung konzentriert sich aktuell auf die Entwicklung minimalinvasiver Techniken, zielgerichteter Therapien und verbesserter prognostischer Marker, um die Behandlungsergebnisse weiter zu optimieren.

Ursachen

Diese Tumoren treten im äußeren oder mittleren Gehörgang auf und können sich in ihrer Größe, Wachstumsgeschwindigkeit und ihrem biologischen Verhalten deutlich unterscheiden. Histologisch zeichnen sich Adenome durch eine geordnete Zellstruktur mit minimaler zellulärer Atypie aus, während Adenokarzinome durch zelluläre Pleomorphie, erhöhte mitotische Aktivität und invasives Wachstum gekennzeichnet sind. Die Inzidenz dieser Tumoren ist bei Hunden relativ hoch und macht etwa 1–2 % aller caninen Neoplasien aus. Die Ursachen dieser Tumoren sind weitgehend unbekannt, aber chronische Entzündungen und hormonelle Faktoren könnten eine Rolle spielen.

  • Gutartig vs. bösartig: Adenome sind gutartige Wucherungen, während Adenokarzinome invasiv wachsen und metastasieren können.
  • Mögliche Entstehungsfaktoren: Chronische Otitis externa, lang anhaltende Entzündungen oder Infektionen (bakteriell, pilzbedingt) können eine tumoröse Veränderung der Drüsenzellen begünstigen.
  • Rassedisposition: Bestimmte Rassen mit hängenden Ohren (z. B. Cocker Spaniel, Basset Hound) oder solche, die generell zu Ohrenentzündungen neigen, sind unter Umständen stärker gefährdet. Direkte genetische Prädispositionen sind bislang jedoch nur begrenzt untersucht.

Die genaue Ätiologie von Gehörgangstumoren beim Hund ist multifaktoriell und nicht vollständig geklärt. Wissenschaftliche Erkenntnisse deuten jedoch auf mehrere prädisponierende Faktoren hin:

Chronische Entzündungsprozesse spielen eine entscheidende Rolle bei der Tumorentstehung. Langanhaltende Otitis externa kann zu einer dauerhaften Stimulation der Zeruminaldrüsen führen, was die neoplastische Transformation begünstigt. Der anhaltende Entzündungsreiz führt zu erhöhter Zellproliferation und DNA-Schäden, die letztlich zur malignen Entartung beitragen können.

Genetische Faktoren sind ebenfalls von Bedeutung. Bestimmte Hunderassen zeigen eine erhöhte Prädisposition für Gehörgangstumoren. Insbesondere Cocker Spaniel, Basset Hound, Labrador Retriever und Golden Retriever sind überproportional häufig betroffen. Diese Rasseprädisposition deutet auf eine genetische Komponente hin, wobei spezifische genetische Alterationen noch Gegenstand aktueller Forschung sind.

Anatomische Besonderheiten können das Risiko erhöhen. Hunde mit hängenden Ohren (z. B. Cocker Spaniel) weisen eine verminderte Belüftung des Gehörgangs auf, was zu einem feuchten Mikroklima führt. Dies begünstigt chronische Entzündungen und erhöht damit indirekt das Risiko für neoplastische Veränderungen. Zudem ist das Alter ein wichtiger Faktor – die meisten Gehörgangstumoren treten bei Hunden mittleren bis höheren Alters (8–12 Jahre) auf.

Hormonelle Einflüsse werden ebenfalls diskutiert, da Östrogene und Androgene die Aktivität der Zeruminaldrüsen modulieren können. Allerdings fehlen hierzu noch eindeutige wissenschaftliche Belege.

Symptome

Die klinischen Anzeichen eines Gehörgangstumors beim Hund entwickeln sich oft schleichend und können anfänglich mit denen einer chronischen Otitis externa verwechselt werden. Das Symptombild umfasst charakteristische Verhaltensänderungen und lokale Manifestationen:

Kopfschütteln und Kratzen am betroffenen Ohr sind häufig die ersten Anzeichen, die Tierbesitzer bemerken. Diese Verhaltensweisen intensivieren sich mit zunehmendem Tumorwachstum und resultierender Gehörgangsverengung. Betroffene Hunde neigen dazu, den Kopf zur erkrankten Seite zu neigen, was auf Schmerzen oder Gleichgewichtsstörungen hindeuten kann.

Ohrausfluss ist ein weiteres charakteristisches Symptom. Dieser kann serös, mukös, eitrig oder hämorrhagisch sein. Bei Adenokarzinomen tritt häufiger blutiger Ausfluss auf als bei gutartigen Adenomen. Der Ausfluss ist oft mit einem auffälligen, unangenehmen Geruch verbunden, der durch sekundäre bakterielle oder Pilzinfektionen verstärkt wird.

Mit fortschreitendem Tumorwachstum können neurologische Symptome auftreten, insbesondere wenn der Tumor auf das Mittel- oder Innenohr übergreift. Dazu gehören Gleichgewichtsstörungen, Nystagmus (unwillkürliche Augenbewegungen) und in schweren Fällen Fazialisparese (Gesichtslähmung) durch Kompression des Nervus facialis.

Bei fortgeschrittenen Tumoren können Schmerzen bei der Berührung des Ohres oder beim Öffnen des Mauls auftreten, was zur Futterverweigerung oder verändertem Fressverhalten führen kann. In einigen Fällen entwickelt sich eine Schwellung im Bereich des äußeren Ohres oder der Parotisregion, die auf ein expansives Tumorwachstum hindeutet.

Bei metastasierenden Adenokarzinomen können systemische Symptome wie Gewichtsverlust, reduziertes Allgemeinbefinden und vergrößerte regionäre Lymphknoten (speziell die Mandibularlymphknoten) auftreten.

Diagnose

  • Klinische Anzeichen: Hunde zeigen häufig gesteigertes Kopfschütteln, Kratzen am Ohr, Ausfluss (manchmal blutig), üblen Geruch und Schmerzreaktionen beim Berühren des Ohres.
  • Otoskopie: Eine gründliche Inspektion des äußeren Gehörgangs mit einem Otoskop erlaubt einen ersten Blick auf mögliche Raumforderungen.
  • Bildgebende Verfahren: Röntgen, CT oder MRT bieten einen detaillierteren Einblick in die Ausdehnung des Tumors und mögliche Beteiligung des Mittel- oder Innenohres.
  • Biopsie/Feinnadelaspiration: Eine histopathologische Untersuchung des Gewebes ist essenziell, um zwischen Adenom und Adenokarzinom zu unterscheiden.

Die Diagnose eines Gehörgangstumors erfordert einen systematischen Ansatz, der klinische Untersuchung, bildgebende Verfahren und histopathologische Analyse kombiniert:

Die klinische Untersuchung beginnt mit einer gründlichen Anamnese, bei der besonders auf die Dauer der Symptome, vorherige Ohrerkrankungen und das Ansprechen auf frühere Behandlungen geachtet wird. Die otoskopische Untersuchung ist entscheidend, erfordert jedoch häufig eine Sedierung oder Narkose, da der Gehörgang oft schmerzhaft und verengt ist. Hierbei können Raumforderungen, Ulzerationen oder Blutungen direkt visualisiert werden.

Bildgebende Verfahren spielen eine zentrale Rolle bei der Diagnosestellung und dem Staging des Tumors. Die Computertomografie (CT) gilt als Goldstandard zur Beurteilung der Tumorausdehnung, insbesondere zur Evaluation einer möglichen Beteiligung des Mittel- oder Innenohres sowie der Schädelbasis. Die Magnetresonanztomografie (MRT) bietet eine überlegene Weichteildarstellung und kann bei der Differenzierung zwischen Tumor und Entzündungsgewebe hilfreich sein. Konventionelle Röntgenaufnahmen des Schädels und des Thorax dienen dem Ausschluss von Knochendestruktion und pulmonalen Metastasen.

Die zytologische Untersuchung mittels Feinnadelaspiration kann erste Hinweise auf die Tumorart liefern, ist jedoch für die definitive Diagnose oft nicht ausreichend. Die histopathologische Untersuchung einer Biopsie oder des vollständigen Resektats ist der Goldstandard zur Unterscheidung zwischen Adenom und Adenokarzinom sowie zur Bestimmung des Malignitätsgrades. Immunhistochemische Untersuchungen können zusätzliche Informationen über das biologische Verhalten des Tumors liefern.

Das komplette Staging umfasst zudem die Untersuchung regionaler Lymphknoten mittels Palpation, Ultraschall und gegebenenfalls Feinnadelaspiration sowie die Suche nach Fernmetastasen durch Thoraxröntgen oder CT. Bei Verdacht auf ein Adenokarzinom sollten auch Abdomenultraschall und Blutuntersuchungen durchgeführt werden, um den Allgemeinzustand des Patienten zu beurteilen und mögliche Kontraindikationen für eine Operation auszuschließen.

Therapie

  • Chirurgische Entfernung: Bei lokal begrenzten Adenomen kann eine partielle Resektion im äußeren Gehörgang ausreichen. Bei bösartigen Tumoren (Adenokarzinomen) oder ausgedehnten Befunden ist häufig eine Totale Gehörgangsresektion (TECA) mit lateraler Bullaosteotomie notwendig, um sicher im gesunden Gewebe zu operieren.
  • Strahlentherapie: Kann adjuvant (unterstützend) eingesetzt werden, insbesondere bei unvollständiger Resektion oder hochgradigen Tumoren.
  • Chemotherapie: Bei metastasierenden oder inoperablen Fällen kann eine systemische Behandlung erfolgen (z. B. mit Carboplatin oder Doxorubicin), allerdings ist die Wirksamkeit je nach Tumortyp variabel

Ergänzungen

Die Behandlung von Gehörgangstumoren beim Hund basiert primär auf einem chirurgischen Ansatz, ergänzt durch adjuvante Therapien je nach Tumortyp und -stadium:

Die chirurgische Intervention stellt die wichtigste Behandlungsoption dar. Bei kleinen, gut abgegrenzten Adenomen im äußeren Gehörgang kann eine lokale Exzision mit lateraler Gehörgangswandresektion ausreichend sein. Bei größeren Tumoren, Adenokarzinomen oder bei Beteiligung des mittleren Ohres ist jedoch eine Totale Gehörgangsresektion mit lateraler Bullaosteotomie (TECA-LBO) indiziert. Dieser umfangreiche Eingriff beinhaltet die vollständige Entfernung des vertikalen und horizontalen Gehörgangs sowie die Eröffnung und Kürettage der Bulla tympanica. Die TECA-LBO bietet die beste Chance auf vollständige Tumorentfernung und Vermeidung von Rezidiven, führt jedoch zu einem vollständigen Hörverlust auf der betroffenen Seite.

Die Strahlentherapie kann als adjuvante Behandlung nach inkompletter chirurgischer Resektion oder bei inoperablen Tumoren eingesetzt werden. Moderne Techniken wie die intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT) oder stereotaktische Radiochirurgie ermöglichen eine präzise Bestrahlung des Tumorgewebes bei gleichzeitiger Schonung des umgebenden gesunden Gewebes. Das typische Protokoll umfasst 10–20 Fraktionen mit einer Gesamtdosis von 40 bis 50 Gray.

Die Chemotherapie spielt eine untergeordnete Rolle bei der Behandlung von Gehörgangstumoren, kann jedoch bei metastasierenden Adenokarzinomen oder als palliative Maßnahme eingesetzt werden. Platinverbindungen (Carboplatin, Cisplatin) und Doxorubicin zeigen moderate Aktivität gegen Adenokarzinome. Neuere, zielgerichtete Therapien und Immuntherapeutika werden derzeit in klinischen Studien untersucht.

Das perioperative Management ist entscheidend für den Behandlungserfolg. Eine adäquate Analgesie mit Opioiden, NSAIDs und gegebenenfalls lokalen Nervenblockaden ist essenziell. Antibiotika werden basierend auf Kultur- und Resistenztests zur Behandlung sekundärer Infektionen eingesetzt. Die postoperative Pflege umfasst Wundmanagement, Schmerztherapie und engmaschige Kontrollen zur frühzeitigen Erkennung von Komplikationen wie Wunddehiszenz, Fazialisparese oder Gleichgewichtsstörungen.

Prognose und Nachsorge

Adenokarzinome neigen zur Metastasierung und haben daher eine vorsichtigere Prognose. Die Prognose hängt von der Größe, dem Stadium bei der Diagnose und der Möglichkeit einer vollständigen chirurgischen Entfernung ab. Früh erkannte und behandelte Tumoren haben eine bessere Prognose als fortgeschrittene Fälle.

  • Adenome: Gutartige Tumoren haben eine gute Prognose, sofern sie rechtzeitig und vollständig entfernt werden. Ein Rezidiv ist möglich, jedoch bei konsequenter Nachsorge eher selten.
  • Adenokarzinome: Bei frühzeitiger Diagnose und vollständiger chirurgischer Entfernung kann die Prognose akzeptabel sein. Allerdings sind bösartige Tumoren im Gehörgang für ihr invasives Wachstum bekannt und metastasieren mitunter in regionale Lymphknoten oder die Lunge.
  • Langzeitüberleben: Stark abhängig vom Stadium bei der Diagnose und von dem Erfolg der Operation. Bei vollständiger Resektion im Frühstadium berichten manche Studien von einem mehrjährigen Überleben.

Nachsorge

  • Regelmäßige Kontrollen: Nach einer Operation sind tierärztliche Untersuchungen in engen Zeitabständen (z. B. alle 3–6 Monate) sinnvoll, um Rückfälle oder Komplikationen frühzeitig zu erkennen.
  • Wundpflege: Eine sorgfältige Nachversorgung im Bereich der Operationswunde ist wichtig. Bei einer TECA muss das Ohr in der Regel intensiver kontrolliert werden, um Infektionen zu vermeiden.
  • Bildgebende Nachuntersuchungen: Periodische Röntgen- oder CT-Kontrollen können helfen, lokale Rezidive oder Metastasen auszuschließen.

Prävention

Zur Vorbeugung von Tumoren im Gehörgang ist eine konsequente Ohrenpflege entscheidend. Regelmäßige Kontrollen und sanfte Reinigung beugen chronischen Entzündungen vor, die das Tumorrisiko erhöhen können. Besonders Hunde mit hängenden Ohren oder enger Gehörgangsanatomie (z. B. Cocker Spaniel) sind gefährdet. Anhaltender Juckreiz, übler Geruch oder Ausfluss sollten sofort tierärztlich untersucht werden. Allergien und Infektionen müssen frühzeitig behandelt werden, um eine dauerhafte Reizung zu vermeiden. Auch bei älteren Hunden sollten Ohrenuntersuchungen Teil der Vorsorge sein, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls minimalinvasiv zu behandeln.

Ausblick auf aktuelle Forschung

Die Forschung zu Gehörgangstumoren beim Hund entwickelt sich kontinuierlich weiter und fokussiert sich auf mehrere vielversprechende Bereiche:

Die molekulare Onkologie hat in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte beim Verständnis der genetischen und epigenetischen Veränderungen in caninen Gehörgangstumoren gemacht. Aktuelle Studien untersuchen die Expression von Onkogenen und Tumorsuppressorgenen wie p53, PTEN und K-ras in Adenokarzinomen. Diese molekularen Signaturen könnten nicht nur als prognostische Marker dienen, sondern auch potenzielle Angriffspunkte für zielgerichtete Therapien darstellen. Genomweite Assoziationsstudien bei prädisponierten Rassen wie dem Cocker Spaniel haben bereits erste genetische Risikofaktoren identifiziert, die in Zukunft für genetische Screenings genutzt werden könnten.

Im Bereich der chirurgischen Techniken werden minimalinvasive Ansätze erforscht, die die Morbidität der traditionellen TECA-LBO reduzieren könnten. Endoskopisch assistierte Techniken und robotergestützte Chirurgie zeigen vielversprechende erste Ergebnisse mit potenziell geringeren postoperativen Komplikationsraten. Parallel dazu werden verbesserte Rekonstruktionsmethoden entwickelt, um funktionelle und ästhetische Ergebnisse nach ausgedehnten Resektionen zu optimieren.

Die Radioonkologie erfährt durch technologische Innovationen wie die bildgeführte Strahlentherapie (IGRT) und die stereotaktische Radiochirurgie (SRS) bedeutende Fortschritte. Diese Techniken ermöglichen eine präzisere Tumorbestrahlung bei gleichzeitiger Schonung des umgebenden Gewebes, was zu verbesserten Behandlungsergebnissen und reduzierten Nebenwirkungen führt. Aktuelle Studien untersuchen optimierte Fraktionierungsschemata und die Kombination von Strahlentherapie mit Radiosensitizern.

Im Bereich der medikamentösen Therapien werden neue zielgerichtete Ansätze erforscht. Tyrosinkinase-Inhibitoren wie Toceranib haben in ersten Studien moderate Aktivität gegen verschiedene epitheliale Tumoren gezeigt und werden nun auch bei Gehörgangskarzinomen evaluiert. Immuntherapeutische Ansätze, einschließlich Checkpoint-Inhibitoren und therapeutischer Vakzinen, befinden sich in frühen Entwicklungsstadien, zeigen jedoch vielversprechende Ergebnisse in präklinischen Modellen.

Die translationale Forschung zwischen Human- und Veterinärmedizin gewinnt zunehmend an Bedeutung. Canine Gehörgangstumoren werden als natürliche Modelle für entsprechende humane Erkrankungen untersucht, was zu gegenseitigem Erkenntnisgewinn führen kann. Diese komparative Onkologie könnte die Entwicklung neuer Therapieansätze beschleunigen, die sowohl in der Veterinär- als auch in der Humanmedizin Anwendung finden.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

1. Was ist der Unterschied zwischen einem Adenom und einem Adenokarzinom im Gehörgang?

Ein Adenom ist ein gutartiger Drüsentumor, der meist langsam wächst und nicht metastasiert. Ein Adenokarzinom hingegen ist bösartig, kann umliegendes Gewebe zerstören und sich auf andere Körperregionen ausbreiten. Laut Withrow & MacEwen’s Small Animal Clinical Oncology ist die Differenzierung histopathologisch entscheidend für die Therapieplanung.

2. Welche Symptome deuten auf einen Gehörgangstumor hin?

Anhaltende Ohrenentzündungen, starkes Kopfschütteln, Kratzen, Ohrschmerz, übler Geruch und eventuell blutiger Ohrausfluss. petsvetcheck.de empfiehlt bei chronischen Ohrproblemen stets eine Abklärung auf mögliche Tumoren, besonders wenn konventionelle Behandlungen nicht ansprechen.

3. Wie wird ein Gehörgangstumor diagnostiziert?

  • Otoskopie zur Sichtkontrolle
  • Bildgebung (Röntgen, CT, MRT) zur Erfassung von Ausdehnung und Knochenbeteiligung
  • Histopathologie (Biopsie) zur Unterscheidung zwischen gut- und bösartig
    Das BSAVA Manual of Canine and Feline Oncology unterstreicht die Wichtigkeit einer gründlichen Tumorinszenierung (Staging).

4. Ist eine Operation immer notwendig?

In den meisten Fällen ja. Bei einem großen oder bösartigen Tumor wird eine Totale Gehörgangsresektion (TECA) empfohlen, da eine Teilresektion oft zu Rückfällen führt. Bei kleinen, gutartigen Adenomen kann eine lokale Entfernung ausreichend sein.

5. Welche Rolle spielt die Strahlentherapie?

Sie kann postoperativ eingesetzt werden, um restliche Tumorzellen abzutöten oder bei inoperablen Fällen eine palliative Linderung zu erzielen. Die Wirksamkeit ist individuell unterschiedlich und hängt vom Tumortyp sowie der Größe des Tumors ab.

6. Können sich Gehörgangstumoren ausbreiten (Metastasieren)?

Bösartige Formen (Adenokarzinome) können in regionale Lymphknoten (z. B. Mandibularlymphknoten) und in die Lunge streuen. Daher sind regelmäßige Nachkontrollen notwendig, um mögliche Metastasen frühzeitig zu erkennen.

7. Wie ist die Prognose nach einer totalen Gehörgangsresektion?

Wird der Tumor vollständig entfernt und sind keine Metastasen vorhanden, kann die Prognose relativ gut sein. Gemäß Slatter’s Textbook of Small Animal Surgery hängt das Langzeitüberleben aber maßgeblich vom Malignitätsgrad ab.

8. Kann mein Hund nach einer TECA-Operation noch hören?

In den meisten Fällen führt eine TECA zu einem teilweisen bis vollständigen Hörverlust im betroffenen Ohr. Hunde kommen jedoch oftmals gut damit zurecht, besonders wenn das andere Ohr noch intakt ist.

9. Gibt es vorbeugende Maßnahmen gegen Gehörgangstumoren?

Eine direkte Prävention ist schwierig, da die genauen Ursachen nicht vollständig bekannt sind. Eine konsequente Behandlung von Ohrenentzündungen und regelmäßige Kontrollen können jedoch das Risiko senken oder frühe Veränderungen schneller erkennbar machen.

10. Wie kann ich meinen Hund nach der Operation am besten unterstützen?

  • Wundkontrolle und Beachtung tierärztlicher Anweisungen zur Pflege des Operationsgebiets
  • Schmerzkontrolle mittels verschriebener Medikamente
  • Stressarme Umgebung und Schonung in den ersten Wochen nach der OP

Literatur

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