Infusionen bei Katzen, mögliche Probleme und deren Ursachen
Inhalt
Infusionen bei Katzen, mögliche Probleme und deren Ursachen
Infusionen direkt in das Blutgefäßsystem sind in der Kleintiermedizin ein unverzichtbares Instrument zur Behandlung von Austrocknung (DehydratationDehydratation oder Austrocknung tritt auf, wenn der Körper mehr Flüssigkeit verliert, als ihm zugeführt wird. Dies kann zu einer Reihe von Problemen führen, einschließlich Kopfschmerzen, Schwindel und im Extremfall zu Nierenversagen oder Kreislaufkollaps.), Elektrolytstörungen und zur Verabreichung von Medikamenten. Bei Katzen ist besondere Vorsicht geboten, da sie ein erhöhtes Risiko für eine Überwässerung (Hyperhydratation) aufweisen, was ernsthafte Komplikationen verursachen kann.
Physiologische Grundlagen des Flüssigkeitshaushalts
Der Flüssigkeitshaushalt wird durch ein komplexes Zusammenspiel von hydrostatischem (vereinfacht: Druck im Blutgefäß auf die Gefäßwand) und kolloidosmotischem Druck (vereinfacht: Druck im Blutgefäß durch enthaltene Eiweiße) sowie hormoneller Regulation aufrechterhalten. Die Nieren spielen bei der Ausscheidung von überschüssigem Wasser und Elektrolyten eine zentrale Rolle, während das Herz-Kreislauf-System für die Verteilung der Flüssigkeiten verantwortlich ist.
PathophysiologiePathophysiologie befasst sich mit den Veränderungen in den physiologischen Prozessen, die durch Krankheiten oder Verletzungen verursacht werden. Sie untersucht, wie diese Veränderungen zu den Symptomen und Anzeichen einer Krankheit führen. der Überwässerung
• Volumenüberlastung und erhöhter hydrostatischer Druck
Eine übermäßige Zufuhr von Flüssigkeit erhöht das Volumen im Blutgefäßsystem (intravasales Volumen). Dies führt zu einem Anstieg des hydrostatischen Drucks in den kleinen Blutgefäßen im Gewebe, wodurch Flüssigkeit aus den Gefäßen heraus ins Gewebe filtriert wird. Das Ergebnis sind Ödeme, potenziell auch ein lebensbedrohliches Lungenödem.
Symptome: Atembeschwerden, Hecheln, feuchte Rasselgeräusche.
• Beeinträchtigte kardiale Funktion
Katzen haben eine relativ geringe funktionelle Reserve des Herz-Kreislauf-Systems. Eine akute Volumenüberlastung kann zu einer Überforderung (DekompensationDekompensation beschreibt den Zustand, in dem ein zuvor stabiles System (z.B. Herz, Leber, Nieren) seine Funktion nicht länger aufrechterhalten kann und Symptome der Funktionsstörung auftreten. Es ist oft ein Zeichen einer fortgeschrittenen Erkrankung.) des Herzens führen. Die daraus resultierende Herzschwäche (Herzinsuffizienz) verschlimmert die Flüssigkeitsansammlung im Gewebe oder in Körperhöhlen wie dem Bauchraum.
Die Herzschwäche ihrerseits führt zu einem weiteren Druckanstieg in den großen venösen Blutgefäßen, was wiederum die Gefahr eines Lungenödems erhöht.
Symptome: Erhöhte Herzfrequenz, allgemeine Schwäche, Verstärkung der gestörten Lungenfunktion.
• Reduzierter kolloidosmotischer Druck
Bei schlecht fressenden Katzen kann es leicht zu einem Eiweißmangel im Blut (HypoproteinämieHypoproteinämie ist ein Zustand, bei dem ein abnorm niedriger Proteingehalt (Eiweißgehalt) im Blut vorliegt, was zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen wie Ödeme und beeinträchtigter Wundheilung führen kann. Mögliche Ursachen sind mangelnde Aufnahme, erhöhter Verbrauch oder gestörte Synthese.) kommen, der den kolloidosmotischen Druck im Blut reduziert. Auch dies fördert die Flüssigkeitsverschiebung aus dem Blutgefäßsystem ins Gewebe.
Symptome: Durchfall und Erbrechen aufgrund von Schleimhautödemen im Darm
• Niereninsuffizienz
Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist die Fähigkeit reduziert, überschüssige Flüssigkeit auszuscheiden, was die Volumenüberlastung verschlimmert.
• Störungen des Elektrolythaushalts
Eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr kann zu Verschiebungen des Elektrolytgehaltes führen, darunter zu einem Mangel an NatriumNatrium ist ein lebensnotwendiges Elektrolyt, das eine Schlüsselrolle bei der Regulierung des Wasserhaushalts, des Blutdrucks und der Nerven- und Muskelaktivität spielt. Unausgewogene Natriumspiegel können zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen bei Hunden und Katzen führen. (Hyponatriämie). Dies resultiert in einer Verschiebung von Wasser in die Zellen hinein, was zu einer Schwellung der Zellen führt. Zellschwellungen im Gehirn sind mit neurologischen Symptomen verbunden.
Symptome: Allgemeine Schwäche (Lethargie), Benommenheit, Desorientiertheit, Gangunsicherheit, Krampfanfälle
• Einfluss von Hormonen
Ein spezielles HormonHormone sind chemische Botenstoffe, die von endokrinen Drüsen produziert und in den Blutkreislauf abgegeben werden, um spezifische Zellen oder Organe im Körper zu beeinflussen. Sie regulieren zahlreiche Körperfunktionen, einschließlich Wachstum, Metabolismus und Fortpflanzung. (ADH) reguliert die Wasserrückresorption in den Nieren. StressStress bezeichnet den Zustand eines Organismus, der auf externe Reize oder Anforderungen reagiert. In der Veterinärmedizin kann Stress physische oder psychische Auswirkungen auf Tiere haben und ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden beeinträchtigen. kann dieses HormonHormone sind chemische Botenstoffe, die von endokrinen Drüsen produziert und in den Blutkreislauf abgegeben werden, um spezifische Zellen oder Organe im Körper zu beeinflussen. Sie regulieren zahlreiche Körperfunktionen, einschließlich Wachstum, Metabolismus und Fortpflanzung. beeinflussen und die Wasserausscheidung über die Nieren hemmen.
Therapeutische Maßnahmen
Therapeutische Maßnahmen können nur ein Tierarzt oder eine Tierärztin nach entsprechender Diagnostik ergreifen. Dazu zählen:
• Medikamentöse Förderung der Harnausscheidung (Furosemid)
• Sauerstoffgabe bei Beeinträchtigung der Lungenfunktion
• Medikamentöse Weitstellung der venösen Blutgefäße in der Körperperipherie, um den Blutstrom zum Herzen zu reduzieren (Venodilatatoren, Nitroglyzerin).
• Behandlung der Grunderkrankung
Vorbeugung (PräventionPrävention umfasst Maßnahmen, die ergriffen werden, um Krankheiten oder Verletzungen zu verhindern. In der Veterinärmedizin schließt dies Impfungen, Parasitenkontrolle und gesundheitliche Überwachung ein.) einer Überwässerung
• Individuelle Flüssigkeitsplanung
Berücksichtigung von Körpergewicht, Zustand des Wasserhaushalts und Organfunktionen bei der Festlegung des Infusionsplans.
• Kontinuierliches Monitoring
Bereits mit einer regelmäßigen Überprüfung einfacher Parameter wie Herzfrequenz, Herzrhythmus, Atemfrequenz, Körpertemperatur und einiger neurologischer Funktionen sowie der Harnbildung und des Körpergewichtes gelingt es, lebenswichtige Funktionen zu überwachen und Komplikationen frühzeitig zu erkennen.
• Verwendung von Infusionspumpen
Mithilfe von Infusionspumpen ist eine präzise Kontrolle der Infusionsrate zur Vermeidung von Fehldosierungen möglich. Dem Tierbesitzer muss klar sein, dass eine korrekte Infusionstherapie einige Zeit in Anspruch nimmt.
Schlussfolgerung
Die Überwässerung durch intravenöse Infusionen bei Katzen ist ein komplexes Problem. Die Flüssigkeitsdynamik im Körper, Regelmechanismen und eventuell eingeschränkte Organfunktionen durch Vorerkrankungen wie Herzinsuffizienz oder Nierenerkrankungen müssen berücksichtigt werden. Durch eine individuelle Therapieplanung, eine sorgfältige tierärztliche Überwachung und eine frühzeitige Intervention können eventuelle Komplikationen minimiert und die Patientensicherheit erhöht werden.