Untertemperatur (Hypothermie)

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Die Hypothermie, umgangssprachlich auch als Unterkühlung bezeichnet, ist ein pathophysiologischer Zustand, bei dem die Körperkerntemperatur unter den normalen Bereich absinkt. Bei Hunden liegt die normale Körpertemperatur zwischen 37,5 °C und 39,0 °C, bei Katzen zwischen 38,0 °C und 39,5 °C. Von einer Hypothermie spricht man, wenn die Körpertemperatur unter 37,5 °C beim Hund und unter 38,0 °C bei der Katze fällt. Die Schwere der Unterkühlung wird in drei Grade eingeteilt: leichte Hypothermie (35–37 °C), mittelschwere Hypothermie (32–35 °C) und schwere Hypothermie (unter 32 °C). Bei Temperaturen unter 28 °C besteht akute Lebensgefahr.

Die Temperaturregulation erfolgt bei Säugetieren über das Thermoregulationszentrum im Hypothalamus. Dieser steuert verschiedene physiologische Mechanismen zur Wärmeproduktion und -erhaltung. Hunde und Katzen können ihre Körpertemperatur durch Muskelzittern, Vasokonstriktion der peripheren Blutgefäße und metabolische Anpassungen regulieren. Im Vergleich zum Menschen haben sie jedoch aufgrund ihrer geringeren Körpermasse und bei manchen Rassen durch ein ungünstigeres Verhältnis von Körperoberfläche zu Körpervolumen ein höheres Risiko für Hypothermie.

Das Wichtigste auf einen Blick

Die Hypothermie bei Hunden und Katzen ist ein potenziell lebensbedrohlicher Zustand, der durch das Absinken der Körpertemperatur unter den physiologischen Normalbereich gekennzeichnet ist. Sie kann durch Umwelteinflüsse, Grunderkrankungen oder iatrogene Faktoren verursacht werden. Besonders gefährdet sind sehr junge oder alte Tiere, kleine Rassen und Tiere mit vorbestehenden Erkrankungen.

Die klinischen Symptome entwickeln sich progressiv mit sinkender Körpertemperatur und reichen von Muskelzittern und Unruhe bei leichter Hypothermie bis zu Bewusstlosigkeit, schweren Herzrhythmusstörungen und Atemstillstand bei schwerer Unterkühlung. Die Diagnose erfolgt primär durch Messung der Körpertemperatur und klinische Untersuchung, ergänzt durch weiterführende Diagnostik zur Beurteilung von Komplikationen und Grunderkrankungen.

Die Therapie basiert auf dem Prinzip der kontrollierten, langsamen Wiedererwärmung, angepasst an den Schweregrad der Hypothermie. Bei schwerer Unterkühlung ist eine intensivmedizinische Betreuung mit kontinuierlicher Überwachung der Vitalfunktionen unerlässlich. Die Prognose ist bei leichter bis mittelschwerer Hypothermie gut, verschlechtert sich jedoch mit zunehmendem Schweregrad und Dauer der Unterkühlung.

Durch präventive Maßnahmen wie angemessenen Wetterschutz, Anpassung der Aktivitäten bei kaltem Wetter und besondere Vorsicht bei Risikopatienten kann das Auftreten einer Hypothermie in vielen Fällen verhindert werden.

Ursachen

Von Untertemperatur spricht man, wenn die Körpertemperatur unter 36 Grad Celsius absinkt.
Ursächlich kann eine kalte Umgebungstemperatur sein, sodass der Körper nicht mehr in der Lage ist, durch eigene Wärmebildung seine normale Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Das kann insbesondere bei einem Aufenthalt in kaltem Wasser (Abb.), bei narkotisierten Tieren oder bei einem ausgeprägten Flüssigkeitsmangel auftreten.

Ergänzung

Die Ursachen für eine Hypothermie bei Hunden und Katzen sind vielfältig und lassen sich in umweltbedingte, medizinische und iatrogene Faktoren einteilen:

Umweltbedingte Faktoren umfassen längere Exposition gegenüber niedrigen Temperaturen, vornehmlich in Verbindung mit Nässe oder Wind. Besonders gefährlich ist der Aufenthalt in kaltem Wasser, da Wasser die Körperwärme etwa 25-mal schneller ableitet als Luft. Auch ein Einbruch ins Eis kann innerhalb kürzester Zeit zu lebensbedrohlicher Unterkühlung führen.

Zu den medizinischen Ursachen zählen schwere Allgemeinerkrankungen wie Schockzustände, Sepsis, schwere Stoffwechselstörungen (z. B. Hypoglykämie, Hypothyreose), Vergiftungen oder Hirnschädigungen, die das Thermoregulationszentrum beeinträchtigen. Auch Dehydratation kann zu einer verminderten Fähigkeit zur Wärmeregulation führen.

Iatrogene Hypothermie tritt häufig während chirurgischer Eingriffe auf. Durch die Wirkung von Anästhetika wird die Thermoregulation beeinträchtigt, zudem führen offene Körperhöhlen, kalte Infusionslösungen und die Verwendung von Desinfektionsmitteln zu erhöhtem Wärmeverlust.

Besonders gefährdet sind sehr junge oder alte Tiere, Tiere mit geringem Körpergewicht, kurzhaarige Rassen sowie Tiere mit vorbestehenden Erkrankungen, insbesondere solchen, die den Stoffwechsel oder das Herz-Kreislauf-System betreffen.

Symptome

Symptome einer Unterkühlung entwickeln sich, abgesehen von Aufenthalt in eisigem Wasser, in der Regel langsam. Diese können sein:

  • Zittern
  • Reduzierte, flache Atmung
  • Abfall der Herzfrequenz
  • Benommenheit
  • Bewusstlosigkeit

Die klinischen Anzeichen einer Hypothermie entwickeln sich progressiv mit sinkender Körpertemperatur und variieren je nach Schweregrad. Bei leichter Hypothermie (35–37 °C) zeigen die Tiere zunächst Muskelzittern als Kompensationsmechanismus zur Wärmeproduktion. Die Tiere wirken unruhig, suchen warme Plätze auf und kauern sich zusammen, um die Körperoberfläche zu verringern. Die peripheren Körperteile wie Ohren, Pfoten und Schwanz fühlen sich kühl an.

Bei mittelschwerer Hypothermie (32–35 °C) lässt das Zittern nach, da die Energiereserven erschöpft sind. Die Tiere werden zunehmend lethargisch und zeigen neurologische Symptome wie Koordinationsstörungen und verminderte Reflexe. Die Herzfrequenz sinkt, der Puls wird schwächer, und die Atmung verlangsamt sich. Die Schleimhäute erscheinen blass oder bläulich aufgrund der peripheren Vasokonstriktion und der reduzierten Sauerstoffversorgung des Gewebes.

Eine schwere Hypothermie (unter 32 °C) führt zu ausgeprägter Bewusstseinstrübung bis zum Koma. Die Muskulatur wird steif, die Pupillen reagieren kaum noch auf Licht. Die Herzfrequenz sinkt drastisch, Herzrhythmusstörungen treten auf, und es kann zu Kammerflimmern kommen. Die Atmung wird oberflächlich und unregelmäßig. In diesem Stadium besteht akute Lebensgefahr, und ohne sofortige Behandlung tritt der Tod ein.

Besonders problematisch ist, dass unterkühlte Tiere in einem scheinbar leblosen Zustand sein können, obwohl noch Lebenszeichen vorhanden sind. Daher gilt der Grundsatz: „Ein unterkühltes Tier ist erst tot, wenn es warm und tot ist.“

Erste Hilfe

  • Bringen Sie Ihr Tier in einen warmen Raum.
  • Ist das nicht möglich, schützen Sie es vor Wind und weiterer Auskühlung durch Einhüllen in eine Decke oder dergleichen.
  • Trocknen Sie das Fell.
  • Benutzen Sie zum Aufwärmen eine Wärmedecke.
  • Bei der Verwendung einer Wärmflasche oder eines Heizkissens achten Sie darauf, dass es nicht zu heiß ist.
  • Erwärmen Sie Ihr Tier nicht zu schnell, z. B. durch einen Heizstrahler oder durch ein heißes Bad.
  • Massieren Sie Ihr Tier nicht.
  • Bieten Sie warmes Wasser oder Brühe zum Trinken an. Flößen Sie aber keine Getränke ein.

Ist bei Ihrem Tier eine längere Operation in Allgemeinanästhesie notwendig, kann es zu einem Abfall der Körpertemperatur kommen.
Lassen Sie Ihr Tier nach einer Operation zur Überwachung beim Tierarzt, bis Ihr Tier bei vollem Bewusstsein ist. Dann hat sich auch die Körpertemperatur normalisiert.
Bei Untertemperatur infolge eines Flüssigkeitsmangels (Dehydratation) liegt eine behandlungsbedürftige Grundkrankheit wie Erbrechen oder Durchfall vor.
Stellen Sie Ihr Tier einem Tierarzt vor.

Diagnose

Die Diagnose einer Hypothermie basiert primär auf der Messung der Körpertemperatur mittels eines rektalen Thermometers. Dabei ist zu beachten, dass handelsübliche Thermometer oft nur bis 34 °C oder 32 °C messen; für tiefere Temperaturen werden Spezialthermometer benötigt. Bei der klinischen Untersuchung werden zudem Vitalparameter wie Herzfrequenz, Atemfrequenz, Kapillarfüllungszeit und Schleimhautfarbe erfasst.

Zur Beurteilung des Schweregrades und möglicher Komplikationen sind weiterführende Untersuchungen sinnvoll. Ein Blutbild kann Hinweise auf Infektionen oder Entzündungen geben, die möglicherweise zur Hypothermie beigetragen haben. Blutgasanalysen zeigen Störungen im Säure-Basen-Haushalt und in der Sauerstoffversorgung an. Elektrolytbestimmungen sind wichtig, da Hypothermie zu Elektrolytverschiebungen führen kann. Ein EKG dient zur Erkennung von Herzrhythmusstörungen, die bei schwerer Unterkühlung häufig auftreten.

Bei bewusstlosen Tieren mit unklarer Ursache der Hypothermie können bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder CT zum Ausschluss von Grunderkrankungen notwendig sein. Die Diagnose sollte stets die Unterscheidung zwischen primärer (umweltbedingter) und sekundärer (krankheitsbedingter) Hypothermie erfassen, da das Auswirkungen auf die Therapie und Prognose hat.

Weitere tieräztliche Maßnahmen

Ein venöser Zugang und die Sicherung der Atmung sind die ersten Maßnahmen.
Die Wiedererwärmung muss allmählich erfolgen, da ansonsten die Gefahr von Kammerflimmern droht. Eine ausreichende Flüssigkeitstherapie mit vorgewärmten Infusionslösungen wirkt dem entgegen.
Abhängig von dem Grad der Unterkühlung und der sonstigen Ausgangssituation unterscheidet sich das weitere Vorgehen.
Bei sehr starker Untertemperatur (< 27 ºC) kann es zum Kammerflimmern oder zum Herzstillstand kommen, sodass eine Herzdruckmassage notwendig wird.
Die Defibrillation sollte erst durchgeführt werden, wenn mindestens eine Körpertemperatur von 30 ºC erreicht ist.

Ergänzungen

Die Behandlung der Hypothermie richtet sich nach dem Schweregrad und den Begleitumständen. Grundprinzip ist die kontrollierte, langsame Wiedererwärmung, um gefährliche Komplikationen wie das Afterdrop-Phänomen (weiteres Absinken der Kerntemperatur durch Rückfluss kalten Blutes aus der Peripherie) oder Reperfusionsschäden zu vermeiden.

Bei leichter Hypothermie (35–37 °C) genügen oft passive Wärmemaßnahmen: Das Tier wird in einen warmen Raum gebracht, mit vorgewärmten Decken umhüllt und vor Zugluft geschützt. Nasses Fell sollte vorsichtig getrocknet werden. Warme, gezuckerte Flüssigkeiten können angeboten werden, sofern das Tier bei Bewusstsein ist und schlucken kann.

Mittelschwere Hypothermie (32–35 °C) erfordert zusätzlich aktive externe Wärmezufuhr durch Wärmematten, Wärmflaschen oder Heizkissen, die mit Handtüchern umwickelt werden sollten, um direkten Kontakt zu vermeiden. Die Erwärmung sollte am Rumpf beginnen, nicht an den Extremitäten, um den Rückfluss kalten Blutes zum Herzen zu minimieren. Eine intravenöse Flüssigkeitstherapie mit auf Körpertemperatur angewärmten Infusionslösungen unterstützt die Kreislaufstabilisierung.

Bei schwerer Hypothermie (unter 32 °C) ist eine intensivmedizinische Betreuung unerlässlich. Neben den genannten Maßnahmen kommen aktive Kern-Erwärmungstechniken zum Einsatz, wie die Spülung von Körperhöhlen mit warmen Flüssigkeiten oder extrakorporale Erwärmungsverfahren. Die Wiedererwärmung sollte mit einer Rate von 0,5-2 °C pro Stunde erfolgen. Eine kontinuierliche Überwachung der Vitalfunktionen ist notwendig, da während der Aufwärmphase Herzrhythmusstörungen, Elektrolytverschiebungen und Kreislaufinstabilität auftreten können.

Begleitend können Sauerstoffgabe, Glukoseinfusionen bei Hypoglykämie und in schweren Fällen auch Medikamente zur Kreislaufstabilisierung notwendig sein. Bei Herzstillstand wird eine kardiopulmonale Reanimation durchgeführt, wobei zu beachten ist, dass bei stark unterkühlten Tieren die Defibrillation erst ab einer Körpertemperatur von über 30 °C effektiv ist.

Prognose und Nachsorge

Die Prognose bei Hypothermie hängt maßgeblich vom Schweregrad, der Dauer der Unterkühlung und eventuellen Begleiterkrankungen ab. Bei leichter bis mittelschwerer Hypothermie ohne Komplikationen ist die Prognose bei rechtzeitiger Behandlung gut bis sehr gut. Tiere erholen sich meist vollständig, ohne Folgeschäden.

Bei schwerer Hypothermie (unter 32 °C) verschlechtert sich die Prognose deutlich. Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen, Gerinnungsstörungen, Nierenversagen oder Hirnschäden können auftreten. Dennoch sind auch bei sehr niedrigen Körpertemperaturen erfolgreiche Reanimationen dokumentiert, insbesondere bei jungen, vorher gesunden Tieren.

Die Nachsorge umfasst eine sorgfältige Überwachung der Vitalfunktionen und der Körpertemperatur über 24–48 Stunden, da es zu Rückfällen kommen kann. Regelmäßige Kontrollen der Nierenfunktion, des Elektrolythaushalts und des Blutbildes sind empfehlenswert, um Folgeschäden frühzeitig zu erkennen. Bei Tieren, die eine schwere Hypothermie überlebt haben, sollten neurologische Untersuchungen durchgeführt werden, um mögliche Hirnschäden zu beurteilen.

Präventive Maßnahmen zur Vermeidung erneuter Unterkühlung müssen mit den Besitzern besprochen werden. Dazu gehören angemessener Wetterschutz, Anpassung der Aktivitäten bei kaltem Wetter und besondere Vorsichtsmaßnahmen für Risikopatienten wie alte oder kranke Tiere.

Ausblick auf aktuelle Forschung

Die Forschung im Bereich der Hypothermie bei Kleintieren konzentriert sich derzeit auf mehrere vielversprechende Bereiche. Neue Erkenntnisse zur therapeutischen Hypothermie zeigen, dass eine kontrollierte, milde Unterkühlung nach bestimmten Notfallsituationen wie Herzstillstand oder Schädel-Hirn-Trauma neuroprotektive Effekte haben kann. Diese Technik, die beim Menschen bereits etabliert ist, wird nun für den veterinärmedizinischen Einsatz adaptiert.

Innovative Wärmesysteme für die perioperative Phase werden entwickelt, um die häufig auftretende iatrogene Hypothermie während chirurgischer Eingriffe zu minimieren. Dazu gehören verbesserte Wärmematten mit präziser Temperaturregelung, Warmluftgebläse und spezielle Isolationsmaterialien, die die Körperwärme effektiver erhalten.

Im Bereich der Intensivmedizin werden neue Protokolle für die Behandlung schwerer Hypothermie erforscht, darunter optimierte Wiedererwärmungsstrategien und pharmakologische Ansätze zur Minimierung von Reperfusionsschäden. Die Entwicklung portabler Geräte zur extrakorporalen Erwärmung könnte zukünftig auch in der Veterinärmedizin Anwendung finden.

Molekularbiologische Studien untersuchen die zellulären Mechanismen der Kälteanpassung und Kälteschädigung, was zu neuen therapeutischen Ansätzen führen könnte. Biomarker zur frühzeitigen Erkennung von Organschäden nach Hypothermie werden evaluiert, um die Prognoseeinschätzung zu verbessern und gezielte Therapien zu ermöglichen.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

  1. Ab welcher Temperatur spricht man bei Hunden und Katzen von Unterkühlung?
    Bei Hunden liegt eine Hypothermie vor, wenn die Körpertemperatur unter 37,5 °C fällt, bei Katzen unter 38,0 °C.
  2. Welche Tiere sind besonders gefährdet für Unterkühlung?
    Besonders gefährdet sind sehr junge und alte Tiere, kleine Rassen mit ungünstigem Oberflächen-Volumen-Verhältnis, kurzhaarige Rassen, untergewichtige Tiere sowie Tiere mit Vorerkrankungen wie Hypothyreose oder Herzinsuffizienz.
  3. Wie kann ich die Körpertemperatur meines Tieres richtig messen?
    Die Messung erfolgt rektal mit einem digitalen Thermometer, das mindestens eine Minute im After belassen werden sollte. Das Thermometer sollte vorher mit Vaseline oder einem wasserlöslichen Gleitmittel bestrichen werden.
  4. Ist Zittern bei Kälte immer ein Zeichen für Unterkühlung?
    Nicht unbedingt. Zittern ist zunächst ein normaler Kompensationsmechanismus zur Wärmeproduktion. Wenn das Zittern jedoch anhält oder von anderen Symptomen wie Lethargie begleitet wird, kann dies auf eine Unterkühlung hindeuten.
  5. Kann ich meinem unterkühlten Tier Alkohol geben, um es zu wärmen?
    Nein, auf keinen Fall! Alkohol erweitert die peripheren Blutgefäße und kann dadurch zu einem weiteren Wärmeverlust führen. Zudem ist Alkohol für Tiere toxisch.
  6. Warum sollte ein unterkühltes Tier nicht zu schnell aufgewärmt werden?
    Zu schnelles Aufwärmen kann zum „Afterdrop“-Phänomen führen, bei dem kaltes Blut aus der Peripherie zum Herzen zurückfließt und die Kerntemperatur weiter senkt. Außerdem können Reperfusionsschäden und gefährliche Herzrhythmusstörungen auftreten.
  7. Kann eine Unterkühlung Langzeitschäden verursachen?
    Ja, insbesondere bei schwerer Hypothermie können Organschäden an Nieren, Leber, Gehirn und anderen Organen auftreten. Auch neurologische Defizite können als Folgeschäden bestehen bleiben.
  8. Wie kann ich Unterkühlung bei meinem Haustier vorbeugen?
    Durch angemessenen Wetterschutz, Anpassung der Spaziergänge bei kaltem Wetter, Verwendung von Hundebekleidung bei empfindlichen Rassen, sofortiges Abtrocknen nach Wasserkontakt und besondere Vorsicht bei Risikopatienten.
  9. Ist eine Unterkühlung während der Narkose gefährlich?
    Ja, perioperative Hypothermie kann zu verlängerten Aufwachzeiten, erhöhtem Infektionsrisiko, Gerinnungsstörungen und Herzrhythmusstörungen führen. Daher werden in der modernen Veterinärmedizin Wärmesysteme während Operationen eingesetzt.
  10. Wann muss ich mit meinem unterkühlten Tier zum Tierarzt?
    Bei jeder vermuteten Hypothermie sollte ein Tierarzt konsultiert werden. Dringend notwendig ist dies bei Körpertemperaturen unter 35°C, bei Bewusstseinstrübung, Atemproblemen oder wenn das Tier nicht auf einfache Wärmemaßnahmen anspricht.

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Ein Golden Retriever bemüht sich, aus dem kalten Wasser heraus zu kommen.