Ohnmacht (Synkope)

Inhalt
Download/Drucken

Eine Synkope, im Volksmund auch als Ohnmacht bezeichnet, ist ein plötzlicher, kurzzeitiger und vollständig reversibler Bewusstseinsverlust, der durch eine vorübergehende Minderdurchblutung des Gehirns verursacht wird. Bei diesem neurologischen Phänomen kommt es zu einer akuten zerebralen Hypoperfusion, die zu einem abrupten Zusammenbruch des Tieres führt. Im Gegensatz zu anderen Bewusstseinsstörungen wie Krampfanfällen oder Narkolepsie ist die Synkope typischerweise von kurzer Dauer (meist weniger als eine Minute) und zeichnet sich durch eine vollständige Erholung ohne neurologische Residuen aus.

Die Prävalenz von Synkopen ist bei Hunden deutlich höher als bei Katzen. Dies liegt unter anderem an anatomischen und physiologischen Unterschieden im kardiovaskulären System sowie an der unterschiedlichen Häufigkeit prädisponierender Grunderkrankungen. Bei Katzen stellen Synkopen eine echte Rarität dar, während sie bei Hunden, insbesondere bei bestimmten Rassen mit kardiologischen Prädispositionen, häufiger beobachtet werden.

Die pathophysiologische Grundlage einer Synkope ist eine Reduktion der zerebralen Durchblutung um etwa 30-35% oder ein Abfall des systemischen Blutdrucks unter 60 mmHg. Diese kritische Minderdurchblutung führt zu einem Sauerstoff- und Glukosemangel im Gehirn, wodurch die normale Hirnfunktion vorübergehend nicht aufrechterhalten werden kann.

Das Wichtigste auf einen Blick

Synkopen bei Hunden und Katzen sind definiert als plötzliche, kurzzeitige und vollständig reversible Bewusstseinsverluste aufgrund einer vorübergehenden zerebralen Minderdurchblutung. Sie treten bei Hunden deutlich häufiger auf als bei Katzen und können auf verschiedene Grunderkrankungen hinweisen, wobei kardiovaskuläre Ursachen dominieren.

Die Symptomatik ist charakterisiert durch ein plötzliches Zusammensinken des Tieres mit kurzzeitigem Bewusstseinsverlust ohne typische Krampfaktivität und mit vollständiger Erholung innerhalb kurzer Zeit. Die Differenzierung zu anderen Bewusstseinsstörungen wie epileptischen Anfällen oder Vestibularsyndrom ist klinisch bedeutsam.

Die Diagnose erfordert einen systematischen Ansatz mit gründlicher Anamnese, klinischer Untersuchung und gezielter kardiologischer Diagnostik. Elektrokardiografie, Langzeit-EKG und Echokardiografie sind zentrale diagnostische Verfahren.

Die Therapie richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache und umfasst je nach Befund antiarrhythmische Medikation, Implantation eines Herzschrittmachers bei bestimmten Bradyarrhythmien oder die Behandlung struktureller Herzerkrankungen. Begleitend sind Anpassungen der Lebensgewohnheiten und regelmäßige Kontrolluntersuchungen notwendig.

Die Prognose variiert erheblich in Abhängigkeit von der Grunderkrankung. Während neurokardiogene Synkopen oft eine gute Prognose haben, sind kardiogene Synkopen aufgrund fortgeschrittener Herzerkrankungen mit einer vorsichtigeren Prognose verbunden.

Ursachen

Ohnmacht (kurze Bewusstlosigkeit, Synkope) tritt auf, wenn das Gehirn vorübergehend nicht mit genügend Blut versorgt wird und dadurch einen Sauerstoffmangel erleidet.
Meist ist der Bewusstseinsverlust nur kurz, kann aber Ausdruck einer ernsthaften Funktionsstörung des Herzens sein. Größtenteils sind Herzrhythmusstörungen oder Erkrankungen am Herzbeutel die Ursache.
Synkopen treten bei Hunden öfter auf. Bei Katzen sind sie eine Rarität.
Auch nach einem Trauma oder Sturz kann es zur Bewusstlosigkeit kommen.

Ergänzung

Die Ätiologie von Synkopen bei Kleintieren ist vielfältig, wobei kardiovaskuläre Ursachen dominieren. Grundsätzlich lassen sich die Ursachen in folgende Kategorien einteilen:

Kardiale Ursachen stehen bei Hunden im Vordergrund und umfassen Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) wie Bradyarrhythmien (z. B. AV-Block dritten Grades, Sinusknotendysfunktion), Tachyarrhythmien (z. B. ventrikuläre Tachykardie, supraventrikuläre Tachykardie) sowie strukturelle Herzerkrankungen wie Kardiomyopathien, Herzklappenerkrankungen oder kongenitale Herzdefekte. Besonders brachyzephale Rassen wie Möpse, Französische und Englische Bulldoggen leiden häufiger unter kardiogenen Synkopen aufgrund ihrer anatomischen Besonderheiten und Prädisposition für Herzerkrankungen.

Bei Dobermännern, Boxern und Cavalier King Charles Spaniels treten Synkopen häufiger aufgrund rassespezifischer Herzerkrankungen wie dilatativer Kardiomyopathie oder Mitralklappenendokardiose auf. Maine Coon und Ragdoll Katzen können durch ihre genetische Prädisposition für hypertrophe Kardiomyopathie ebenfalls betroffen sein, wenngleich Synkopen bei Katzen generell selten sind.

Nicht-kardiale Ursachen umfassen neurokardiogene (vasovagale) Synkopen, die durch einen plötzlichen Blutdruckabfall infolge eines Reflexes ausgelöst werden, orthostatische Hypotension bei schnellem Lagewechsel, sowie metabolische Störungen wie Hypoglykämie, schwere Anämie oder Hypoxie. Auch Erkrankungen wie Karotissinus-Hypersensitivität, situationsbedingte Synkopen (z.B. bei Husten, Würgen oder Defäkation) sowie Medikamentennebenwirkungen können zu Synkopen führen.

Traumatische Ereignisse wie Verkehrsunfälle oder Stürze können ebenfalls zu vorübergehender Bewusstlosigkeit führen, die jedoch pathophysiologisch von einer klassischen Synkope zu unterscheiden ist.

Symptome

  • Plötzlich auftretend
  • Zusammensinken des Tieres
  • Von kurzer Dauer
  • Kein Harnabsatz

Die klinische Präsentation einer Synkope ist charakteristisch und folgt meist einem typischen Muster. Der Bewusstseinsverlust tritt abrupt auf und führt zum plötzlichen Zusammensinken des Tieres. Diesem Ereignis können Prodromalsymptome vorausgehen, die jedoch vom Tierbesitzer häufig erst retrospektiv erkannt werden:

Vor der eigentlichen Synkope können Anzeichen wie Unruhe, Schwäche, Taumeln, Zittern oder kurzzeitige Desorientierung auftreten. Während der Synkope liegt das Tier flach auf der Seite, zeigt keine Reaktion auf äußere Reize und weist blass-zyanotische Schleimhäute auf. Die Atmung kann flach oder kurzzeitig aussetzend sein, der Puls ist schwach oder kaum tastbar. Im Gegensatz zu epileptischen Anfällen fehlen typischerweise tonisch-klonische Krämpfe, unwillkürlicher Harn- oder Kotabsatz sowie präiktale und postiktale Phasen.

Die Dauer einer Synkope beträgt größtenteils nur wenige Sekunden bis maximal ein bis zwei Minuten. Die Erholung erfolgt spontan und vollständig, wobei das Tier nach dem Ereignis sofort wieder normal wirkt oder nur kurzzeitig desorientiert erscheint. Bei kardiogenen Synkopen können die Episoden durch körperliche Anstrengung, Aufregung oder Stress ausgelöst oder verschlimmert werden.

Besonders wichtig für die Differenzialdiagnose ist die Unterscheidung zu anderen Bewusstseinsstörungen: Im Gegensatz zum Vestibularsyndrom bei älteren Tieren fehlen bei der Synkope Kopfschiefhaltung und Nystagmus. Anders als bei epileptischen Anfällen kommt es bei der Synkope nicht zu Kaubewegungen, Speicheln oder einer postiktalen Phase mit Verwirrtheit. Bei Narkolepsie hingegen wird das Tier durch externe Stimuli geweckt, was bei einer Synkope nicht der Fall ist.

Erste Hilfe

  • Legen Sie Ihr Tier auf die rechte Seite, entfernen Sie den Maulkorb, öffnen Sie den Fang und ziehen Sie die Zunge leicht (!) nach vorn.
  • Wenn keine Verletzungen vorliegen und das Tier atmet, lassen Sie es seitlich auf dem Boden liegen, bis es von allein aufstehen möchte. Tragen Sie es nicht auf die Couch oder dergleichen. Es könnte bei Aufstehversuchen taumeln und herunterfallen.
  • Wenn Sie unterwegs sind, brechen Sie einen Spaziergang sofort ab. Lassen Sie dem Tier reichlich Zeit, sich an Ort und Stelle zu erholen. Lockern Sie das Halsband.
  • Sollte Ihr Tier nicht innerhalb von einer Minute wieder von allein aufstehen oder stark blutende Verletzungen aufweisen, versuchen Sie es sofort zu einem Tierarzt zu bringen. Notfalls rufen Sie andere Menschen zu Hilfe.
  • Bei sehr starken Blutungen nach einem Sturz oder einem Trauma anderer Ursache (Verkehrsunfall) versuchen Sie, die Blutung durch eine Kompression zu stoppen oder zu mildern, bis Sie beim Tierarzt eintreffen.
  • Stellen Sie keine Atmung und Herztätigkeit fest, kann man auch beim Tier eine Herzmassage und Beatmung (siehe —> Wiederbelebung, Reanimation) durchführen.
  • Bedenken Sie, dass es sich teilweise um einen kleinen Organismus handelt und Sie nicht mehr Kraft aufwenden dürfen, als beispielsweise bei kleinen Kindern vergleichbarer Größe.
  • Üben Sie den Druck auf die Herzregion kurz hinter dem Ellenbogen auf der linken Körperseite bei Ihrem auf der rechten Körperseite liegenden Tier aus und halten eventuell rechts mit der anderen Hand etwas dagegen. Nach ca. 15 Druckimpulsen beatmen Sie einmal. Danach folgen wieder ca. 15 Druckimpulse usw.
  • Bei der Beatmung über die Nasenlöcher benutzen Sie ein Tuch, beugen den Kopf des Tieres leicht nach hinten und blasen nicht zu kräftig. Der Brustkorb soll sich nur leicht heben. Wenn Sie den Kopf des Tieres nicht nach hinten beugen, könnten Sie Ihre Atemluft eventuell in den Magen des Tieres blasen.

Diagnose

Die Diagnose einer Synkope erfordert einen systematischen Ansatz, der mit einer gründlichen Anamnese beginnt. Besonders wichtig sind detaillierte Informationen über die genauen Umstände des Ereignisses, dessen Dauer, auslösende Faktoren und das Verhalten des Tieres vor, während und nach der Episode. Videoaufnahmen der Episoden durch den Besitzer können äußerst hilfreich sein, um zwischen Synkope und anderen Bewusstseinsstörungen zu differenzieren.

Die klinische Untersuchung umfasst eine gründliche kardiovaskuläre und neurologische Evaluation. Eine Auskultation zur Erkennung von Herzgeräuschen, Arrhythmien oder Herzfrequenzveränderungen sowie die Beurteilung von Pulsqualität und Schleimhautfarbe sind notwendig. Die neurologische Untersuchung dient dem Ausschluss primär neurologischer Ursachen.

Weiterführende diagnostische Verfahren umfassen:

Ein Elektrokardiogramm (EKG) ist unverzichtbar zur Identifikation von Herzrhythmusstörungen. Da viele Arrhythmien intermittierend auftreten, kann ein Langzeit-EKG (Holter-Monitoring) über 24–48 Stunden oder ein implantierbarer Loop-Rekorder bei seltenen Episoden notwendig sein. Die Echokardiografie ermöglicht die Beurteilung der Herzstruktur und -funktion und ist besonders wichtig bei Verdacht auf strukturelle Herzerkrankungen oder kongenitale Defekte.

Laboruntersuchungen einschließlich Blutbild, Serumbiochemie, Elektrolyte und Schilddrüsenwerte helfen, metabolische Ursachen zu identifizieren. Bei Verdacht auf Hypoglykämie ist ein Glukosetoleranztest indiziert. Bildgebende Verfahren wie Thoraxröntgen zur Beurteilung der Herzgröße und Lungenstruktur sowie in ausgewählten Fällen fortgeschrittene Bildgebung (CT, MRT) bei Verdacht auf intrakranielle Pathologien können die Diagnostik ergänzen.

In komplexen Fällen können elektrophysiologische Studien zur genaueren Charakterisierung von Herzrhythmusstörungen oder ein Kipptischtest zur Evaluation neurokardiogener Synkopen erforderlich sein. Diese spezialisierten Verfahren sind jedoch nur in kardiologischen Referenzzentren verfügbar.

Die Differentialdiagnose umfasst epileptische Anfälle, Narkolepsie/Kataplexie, Vestibularsyndrom, Kollaps aufgrund orthopädischer Probleme, Schwäche durch metabolische Störungen und vorübergehende ischämische Attacken.

Weitere tieräztliche Maßnahmen

Synkopen können viele Ursachen haben. Meist werden sie jedoch durch eine verminderte Herzleistung verursacht, sodass genauere Untersuchungen zur Herzfunktion anzuraten sind. EKG, Herzultraschall, Röntgen und bestimmte Labortests stehen im Vordergrund.
Teilweise sind neurologische Untersuchungen notwendig.
Erst nach Klärung der Ursache ist eine entsprechende Therapie möglich.

Ergänzung

Die Behandlung von Synkopen richtet sich primär nach der zugrundeliegenden Ursache und folgt einem individuell angepassten Therapiekonzept. Bei kardiogenen Synkopen steht die Behandlung der Herzerkrankung im Vordergrund.

Bei Bradyarrhythmien wie AV-Block dritten Grades oder Sinusknotendysfunktion kann die Implantation eines permanenten Herzschrittmachers indiziert sein. Diese Therapieoption ist mittlerweile in spezialisierten veterinärmedizinischen Zentren verfügbar und zeigt bei sorgfältiger Patientenselektion gute Langzeitergebnisse. Alternativ können Medikamente wie Theophyllin oder Terbutalin zur Steigerung der Herzfrequenz eingesetzt werden, wenngleich deren Wirksamkeit begrenzt ist.

Bei Tachyarrhythmien kommen Antiarrhythmika zum Einsatz. Für ventrikuläre Tachykardien werden häufig Sotalol, Mexiletin oder Amiodaron verwendet, während bei supraventrikulären Tachykardien Betablocker (z. B. Atenolol), Kalziumkanalblocker (z.B. Diltiazem) oder Digoxin eingesetzt werden. Die Medikamentenwahl erfolgt basierend auf der spezifischen Arrhythmie, Begleiterkrankungen und potenziellen Nebenwirkungen.

Strukturelle Herzerkrankungen werden entsprechend ihrer Art behandelt. Bei Herzklappenerkrankungen kommen ACE-Hemmer, Diuretika und Pimobendan zum Einsatz, während Kardiomyopathien je nach Typ mit Betablockern, Kalziumkanalblockern oder Herzinsuffizienztherapie behandelt werden.

Bei neurokardiogenen (vasovagalen) Synkopen steht die Vermeidung auslösender Faktoren im Vordergrund. Zusätzlich können Fludrocortison zur Erhöhung des Blutvolumens oder Betablocker zur Dämpfung der kardialen Reflexantwort eingesetzt werden.

Metabolische Ursachen erfordern eine spezifische Therapie der Grunderkrankung, insbesondere die Behandlung einer Hypoglykämie durch Anpassung der Fütterung oder Insulintherapie bei Insulinomen.

Begleitend zur medikamentösen Therapie sind Anpassungen der Lebensgewohnheiten wichtig. Dazu gehören die Vermeidung von übermäßiger körperlicher Anstrengung bei kardiogenen Synkopen, Stressreduktion sowie die Verwendung von Brustgeschirren statt Halsbändern bei prädisponierten Tieren. Bei brachyzephalen Rassen kann eine Gewichtsreduktion zur Verbesserung der kardiorespiratorischen Funktion beitragen.

Prognose und Nachsorge

Die Prognose bei Synkopen variiert erheblich und hängt maßgeblich von der zugrundeliegenden Ursache ab. Generell gilt, dass Synkopen kardiogenen Ursprungs eine vorsichtigere Prognose haben als solche mit nicht kardialen Ursachen.

Bei Herzrhythmusstörungen ist die Prognose abhängig von der Art der Arrhythmie und den Behandlungsmöglichkeiten. Patienten mit AV-Block dritten Grades, die einen Herzschrittmacher erhalten, zeigen eine deutlich verbesserte Lebenserwartung mit Überlebensraten von 85–90 % im ersten Jahr nach Implantation. Bei malignen ventrikulären Arrhythmien ist die Prognose reservierter, kann aber durch eine geeignete antiarrhythmische Therapie verbessert werden.

Strukturelle Herzerkrankungen wie dilatative Kardiomyopathie oder fortgeschrittene Mitralklappenendokardiose sind mit einer ungünstigeren Prognose verbunden, da sie oft progressiv verlaufen. Hier beträgt die mittlere Überlebenszeit nach Beginn der Synkopen häufig nur 6–18 Monate trotz optimaler medikamentöser Therapie.

Bei neurokardiogenen Synkopen ist die Prognose in der Regel gut, sofern auslösende Faktoren identifiziert und vermieden werden können. Diese Patienten haben oft eine normale Lebenserwartung, mit adäquatem Management.

Die Nachsorge spielt eine entscheidende Rolle im Management von Patienten mit Synkopen. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind erforderlich, um das Ansprechen auf die Therapie zu überwachen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. Bei kardiogenen Synkopen werden in der Regel alle 3–6 Monate kardiologische Kontrollen mit EKG und bei Bedarf Echokardiografie empfohlen.

Bei Patienten mit Herzschrittmachern sind spezielle Kontrollen zur Überprüfung der Schrittmacherfunktion und Batteriekapazität notwendig. Moderne Geräte ermöglichen teilweise eine telemedizinische Überwachung.

Für Tierbesitzer ist die Dokumentation der Häufigkeit und Schwere von Synkopen-Episoden wichtig. Ein Tagebuch kann helfen, Muster zu erkennen und den Therapieerfolg zu beurteilen. Zusätzlich sollten Besitzer in der Erkennung von Warnsignalen geschult werden, die auf eine Verschlechterung hindeuten könnten.

Ausblick auf aktuelle Forschung

Die Forschung im Bereich der Synkopen bei Kleintieren entwickelt sich kontinuierlich weiter und fokussiert sich auf mehrere vielversprechende Bereiche. Aktuelle Studien untersuchen genetische Prädispositionen für kardiale Arrhythmien bei verschiedenen Hunderassen. Insbesondere bei Boxern, Dobermännern und Deutschen Schäferhunden werden genetische Marker identifiziert, die mit einem erhöhten Risiko für arrhythmogene Synkopen assoziiert sind. Diese Erkenntnisse könnten zukünftig zu gezielten genetischen Screenings führen, um gefährdete Tiere frühzeitig zu identifizieren.

Im Bereich der Diagnostik werden miniaturisierte implantierbare Langzeit-EKG-Rekorder entwickelt, die speziell für den veterinärmedizinischen Einsatz optimiert sind. Diese Geräte ermöglichen eine kontinuierliche Überwachung über Monate hinweg und können automatisch Arrhythmien erkennen und speichern. Erste klinische Studien zeigen vielversprechende Ergebnisse mit deutlich höheren Detektionsraten für intermittierende Arrhythmien im Vergleich zu konventionellen Holter-Monitoren.

Die Technologie der Implantation eines Herzschrittmachers für Kleintiere wird ebenfalls stetig verbessert. Neuere Geräte sind kleiner, langlebiger und verfügen über fortschrittlichere Programmierungsmöglichkeiten, die eine individuellere Anpassung an die Bedürfnisse des Patienten erlauben. Zudem werden drahtlose Monitoring-Systeme entwickelt, die eine telemedizinische Überwachung von Patienten mit einem Herzschrittmacher ermöglichen, wodurch Komplikationen früher erkannt werden können.

Im Bereich der Pharmakotherapie werden neue antiarrhythmische Substanzen mit günstigerem Nebenwirkungsprofil untersucht. Besonders vielversprechend sind selektive Ionenkanalblocker, die spezifisch auf bestimmte kardiale Ionenkanäle wirken und dadurch eine gezieltere antiarrhythmische Wirkung bei geringeren systemischen Nebenwirkungen erzielen könnten.

Nicht zuletzt gewinnt die interventionelle Elektrophysiologie in der Veterinärmedizin an Bedeutung. Katheterablationsverfahren zur Behandlung von fokalen Arrhythmien, die bisher hauptsächlich in der Humanmedizin eingesetzt wurden, werden zunehmend für ausgewählte veterinärmedizinische Patienten adaptiert. Erste Erfahrungsberichte zeigen ermutigende Ergebnisse bei der Behandlung supraventrikulärer Tachykardien bei Hunden.

Diese Forschungsansätze versprechen in den kommenden Jahren bedeutende Fortschritte im Verständnis, der Diagnose und der Behandlung von Synkopen bei Hunden und Katzen, was letztlich zu einer verbesserten Lebensqualität und Prognose für betroffene Tiere führen könnte.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

  1. Was ist der Unterschied zwischen einer Synkope und einem epileptischen Anfall bei meinem Haustier?
    Bei einer Synkope kommt es zu einem kurzen Bewusstseinsverlust ohne Krampfaktivität, gefolgt von einer sofortigen vollständigen Erholung. Ein epileptischer Anfall zeigt typischerweise Krampfaktivität (Zuckungen, Kaubewegungen), oft Urin- oder Kotabsatz und eine anschließende Phase der Verwirrtheit (postiktale Phase).
  2. Sind bestimmte Hunderassen besonders anfällig für Synkopen?
    Ja, bestimmte Rassen haben ein erhöhtes Risiko. Brachyzephale Rassen (Möpse, Bulldoggen) aufgrund ihrer Atemwegsprobleme, Dobermänner und Boxer wegen prädisponierender Herzerkrankungen sowie Cavalier King Charles Spaniels aufgrund häufiger Mitralklappenerkrankungen sind besonders gefährdet.
  3. Kann eine einmalige Synkope ein Notfall sein, oder sollte ich abwarten?
    Jede erste Synkope sollte als Notfall betrachtet werden und eine zeitnahe tierärztliche Untersuchung nach sich ziehen. Auch wenn das Tier sich schnell erholt, kann eine potenziell lebensbedrohliche Grunderkrankung vorliegen.
  4. Wie kann ich als Tierbesitzer zwischen einer Synkope und einfachem Stolpern oder Ausrutschen unterscheiden?
    Bei einer Synkope verliert das Tier vollständig das Bewusstsein und reagiert kurzzeitig nicht auf Ansprache oder Berührung. Beim Stolpern oder Ausrutschen bleibt das Tier bei Bewusstsein und reagiert normal auf seine Umgebung.
  5. Kann eine Synkope durch Stress oder Aufregung ausgelöst werden?
    Ja, besonders neurokardiogene (vasovagale) Synkopen können durch emotionalen Stress, Angst oder Aufregung ausgelöst werden. Auch bei Tieren mit Herzerkrankungen kann Stress zu einer Verschlechterung der Herzfunktion und damit zu Synkopen führen.
  6. Welche Erste-Hilfe-Maßnahmen sollte ich ergreifen, wenn mein Tier eine Synkope erleidet?
    Legen Sie Ihr Tier auf die rechte Seite, sorgen Sie für freie Atemwege (Kopf leicht strecken, Zunge vorsichtig nach vorn ziehen), halten Sie es warm und ruhig. Vermeiden Sie hektische Bewegungen und transportieren Sie das Tier nach Erholung behutsam zum Tierarzt.
  7. Kann ein Tier mit wiederkehrenden Synkopen ein normales Leben führen?
    Mit entsprechender Diagnose und Behandlung können viele Tiere ein gutes Leben führen. Die Prognose hängt von der Grunderkrankung ab. Anpassungen im Alltag (z.B. Vermeidung von Überanstrengung, Stress) können notwendig sein.
  8. Sind Herzschrittmacher für Haustiere eine realistische Option?
    Ja, Herzschrittmacher werden erfolgreich bei Hunden und seltener bei Katzen eingesetzt. Die Technologie wurde für Kleintiere adaptiert und zeigt gute Langzeitergebnisse. Diese Option ist allerdings nur in spezialisierten Zentren verfügbar und mit erheblichen Kosten verbunden.
  9. Wie unterscheiden sich Synkopen bei Katzen von denen bei Hunden?
    Synkopen sind bei Katzen generell viel seltener als bei Hunden. Wenn sie auftreten, sind sie häufiger mit schweren strukturellen Herzerkrankungen wie hypertropher Kardiomyopathie verbunden. Die klinische Präsentation ist ähnlich, jedoch kann die Diagnose bei Katzen aufgrund ihres verborgeneren Verhaltens schwieriger sein.
  10. Können Nahrungsergänzungsmittel oder spezielle Diäten Synkopen vorbeugen?
    Bei primär kardiogenen Synkopen gibt es keine spezifischen Nahrungsergänzungsmittel zur Prävention. Bei Herzerkrankungen können jedoch natriumreduzierte Diäten und bestimmte Ergänzungsmittel (z. B. Taurin, Omega-3-Fettsäuren) unterstützend wirken. Die Grundbehandlung sollte jedoch immer medikamentös erfolgen.

Literatur

  • Sigrist, N.: Notfallmedizin für Hund und Katze. Enke, 2017
  • Rose, A. u. S. Resch: Die Synkope. Was ist los, wenn der Hund umfällt? Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG, 12(02): 20–23, 2016
  • Killich, M. (Hrsg.): Kleintierkardiologie, Diagnose und Therapie von Herzerkrankungen bei Hund, Katze und Heimtieren, Teil 2 Diagnostik. Thieme Verlagsgruppe, Stuttgart, New York, Delhi, 2019, DOI: 10.1055/b-0038-163915
  • Löwe, G. und Löwe, O. (2021). Notfälle bei Hund und Katze – Ein tierärztlicher Ratgeber. Kynos-Verlag. 208 S.
  •  doi:10.2460/javma.253.11.1409
  • Pariaut R, Santilli RA, Moïse NS. Advances in the management of atrial fibrillation in dogs. Journal of Veterinary Cardiology. 2021;33:7-20.
  • Sanders RA, Kurosawa TA, Sist MD. Ambulatory electrocardiographic evaluation of the occurrence of arrhythmias in healthy Doberman Pinschers with echocardiographically normal hearts. Journal of the American Veterinary Medical Association. 2018;253(1):98-102. doi:10.2460/javma.253.1.98
  • Estrada AH, Maisenbacher HW, Prosek R. Evaluation of pacemaker implantation in dogs with high-grade atrioventricular block. Journal of Veterinary Cardiology. 2020;32:48-58. doi:10.1016/j.jvc.2020.10.004
Inhalt
Download/Drucken