Zeckenbiss

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Zecken sind blutsaugende Parasiten aus der Klasse der Spinnentiere (Arachnida) und gehören zur Ordnung der Milben (Acari). Sie sind obligate Ektoparasiten, die temporär auf ihren Wirtstieren leben und sich von deren Blut ernähren. Für Hunde und Katzen stellen Zecken nicht nur eine lokale Belästigung dar, sondern fungieren vor allem als Überträger verschiedener Krankheitserreger, die schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben können.

In Deutschland sind verschiedene Zeckenarten verbreitet, wobei der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) die häufigste Art darstellt. Weitere relevante Arten sind die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus), die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) und zunehmend auch die Reliktzecke (Haemaphysalis concinna). Der Lebenszyklus einer Zecke umfasst vier Entwicklungsstadien: Ei, Larve, Nymphe und adulte Zecke. In jedem Stadium nach dem Ei benötigt die Zecke eine Blutmahlzeit, um sich weiterzuentwickeln.

Die Aktivität der Zecken ist stark temperatur- und feuchtigkeitsabhängig. Während der Gemeine Holzbock hauptsächlich von März bis Oktober aktiv ist, mit Aktivitätsspitzen im Frühjahr und Herbst, kann die Auwaldzecke bereits bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt aktiv werden. Der Klimawandel führt zunehmend zu einer Ausweitung der Aktivitätsperioden und einer Veränderung der geografischen Verbreitung verschiedener Zeckenarten.

 

Das Wichtigste auf einen Blick

Zecken stellen für Hunde und Katzen eine bedeutende gesundheitliche Bedrohung dar, nicht primär durch den Blutverlust, sondern vor allem als Überträger verschiedener Krankheitserreger. In Deutschland sind mehrere Zeckenarten verbreitet, wobei der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) am häufigsten vorkommt und hauptsächlich Borrelien überträgt. Weitere relevante Arten sind die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) als Überträger der Babesiose und die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus), die unter anderem Ehrlichien übertragen kann.

Die durch Zecken übertragenen Haupterkrankungen bei Haustieren sind Borreliose, Anaplasmose und Babesiose. Die Symptome dieser Erkrankungen sind oft unspezifisch und können Fieber, Lethargie, Appetitlosigkeit und Lahmheiten umfassen. Bei der Borreliose sind wechselnde Lahmheiten und Gelenksschwellungen charakteristisch, während die Babesiose durch Anämie und Gelbsucht gekennzeichnet ist.

Die Diagnose erfolgt durch eine Kombination aus klinischer Untersuchung, Anamnese und spezifischen Laboruntersuchungen wie serologischen Tests, PCR und Blutbildanalysen. Die Therapie richtet sich nach der spezifischen Infektion, wobei Borreliose und Anaplasmose mit Antibiotika (vorwiegend Doxycyclin) und Babesiose mit antiprotozoischen Wirkstoffen behandelt werden.

Die Prognose ist bei frühzeitiger Erkennung und adäquater Behandlung meist gut, jedoch können bei verzögerter Therapie chronische Schäden zurückbleiben. Besonders wichtig ist die Prävention durch regelmäßige Anwendung von Zeckenschutzmitteln, tägliches Absuchen des Fells und in bestimmten Fällen Impfungen gegen zeckenübertragene Erkrankungen.

Ein tägliches Absuchen des Felles, auch bei Katzen mit Freigang, schränkt die Gefahr des Auftretens einer Borreliose deutlich ein. Bei der Entfernung von Zecken sollte auf korrektes Vorgehen geachtet werden: Die Zecke sollte mit einer Zeckenzange oder -karte hautnah gefasst und mit einem leichten Zug entfernt werden, ohne sie zu quetschen oder zu drehen, um die Übertragung von Erregern zu minimieren.

Der Klimawandel führt zu einer Ausweitung der Aktivitätsperioden und geografischen Verbreitung von Zecken, was das Risiko zeckenübertragener Erkrankungen erhöht. Daher gewinnen präventive Maßnahmen und das Bewusstsein für diese Erkrankungen zunehmend an Bedeutung.

Ursachen

Zeckenbefall bei Haustieren erfolgt in der Regel durch den Aufenthalt in zeckenreichen Habitaten. Zecken bevorzugen feuchte, schattige Bereiche mit dichter Vegetation wie Waldränder, hohes Gras, Gebüsche und Unterholz. Sie lauern auf Grashalmen oder niedrigen Büschen und werden durch Kohlendioxid, Körperwärme und Bewegung angelockt.

In Deutschland sind verschiedene Zeckenarten heimisch und teilweise weit verbreitet. Der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) ist die häufigste Art und kann verschiedene Krankheitserreger übertragen, insbesondere Borrelien. Die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) ist Überträger der Babesiose, einer gefährlichen Erkrankung vorwiegend für Hunde. Die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) kann besonders in wärmeren Regionen und in beheizten Innenräumen ganzjährig aktiv sein und überträgt unter anderem Ehrlichien.

Die Übertragung von Krankheitserregern erfolgt durch den Speichel der Zecke während des Saugaktes. Entgegen der verbreiteten Annahme, dass eine Übertragung erst nach 24 Stunden stattfindet, können manche Erreger wie bestimmte Borrelien-Arten bereits nach wenigen Stunden übertragen werden. Andere Erreger wie Babesien können sogar unmittelbar nach dem Stich in den Wirt gelangen.

Bestimmte Faktoren erhöhen das Risiko eines Zeckenbefalls: häufiger Aufenthalt in Wäldern oder Wiesen, langes oder dichtes Fell, eingeschränkte Fellpflege (besonders bei älteren oder kranken Tieren) sowie bestimmte Aktivitäten wie Jagd oder Freilauf in ländlichen Gebieten. Auch die Jahreszeit spielt eine entscheidende Rolle, wobei das Risiko in den wärmeren Monaten generell höher ist, jedoch durch den Klimawandel zunehmend auch in den Wintermonaten Zeckenaktivität beobachtet wird.

Symptome

• Erste Symptome nach einem Zeckenbiss sind Juckreiz und lokale Rötung
• Hat eine Borrelieninfektion stattgefunden, treten nach 1 bis 4 Wochen unspezifische Beschwerden auf
• Abgeschlagenheit
• Appetitlosigkeit
• Geschwollene Gelenke
• Lahmheiten, teilweise wechselnd
• Leichtes Fieber
• Lymphknotenschwellung
• Nierenentzündung möglich

Die Symptomatik nach einem Zeckenbiss kann sehr vielfältig sein und hängt maßgeblich davon ab, ob Krankheitserreger übertragen wurden. Direkt nach einem Zeckenbiss sind die Symptome meist mild und lokal begrenzt:

Erste Symptome nach einem Zeckenbiss sind typischerweise Juckreiz und eine lokale Rötung an der Bissstelle. Gelegentlich kann sich eine kleine Schwellung bilden, die jedoch in der Regel innerhalb weniger Tage abklingt. Bei manchen Tieren entsteht an der Einstichstelle eine kleine Kruste oder ein Schorf.

Wesentlich bedeutsamer sind die Symptome, die durch übertragene Krankheitserreger verursacht werden. Hat eine Borrelieninfektion stattgefunden, treten nach einer Inkubationszeit von 1 bis 4 Wochen häufig unspezifische Beschwerden auf. Diese umfassen Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit und leichtes Fieber. Charakteristisch sind zudem geschwollene Gelenke und wechselnde Lahmheiten, die oft von einer Gliedmaße zur anderen wandern können. Eine Lymphknotenschwellung ist ebenfalls häufig zu beobachten. In fortgeschrittenen Fällen kann es zu einer Nierenentzündung kommen, die besonders bei Hunden schwerwiegende Folgen haben kann.

Bei einer Anaplasmose zeigen die betroffenen Tiere häufig hohes Fieber, Lethargie, Appetitlosigkeit und Gelenkschmerzen. Laboruntersuchungen weisen oft auf eine Thrombozytopenie (verminderte Anzahl an Blutplättchen) hin, die zu erhöhter Blutungsneigung führen kann.

Die Babesiose, vorwiegend bei Hunden relevant, äußert sich durch hohes Fieber, Anämie, Gelbsucht und dunkel gefärbten Urin aufgrund der Zerstörung roter Blutkörperchen. Unbehandelt kann sie rasch zu einem lebensbedrohlichen Zustand führen.

Bei Katzen verlaufen zeckenübertragene Erkrankungen oft subtiler. Sie können Appetitlosigkeit, Lethargie und unspezifische Symptome wie erhöhte Körpertemperatur zeigen. Manche infizierte Katzen bleiben sogar völlig symptomlos, können aber dennoch Langzeitschäden entwickeln.

Erste Hilfe

• Ein tägliches Absuchen des Felles, auch bei Katzen, wenn die Tiere Freigang haben, schränkt die Gefahr des Auftretens einer Borreliose deutlich ein (Abb).
• Ziehen Sie die Zecke einfach mit der Hand oder einer Pinzette mit einem kleinen Ruck heraus. Erfassen Sie möglichst dicht an der Haut Ihres Tieres die Zecke.
• Drehen oder quetschen Sie die Zecke nicht.
• Auch das Auftragen von Öl, damit die Zecke von allein abfällt, ist nicht zu empfehlen.
• Alle unnötigen Manipulationen können dazu führen, dass vermehrt Speichel der Zecke in Ihr Tier gelangt und damit die Gefahr einer Infektion steigt.
• Gelingt es Ihnen nicht, die Zecke zu entfernen, stellen Sie Ihr Tier einem Tierarzt vor.
Wenn Sie die Zecke entfernen konnten und sich dennoch in den nächsten Tagen an der Bissstelle eine Entzündung zeigt, stellen Sie Ihr Tier einem Tierarzt vor.
Wenn Sie sich mit Ihrem Tier viel im Wald aufhalten oder Ihr Tier zur Jagd einsetzen, ist eventuell eine Schutzimpfung gegen die von Zecken übertragenen Erkrankungen sinnvoll.
Wenn Sie wegen unklarer Krankheitszeichen bei Ihrem Tier einen Tierarzt aufsuchen und an Ihrem Tier in letzter Zeit häufiger Zecken bemerkt haben, teilen Sie das Ihrem Tierarzt mit.

Diagnose

Die Diagnose von zeckenbedingten Erkrankungen bei Hunden und Katzen erfordert einen systematischen Ansatz, der klinische Untersuchung, Anamnese und spezifische Laboruntersuchungen kombiniert.

Zunächst erfolgt eine gründliche klinische Untersuchung des Tieres, bei der besonders auf Anzeichen wie Lahmheit, Gelenksschwellungen, Fieber und Lymphknotenvergrößerungen geachtet wird. Die Anamnese spielt eine entscheidende Rolle – Informationen über kürzliche Zeckenbisse, Aufenthalte in Risikogebieten und das zeitliche Auftreten der Symptome liefern wichtige diagnostische Hinweise. Wenn Sie wegen unklarer Krankheitszeichen bei Ihrem Tier einen Tierarzt aufsuchen und an Ihrem Tier in letzter Zeit häufiger Zecken bemerkt haben, teilen Sie das Ihrem Tierarzt unbedingt mit.

Für den spezifischen Nachweis zeckenübertragener Erreger stehen verschiedene Laboruntersuchungen zur Verfügung:

Bei Verdacht auf Borreliose werden serologische Tests durchgeführt, um Antikörper gegen Borrelien nachzuweisen. Hierbei ist zu beachten, dass ein positiver Antikörpernachweis auch auf eine zurückliegende Infektion oder Impfung hindeuten kann. Daher werden oft zweistufige Testverfahren angewendet: zunächst ein ELISA (Enzyme-linked Immunosorbent Assay) und bei positivem Ergebnis ein spezifischerer Western-Blot-Test. Tests im Blut oder Gehirnwasser (Liquor) ermöglichen einen sicheren Nachweis des Erregers.

Für den direkten Erregernachweis wird die PCR (Polymerase-Kettenreaktion) eingesetzt, die Erreger-DNA in Blut-, Gewebe- oder Gelenkspunktaten nachweisen kann. Diese Methode ist besonders in frühen Infektionsstadien wertvoll, wenn noch keine Antikörper gebildet wurden.

Bei Verdacht auf Anaplasmose oder Babesiose werden Blutausstriche mikroskopisch untersucht, um die Erreger direkt in den Blutzellen nachzuweisen. Ergänzend können serologische Tests und PCR-Untersuchungen durchgeführt werden.

Ein Blutbild und blutchemische Untersuchungen liefern wichtige Informationen über Organfunktionen und können charakteristische Veränderungen wie Thrombozytopenie bei Anaplasmose oder Anämie bei Babesiose aufzeigen.

Bei neurologischen Symptomen kann eine Untersuchung des Liquor cerebrospinalis notwendig sein, um eine Beteiligung des Nervensystems zu beurteilen.

Die diagnostische Herausforderung liegt oft in der Unterscheidung zwischen einer aktiven Infektion und einer durchgemachten Erkrankung oder Impfreaktion. Daher ist die Interpretation der Laborergebnisse stets im Kontext der klinischen Symptome und der Anamnese vorzunehmen.

Weitere tieräztliche Maßnahmen

Borreliose wird durch ein Bakterium verursacht, das durch Zecken übertragen werden kann. Die Symptome sind häufig unspezifisch wie Fieber, Appetitlosigkeit, Bewegungsunlust und wechselnde Lahmheiten. Vorrangig betroffen sind die Gelenke und das Nervensystem.

In seltenen Fällen kann es zu einer Schädigung der Nieren und zu einer Entzündung des Herzmuskels kommen. Tests im Blut oder Gehirnwasser (Liquor) ermöglichen einen sicheren Nachweis des Erregers. Der Nachweis von Antikörpern könnte auch auf eine zurückliegende Erkrankung hinweisen, sodass bei diesen Tests auch das klinische Bild berücksichtigt werden muss.

Eine spezifische antibiotische Therapie führt zur Abtötung des Erregers. Sie muss über 4 Wochen konsequent durchgeführt werden. Unbehandelt kann sich eine chronische Erkrankung entwickeln.

Ergänzungen

Die Behandlung von zeckenbedingten Erkrankungen richtet sich nach der spezifischen Infektion und dem klinischen Zustand des Tieres. Grundsätzlich gilt: Je früher die Therapie beginnt, desto besser sind die Heilungschancen.

Bei einer nachgewiesenen Borreliose ist eine antibiotische Therapie über einen längeren Zeitraum erforderlich. Doxycyclin ist das Mittel der ersten Wahl und wird in der Regel über 4 Wochen verabreicht. Dieses Antibiotikum ist besonders wirksam gegen Borrelien und kann auch die Blut-Hirn-Schranke überwinden, was bei neurologischen Manifestationen wichtig ist. Alternativ können bei Unverträglichkeiten oder bei trächtigen Tieren Amoxicillin oder Cephalosporine eingesetzt werden. Die antibiotische Behandlung muss konsequent durchgeführt werden, um einen Rückfall zu vermeiden.

Bei der Anaplasmose kommt ebenfalls Doxycyclin zum Einsatz, allerdings in der Regel über einen kürzeren Zeitraum von 2 bis 3 Wochen. Die Symptome bessern sich meist innerhalb weniger Tage nach Therapiebeginn.

Die Behandlung der Babesiose erfordert spezifische antiprotozoische Wirkstoffe wie Imidocarb oder Diminazen. Diese werden als Injektionen verabreicht und können je nach Schweregrad der Erkrankung wiederholt werden müssen. Bei schweren Fällen mit ausgeprägter Anämie kann eine Bluttransfusion notwendig sein.

Begleitend zur spezifischen Therapie werden symptomatische Maßnahmen eingeleitet. Bei Fieber und Schmerzen kommen nichtsteroidale Antiphlogistika zum Einsatz. Bei Dehydratation ist eine Infusionstherapie angezeigt. Gelenkentzündungen können durch Ruhigstellung und entzündungshemmende Medikamente behandelt werden.

Bei schweren Verläufen, insbesondere wenn Organe wie Nieren oder Herz betroffen sind, kann eine intensivmedizinische Betreuung erforderlich sein. Bei einer Nierenbeteiligung im Rahmen einer Borreliose kann eine spezifische nephroprotektive Therapie mit ACE-Hemmern und einer angepassten Diät notwendig werden.

Während der Behandlung sollten regelmäßige Kontrolluntersuchungen erfolgen, um den Therapieerfolg zu überwachen und gegebenenfalls die Behandlung anzupassen. Laborkontrollen sind besonders wichtig, um die Organfunktionen zu überwachen und mögliche Nebenwirkungen der Medikamente frühzeitig zu erkennen.

Prognose und Nachsorge

Die Prognose bei zeckenbedingten Erkrankungen hängt maßgeblich vom Zeitpunkt der Diagnosestellung, dem Erregertyp und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Tieres ab. Bei frühzeitiger Erkennung und adäquater Behandlung ist die Prognose für die meisten zeckenübertragenen Erkrankungen gut.

Bei der Borreliose ist die Prognose bei rechtzeitiger antibiotischer Behandlung in der Regel günstig. Die klinischen Symptome bessern sich größtenteils innerhalb von 24–48 Stunden nach Therapiebeginn. Allerdings können bei einer verzögerten Behandlung chronische Schäden an Gelenken, Nieren oder dem Nervensystem zurückbleiben. Insbesondere die Lyme-Nephritis bei Hunden kann trotz Therapie einen progressiven Verlauf nehmen und zu irreversiblen Nierenschäden führen.

Die Anaplasmose spricht in der Regel gut auf die Therapie an, und die meisten Tiere erholen sich vollständig. Die Thrombozytenzahl normalisiert sich üblicherweise innerhalb von 1–2 Wochen nach Therapiebeginn.

Bei der Babesiose ist die Prognose abhängig vom Schweregrad der Erkrankung zum Zeitpunkt der Diagnose. Frühzeitig behandelte Fälle haben eine gute Prognose, während schwere Verläufe mit Multiorganversagen trotz intensiver Therapie lebensbedrohlich sein können.

Die Nachsorge nach zeckenbedingten Erkrankungen umfasst mehrere Aspekte:

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind notwendig, um den Therapieerfolg zu überwachen. Diese sollten klinische Untersuchungen und bei Bedarf Laborkontrollen beinhalten. Bei der Borreliose werden oft Kontrolluntersuchungen nach 4 Wochen, 3 Monaten und 6 Monaten empfohlen.

Eine langfristige Überwachung der Organfunktionen ist besonders bei Tieren wichtig, die eine schwere Erkrankung durchgemacht haben. Bei Hunden mit Lyme-Nephritis sind regelmäßige Nierenfunktionstests und Urinuntersuchungen angezeigt.

Präventive Maßnahmen zur Vermeidung erneuter Zeckenbisse sind ein zentraler Bestandteil der Nachsorge. Hierzu gehören regelmäßige Anwendung von Zeckenschutzmitteln, tägliches Absuchen des Fells und das Meiden von zeckenreichen Gebieten zu Hauptaktivitätszeiten.

Bei Tieren, die eine zeckenübertragene Erkrankung durchgemacht haben, ist besondere Vorsicht geboten, da keine vollständige Immunität entsteht und Reinfektionen möglich sind. Zudem können manche Erreger wie Borrelien trotz adäquater Therapie im Körper persistieren und bei Immunschwäche reaktiviert werden.

Ausblick auf aktuelle Forschung

Die Forschung zu zeckenbedingten Erkrankungen bei Haustieren ist ein dynamisches Feld mit zahlreichen aktuellen Entwicklungen. Mehrere Schwerpunkte zeichnen sich dabei ab, die das Management und die Prävention dieser Erkrankungen in Zukunft verbessern könnten.

Ein bedeutender Forschungsbereich betrifft die Entwicklung neuer Impfstoffe gegen zeckenübertragene Erreger. Während für Hunde bereits Impfstoffe gegen bestimmte Borrelien-Stämme verfügbar sind, arbeiten Wissenschaftler an Vakzinen mit breiterem Wirkungsspektrum, die mehrere Borrelien-Spezies abdecken. Zudem werden Impfstoffe gegen Anaplasmose und Babesiose entwickelt, die bisher nicht durch Impfungen verhindert werden können. Ein vielversprechender Ansatz sind „Anti-Zecken-Impfstoffe“, die nicht gegen die Erreger, sondern gegen Proteine im Zeckenspeichel gerichtet sind und so die Übertragung verschiedener Pathogene gleichzeitig verhindern könnten.

Die molekulare Diagnostik wird kontinuierlich verfeinert. Multiplex-PCR-Verfahren ermöglichen den gleichzeitigen Nachweis mehrerer Erreger in einer Probe, was besonders bei Koinfektionen relevant ist. Point-of-Care-Tests werden entwickelt, die eine schnellere Diagnose direkt in der tierärztlichen Praxis erlauben. Neue serologische Tests mit höherer Spezifität helfen, aktive Infektionen besser von durchgemachten Erkrankungen oder Impfreaktionen zu unterscheiden.

Im Bereich der Zeckenkontrolle werden neue Wirkstoffe und Formulierungen erforscht, die längere Wirkdauer, bessere Verträglichkeit und geringere Umweltauswirkungen bieten. Besonderes Augenmerk liegt auf Präparaten, die für Katzen sicher sind, da viele herkömmliche Zeckenmittel für sie toxisch sein können. Auch werden biologische Kontrollmethoden untersucht, wie natürliche Feinde von Zecken oder Pilzen, die Zecken befallen.

Die Erforschung der Übertragungsmechanismen von Krankheitserregern durch Zecken hat zu neuen Erkenntnissen geführt. Entgegen früheren Annahmen können manche Erreger bereits innerhalb weniger Stunden nach dem Zeckenbiss übertragen werden. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung einer schnellen Zeckenentfernung und einer kontinuierlichen Zeckenprophylaxe.

Epidemiologische Studien untersuchen die Ausbreitung von Zeckenarten und zeckenübertragenen Erregern durch den Klimawandel. Durch wärmere Winter und längere Vegetationsperioden verändern sich die Aktivitätsmuster und Verbreitungsgebiete von Zecken, was zu neuen Risikogebieten führt. Überwachungsprogramme und Zecken-Monitoring-Systeme helfen, diese Veränderungen zu erfassen und Präventionsstrategien anzupassen.

Die One-Health-Perspektive gewinnt zunehmend an Bedeutung, da viele zeckenübertragene Erreger sowohl Menschen als auch Tiere betreffen können. Interdisziplinäre Forschungsansätze, die Veterinärmedizin, Humanmedizin und Ökologie verbinden, versprechen ein umfassenderes Verständnis und bessere Kontrollstrategien für diese Erkrankungen.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

  1. Warum ist ein Zeckenbiss bei meinem Tier gefährlich?
    Zecken können verschiedene Krankheitserreger wie Borrelien, Anaplasmen oder Babesien übertragen. Diese können schwerwiegende Erkrankungen verursachen, die unbehandelt zu chronischen Schäden oder sogar zum Tod führen können.
  2. Wie erkenne ich einen Zeckenbiss bei meinem Haustier?
    Meist ist die Zecke selbst sichtbar, wenn sie noch am Tier saugt. Nach dem Abfallen bleibt häufig eine kleine Einstichstelle oder ein roter Punkt zurück. Manchmal entsteht eine lokale Schwellung oder Rötung.
  3. Wie entferne ich eine Zecke richtig bei meinem Hund oder meiner Katze?
    Verwenden Sie eine spezielle Zeckenzange oder -karte, greifen Sie die Zecke möglichst hautnah und ziehen Sie sie mit einem leichten Ruck heraus. Vermeiden Sie Drehen, Quetschen oder das Auftragen von Öl, da dies die Infektionsgefahr erhöht.
  4. Wann sollte ich nach einem Zeckenbiss zum Tierarzt gehen?
    Wenn Sie die Zecke nicht vollständig entfernen können, wenn sich die Bissstelle entzündet oder wenn Ihr Tier in den Wochen nach dem Biss Symptome wie Fieber, Lahmheit oder Appetitlosigkeit zeigt.
  5. Können Katzen auch an zeckenübertragenen Krankheiten leiden?
    Ja, auch Katzen können durch Zeckenbisse infiziert werden, wobei Borreliose und Anaplasmose vorkommen können. Allerdings zeigen Katzen oft weniger deutliche Symptome als Hunde.
  6. Wie kann ich mein Tier vor Zecken schützen?
    Verwenden Sie geeignete Zeckenschutzmittel (Spot-ons, Halsbänder, Tabletten), suchen Sie das Fell Ihres Tieres nach Spaziergängen gründlich ab und meiden Sie zeckenreiche Gebiete wie hohes Gras und Unterholz während der Hauptaktivitätszeiten.
  7. Ist eine Impfung gegen zeckenübertragene Krankheiten sinnvoll?
    Für Hunde gibt es Impfungen gegen bestimmte Borrelien-Stämme. Die Sinnhaftigkeit hängt vom individuellen Risiko ab. Besonders für Jagdhunde oder Tiere in Hochrisikogebieten kann eine Impfung empfehlenswert sein. Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt über die Optionen.
  8. Wie lange dauert es, bis nach einem Zeckenbiss Krankheitssymptome auftreten können?
    Die Inkubationszeit variiert je nach Erreger. Bei Borreliose treten Symptome typischerweise nach 1–4 Wochen auf, bei Anaplasmose nach 1–2 Wochen und bei Babesiose nach 10–21 Tagen.
  9. Können zeckenübertragene Krankheiten vollständig geheilt werden?
    Bei frühzeitiger Diagnose und adäquater Behandlung ist eine vollständige Heilung oft möglich. Bei verzögerter Therapie können jedoch chronische Schäden zurückbleiben, besonders bei der Borreliose.
  10. Sind bestimmte Hunde- oder Katzenrassen anfälliger für Zeckenbefall oder zeckenübertragene Krankheiten?
    Es gibt keine eindeutigen rasseabhängigen Prädispositionen für Zeckenbefall. Allerdings können langhaarige Rassen mehr Zecken beherbergen, die schwerer zu entdecken sind. Bestimmte Hunderassen wie Berner Sennenhunde, Golden Retriever und Labrador Retriever scheinen anfälliger für klinische Manifestationen der Borreliose zu sein.

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Zecke auf der Haut einer Katze