Blutung aus der Nase

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Nasenbluten (Epistaxis) bezeichnet, ist das Austreten von Blut aus den Nasenlöchern oder dem Nasenraum. Anders als beim Menschen stellt Nasenbluten bei Hunden und Katzen ein selteneres, aber meist ernsteres Symptom dar. Die anatomische Besonderheit der Nasenhöhle bei Haustieren bedingt eine reichhaltige Blutversorgung durch zahlreiche Gefäße, die bei Verletzungen oder Erkrankungen zu teils erheblichen Blutungen führen können. Die Nasenschleimhaut ist besonders empfindlich und gut durchblutet, was sie anfällig für Blutungen macht. Bei Hunden und Katzen kann das Nasenbluten einseitig oder beidseitig auftreten und variiert in seiner Intensität von leichtem Sickern bis zu massiven, lebensbedrohlichen Blutungen. Die Blutung kann aus dem vorderen Nasenbereich (anteriore Epistaxis) oder aus dem hinteren Nasenraum (posteriore Epistaxis) stammen, wobei letztere oft schwerwiegender ist, da Blut in den Rachenraum fließen und zu Atembeschwerden führen kann.

Ursachen

Die Ursachen für Nasenbluten bei Haustieren sind vielfältig und lassen sich in lokale und systemische Faktoren unterteilen. Zu den lokalen Ursachen zählen Fremdkörper in der Nase, die durch Schnüffeln aufgenommen werden können, wie Grashalme, kleine Zweige oder Samen. Traumatische Verletzungen durch Stürze, Unfälle oder Kämpfe mit anderen Tieren können ebenfalls zu Nasenbluten führen. Entzündungen der Nasenschleimhaut (Rhinitis) oder der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) stellen weitere häufige lokale Ursachen dar.

Bei Hunden sind Pilzinfektionen, insbesondere die Aspergillose, eine wichtige Ursache für chronisches Nasenbluten. Diese Infektion betrifft vor allem langnasige Rassen und kann die Nasenschleimhaut erheblich schädigen. Bei Katzen hingegen sind Infektionen mit dem Erreger Cryptococcus neoformans häufiger anzutreffen.

Tumore im Nasen- und Rachenraum gehören zu den ernsteren Ursachen und treten besonders bei älteren Tieren auf. Bei Hunden sind etwa 80% der Nasentumoren bösartig, während bei Katzen Lymphome häufiger vorkommen.

Zu den systemischen Ursachen zählen Gerinnungsstörungen, die angeboren sein können (wie die Von-Willebrand-Erkrankung bei bestimmten Hunderassen) oder erworben (durch Vergiftungen mit gerinnungshemmenden Substanzen wie Rattengift). Auch Lebererkrankungen können zu Gerinnungsstörungen führen, da die Leber für die Produktion von Gerinnungsfaktoren verantwortlich ist. Bluthochdruck, besonders bei älteren Katzen mit Nierenerkrankungen, kann ebenfalls Nasenbluten verursachen.

Rassenspezifische Prädispositionen spielen eine Rolle: Brachyzephale (kurzköpfige) Rassen wie Möpse oder Bulldoggen leiden häufiger unter anatomischen Besonderheiten, die zu Nasenbluten führen können, während bestimmte Collierassen genetisch bedingte Gerinnungsstörungen aufweisen können.

Symptome

Das offensichtlichste Symptom ist das Austreten von Blut aus einem oder beiden Nasenlöchern. Die Blutung kann tropfend, rinnend oder spritzend sein, abhängig von der Schwere und dem Ursprung der Blutung. Begleitend können Niesen, Nasenausfluss oder Reiben der Nase an Gegenständen auftreten. Bei stärkeren Blutungen oder wenn Blut in den Rachen fließt, kann es zu Würgen, Husten oder Schlucken des Blutes kommen, was zu blutigem Erbrechen führen kann.

Tiere mit Nasenbluten zeigen oft Verhaltensänderungen wie Unruhe, Ängstlichkeit oder Lethargie. Bei massivem Blutverlust können Anzeichen von Schock auftreten: blasse Schleimhäute, erhöhte Herzfrequenz, flache Atmung und Schwäche bis hin zum Kollaps. Chronisches Nasenbluten kann zu Blutarmut (Anämie) führen, erkennbar an Müdigkeit, verminderter Leistungsfähigkeit und blassen Schleimhäuten.

Bei Nasentumoren oder chronischen Entzündungen können zusätzliche Symptome wie einseitige Gesichtsschwellung, Deformation des Nasenrückens, Augenausfluss oder neurologische Symptome durch Druckausübung auf das Gehirn auftreten. Atembeschwerden sind ein besonders alarmierendes Symptom, das sofortige tierärztliche Hilfe erfordert.

Erste Hilfe

  • Halten Sie Ihr Tier ruhig.
  • Heben Sie nicht den Kopf an. Es ist nicht anzustreben, dass das Blut nach hinten in den Rachen läuft.
  • Manipulationen wie Kühlung sind aufgrund der Beunruhigung des Tieres oft eher ungünstig.

Weitere tieräztliche Maßnahmen

Die Behandlung von Nasenbluten richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache und der Schwere der Blutung. Bei akutem Nasenbluten steht zunächst die Stabilisierung des Patienten im Vordergrund. Dazu gehören Ruhe, leichte Kühlung der Nasenregion und eine leicht abgesenkte Kopfhaltung, um das Abfließen des Blutes zu erleichtern und ein Verschlucken zu vermeiden. Bei starken Blutungen kann eine stationäre Aufnahme mit intravenöser Flüssigkeitstherapie und gegebenenfalls Bluttransfusionen notwendig sein.

Lokale Ursachen erfordern spezifische Behandlungen: Fremdkörper werden unter Sedierung oder Narkose entfernt, wobei die Rhinoskopie oft hilfreich ist. Bei bakteriellen Infektionen kommen Antibiotika zum Einsatz, deren Auswahl idealerweise auf einem Antibiogramm basiert. Pilzinfektionen wie die Aspergillose erfordern eine langfristige antimykotische Therapie, die systemisch oder lokal durch Spülungen der Nasenhöhle erfolgen kann.

Tumoren stellen eine besondere Herausforderung dar. Die Therapieoptionen umfassen chirurgische Entfernung, Strahlentherapie und in manchen Fällen Chemotherapie. Die Wahl hängt von der Art des Tumors, seiner Lokalisation und dem Allgemeinzustand des Tieres ab. Bei inoperablen Tumoren kann eine palliative Bestrahlung zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen.

Bei systemischen Ursachen wie Gerinnungsstörungen ist die Behandlung der Grunderkrankung entscheidend. Bei Vergiftungen mit Antikoagulanzien wird Vitamin K als Gegenmittel verabreicht. Lebererkrankungen erfordern eine umfassende Therapie, die Medikamente, Diät und unterstützende Maßnahmen einschließt. Bluthochdruck wird mit blutdrucksenkenden Medikamenten wie ACE-Hemmern behandelt.

In schweren Fällen können blutstillende Medikamente wie Tranexamsäure oder Etamsylat eingesetzt werden. Bei therapieresistenten Blutungen kann eine Tamponade der Nasenhöhle oder in seltenen Fällen ein chirurgischer Eingriff zur Unterbindung blutender Gefäße notwendig sein.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

  1. Was sind häufige Ursachen für Nasenbluten bei Hunden und Katzen?
    Ursachen können Fremdkörper, Trauma, Infektionen, Tumoren, Gerinnungsstörungen oder Bluthochdruck sein.
  2. Welche ersten Maßnahmen kann ich bei Nasenbluten ergreifen?
    Den Kopf des Tieres leicht nach unten halten, um ein Verschlucken von Blut zu vermeiden, und einen kühlen Umschlag auf die Nasenpartie legen. Das Tier soll möglichst ruhig gehalten werden.
  3. Wann sollte ich zum Tierarzt?
    Wenn die Blutung stark oder anhaltend ist (länger als ein paar Minuten), Begleitsymptome auftreten (z. B. Atemnot, Schwäche) oder die Blutungen wiederholt vorkommen.
  4. Wie wird Nasenbluten diagnostisch abgeklärt?
    Der Tierarzt kann mithilfe von Endoskopie, Röntgenaufnahmen, Blutuntersuchungen oder CT/MRT nach Ursachen suchen. Eine genaue Anamnese hilft, die richtige Diagnose zu stellen.
  5. Wie erfolgt die Behandlung?
    Die Therapie richtet sich nach der Ursache: Bei Fremdkörpern wird dieser entfernt, Infektionen werden medikamentös behandelt, Gerinnungsstörungen erfordern ggf. spezielle Medikamente oder Transfusionen.

Literatur

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