Infusionen bei Katzen, mögliche Probleme und deren Ursachen

16.11.2024
Autor: Redaktion Petsvetcheck

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Infusionen bei Katzen, mögliche Probleme und deren Ursachen

Infusionen direkt in das Blutgefäßsystem sind in der Kleintiermedizin ein unverzichtbares Instrument zur Behandlung von Austrocknung (Dehydratation), Elektrolytstörungen und zur Verabreichung von Medikamenten. Bei Katzen ist besondere Vorsicht geboten, da sie ein erhöhtes Risiko für eine Überwässerung (Hyperhydratation) aufweisen, was ernsthafte Komplikationen verursachen kann.

Physiologische Grundlagen des Flüssigkeitshaushalts
Der Flüssigkeitshaushalt wird durch ein komplexes Zusammenspiel von hydrostatischem (vereinfacht: Druck im Blutgefäß auf die Gefäßwand) und kolloidosmotischem Druck (vereinfacht: Druck im Blutgefäß durch enthaltene Eiweiße) sowie hormoneller Regulation aufrechterhalten. Die Nieren spielen bei der Ausscheidung von überschüssigem Wasser und Elektrolyten eine zentrale Rolle, während das Herz-Kreislauf-System für die Verteilung der Flüssigkeiten verantwortlich ist.

Pathophysiologie der Überwässerung
• Volumenüberlastung und erhöhter hydrostatischer Druck
Eine übermäßige Zufuhr von Flüssigkeit erhöht das Volumen im Blutgefäßsystem (intravasales Volumen). Dies führt zu einem Anstieg des hydrostatischen Drucks in den kleinen Blutgefäßen im Gewebe, wodurch Flüssigkeit aus den Gefäßen heraus ins Gewebe filtriert wird. Das Ergebnis sind Ödeme, potenziell auch ein lebensbedrohliches Lungenödem.
Symptome: Atembeschwerden, Hecheln, feuchte Rasselgeräusche.

• Beeinträchtigte kardiale Funktion
Katzen haben eine relativ geringe funktionelle Reserve des Herz-Kreislauf-Systems. Eine akute Volumenüberlastung kann zu einer Überforderung (Dekompensation) des Herzens führen. Die daraus resultierende Herzschwäche (Herzinsuffizienz) verschlimmert die Flüssigkeitsansammlung im Gewebe oder in Körperhöhlen wie dem Bauchraum.
Die Herzschwäche ihrerseits führt zu einem weiteren Druckanstieg in den großen venösen Blutgefäßen, was wiederum die Gefahr eines Lungenödems erhöht.
Symptome: Erhöhte Herzfrequenz, allgemeine Schwäche, Verstärkung der gestörten Lungenfunktion.

• Reduzierter kolloidosmotischer Druck
Bei schlecht fressenden Katzen kann es leicht zu einem Eiweißmangel im Blut (Hypoproteinämie) kommen, der den kolloidosmotischen Druck im Blut reduziert. Auch dies fördert die Flüssigkeitsverschiebung aus dem Blutgefäßsystem ins Gewebe.
Symptome: Durchfall und Erbrechen aufgrund von Schleimhautödemen im Darm

• Niereninsuffizienz
Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist die Fähigkeit reduziert, überschüssige Flüssigkeit auszuscheiden, was die Volumenüberlastung verschlimmert.

• Störungen des Elektrolythaushalts
Eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr kann zu Verschiebungen des Elektrolytgehaltes führen, darunter zu einem Mangel an Natrium (Hyponatriämie). Dies resultiert in einer Verschiebung von Wasser in die Zellen hinein, was zu einer Schwellung der Zellen führt. Zellschwellungen im Gehirn sind mit neurologischen Symptomen verbunden.
Symptome: Allgemeine Schwäche (Lethargie), Benommenheit, Desorientiertheit, Gangunsicherheit, Krampfanfälle

• Einfluss von Hormonen
Ein spezielles Hormon (ADH) reguliert die Wasserrückresorption in den Nieren. Stress kann dieses Hormon beeinflussen und die Wasserausscheidung über die Nieren hemmen.

Therapeutische Maßnahmen
Therapeutische Maßnahmen können nur ein Tierarzt oder eine Tierärztin nach entsprechender Diagnostik ergreifen. Dazu zählen:
• Medikamentöse Förderung der Harnausscheidung (Furosemid)
• Sauerstoffgabe bei Beeinträchtigung der Lungenfunktion
• Medikamentöse Weitstellung der venösen Blutgefäße in der Körperperipherie, um den Blutstrom zum Herzen zu reduzieren (Venodilatatoren, Nitroglyzerin).
• Behandlung der Grunderkrankung

Vorbeugung (Prävention) einer Überwässerung
• Individuelle Flüssigkeitsplanung
Berücksichtigung von Körpergewicht, Zustand des Wasserhaushalts und Organfunktionen bei der Festlegung des Infusionsplans.
• Kontinuierliches Monitoring
Bereits mit einer regelmäßigen Überprüfung einfacher Parameter wie Herzfrequenz, Herzrhythmus, Atemfrequenz, Körpertemperatur und einiger neurologischer Funktionen sowie der Harnbildung und des Körpergewichtes gelingt es, lebenswichtige Funktionen zu überwachen und Komplikationen frühzeitig zu erkennen.
• Verwendung von Infusionspumpen
Mithilfe von Infusionspumpen ist eine präzise Kontrolle der Infusionsrate zur Vermeidung von Fehldosierungen möglich. Dem Tierbesitzer muss klar sein, dass eine korrekte Infusionstherapie einige Zeit in Anspruch nimmt.

Schlussfolgerung
Die Überwässerung durch intravenöse Infusionen bei Katzen ist ein komplexes Problem. Die Flüssigkeitsdynamik im Körper, Regelmechanismen und eventuell eingeschränkte Organfunktionen durch Vorerkrankungen wie Herzinsuffizienz oder Nierenerkrankungen müssen berücksichtigt werden. Durch eine individuelle Therapieplanung, eine sorgfältige tierärztliche Überwachung und eine frühzeitige Intervention können eventuelle Komplikationen minimiert und die Patientensicherheit erhöht werden.

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